#29 Masterplan


"Mann, siehst du scheiße aus." 

Jungkook gibt sich nichteinmal mehr Mühe, das Lachen zu unterdrücken. 

"Das ist Absicht.", entgegne ich unbeeindruckt.

"Ich weiß, ich weiß.", beschwichtigt er mich und mustert sich selbst im Spiegel. "Ich seh auch nicht besser aus."

"Das ist auch Absicht."

"Mann! Kannst du mal aufhören so... so zu sein?"

"Ich übe für meinen Auftritt." Ich fläze mich noch breiter in seinen Schreibtischstuhl und schiebe die Hände in die Taschen.

"Übertreib's nicht.", ermahnt er mich und knöpft ordentlich sein Hemd bis oben hin zu. 

"Gleichfalls“, gebe ich zurück.

“Und jetzt werd fertig, wir müssen los."

-

Es hat eine Weile gedauert, Jungkook für meinen Plan zu gewinnen. Das Ganze ist jetzt eine knappe Woche her. Er war nicht besonders begeistert von dem , worum ich ihn gebeten habe. Klar, es ist auch keine Kleinigkeit, schließlich geht es um einen Job. Aber nachdem ich ihn eine Weile beharkt und bestochen habe, hat er sich doch erweichen lassen. Gott sei Dank, denn ohne seine Hilfe hätte ich direkt einpacken können. Im wahrsten Sinne.

Als ich uns nun so betrachte, komme ich mir allerdings ziemlich naiv vor. Sowas funktioniert doch nur im Film. Aber der Plan klang so gut... Immer wieder rede ich mir ein, dass wir eine Chance haben. Dass es klappen kann. Dass Jungkook mich retten wird. Aber ganz überzeugen kann ich mich nicht, auch wenn ich immer wieder verdammt nah dran bin. Doch dann kommt immer wieder das kleine Kopfmonster und flüstert mir alles mögliche ein, nur nichts, was mir Mut macht. Letztendlich habe ich aber doch beschlossen, es wenigstens zu versuchen und loszuschlagen. Vielleicht geht es ja gut. Es muss gut gehen.

So sitze ich jetzt also in meiner zerfleddertsten Jeans, mit dem verwaschensten Hoodie den ich finden konnte, der unordentlichsten Frisur die ich hinbekommen habe und zwei verschiedenen Schuhen neben Jungkook im Flur vor den Verwaltungsbüros des Krankenhauses, kaue Kaugummi wie ein Kamel und warte auf das Vorstellungsgespräch.

Ich mustere Kookie, der kerzengrade auf seinem Stuhl sitzt, die dunklen Haare sauber gekämmt, die langen Beine ausgestreckt und die Knöchel übereinandergeschlagen. Mit den Fingern knibbelt er am Manschettenknopf seines schwarzen Hemdes, das ordentlich in der dunklen Jeans steckt. Selbst eine Brille hat er auf, die er von wer weiß wo hergekramt hat. Der ganze Aufzug lässt ihn unglaublich gebildet und verantwortungsvoll aussehen, so als bewerbe er sich auf einen Managerposten, nicht auf einen Job als Pfleger. Ja, er hat sich beworben. Denn meine Idee war, dass ich schlecht eine Stelle bekommen kann, die schon wer anders hat. Was, wenn einfach einer schneller ist?

Die Tür eines der Büros geht auf und ich rutsche noch tiefer in den Stuhl. Unter dem Rand meiner Kapuze her mustere ich die Person, die aus dem Raum tritt. Der Blick der kleinen, dunkelhaarigen Frau wandert von Jungkook zu mir und wieder zurück. 

"Wer von Ihnen ist Jeon Jungkook?", fragt sie mit aufgesetzter Freundlichkeit.

"Das bin ich.", antwortet der Angesprochene höflich. Kurz huscht ein überraschter Ausdruck über ihre gemeißelte Sekretärinnenmiene. 

"Dann sind Sie Kim Taehyung, nehme ich an?", fragt sie, an mich gewandt.

"Hm-hm.", brumme ich unbeteiligt, doch ich finde ihre Überraschung irgendwie amüsant. Ich weiß zwar nicht, was sie von Doktor Park von mir gehört haben, aber dass ich ein fauler, schmuddeliger Kerl bin, der in der Ecke hängt wie ein nasser Sack und keinerlei Manieren hat, damit haben sie vermutlich am wenigsten gerechnet. Eigentlich bin ich absolut gar nichts davon, aber was tut man nicht alles. 

"Bestens. Taehyung, wenn Sie dann bitte einmal mitkommen würden.", ordnet sie an, nachdem sie ihre Fassung wiedererlangt hat. Wieder knurre ich etwas, dass annähernd nach Zustimmung klingt, hieve mich umständlich vom Stuhl, vergrabe die Hände in den Taschen und schlurfe ihr, den Blick stur auf den Boden gerichtet, gelangweilt nach. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Jungkook sich ein Lachen verkneift, mir aber trotzdem aufmunternd zuzwinkert. Ich hingegen nicke ihm, ganz in meiner Macho-Manier, bloß desinteressiert zu, woraufhin er nur noch mehr lachen muss. 

-

Die Frau platziert mich auf einem Stuhl gegenüber eines großen Schreibtisches, an den sich kurz darauf ein ergrauender Mann setzt, der sich als Personalchef vorstellt und mich lange und kritisch mustert. 

