𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟏𝟕

„Vivianne, ich frage dich nur noch einmal. Was ist zwischen Felice und dir vorgefallen?" Aaron sitzt mir gegenüber und beugt sich leicht über den Tisch in Atlas seinem Büro. Nach dem kleinen Vorfall auf dem Flur führte er mich hierher und rief meinen Bodyguard zurück.

„Können wir bitte das Thema wechseln?", ich hebe meinen Kopf und blicke direkt in die dunklen Augen von Hale. „Scheiße, nein! Du hattest eine verdammte Panikattacke und ich war zum einen nicht einmal dabei und zum anderen, weiß ich nicht einmal, weshalb!", gestresst fährt er sich durch die Haare. „Fuck. Es hätte gar nicht so weit kommen sollen. Ich hätte mich mehr informieren müssen-", ich unterbreche ihn. „Nein, Aaron. Es ist nicht deine Schuld. Du kannst nichts dafür."

„Wo sind die Zwillinge?", er wechselt nun doch das Thema, was mich erleichtert ausatmen ließ. Ich lehne mich an den Bürostuhl an und blicke starr aus der mit Glas versehende Wand, welche einen wunderschönen Ausblick auf Manhattan zu Vorschau bringt. „Scarlett ist im Krankenhaus."

Aaron versteift sich. „Weshalb?", ich konnte ihm keine Antwort geben und zuckte nur mit meinen Schultern. „Also sind nun beide auf den Weg zu ihr?", fragte er weiter und ich schüttelte mit meinem Kopf. „Nein, Atlas ist hier. Vincent fuhr zu ins Krankenhaus."

Die Bürotür schwang auf und Kai Gordon stürmte herein. „Sir-", er verstummte als seine Blicke auf mich und Hale fiel. „Was ist hier los? Wo ist Mr. King?", Aaron ließ einen amüsierten Laut von sich. „Er schleicht hier irgendwo durch die Gegend. Können wir Ihnen vielleicht helfen?"

Gordon schien erst skeptisch darüber, trat dann jedoch weiter in den Raum und auf mich zu. „Die Verlobte, richtig?", fragte der Mann. Nein. „Ja", er nickte und legte einige Zettel auf den Tisch ab. „Wenn Sie bitte drüber schauen würden..."

»Anklage an Maxwell Cooper abgelehnt.«

Geschockt blättere ich durch die Seiten. Eine Anklage? Gegen was? Und wieso wurde sie abgelehnt? „Vivianne?", Aaron mustert verwirrt mein Vorgehen. Als der den Namen liest, weiten sich seine Augen. „Dein Vater", murmelt er kaum hörbar, doch die Tatsache lässt mich kaum merklich zusammenzucken.

„Komm Prinzessin, wir gehen ein Stück", er nimmt mir die Papiere aus der Hand und öffnet mir die Tür. „Aber die Zettel!", überfordert läuft und der Mann hinterher. „Die können warten", Aaron stoppt Gordon uns zu folgen.

Gemeinsam mit meinem Bodyguard gehen wir nach unten zu dem Empfang, wo wir Atlas auffinden, wie er sich gereizt den Nasenrücken massiert. „Hey", murmle ich, als wir vor ihm stehen bleiben. Mein Fake-Verlobter legte sofort ein Lächeln auf sein Gesicht und zog mich mit seiner Hand näher an ihn, damit er mir einen Kuss auf die Lippen pressen konnte.

Alles gespielt. Nichts ist echt. Alles. Gespielt.

„Sweetheart, können wir kurz reden?", ich nicke und gehe mit Atlas ein paar Meter und somit außer Hörweite der anderen. „Was ist los?", verwirrt blicke ich in seine blauen Augen. „Ich möchte, dass du mir etwas über deine Eltern erzählst."

„Pardon?"

Er kann das unmöglich ernst meinen. Wie kommt er überhaupt darauf? „Soll ich es für dich noch einmal auf Französisch sagen? Je veux que tu me parles de tes parents", ich öffne meinen Mund nur, um ihn wieder zu schließen. Ich kann das nicht. Ich möchte nicht.

