#15 Alarmed
Taehyungs P.o.V.
Als ich ihn am Nachmittag zurückgelassen habe, hatte ich ein komisches Gefühl. Ich weiß nicht genau, was es war, aber es war nicht gut. Aber bevor ich zuhause in komischen Gedanken versacken konnte, hat Jimin mich angerufen und gefragt, ob ich nicht vorbeikommen möchte, weil ihm so langweilig ist.
Also bin ich an meiner Haltestelle in eine andere Bahn umgestiegen und zu ihm weitergefahren. Was auch immer er vor hat, alles ist besser als mich zuhause zu langweilen.
Ich klingle an der Haustür und kurz darauf ertönt das Summen des Türöffners. Ich erklimme die Treppen bis zu Jimins Wohnung und klingle dort erneut an der Wohnungstür. Als Jimin öffnet, sage ich nur leicht außer Atem: "Welcher Idiot zieht freiwillig in den sechsten Stock eines Hauses ohne Aufzug?"
Jimin lacht. "Ich. Und jetzt stell dich nicht so an, ein bisschen Sport schadet dir nicht mein Freund."
Ich folge ihm in die Wohnung und streife im Flur meine Schuhe ab.
"Du siehst nachdenklich aus.", sagt Jimin. "Kennt man von dir gar nicht, Hohlbirne."
Ich verdrehe die Augen. "Es ist nichts."
"Ist 'nichts' so wie 'nichts' wenn man eine Frau fragt, warum sie sauer ist?"
"Nein, es ist 'nichts' so wie schlicht und einfach 'nichts."
Er zuckt die Schultern. "Wenn du meinst..."
Ich setze mich ihm gegenüber auf den Fußboden, als er beginnt, an der Reckstange in seinem Türrahmen herumzuturnen. Ich glaube, es sollen Klimmzüge werden. Zugegeben, es sieht auch wirklich nach welchen aus. Wenn ich sowas versuchen würde, käme wahrscheinlich ein kaputter Türrahmen oder ein kaputter Taehyung dabei heraus, also lasse ich es und esse lieber Schokokekse.
Genauer genommen Jimins Schokokekse, die ich von seinem Couchtisch geklaut habe. Man könnte jetzt meinen, es ist fies von mir, Schokokekse vor seinen Augen zu essen, während er Sport macht. Ich sehe es lieber so, dass es fies von ihm ist, vor meinen Augen Sport zu machen, während ich Schokokekse esse. Frechheit. Aber diese Theorie beruhigt mein Gewissen. Außerdem ist Jimin oft genug fies zu mir. Er hat es also sozusagen verdient.
"Sag mal, Taehyung, was ist eigentlich mit diesem Hoseok?", fragt er.
"Was soll mit dem sein?", frage ich zurück.
"Naja, ich hab gehört, du bist der einzige, der irgendwie mit ihm reden kann."
"Eigentlich bin ich der bloß der einzige, der nicht gleich den Kopf einzieht und abhaut, wenn der werte Herr Von-und-Zu mal wieder meint, rumschnauzen zu müssen.", antworte ich wahrheitsgemäß.
"Hm...Was hat der Kerl eigentlich?"
"Hast du das noch nicht mitbekommen?"
"Kannst du mal mit den blöden Gegenfragen aufhören? Nein, ich habe es noch nicht mitbekommen. Würde ich dich sonst danach fragen?"
Ich schiebe mir einen weiteren Keks zwischen die Zähne.
"Er hatte vor ein paar Monaten einen Motorradunfall. Sie haben ihm ein Bein amputiert. Jetzt ist er krass depressiv. Verständlicherweise."
"Definitv. Aber warte mal, warst du nicht auch bei einem Motorradunfall vor ein paar Monaten dabei?"
Verdammt.
Mein Zögern verrät mich.
"Du warst es?"
Jimin lässt die Stange los und springt auf den Boden.
"Du hast Jung Hoseok das Leben gerettet?"
Ich schlucke. "Kann sein..."
"Wie 'kann sein'? Warst du's oder warst du's nicht?" Er schnappt mir die Kekse weg und steckt sich einen in den Mund. "Komm, diese Antwort bist du mir jetzt schuldig. Dafür, dass du meine Kekse weggegessen hast."
"Ich glaub er war es. Ich hab es ja nicht genau gesehen, ich mein, es war dunkel und es hat geregnet, aber es passt alles zusammen, wenn man darüber nachdenkt."
"Was passt zusammen?"
"Naja, dass ihm jetzt sein Bein fehlt. Und das, was ich gesehen habe. Und seine Augen."
"Seine Augen?"
"Ja."
Er lacht. "Na dann..."
Ich verdrehe die Augen und erobere mir die Kekse zurück.
"Eins noch, Tae."
"Was denn?", frage ich, einen Keks kauend.
"Warum machst du dir so eine Mühe für so einen Idioten?"
"Was meinst du?"
"Du machst es schon wieder."
"Was denn?"
"Gegenfragen stellen. Du weißt genau, was ich meine. Wie du gestern Doktor Park bekniet hast, ihn doch bitte mal rauszulassen, das war fast schon filmreif. Warum?"
Ich schweige kurz. Ich weiß es selber nicht.
