#13 Outside

Hoseoks P.o.V.

Ich wende den Blick ab, als die Schwester den Verband an meinem nicht vorhandenen Bein wechselt. Ich bin die Prozedur gewohnt, aber ich habe noch nicht ein Mal hinsehen können. Ich weiß, ich kann nicht weglaufen, aber ich bin einfach noch nicht bereit dazu.

"Wirst du bald mal fertig?", knurre ich die dumme Schnepfe an. Ich kann Verbandswechsel nicht gut ab. Woran das liegt? Muss wohl irgendwas in meinem Kopf sein...

"Sie sind auf einem guten Weg.", sagt die Schwester.

"Jaja, wer's glaubt wird selig. Jetzt mach hin und verzieh dich."

Sie schweigt, beendet ihre Arbeit und geht. Es regt mich auf, wie leicht ich bei den Weibern durchkomme. Am Anfang hat es mir gut getan, der Stärkere zu sein, obwohl ich eigentlich der Schwächere bin. Aber jetzt, seit dieser kleine Pfleger sich ab und zu mit mir anlegt, stört es mich enorm, wenn die anderen so schnell klein beigeben.

Unruhig rutsche ich im Bett herum. Es kribbelt mich in den Fingern. Ich bin seit Wochen nicht aufgestanden, wie auch. Mehr als meine Arme bewege ich nicht, und das kann man nicht wirklich Bewegung nennen. Mir geht es soweit wieder gut, ich brauche keinen Sauerstoff mehr und sie reduzieren ganz langsam die Schmerzmittel. Aber ich langweile mich nach wie vor zu Tode.

Die Tür geht auf und mein allerliebster Pfleger kommt ins Zimmer. Er versprüht so eine unheimlich gute Laune, dass es mich fast ansteckt. Fast.

"Deine gute Laune ist ja furchtbar.", begrüße ich ihn.

Er schaut mich an. "Das könnte man von deiner schlechten auch sagen, aber du lässt dich ja eh nicht umstimmen.", entgegnet er.

"Jaja. Also, was willst du, Kleiner?"

"Muss ich denn immer direkt was wollen, wenn ich hier rein komme?", fragt er unschuldig.

"Ihr Schwachköpfe wollt doch alle immer irgendwas. Dass ich schlafe, dass ich esse, dass ich dies, dass ich jenes..."

"Okay, du hast es erfasst. Ich will tatsächlich was.", gesteht er.

"Und was bitte? Rück endlich raus, dann kannst du endlich wieder abhauen."

"Also, genau genommen will nicht ich etwas, sondern Doktor Park."

Langsam geht er mir echt auf den Geist. "Ach, dein Gott in Weiß, ja? Hat er seinen kleinen Diener geschickt? Mann, jetzt komm auf den Punkt!"

"Sie haben mich her geschickt, weil die Mädchen das alle nicht machen wollen."

Sag mal, macht ihm das Spaß oder was?!

"Was denn nun? Jetzt sag was du willst oder verschwinde!"

Er grinst. "Eigentlich solltest du dich freuen."

Freuen? Wenn er mir noch lange auf den Keks geht, dann kann er sich freuen, wenn er hier lebend rauskommt... Ich starre ihn genervt an.  

"Ich soll dich mal mit raus nehmen.", rückt er raus. "Also, vorausgesetzt du willst."

Ist das sein Ernst? Hat er gerade meine Gedanken gelesen oder was? Ich freue mich tatsächlich, aber zeigen tu ich es nicht. Nicht vor diesem Idioten.

"Raus? Jetzt soll ich auf einmal raus? Nachdem sie mich zwei Monate lang hier einsperren wie einen Hund?"

"Zwingt dich ja Keiner. Ich kann auch einfach wieder gehen und du bleibst drin, wie ein Hund.", sagt er zuckersüß.

Hoseok, verspiel es nicht!

"Nein, bleib hier. Du hast ja Recht, ich will raus.“, gebe ich seufzend nach. “Aber wie? Laufen geht ja schlecht. Willst du mich in einen Rolli setzen wie einen Krüppel?"

"Jap, will ich. Also, nichts gegen Krüppel, aber genau das hab ich vor. Es sei denn, du willst drinbleiben und weiter hier rumliegen..."

Er hat genau gespürt, dass ich nicht in den Rollstuhl will, das weiß ich. Er macht einen Schritt auf die Tür zu. "Deine Entscheidung."

