𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟑𝟕

Erneut inhaliert er das Nikotin und lehnt sich etwas über den Tisch. Im Hintergrund bemerke ich, wie die Tür geöffnet wird und der Wachmann von vorhin wieder hineinkommt.

„Fünf Minuten. Mehr war nicht drinnen", meint er und stellt sich in die Ecke, um Aaron zu beobachten. Die Tatsache, dass dieser gerade raucht, ignoriert er.

„Mein Bruder ist mein neuer bester Freund." Das Wort Bruder betont er so abwertend, wie nur möglich. Den Sarkasmus kann man nicht überhören. „Der Mann denkt, dass wir tatsächlich noch gut miteinander sind und das nichts passiert sei. Als wäre der Tod von meinem Vater unbedeutend. Als hätte es ihn nie gegeben."

Ich verziehe das Gesicht.

„Mein Vater soll nicht vergessen werden, Prinzessin. Er war der Einzige, der immer an meiner Seite stand und das bis zum Ende. Er war derjenige, der mir das Kämpfen beibrachte. Mir mein erstes Messer schenkte. Mir die Techniken zeigte."

Langsam laufe ich auf den Stuhl zu, der Aaron gegenübersteht und lasse mich auf diesen nieder. Meine Hände greifen nach seinen und streicheln sie sanft. Der Wachmann räuspert sich und ich entziehe meine Hände.

„Ich bin sicher, er war ein sehr guter Vater."

Das kann ich von meinem nicht behaupten. Meiner zog sein Machtstatus vor seine Familie und befand es als richtig, mich mit neun Jahren auszusetzen. Mich direkt zu Felice zu bringen. In die nächste Hölle.

„Das war er, Prinzessin. Der beste. Louis sah es anders. Er empfand es als genaue Gegenteil. Dad war bei keinen seiner Spiele, unterrichte ihn keine Messerkunst und war nicht immer an seiner Seite."

Louis ist der ältere, der Hale Brüder und musste immer ansehen, wie Aaron im Mittelpunkt stand und er selbst nur den Schatten abbekommen hat.

„Es fühlt sich nicht richtig an, meinem Bruder wieder so nah zu sein. Nicht, nachdem er unseren Vater so herzlos ermordet hat."

Er steckt sich die Zigarette wieder in den Mund und zieht an dieser, um eine gewaltige Menge an Rauch auszuatmen.

„Dieser Wichser ist schuld, dass unsere Eltern tot sind und ich soll friedlich damit umgehen? Ich soll ignorieren, dass er unsere Familie zerstört hat? Besser gesagt meine Familie, er gehört nicht mehr dazu."

„Nein, Aaron. Du sollst es nicht ignorieren, aber denk daran, dass du hier vorbildlich sein musst. Ich will dich wieder bei mir haben. Ich möchte, dass du auf meinem Bett sitzt, dir mein dummes Gerede anhörst und mich anmeckerst, dass ich das Haus verlassen soll."

Aaron schüttelt mit dem Kopf und zieht erneut an das Nikotin. „Ich habe lebenslänglich. Wen juckts, ob ich jetzt meinen Bruder erschlage. Wäre doch zum Vorteil aller. Ein Häftling und eine Blage meinerseits weniger."

Entsetzt sehe ich ihn an und lehne mich zurück. „Das kannst du doch nicht ernst meinen. Verdammt, Aaron. Versuch doch bitte, dich von der besten Seite zu zeigen. Lass Maxwell nicht gewinnen."

Verwirrt hebt er die Augenbrauen und klopft die glühende Seite seiner Zigarette auf den Tisch, um die kleinen Funken zu löschen.

„Maxwell gewinnen lassen? Ich verstehe nicht ganz, was du meinst, Prinzessin. Du musst mich auf den neusten Stand bringen. Hast du etwas herausgefunden?"

Ich nicke eifrig.

„Oh, Aaron, ich habe eine sehr starke Vermutung, dass Atlas nicht nur einen Deal mit meinem Vater hat. Ich habe ihn letztens mit meiner Mutter gesehen."

Aaron weitet seine Augen. „Und du bist dir sicher, dass er es war?"

„Es kann nur Atlas gewesen sein."

„Hast du Vincent denn direkt nach deiner Erkundung gesehen? Kannst du wirklich ausschließen, dass er es nicht war?"

Nein.

Ich habe Vincent erst viel später wieder gesehen. Bei der Verhandlung. Atlas war es, der mit mir zum Gericht gefahren ist.

Aber...

„Das kann nicht sein", hauche ich und sehe entsetzt zu meinem Freund. „Vincent würde doch niemals... nein."

„Wäre ich jetzt nicht im Gefängnis, würde ich ihn jetzt umbringen."

Der Wachmann räuspert sich.

„Du musst Vincent zur Rede stellen. Bitte. Wenn ich es nicht kann, solltest du es machen. Prinzessin, es ist wichtig, dass du jetzt endlich eine klare Antwort bekommst."

Aaron hat recht.

Ich muss mit den Zwillingen sprechen.

„Egal, was passiert, du kannst immer auf mich zählen, Prinzessin. Sobald du irgendwas weißt, gib mir Bescheid."
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Wie findet ihr das Kapitel?

Vincent? Are you okay?

Hat er wirklich einen Deal mit den Coopers oder interpretiert Vivianne da zu viel rein?

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