#42 Stitched Up


Mein Kopf fühlt sich an als wäre eine Granate darin explodiert.
Der Schmerz geht vom Hinterkopf aus und breitet sich aus wie eine viel zu enge Mütze.

Verflucht...

Langsam krabbelt mein Bewusstsein in meinen Körper zurück und ich wünsche mir sofort, einfach in meiner schwammig-wattigen Traumwelt geblieben zu sein.

Ich hab vom Sommer geträumt, von irgendeiner Busreise, einem Urlaub mit Jungkook und Hoseok und...

"Oh Gott...", stöhne ich, als ich vollends aus der Wattewelt aufwache.

"Doktor reicht.", höre ich eine mir nur zu gut bekannte Stimme, verstehe aber nicht, was sie hier verloren hat, schließlich sind wir doch auf der Straße...bei den Schlägern...oder nicht?

"Aber ich schätze es sehr, von dir so hoch angesehen zu werden.", fährt die Stimme ruhig, leicht amüsiert fort.

Mühsam schlage ich die Augen auf und bin kurz geblendet von all dem sterilen Weiß um mich herum.

Mein Blick huscht einen Augenblick wirr umher und mein Gehirn versucht, die verschwommenen Bilder zu sortieren, ehe meine Augen scharfstellen und ich identifizieren kann, wo ich bin.

"Doktor Park...", murmle ich. Meine Stimme klingt noch ein wenig verwaschen, doch mein Denken funktioniert wieder, und attackiert mich mit Bildern, die mich sofort hochschießen lassen; Bilder von Hoseok, auf der Straße kniend, zwischen diesen Typen, Bilder von der Wut, die in mir gekocht hat.

Schmerzvoll aufstöhnend fasse ich mir an die Stirn und sinke zurück ins Kissen.

Das war zu schnell...

"Wehe du fragst jetzt, wo du bist.", sagt eine andere Stimme. "Oder was passiert ist. Und", ein drohend erhobener Zeigefinger erscheint in meinem Blickfeld, "Frag erst recht nicht, wo Hoseok ist. Wir wollen hier bitte nicht klischeehaft werden."

Ich schnappe mir die Hand und tue, als wollte ich ihn beißen, woraufhin er sie lachend wegzieht.

"Ey! Wenn du schon wieder frech werden kannst, kanns dir ja nicht so schlecht gehen!"

"Ist ja gut, Chim, ich sag ja gar nichts.", entgegne ich grinsend und schaue mich im Zimmer um.

Hoseok sitzt schweigend am Fußende des Bettes und tupft mit einem Tuch an seinem aufgeschlagenen Knie herum. Die Prothese trägt er nicht, sie ist nirgendwo zu sehen, aber an der Wand lehnen Krücken.

Er schaut mich an und lächelt.

"Na, wie geht's dir?"

Ich betaste skeptisch meinen Kopf, ein weicher Verband verläuft quer über die Stirn und um den Hinterkopf herum.

"Mein Schädel brummt ganz schön.", antworte ich.

"Du hast dir auch ordentlich eine eingefangen.", übernimmt Doktor  Park das Wort und reicht mir ein Glas Wasser. "Wir mussten dich mit 4 Stichen nähen."

"Du willst gar nicht wissen wie viele Glassplitter wir aus dir rausgepflückt haben.", scherzt Jimin, der rechts neben meinem Bett an der Lehne eines Stuhls lehnt, grinsend.

"Nein danke, das will ich wirklich nicht.", antworte ich und nehme ein paar tiefe Schlucke, bevor ich dem Arzt das Glas zurückgebe, der es auf dem Tisch abstellt. Das Wasser kühlt meinen Kopf und spült den dumpfen, pochenden Schmerz weg.

"Wir haben dir Schmerzmittel gegeben. Aber die Schmerzen sollten sich eh schnell geben. Du  bleibst am besten heute Nacht hier und ruhst dich aus und morgen kannst du wieder nach Hause.", erklärt Doktor Park fachmännisch.

Ich nicke, zucke aber sofort zusammen, da mir die hektische Bewegung kleine Blitze durch den Schädel jagt.

"Gut." Der Arzt nickt zufrieden. "Ich komme später nochmal wieder. Ruh dich jetzt aus."

Damit wendet er sich ab und verlässt das Zimmer. In der Tür dreht er sich noch einmal um.

"Jimin?"

Der nickt eilig.
"Natürlich. Ich komme.", sagt er schnell und eilt durchs Zimmer. Auf halbem Weg hält er inne und grinst mich an.

"Ich an deiner Stelle würde jetzt erstmal eine Mütze tragen.", scherzt er, ehe er mir frech zuzwinkert und schließlich dem Arzt hinterherhastet, der bereits mit langen Schritten im Gang verschwindet.

