#41 Trouble
Taehyungs P.o.V.
Gut gelaunt wirft Hoseok seine Sporttasche auf den Rücksitz meines Wagens und lässt sich auf den Beifahrersitz fallen, um dann seine Füße in den Fußraum zu sortieren, was schon deutlich weniger umständlich aussieht als noch vor ein paar Tagen.
"Hey.", begrüßt er mich strahlend, während er sich mit einer Hand durch die vom Duschen an den Haarspitzen noch nassen Haare fährt und sie ein wenig richtet.
"Na, da hat aber jemand gute Laune. Was hattest du denn zum Frühstück?", schmunzle ich, während ich den Wagen vom Parkplatz steuere.
Er zuckt grinsend die Schultern.
"Weiß ich nicht. Ist aber auch unwichtig. Darf man hier nicht einfach so mal gut gelaunt sein?"
Ich lache. "Klar darfst du. Ich find's ja super, wenn du gut drauf bist.", entgegne ich und wechsle das Thema. "Ist das Training gut gelaufen?"
Er nickt und schaltet das Radio ein. "Super. Mein Trainer meint, ich mache Riesenfortschritte. Ich laufe schon fast wieder normal."
"Freut mich.", sage ich, und so dumm wie es klingt, ich meine es ehrlich, und ich glaube, das weiß er.
Gerade als ich in Richtung seiner Wohnung abbiegen will, sagt er: "Warte. Ich will noch nicht nach Hause."
"Wohin dann?"
"Hast du schon gegessen?"
Ich schüttle den Kopf. "Ich komme direkt von der Arbeit."
"Dann lass uns was essen gehen.", schlägt er vor. Ich stimme zu und fahre in die andere Richtung, während ich merke, dass ich wirklich verdammt Hunger habe.
Als hätte er's gewusst...
-
Entspannt spielt er mit seinen Stäbchen, während wir auf das Essen warten. Ich mag es, ihn so ruhig zu sehen, gerade wenn ich im Stress bin, denn dann bringt er mich ein bisschen runter. Wenn ich überlege, dass es vor Kurzem noch andersherum war, kommt es mir fast ein bisschen verrückt vor. Aber ich schätze, das ist, wozu Freunde da sind. Wenn's dem einen schlecht geht, fängt er andere ihn auf, und wenn's dem anderen schlecht geht, stützt der eine ihn. Genau so sollte eine Freundschaft funktionieren, und ich denke, wir sind ein verdammt gutes Beispiel dafür.
Die Kellnerin stellt das Essen auf den Tisch. Wir bedanken uns, und hungrig fallen wir beide darüber her. Eine Weile spricht keiner, aber das stört mich nicht im geringsten.
Nachdem wir aufgegessen und gezahlt haben, beschließen wir, noch ein wenig draußen herumzulaufen.
Hoseok will immer noch nicht heim, und ich habe auch nichts dagegen, noch etwas draußen zu sein, also schlendern wir gemütlich nebeneinander die Straße entlang.
Plötzlich fängt Hoseok an, in seinen Jackentaschen zu kramen, und befördert schließlich eine kleine, angefangene Packung Kekse zu Tage.
Ich muss wohl ziemlich verwundert geschaut haben, denn er lacht und deutet auf eine handvoll Spatzen, die am Straßenrand herumhüpfen.
"Ich hab immer etwas für sie dabei.", sagt er schmunzelnd, zerbricht einen Keks und schmeißt die Stückchen den Vögeln hin, die sich sofort zwitschern daraufstürzen.
"Weiß denn die Ente, dass du sie betrügst?", frage ich gespielt schockiert, woraufhin er mich mit dem Ellbogen in die Seite knufft und die Augen verdreht.
"Und dann gleich mit mehreren! So einer bist du also!", fahre ich empört fort. Hoseok schlägt mich auf den Hinterkopf, schubst mich weg und schaut kurz beleidigt, lacht dann aber doch.
Ich stolpere lachend einen Schritt zur Seite und schließe schnell wieder zu ihm auf.
"Sorry.", murmle ich grinsend.
"Du bist echt doof, Kleiner.", tadelt er mich ebenso grinsend und vertieft sich wieder ins Vögelfüttern.
Ich schnappe ihm den Keks weg, beiße eine Ecke ab und verfüttere das kleine Gebäck schließlich an die hungrigen Vögel.
Hoseok betrachtet mich kurz schmunzelnd und angelt einen weiteren Keks aus der Packung, um ihn auch zu verfüttern.
Plaudernd und Kekse streuend schlendern wir weiter, bis die friedliche Idylle durch ein lautes "EY!" hinter uns gestört wird.
Wir drehen uns beide herum und sehen uns im Angesicht dreier halbstarker Jugendlicher, vielleicht sechzehn oder siebzehn, bewaffnet mit Zigaretten und Bierflaschen.
Alle drei machen einen leicht heruntergekommenen Eindruck und sind eindeutig alles andere als nüchtern.
Ich wende mich ab, ebenso wie Hoseok, und will die Jungen eigentlich ignorieren, doch kaum haben wir ein paar Schritte von ihnen weg gemacht, ruft einer von ihnen uns erneut nach.
"Ey, Krüppel!"
Dieses Mal bleibt Hoseok wie angewurzelt stehen, während ich herumwirbel.
