#11 Counter Attack
Taehyungs P.o.V
Ein paar Tage später ist Jimin wieder fit. In der Zwischenzeit habe ich für zwei gearbeitet, dementsprechend fertig bin ich, als ich mich am Freitagmorgen zur Schicht begebe, nachdem ich am Donnerstagabend noch Jimins Spätdienst und zuvor meine eigene Nacuhtschicht gemacht habe. Ich frage mich ernsthaft, ob das nicht sogar schon illegal ist. [A: so I call you illegirl...🎶 okay, Stopp...]
Ich musterte mein Spiegelbild in der Fensterscheibe der U-Bahn. Meine Augen sind dunkel, meine Haut blass und meine Haare sehen aus als hätten sie ein Jahr keinen Kamm mehr gesehen. Tja, die Arbeit und der fehlende Schlaf machen sich halt doch bemerkbar - besonders wenn man sich tagtäglich mehrmals mit einem gewissen Patienten herumschlagen muss, der so schlechte Laune ausstrahlt, dass man direkt depressiv wird, wenn man ihn nur ansieht. Besonders viel netter ist er auch nicht geworden, und so langsam werde ich echt böse. Momentan bleibt er immer an mir hängen, weil sonst niemand freiwillig zu ihm geht. Also lasse ich mich regelmäßig anschnauzen. Wundervoll.
Die Bahn hält an der Station und ich steige aus und laufe das restliche Stück zur Arbeit. Es ist kaum jemand schon da, eine Handvoll Leute laufen herum, die meisten Patienten schlafen noch. Er hoffentlich auch.
Ich laufe die Treppen zu meiner Station hoch und suche nach Siyeon, die ich ablösen soll. Sie sitzt im Gemeinschaftsraum auf der Couch und scheint eingenickt zu sein. Leise betrete ich den Raum und schließe die Tür hinter mir. Dann versuche ich, mich möglichst geräuschlos umzuziehen, doch zu meinem Glück fällt ein Kleiderbügel in meinem Spind herunter und scheppert auf den Boden.
"Taehyung?" Siyeon richtet sich auf.
"Sorry, ich wollte dich nicht wecken."
"Ist doch okay. Ich dürfte eigentlich gar nicht schlafen." Sie steckt sich eine Haarsträhne hinters Ohr und setzt sich in den Schneidersitz.
Ich knöpfe meinen Kittel zu. "Harte Nacht?"
Sie nickt. "Ja...ich glaub so viele Notfälle hatten wir schon lange nicht mehr. Und dann muss man sich auch noch von so einem...so einem..." Sie schnaubt wütend und schüttelt den Kopf. "...anmachen lassen, obwohl man ihm gar nichts getan hat. Heute Nacht hat der Herr mir doch tatsächlich vor die Füße gespuckt! Was...ich meine, wie lange soll man sich das denn gefallen lassen...?!" Ihre Stimme zittert, sie ist schon wieder den Tränen nahe. Sie lässt sich unheimlich schnell aus dem Konzept bringen, kann nur wenig ab, das habe ich bereits gemerkt. Woran das liegt, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass der, von dem sie spricht, es nicht unbedingt besser macht.
"Geh nach Hause, Siyeon.", sage ich und setze mich neben ihr aufs Sofa.
"Ich hab noch eine halbe Stunde Dienst.", widerspricht sie.
"Du gehst jetzt nach Hause, ich bin doch jetzt da. Und wenn wer fragt, dann sag ich, dass es dir nicht gut ging."
Sie seufzt. "Ehrlich?"
"Ja, ehrlich. Und jetzt geh schlafen!"
Siyeon nickt müde. "Danke, Taehyung." Sie umarmt mich und steht auf. "Bis morgen."
-
Ich schaue auf die Uhr. Neun. Frühstück. Ich lege mein Kreuzworträtsel zur Seite und hole das Essen für die Patienten. Nach und nach verteile ich die Tabletts auf die Zimmer, bis nur noch einer übrig bleibt. Ich schiebe den Wagen an die Seite und nehme das letzte Tablett heraus.
Auf in die Höhle des Löwen.
Er scheint noch zu schlafen. Ich stelle sein Frühstück auf seinen Nachttisch und überlege kurz, ob ich das Fenster schon öffnen soll.
"Was willst du, Kleiner?!"
Ich drehe mich zu ihm um.
"Ich habe nur das Frühstück gebracht.", antworte ich kühl. Ich habe mir fest vorgenommen, nicht auf seine Zickereien einzugehen und mich zusammenzureißen, aber mein Geduldsfaden ist dünn geworden. Verdammt dünn. Und auch das macht er nicht unbedingt besser.
"Deinen bescheuerten Fraß kannst du behalten.", knurrt er. "Das du dich überhaupt traust, den Leuten hier sowas vorzusetzen. Wie die Schweine wird man hier abgespeist. Küchenabfall ist das, mehr nicht."
Ich atme tief ein. Ich könnte jetzt mit ihm darüber diskutieren, dass ich persönlich nichts für das Essen kann, aber das hat keinen Zweck. Überhaupt habe ich gar keine Lust mehr, mit ihm zu diskutieren.
