Kapitel 7

Er trat mit festem Schritt ein, sein Blick lag auf den Waffen im Raum. Er nahm behutsam einen Pfeil in die Hand, balancierte ihn auf einem Finger und betrachtete ihn fachmännisch.
,,Es ist schon kurios, findest du nicht? Mein Volk will eures zerschmettern und doch lässt mich deine Mutter in einem Raum voller tödlicher Waffen mit dir alleine."
Er lachte.

,,Was willst du hier?"
, fragte ich König Kieran kraftlos.
Er ignorierte mich jedoch einfach.
,,Hast du hier die letzten drei Jahre trainiert?.
, wollte er wissen.
In meiner Stimme lag keinerlei Emotion, als ich sie erneut erhob.

,,Eure königliche Hoheit, was wollt ihr hier?"
Jetzt hätte ich seine volle Aufmerksamkeit.
,,Das brauchst du nicht zu mir zu sagen."
Seine Stimme wurde um ein Vielfaches rauer als er mit mir sprach.
,,Warum sollte ich nicht?"
, entgegnete ich ebenso rau. Ich konnte meine Verletzung nicht verbergen. Kieran hatte sie bestimmt längst bemerkt.
,,Wir kennen uns zu gut um an solchen Förmlichkeiten festzuhalten"
, stöhnte er frustriert. Sein schwarzes Haar hing wirr vor seinem smaragdgrünen Augen, in denen ich mich so oft verloren hatte. Er trat ein paar Schritte auf mich zu.

Seine Bewegungen waren vertraut und doch hatten sie etwas befremdliches. Ich wich zurück, um den Abstand zu wahren.
,,Wirklich? Kennen wir uns so gut, dass man glatt behaupten könnte, wir wären seelenverwandt?"
Ein trauriger Schleier legt sich über das Grün seiner Augen, bevor er sich wieder von mir verschloss.
,,Rachel-"
,,Nein, nicht Rachel"
, unterbrach ich ihn laut.
,,Rachel Storm starb mit dem Kieran den ich kannte. Den ich geliebt habe!"
Die Verletzung in seinen Augen gab mir Genugtuung. Und sie ermöglichte etwas in mir.

Wut.

,,Du willst wissen, warum ich mich nicht verwandeln kann?.
, warf ich ihm an den Kopf. Ich wartete seine Reaktion nicht einmal ab.
,,Ich kann nicht! Seit mein Kieran gestorben ist ist es für mich unmöglich!"
Die Wut war mittlerweile so weit gewachsen, dass ich mich hätte automatisch verwandeln müssen. Kurzerhand griff ich an meinen Rücken und zog das Schwert hervor.
Blind vor Wut ließ ich es niedersaußen. Klirrend traf es auf eine andere Klinge.

Eis traf auf Feuer.

,,Rachael - was -?"
,,Victoria!"
, brüllte ich.
,,Du hast Rachel ermordet!"
Ich schwang mein Schwert erneut, doch er parierte wieder geschickt.
,,Wie konntest du nur?"
Ein weiterer parierter Hieb.
,,Du hast mich in dem Glauben gelassen, du wärst tot! Dabei wolltest du mich nur loswerden!"
Diesmal schrie ich frustriert auf, als er einen weiteren Hiebe parierte.
,,Du hast mich von Anfang an ausgenutzt! Wetten, du wusstest, dass nur die Prinzessin deine Mutter umbringen kann? Du wolltest von Anfang an nur König werden! Du bist nicht anders als dein Bruder!"
Ein weiterer Hieb, diesmal erwischte ich ihm. Die Kälte meiner Klinge durchschnitt seinen Arm wie Butter.
Er schrie auf.
Dann verwandelte er sich und warf mich mit einem Hechtsprung zu Boden.
Er presste mir alle Luft aus den Lungen.

Plötzlich war er wieder ein Mensch.
Seinem Nähe beruhigte mich sofort.
Blut tropft aus der Wunde an seinem Arm auf mein Gesicht.

,,Rachel, ich konnte nicht anders. Ich hätte es dir nie sagen können. Du hättest es mir nie geglaubt. Ich kannte doch das Verhältnis zwischen euch. Niemals hättest du akzeptiert, dass meine Liebe für dich vorbei ist."
Er macht eine Pause.
,,Denn das ist sie."
Ich starrte ihn an.
,,Das glaube ich nicht."
Wir sahen uns an.
Grün traf auf blau. Sein Atem streifte meine Lippen. Ich schloss reflexartig die Augen.

Ich wollte von ihm geküsst werden.

Hier und jetzt.

So lange hatte ich mir seine Berührung ersehnt.
Und dann - Lehre.
Er war weg.
Verwirrt öffnete ich die Augen.
Er stand vor mir und streckte mir die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen.
Mein Stolz stand jedoch im Wege und ich rappelte mich alleine auf.

,,Schwöre mir, dass du Isabelle von ganzem Herzen liebst. Sie mehr liebst als du mich je geliebt hast."
Er sah mich lange an.
,,Ich kann nicht."
Hoffnung schimmerte in mir auf.
Doch ich konnte ja nicht ahnen, dass er sie gleich ein für alle mal zerstören würde.

,,Ich habe es nie getan. Ich habe dich ausgenutzt. Genau wie mein Bruder auch."
Ich sah ihn fassungslos an.
,,Das kann nicht dein Ernst sein!"
,,Doch, das ist es. Ich liebe Isabelle, schon von Anfang an war es sie. Sie werde ich heiraten. Sie wird meine Kinder zur Welt bringen. Mit ihr werde ich mein Leben verbringen."
Er sah mich ernst an, er sich von mir verbeugte.

,,Prinzessin Victoria, diese Audienz ist beendet."
Damit ging er. An der Tür stieß er fast mit Sam zusammen. Sein Blick fiel auf Kierans zerrissenen Umhang an der Stelle, wo meine Klinge ihn erwischt hatte.
,,Was ist passiert?"
, fragte er besorgt.
,,Geht es euch gut?"
,,Alles bestens"
, antwortete er mit einem letzten verächtlichen Blick auf mich, dann verschwand er.
Ich sah ihm ungläubig nach.

Ich musste ihm so armselig vorkommen.
Ich hoffte immer wieder, dass er zu mir zurück kam, doch er war längst über mich hinweg, hatte nicht mal einen Gedanken daran verschwendet, zu mir zurückzukommen.

Sam erreichte mich.
Sein besorgter Blick suchte mich nach äußerlichen Verletzungen ab.
,,Schlechte Idee, das mit der Audienz"
, knurrte ich.
,,Ganz schlechte Idee."
Er nahm mich in den Arm. Ich wollte aber nicht ins Sams Arme und doch, er würde mein Mann werden. Das wusste ich. Sam widersprach mir.

,,Ich denke nicht, dass es eine schlechte Idee war. Ich bin sogar der Meinung, dass unserer Beziehung jetzt nichts mehr im Wege steht."
Er wandte mich ihm zu. Dann strich er mir zärtlich über die Wange.
,,Du wirst sehen Victoria, ich werde dich glücklich machen."
Ich sah ihn zweifelnd an.

Es war der Klang meines alten Namens, den ich in meinen Ohren vermisste.

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