"Idiot.", murmle ich und taste mit den Fingern unter den Verband, wo ich eine kleine Stelle am Hinterkopf spüre, an der mir die Haare abrasiert wurden. Statt der Haare fühle ich die harten Fäden, mit denen sie die Platzwunde genäht haben.

"Das sagt der Richtige."

Ich hebe den Kopf und schaue fragend Hoseok an, der die ganze Zeit über ruhig dagesessen und sein kaputtes Knie betupft hatte.

"Schau nicht so. Du weißt genau was ich meine.", sagt er ohne mich anzusehen und zerknüllt das Tuch in der Hand.

"Warum, Taehyung?"

Er dreht den Kopf zu mir und mustert mich eingehend.

"Warum lässt du dir für mich den Kopf einschlagen?"

Ich zucke die Schultern.

"Weil sie sonst dir den Kopf eingeschlagen hätten.", antworte ich schlicht. "Und einen eingeschlagenen Kopf kannst du grad so gar nicht gebrauchen."

"Aber du, oder was?" Er zieht skeptisch eine Augenbraue hoch.

"Nein, nicht wirklich, aber... Das Positive ist, das Loch im Kopf bringt mir ein paar Tage Urlaub. Und die kann ich gebrauchen."

Hoseok grinst schief.

"Wenigstens etwas."

"Ehrlich, Hoseok. Du glaubst gar nicht, wie verrückt es mich gemacht hat, zu sehen, wie diese Kerle dich runtermachen. Du bist der Letzte der es verdient hat, fertiggemacht zu werden. Du hast so viel durchgestanden, da brauchst du nicht noch solche Idioten obendrauf, die-"

"Kleiner.", unterbricht er mich ruhig, fast schon sanft. "Zwei Dinge. Erstens: Merkst du nicht, dass du dir selbst widersprichst? Ja, ich hab viel durchgemacht, aber aus diesem Grund macht mir so ein Kleinkram nichts aus. Ich weiß, dass es schlimmer geht, viel schlimmer, und ich wusste von Anfang an, dass ich sowas früher oder später zu hören bekommen würde, also lass sie pöbeln. Die wollen doch nur, dass man sich aufregt. Gib ihnen diesen Triumph einfach nicht, okay?" Er lächelt. "Ich komm damit klar. Und zweitens: Weißt du eigentlich, wie verrückt es mich gemacht hat, als du blutend auf dem Boden lagst, die Typen abgehauen sind und ich nichts machen konnte, weil ich nicht aufstehen konnte? Das war der Horror, Taehyung. Mach sowas nie wieder, okay? Bierflaschen sind stärker als dein Kopf, auch wenn es ein verdammter Dickkopf ist."

Ich seufze.

"Ist gut, Chef."

Er schmunzelt zufrieden.

"Perfekt."

"Hoseok?"

"Hm?"

"Wie geht's dir? Dein Bein..."

"Ich hab mir das Knie angehauen und die Hände ein bisschen aufgeschrammt. Halb so wild, nicht mehr als ein Sechsjähriger, der beim Fangen zu schnell gerannt ist."

Er hält mir die nahezu unversehrten Hände hin und zuckt die Schultern

"Und die Prothese wird gerade gerichtet. Hat sich verschoben, als der Kerl dagegengelatscht ist. Ist aber heile, also alles gut."

Ich nicke, dieses Mal langsam, darauf bedacht, meinen Schädel nicht wieder so durchzuschütteln.

"Was hast du gemacht? Nachdem ich bewusstlos geworden bin, meine ich. Wie lange war ich eigentlich weg?"

"Ein paar Stunden.", antwortet er.
"Ich hab mir von einem Passanten auf so eine Bank hochhelfen lassen und hab den Rettungswagen gerufen. Die Polizei kam auch, muss wohl irgendwie von wem anders gerufen worden sein. Jedenfalls haben sie uns dann ins Krankenhaus verfrachtet während die Polizisten diese Kerle gesucht haben.", antwortet er.

"Hmm...", murmle ich, als mich plötzlich die Müdigkeit ergreift.

"Ich hoffe sie treten denen ordentlich...in den Hintern..."

Meine Augen fallen zu und ich rutsche tiefer in die Kissen.

Ich spüre kühle Fingerspitzen, die mir die Haarsträhnen aus der Stirn streichen und murmle mit bleischwerer Zunge:

"Bleibst du bei mir?"

Ich höre in seiner leisen, ruhigen Stimme, dass er lächelt, auch wenn ich es nicht sehe.

Dann sagt er:

"So lange du willst.", ehe ich mit einem Lächeln in den Schlaf gleite.

° ° °

Gelaber, Kitsch und mehr Gelaber 😅

I'm sorryyyy 😆

Wie geht's euch?
Wann bekommt ihr Ferien? 🙈

Bis zum nächsten Kapitel!
Hab euch lieb! 💕

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