„Verzeihung, Atlas", ich wende mich von ihm ab, doch er zieht mich mit ganzer Kraft an meinem Arm zu sich. „Verdammt noch einmal, sprich mit mir!" Seine laute Stimme lassen mir Tränen meinen Wangen hinab laufen. Es gibt so vieles, was ich ihm liebend gern sagen würde, was ich ihm erzählen muss. „Ich kann nicht", hauche ich kraftlos.

Wütend wirft er sein Handy, welches in seiner anderen Hand lag, von sich. Das dumpfe Geräusch von einem zu Boden fallenden Telefon ertönt im ganzen Raum. Die Stimmen um uns herum verstummen und alle Augenpaare sind auf uns gerichtet. Zögernd strecke ich meine Hand nach ihm aus und fasse an seine Wange.

„Ich kann es nicht, Atlas", er neigt seinen Kopf zu meiner Hand. „Warum nicht, Sweetheart? Warum sagst du mir nicht, was in dieser Nacht geschah?", mein Verlobter legt seine Fingerspitzen an meine Wange und wischt mir die Tränen weg. „Bitte", haucht er.

„Alles in Ordnung?", Aaron steht neben uns und versucht die Blicke der Fremden zu versperren. „Bring sie nach Hause, Hale", flüstert Atlas und lässt vorsichtig von mir ab. Aaron nickt und reicht mir seinen Arm, welchen ich nicht annehme, sondern wie versteinert meinen Verlobten ansehe. „Sweetheart?"

„Was war das für eine Anklage, welche du gegen meinen Vater gemacht hast?", frage ich schließlich. Der Blick von Atlas wisch kurz zu Aaron, der ihn genauso fragend ansah, wie ich. „Ich verspreche dir, dass du es erfahren wirst. Zuhause."

„Nein, Atlas. Ich will es jetzt wissen", ich gehe ein Schritt auf ihn zu. Unsere Körper berühren sich. Atlas senkt seinen Kopf zu meinem hinab. „Zuhause", flüstert er und küsst meine Lippen. Der Kuss ist einseitig.

„Okay, dann kommst du jetzt aber mit", Aaron zieht die Augenbrauen hoch und blickt zu seinem Kumpel. „Gordon wollte noch mit dir reden. Es schien wichtig zu sein", fügt mein Bodyguard ruhig hinzu. „Soll er mir eine E-Mail schreiben. Ich gehe jetzt mit meiner Verlobten nach Hause."

„Was das angeht...", ich stocke und deute auf meinen Finger auf dem kein Ring mehr steckt. „Sweetheart", mahnt er. „Es könnte sein, dass er noch bei Nathalie liegt", entschuldigend sehe ich ihn an. „Wieso sollte der Ring meiner Mutter bei Nathalie liegen?"

Scheiße.

„Nun ja, ich habe den Job bekommen und meine Maße mussten gemessen werde-", er unterbricht mich. „Und wieso musstest du dafür meinen Ring ablegen?", hackte er nach. „Sag ihm doch, dass er in deinem Apartment liegt, weil du dachtest, der Deal wäre vorbei", genervt rollt Aaron mit seinen Augen und ich schlage ihm in die Seite.

„Sweetheart?", ausdruckslos ruht sein Blick auf mir. „Verzeihung", ich wende mich ab und gehe auf das Auto zu, welches vor dem Glasgebäude steht. Dicht gefolgt von den beiden Männern. Schweigend steigen wir ein.

„Hat Vincent schon ein paar Infos zu Scarlett?", bricht Aaron nach wenigen Minuten die Stille, während ich noch ein wenig mit Nathalie schreibe bezüglich der Modelagentur. Sie sagte, ich könne das Gesicht für Chanel werden. Mit geteilter Aufmerksamkeit lausche ich den Männern.