"Was?!", fahre ich den Jungen in der zerrissenen Hose und der umgedrehten Baseballkappe an.
Hoseok dreht sich langsam zu mir um und fasst mich am Handgelenk.
"Lass ihn, Taehyung."
Ich will ihm gerade antworten, als ein anderer Junge, mit grellgrün gefärbten Haaren und Kippe im Mundwinkel, mir zuvor kommt.
"Mit dir redet keiner, Idiot. Ich sprech mit deinem Kumpel! Oder bist du der Krüppel? Hast ein kaputtes Hirn, oder was?"
Ich balle die Hände zu Fäusten. Hoseok zerrt an meinem Arm.
"Taehyung...", beschwört er mich, doch ich lasse mich nicht ablenken.
"Ey, Quasimodo.", lallt der Dritte, etwas lispelnd aufgrund seiner gepiercten Zunge, und geht auf Hoseok zu. "Fasching ist vorbei. Du kannst dein billiges Cyborg-Kostüm ausziehen. Das sieht vielleicht scheiße aus!"
Beiläufig tritt er gegen Hoseoks Prothese, woraufhin der sich an meiner Schulter festhalten muss, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Es wundert mich sowieso, dass er so ruhig bleibt, schließlich schikanieren sie eigentlich ihn und nicht mich. Trotzdem bin ich wütender als er. Viel wütender. Und so langsam treiben diese Kerle es wirklich auf die Spitze.
"Guckt euch das an, jetzt klammert er sich an seinen idiotischen Lover. Nicht nur ein Krüppel, auch noch eine Schwuchtel!", spottet jetzt wieder der Baseballkappen-Typ, während der Grünhaarige seine Kippe vor unsere Füße schmeißt und auf den Boden spuckt.
Langsam aber sicher platzt mir der Kragen, auch wenn Hoseok verzweifelt versucht, mich zurückzuhalten. Aber das, was hier passiert, kann und will ich nicht auf mir sitzen lassen.
Der Gepiercte schleicht immer noch gefährlich grinsend um Hoseok herum, und ehe ich reagieren kann, tritt er ihm kräftig das Standbein weg. Hoseok verliert nun doch das Gleichgewicht, ich kann ihn nicht mehr rechtzeitig festhalten und er stürzt mit einem Fluchen krachend auf die Knie.
Der Grünhaarige macht gerade den Mund auf, um das Ganze zu kommentieren, kommt aber nicht dazu, etwas zu sagen, denn sein Rücken macht unangenehm heftig Bekanntschaft mit der nächstbesten Hauswand, als mir die Sicherung durchbrennt.
Ich kralle mich in seinem Kragen fest und drücke ihn mit meinem ganzen Gewicht gegen die Wand.
"Ich sag dir jetzt Mal was, Kumpel. Ihr wisst gar nichts. Ihr habt keine Ahnung, wer ich bin. Ihr habt keine Ahnung, wer er ist. Ihr habt keine Ahnung, was er durchgemacht hat, und ich wette, wenn ihr in dieser Situation wärt, hättet ihr lange nicht so eine große Fresse. Dann wärt ihr ganz klein. Aber ganz ganz klein. Und wenn ihr euch nicht das Hirn rausgesoffen hättet, wüsstet ihr auch, wie armselig ihr seid. Was würdet ihr machen, wenn ich das, was ihr aufmerksamkeitsgeilen Kinder hier abzieht, mit euch machen würde? Ich rate euch eins: hört auf, eure Umwelt mit irgendwelchen Vorurteile gegenüber den stärksten oder auch schwächsten Menschen zu verseuchen, denn ihr habt keine Ahnung, wer sie sind, was ihre Geschichte ist und warum sie das tun, was sie tun, verstanden? Und jetzt haltet. Eure. Verdammten. Schnauzen.", knurre ich den perplexen Kerl vor mir an, der mich irritiert angafft.
Eigentlich will ich meine Predigt fortsetzen, denn ich bin noch lange nicht fertig mit ihnen, doch ich komme nicht dazu, denn auf einmal passiert ein ganzer Haufen Dinge auf einmal.
"Taehyung, pass auf!", höre ich Hoseok erschrocken rufen. Zeitgleich erscheint ein breites, dreckiges Grinsen auf den Lippen meines Gegenübers, und ich bilde mir ein, er hätte mich angespuckt, doch das ist bereits danach.
Ich spüre die Bierflasche eher, als ich sie sehe. Ein dumpfer Schlag donnert durch meinen Körper, kurz darauf blitzt Schmerz auf, und ganz kurz frage ich mich, ob wohl Knochen oder Bierflaschen stärker sind, bevor ich wie eine Marionette, deren Fäden abgeschnitten wurden, mit dem Scherbenregen zu Boden gehe und alles andere um mich herum ziemlich dunkel wird.
° ° °
Hey. 🙋
Ich muss sagen, ich bin unzufrieden mit dem Kapitel.
Naja, egal ^^
Grüße an dieser Stelle übrigens an Cheytuna, deren Idee es war, auch mal wen anders leiden zu lassen als Hoseok 🙊 (War doch so, oder? Ich meine, wir haben uns da drüber unterhalten 😅)
Ist es bei euch auch so saukalt?
🐧
Bis zum nächsten Kapitel!
Hab euch lieb! 💕
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