Kapitel 12: Letzte Worte

Diese Welt war abscheulich. Sie war es schon immer gewesen, versteckte sie nur hinter den ganzen Lügen, ließ jene nicht erkennen, das alles Hoffnungslos war. Doch wer einmal von der Hölle gekostet hatte, konnte den scharfen Klauen Satans nie mehr entrinnen, glaubte nicht mehr an den Himmel.
Es war nicht die Vorstellung der Welt, wie Percy sie hatte, doch hinter jeder Legende, jeder Religion steckte das Tropfen Wahrheit, welches sich mit vielen anderen zu einem Sturm versammelten. Und in diesem Sturm hatte Percy den Weg des Teufels gewählt.
Tröstend umschlug er das weinende Mädchen noch enger, spürte ihr zittern. Ein einziger Satz drang aus seinem Munde, ein Versprechen, das er zu halten wünschte: "Es wird alles gut, wir holen sie zurück!"
Die gelben Augen sahen in an, zuvor noch voller Hass gewesen aber nun ein sanftes Leuchten in sich tragend, was sich gleich wieder hinter dieser stählernen Entschlossenheit verschwand.
"Du versprichst mehr, als du halten kannst, Perseus Achilles Jackson, also wage es nicht, mich anzulügen", entgegnete das Mädchen scharf, jede Schwäche von ihr gewichen.
"Glaub was glauben möchtest, Lee", er sprach zu ersten Mal ihren Namen aus, "aber hier können wir nicht verbleiben, also lass uns diese Diskussion auf später vertagen!"
Er nahm ihre Hand, zog sie auf die Beine. "Das Camp schläft, das Entkommen sollte ein leichtes sein! Aber das reicht nicht, nicht heute! Kronos Seele muss wieder komplett sein!", der Schwarzhaarige leckte sich die Lippen, seine meergrünen Augen leuchteten in der Dunkelheit, "Heute Nacht bricht Tod und Verderben in ihre Welt!"
Lee sah ihn überrascht an, verzog dann auch ihren Mund zu einem Lächeln, was jedoch viel kälter und ruhiger war. "Kronos hat sich diesmal ein besseres Werkzeug ausgesucht", dachte sie sich.
"Tod und Verderben!", wiederholte sie leise.

***

Will war glücklich. Er war glücklich, weil Nico es war. Und das Wichtigste: Sie waren zusammen glücklich. Endlich, nach so langer Zeit, genau heute vor einem Jahr, da hatten sie sich ihre Liebe gestanden. Für Manche war dies längst überflüssig, selbst ein Blinder hätte diese Blicke bemerkt, die sie stetig wechselten, doch für sie bedeutete es, endlich zu sich selbst zu stehen.
Jetzt saßen sie hier, das Lagerfeuer knisternd, beide in Traurigkeit versunken.
"Weißt du noch, was heute vor einem Jahr war?", fragte Nico leise.
Will nickte lächelnd, seufzte aber auf: "Es sind keine schönen Umstände, um diesen Tag zu feiern. Es ist einfach so viel passiert, erst Piper, dann Jason...", seine Stimme brach, "ich kann noch immer nicht glauben, dass Percy...".
Nico unterbrach ihn: "Ich möchte noch weiterhin an Percy glauben, daran, dass alles wieder gut wird, er... er ist unser Held!"
Der Blonde sah in liebevoll an, schmiegte sich näher an ihn. Noch lange blieben sie sitzen, bis der Sohn des Hades herzhaft gähnte. "Wir sollten schlafen gehen, es war ein langer Tag", er schüttelte kurz den Kopf, "ich hoffe noch immer, dass alles nur ein schlechter Traum war".
Will zog ihn näher an sie ran: "Weißt du was kein Traum ist?" Er küsste den Schwarzhaarigen. Ihre Lippen, sie trafen aufeinander, schmeckten einander, liebten einander und lösten sich schließlich in ihrer Atemlosigkeit voneinander.
"Gute Nacht, ich liebe dich", sagte der Sohn des Apollo.
Was er nicht wusste war, das dies die letzten Worte waren, die er zu Nico gesagt hatte, dass das der letzte Kuss war, den sie tauschten.
Hätte er dies gewusst, hätte er so viel mehr sagen wollen. Er hätte ihn gesagt, wie sehr er ihn liebte, gesagt, dass er seine Luft zum Atmen war, seine Melodie die stets ertönte, sein ein und alles.
Er hätte andere letzten Worte gewählt als ein einfaches "Ich liebe dich", er hätte sich besser gemerkt, was Nico erwiderte: "Ich dich auch "
Er hätte so viel mehr getan.
Er hätte.

***

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