„Nein, er muss erst noch nach Frankreich fliegen", überrascht sehe ich auf. „Frankreich? Deine Eltern sind nicht wirklich lang in New York geblieben", stellt Aaron fest und mein Verlobter schüttelt mit seinem Kopf. „Sie wollten uns nur gratulieren", sein Blick ruhte dabei auf mir. „Nach allem, was mit Vincent war, wollten sie sich wieder auf etwas freuen können. Und das war nun einmal die Verkündung unserer Verlobung."

„Aber du meintest damals, dass du es bereits angekündigt hattest, bevor wir uns kennenlernten", hinterfrage ich seine Aussage. „Das ist korrekt. Ich wollte ihnen Hoffnung geben auf etwas Gutes. Absagen ging dann schlecht."

„Ihr wisst, dass ihr jetzt die Verlobung nicht mehr ablasen könnt. Was sollen deine Eltern denken?", Aaron sieht uns eindringlich an. „Das sollte jetzt erstmal egal sein", werfe ich ein. „Egal? Meiner Verlobten sollte es nicht egal sein, dass sie mich nicht heiraten kann."

„Wenn ich dich wirklich heiraten soll, möchte ich eine höhere Belohnung", ich drehe mich zu Atlas, welcher in seiner Anzugtasche nach seinem Portmonee sucht und vor mir öffnet. „Nimm, was du willst, aber heirate mich."

Mit aufgerissenen Augen starre ich ihn an. „Atlas", hauche ich. „Bitte, Sweetheart", er nimmt meine Hände in seine und verteilt leichte Küsse auf diesen. „Bitte, heirate mich", flüstert er weiter. Aaron sieht verlegen aus dem Fenster. „Aber-", ich unterbreche mich selbst und verstumme.

Will ich ihn heiraten? Wollen wir unser gemeinsames Spiel weiter fortführen?

„Es wird Bedingungen geben", sage ich schließlich und beide Männer blicken überrascht zu mir. Atlas atmet hörbar aus und zieht mein Gesicht zu seinem, um mich zu küssen. „Fuck, ja!", er küsst meine Stirn, meine Wangen und meine Lippen.

Langsam entziehe ich mich von ihm. „Hör mir erstmal zu und entscheide danach, ob das immer noch so berauschend klingt", Aaron lacht kurz auf und bekommt dafür einen mahnenden Blick von meinem Verlobten. „Alles, Sweetheart. Du bekommst alles, was du dir nur erträumen kannst."

„Okay, zuerst möchte ich, dass du mir erzählst, warum du meinen Vater angeklagt hast", ich warte seine Reaktion ab. „Ich versprach dir bereits davon zu erzählen", versicherte er mir und ich nicke. „Ich möchte gewisse Grenzen zwischen uns beiden haben", füge ich hinzu und Atlas fängt an zu Grinsen. „Was für Grenzen, Sweetheart?"

„Zum Beispiel kein Küssen, außer es ist nötig-", seine Lippen berühren meine. „Es war gerade sehr nötig, schließlich redest du irgendwas von Grenzen, obwohl ich bereits jeden Zentimeter deines bezaubernden Körpers kenne, Sweetheart", spricht er noch immer an meinen Lippen.

„Ich fühle mich dezent ungewünscht hier", räuspert sich Aaron und holt mich wieder zurück zu klaren Gedanken. Fuck, was mache ich hier? Wie konnte es so weit kommen, dass im Auto mit Atlas rummache.

„Du bist auch gerade ziemlich ungewünscht", genervt lehnt sich mein nun offizieller Verlobter zurück. „Wir wiederholen das Zuhause, Sweetheart", zwinkert er und öffnete die Wagentür. Seit wann stehen wir? Wieso habe ich das nicht gemerkt?

„Kommst du? Wir haben noch einiges zu besprechen", Atlas hält mir seine Hand hin und hilft mir beim Aussteigen. Als ich das Gebäude hinter ihm genauer betrachte, fällt mir beinahe die Kinnlade zum Boden. „Hier wohnst du?"

„Nein, Sweetheart. Wir wohnen hier."
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