Ich seufze erneut. "Gut. Aber ich will was Vernünftiges anziehen. Dieser hässliche Fetzen ist  peinlich!" Ärgerlich zupfe ich an meinem furchtbaren Krankenhaus-Hemd.

Er nickt und geht zu meinem Schrank. Ich sage ihm, was ich haben will, und er reicht mir die Klamotten, einen grauen Hoodie und eine schwarze Jogginghose.

Dann steht er neben dem Bett, wartet, was als nächstes passiert.

"Was ist? Willst du mir zu gucken oder was?!"

"Hättest du das gerne oder was?", entgegnet er grinsend, verlässt aber trotzdem das Zimmer, wofür ich ihm dankbar bin.

Das Shirt habe ich schnell umgezogen. Mit der Hose kämpfe ich ein bisschen, auch weil mein gesundes Bein reichlich wacklig ist. Letztendlich sitze ich wankend auf der Bettkante und weiß selbst nicht ganz, wie ich das gerade geschafft habe.

Es klopft. “Ja, ich bin fertig.“, sage ich. Der Typ - wie zum Teufel heißt der eigentlich?? - kommt wieder rein, mit einem schwarzen Rollstuhl.

Ich klettere vom Bett in den Stuhl und fühle mich irgendwie hilflos.
“Können wir los?“, fragt er mich.

“Ja.“, antworte ich und rücke mich im Rollstuhl zurecht.

“Ach, halt. Dein Tropf. Sonst wird der Ausflug sehr schmerzhaft für dich - und dann zwangsweise auch für mich.“, sagt er noch und nimmt das rollende Gestell mit den Infusionen mit. “Kannst du das mitziehen?“

Ich nicke und umfasse die dünne Metallstange.

Er schiebt mich also raus auf den Flur und den Gang hinunter. Meine Finger umklammern die Armlehne des Rollstuhls, die andere Hand den Tropf. Diese Blicke. Als wäre ich sonst was für ein Exot.

“Habe ich einen Knopf an der Backe oder was?“, fahre ich eine Schwester an, die mich komisch anstarrt. Sie schaut weg und hastet davon.

Der dessen Namen ich nicht weiß schiebt mich in den Aufzug und drückt den Knopf fürs Erdgeschoss.

“Kleiner, wie heißt du überhaupt?“, frage ich ihn. Eigentlich hatte ich vor, so wenig wie möglich mit ihm zu reden. Aber irgendwie interessiert es mich doch.

“Taehyung. Kim Taehyung.“, antwortet er. “Wundert mich, dass dich das interessiert.“

Wann hat er eigentlich angefangen, mich zu duzen?

Ich zucke die Schultern.
“Dein Nachnamen interessiert mich auch nicht, Kleiner. Aber ich kann dich ja schlecht die ganze Zeit Kleiner und Idiot nennen.“

“Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.“, sagt er schlicht.

-

Als wir in den Garten des Krankenhauses hinaustreten und die Herbstsonne mir ins Gesicht scheint, schließe ich automatisch die Augen und strecke meine Nase Richtung Sonne. Es ist kühl, aber die Sonne hat noch Kraft.

Taehyung schiebt mich den gepflasterten Weg entlang. Schweigend.

Traut er sich nicht mehr, mit mir zu reden?

“Was ist, Kleiner? Hat's dir die Sprache verschlagen?“, frage ich provokant.

“Du machst es ja trotzdem noch.“, sagt er, ohne auf die Frage eizugehen.

“Was?“

“Mich Kleiner nennen.“

“Hm, ja. Hab's mir wohl etwas zu sehr angewöhnt. Wieso, stört es dich, Kleiner?“

Er murmelt irgendwas unverständliches und stellt den Rollstuhl neben einer niedrigen Mauer oberhalb eines Gartenteiches ab.

“Recht so?“

“Was machst du, wenn ich jetzt nein sage?“

“Dann schubs ich dich da runter.“

“Das traust du dich gar nicht, Kleiner.“

“Willst du's drauf anlegen?“, fragt er drohend.

Ich schaue auf das grüne Wasser im Teich, auf dem rotgoldene Herbstblätter schwimmen.

“Vielleicht?“

Mit einem hinterhältigen Lachen lässt er die Bremsen des Rollis losschnappen.

Oh-Oh...

° ° °


Bin unzufrieden 😐
Dunno y...

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