"Sie haben sich auf die freie Stelle beworben. Beziehungsweise, Sie sind uns empfohlen worden.", beginnt er.

Ich starre leer in die Luft und nicke beiläufig.

"Man hat uns gesagt, Sie seien sehr geeignet. Berichten Sie doch bitte kurz von Ihren Kompetenzen.", bittet er und schaut abwartend über den Rand seiner silbernen Brille.

"Ich kann...so Sachen.", antworte ich.

"Wenn Sie das bitte etwas ausführen würden?"

"Was soll ich da ausführen? Ich kann halt was man so kann als Krankenschwester. Leute von A nach B schaffen, Essen verteilen, was man so macht eben. Als ob Sie das nicht wissen."

Innerlich schäme ich mich für meine Unverschämtheit. Andererseits macht es mir irgendwie Spaß...

Der Chef räuspert sich.

"Gut. Ja, gut... Haben Sie besondere Stärken?"

Ich lasse eine Kaugummiblase platzen. "Ich kann ganz gut mit Leuten." Das war wohl das Platteste, was mir einfallen konnte, und es ist wenigstens irgendwie wahr.

"Sie können gut mit Leuten.", wiederholt der Mann und schreibt sich langsam etwas auf. "Das ist denke ich sehr sinnvoll. Und Ihre Schwächen?"

"Ich hab keine Schwächen.", antworte ich mit einem falschen Grinsen. "Nein, okay, Spaß. Ich bin etwas subjektiv. Ich hab ein Problem damit, das alles von mir weg zu halten."

Das war die verdammte Wahrheit. Aber es ist das beste Argument, das ich gegen mich vorbringen kann. 

Er nickt. "Das könnte zum Problem werden."

Ja, ach nee.

Eine Weile lang geht das Schauspiel so weiter. Er stellt geduldig Fragen, ich denke mir möglichst blöde Antworten aus und argumentiere gegen mich selbst. Was mich wundert ist, dass er mich nicht einfach hochkant rauswirft, bei meinem Benehmen. Nein, er ist seelenruhig.

Warum?

Irgendwann, lange kann es nicht gewesen sein, beendet er das Gespräch freundlich und lässt mich von seiner Sekretärin wieder herausgeleiten. 

Sie ruft Jungkook herein und er folgt ihr sofort mit dem schönsten Lächeln, dass er zu bieten hat, mit langen Schritten und gerade als hätte er einen Besenstiel verschluckt. Schmachtend schaut sie ihn immer wieder an. Wenigstens sie hat er schonmal überzeugt. Zwar nicht ganz fair, aber immerhin.

Aber das hätte ich auch gekonnt, wenn ich gewollt hätte...

Er bleibt eine halbe Ewigkeit im Büro beim Chef. Ich halte das für ein gutes Zeichen, langweile mich aber trotzdem zu Tode.

Als er endlich wiederkommt, verlassen wir beide fluchtartig das Krankenhaus - nicht ohne dass Prince Charming sich mit strahlendstem Lächeln und liebenswürdig bis zum geht-nicht-mehr von der Sekretärin verabschiedet hat.

Draußen vor dem Gebäude, als das alles von uns abfällt, brechen wir beide ersteinmal in schallendes Gelächter aus.

-

Am Abend darauf klingelt mein Handy. Ich lege den Controller, mit dem ich bisher zusammen mit Jungkook Videospiele gespielt hatte - womit wir den ganzen Nachmittag verbracht hatten - neben mir auf die Couch und stehe auf, um ranzugehen. 

Es ist eine unbekannte Nummer. Abwartend hebe ich ab. 

"Ja?"

"Guten Abend!", sagt eine fröhliche Stimme am anderen Ende. Zuerst rechne ich wieder mit diesem Namjoon, der mich schon einmal einfach so angerufen hat, doch dessen Stimme ist um einiges tiefer als die dieses Anrufers. 

"Guten Abend. Mit wem spreche ich?"

Als sich der Anrufer vorstellt, schüttele ich vehement den Kopf, obwohl ich weiß, dass er es nicht sehen kann.

"Sie sind falsch verbunden.", beteuere ich, etwas fassungslos.

"Oh nein, ich denke nicht. Sie waren doch zum Vorstellungsgespräch bei uns, oder etwa nicht?"

"Sicher, das war ich, aber ich denke, Sie haben sich verwählt. Sie wollen doch sicher Jeon-", versuche ich.

"Sind Sie nicht Kim Taehyung?", unterbricht er mich. Meine Fassungslosigkeit wird immer größer.

"Doch, doch. Aber Sie rufen sicher wegen Jeon Jungkook an. Ich reiche Sie weiter, einen Mo-"

"Jetzt warten Sie doch einen Augenblick!", lacht der Anrufer. "Es ist schon richtig, dass ich Sie am Apparat habe. Ich habe gute Neuigkeiten für Sie!"

Was? Warum für mich? 

"Die da wären?", frage ich zögernd und halte zittrig die Luft an.

"Ich gratuliere Ihnen, Taehyung!", sagt er und mir wird schwindelig.

"Sie sind eingestellt!"

° ° °

Ouuh...

Habt ihr damit gerechnet? Was dachtet ihr ist der Plan?

Ich war heute auf dem Weihnachtsmarkt, hehe. 🎄

War ganz schön kalt
Aber schön ^^

Was habt ihr heute so gemacht?

Bis zum nächsten Kapitel!
Hab Euch lieb! 💕

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