"Er ist wie ein gefangener Vogel. Er gehört nach draußen, trotz gestutzter Flügel.", sage ich nach einer Weile des Nachdenkens.
Jimin schaut mich an als hätte ich ihm gerade eröffnet, dass ich ein drittes Auge am Hinterkopf habe. Oder Schlimmeres.
"Schau mich nicht so an. Ich weiß es doch selbst nicht."
Nach einem weiteren komischen Blick lässt er mich in Ruhe. Gott sei Dank
-
Der Pizzabote klingelt.
Über den Nachmittag hinweg sind Jimin und ich in Gesprächen über diverse Leute und anderem hängen geblieben und haben völlig die Zeit vergessen. Irgendwann ist uns dann aufgefallen, wie spät es eigentlich ist und dass es schon dunkel ist, und Jimin ist eingefallen, dass er ja mal Hunger haben könnte. Dann hat er kurzerhand Pizza bestellt.
Jetzt läuft er zur Tür, um sie in Empfang zu nehmen. Kurz darauf stehen zwei Kartons vor uns auf dem Couchtisch. Jimin setzt sich in den Schneidersitz, nimmt seinen Karton auf den Schoß und schiebt sich ein Stück Pizza in den Mund.
"Mal was anderes, Tae. Ich glaube, eine gewisse Person hat ein Auge auf dich, Aushilfe.", sagt er mit einem Grinsen, dass ich ungern weiter definieren möchte. Das ist typisch er.
Ich ziehe eine Augenbraue hoch und nage am Rand meines Pizzastückes. "Ach ja?"
"Ja, Mann."
"Und wer soll diese gewisse Person deiner Meinung nach sein?"
Er setzt gerade zur Antwort an, immer noch dieses Grinsen im Gesicht; da meldet sich mein Handy mit einem gedämpften Klingeln.
Ich ziehe es aus der Hosentasche und bedeute Jimin mit einer knappen Handbewegung, kurz zu warten. Ich habe nicht vor, lange zu telefonieren; am liebsten würde ich den Anrufer einfach wegdrücken und meine Pizza weiteressen.
"Wer ist dran?", fragt er mich dennoch leise.
Ich schaue aufs Display.
"Siyeon."
Sein Grinsen wird breiter. "Wenn man vom Teufel spricht.", murmelt er.
Ich schaue ihn augenrollend an und hebe ab.
"Siyeon? Was gibt's?"
"Taehyung? Taehyung, Gott sei Dank erreich ich dich!" Sie klingt aufgeregt.
"Siyeon, was ist los?"
"Es ist was passiert, vorhin, es..."
"Kannst du dich kurzfassen bitte? Meine Pizza wird kalt." Ich habe wirklich keine Lust auf irgendwelche Mädchengeschichten.
"Nein, Taehyung, es geht um die Arbeit, es geht...es geht um Hoseok."
"Hoseok? Und warum rufst du mich da an?", frage ich angenervt. Ich weiß, warum sie mich anruft, aber wenn es einen gibt, auf den ich jetzt absolut keinen Bock habe, dann ist das Jung Hoseok.
"Bitte, du musst herkommen, schnell."
"Warum, Siyeon? Jetzt red mal Klartext mit mir!"
"Nicht am Telefon, Taehyung, es ist schlimm, bitte komm ins Krankenhaus."
Mein Gott, was ist denn passiert? Hat er ihr eine Schüssel Haferbrei über den Kopf gekippt und sie weiß jetzt nicht, was sie tun soll? Mann...
"Ich krieg ihn nicht überredet, Doktor.", höre ich sie abseits vom Hörer sagen. Dann eine tiefere Stimme im Hintergrund. Es raschelt im Hörer.
"Taehyung? Hier ist Doktor Park. Ich bitte dich, komm ins Krankenhaus. Wir bauchen dich, um an den Patienten ranzukommen. Bitte, es ist ernst. Und beeil dich."
Was soll das denn jetzt heißen? So ernst habe ich den Arzt noch nie gehört. Und wenn er schon sowas sagt, dann muss es irgendwas bedeuten.
"Also gut. Ich bin in zwanzig Minuten da...", gebe ich also nach.
In seiner Stimme schwingt riesige Erleichterung, aber auch Besorgnis mit. "Danke. Es ist wirklich wichtig. Wir brauchen dich dringend."
"Ja, ich komme. Bis gleich, Doktor."
Ich lege auf und starre einen Augenblick auf den Hörer. Was zum Teufel ist da los? Und warum soll es so dringend sein?
Jimin mustert mich besorgt.
"Meine Pizza gehört dir. Ich muss los.", sage ich, dann springe ich in meine Schuhe und mache mich auf den Weg.
Auf dem Weg runter durchs lange Treppenhaus geht mir nur ein Gedanke durch den Kopf:
Hoseok, was hast du getan?
° ° °
Hellow :)
Vermutungen, was der Herr verbrochen haben könnte?
Und warum es so furchtbar ernst ist?
~
Ich war heut den ganzen Tag mit meinen zuckersüßen Patenkindern unterwegs 😍
Ihr so?
Habt einen schönen Abend noch ❤
Bis zum nächsten Kapitel!
Hab Euch lieb! 💕
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