"Iss es oder lass es, es ist nicht mein Problem."
Moment, was? Hab ich das jetzt gerade laut gesagt? Oh Mann...
"Was hast du gesagt?" Sein Blick trifft mich wie ein Pfeil.
Ich zögere.
"Feigling, was hast du gerade gesagt?", fragt er erneut, es klingt fast drohend.
Da schaltet es in meinem Kopf. Wie du mir, so ich dir.
"Ich habe gesagt: iss es oder lass es, es ist nicht mein Problem.", wiederhole ich deutlich.
Er lacht heiser. Falsch. "Dürft ihr denn so mit euren Patienten reden, Kleiner?"
Ich übergehe, dass er mich Kleiner und Feigling genannt hat, das bin ich schon gewohnt. Außerdem bin ich schätzungsweise größer als er.
"Also, die Kleine von vorhin hat sich das nicht getraut.", sagt er abfällig. "Bist ihr kleiner Rächer, hm? Daddy regelt das? Ist das dein Ding? Läuft das so bei euch beiden?" Wieder dieses falsche Lachen. Dreckig.
Ich hasse mich dafür, dass mir darauf kein guter Konter einfällt, außer ihm einfach den Wind aus den Segeln zu nehmen, auch wenn es gelogen ist.
"Ganz genau, so läuft das bei uns. Hast es erfasst.", antworte ich voller Überzeugung.
Tut mir leid, Siyeon...
Der kurze verdutzte Ausdruck auf seinem Gesicht, die winzige Sekunde Verwirrung in seinen Augen, das ist alles, was ich wollte. Daran sehe ich, dass ich ihn wenigstens ein bisschen drangekriegt habe.
Dann fängt er sich wieder.
"Hätte nicht gedacht, dass du der Typ für sowas bist, Kleiner.", sagt er mit einem schiefen Grinsen, genauso dreckig wie seine Lache, aber immer noch im gleichen abfälligen Tonfall.
"Tja. Ich hätte auch nicht gedacht, dass du der Typ für solches Gehabe bist. Springst du mit allen so um? Ist das dein Ding?", entgegne ich.
Wieder entgleisen ihm ganz kurz die Gesichtszüge. Ha!
"Was mein Ding ist geht dich gar nichts an.", knurrt er. "Und jetzt verschwinde, du stehst mir im Licht." Scheinbar ist es ihm zu bunt mit mir.
Aber irgendwas an seiner Art ist ein kleines bisschen anders. Ich vermute, er hätte nicht erwartet, dass ihm irgendjemand Konter bietet.
Falsch gedacht, mein Freund.
Ich klopfe auf das Tablett. "Guten Appetit, der Herr.", sage ich überfreundlich, deute eine Verbeugung an und verlasse sein Zimmer. Im gehen frage ich mich, seit wann ich den Mut habe, Menschen die Stirn zu bieten. Das war eigentlich noch nie so.
Irgendein kleiner Gedanke in meinem Hinterkopf frisst immer noch an der Bemerkung mit Siyeon.
Ob sie wirklich...mit mir...? Nein, garantiert nicht. Wie seltsam wäre das denn? Obwohl, sie ist eigentlich schon...Nein! Es reicht jetzt. Alles weitere wird sich zeigen...
-
Der Dienst geht relativ schnell vorbei. Zwei, drei Mal lege ich mich noch mit meinem Lieblingspatienten an, und so langsam fängt es an mir ein bisschen Spaß zu machen.
Zuhause vertreibe ich mir die Zeit dann mit diesem und jenem, und eh ich mich versehe ist es später Nachmittag. Seit dem Frühstück habe ich nichts mehr gegessen, und ich merke, dass ich einen Mordshunger habe.
Ich begebe mich also in meine Küche und krame alles Mögliche zusammen, um mir etwas zu Essen zu basteln.
Gerade schnipple ich Gemüse, als es plötzlich Sturm klingelt. Vor Schreck schneide ich mir in den Finger. Fluchend stecke ich den Finger in den Mund und schneide mit der anderen Hand das Stück fertig klein.
Kurz hört das Klingeln auf. Ich schmeiße das Gemüse in den Topf, wasche mir die Hände und wickle ein Taschentuch um den blutenden Finger. Da geht das Klingeln wieder los. Wahrscheinlich hat der Klingler nur die Hand gewechselt. Die andere hat garantiert mindestens einen mittelschweren Krampf.
"Meine Güte, ich komm ja schon!", rufe ich in Richtung Tür und laufe durch den Flur. Meine nassen Hände wische ich an der Jogginghose ab und öffne schließlich die Wohnungstür.
Kaum ist die Tür soweit offen, dass eine Person durchpasst, stürzt mir etwas - oder besser gesagt jemand - freudestrahlend in die Arme...
° ° °
Ich schon wieder!
Sagt mal, fühlt ihr euch eigentlich irgendwie gespamt?😂 Wenn ja, sagt Bescheid! 😅
Das nächste Kapitel ist auch schon fertig :3
Vermutungen?
Bis dann!
Hab Euch lieb! 💕
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