𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟕

Mein Herz beginnt zu rasen. Was hat er gerade gefragt? Einen Kuss? Langsam beginnt sich ein Gefühl von Angst in mir breitzumachen. Diesmal will er mich nicht küssen, weil es zum Sex gehört. Nein. Er will mich küssen und das wahrscheinlich ohne triftigen Grund. Und wenn er einen haben sollte, wüsste ich nicht, was das für einer seien sollte. Er hat sich doch nicht etwa verliebt? Ist das in so einem kurzen Zeitraum überhaupt möglich? Kann man jetzt schon von Liebe sprechen?

„Sweetheart?" fragt er erneut und zieht mich zurück in die Realität und die ganze Furcht liegt wieder in meinem Körper. Sanft streichelt Atlas meine Wange mit seiner rauen Hand. Diese Hand, mit der er vorhin meinen ganzen Körper erkundigt hat. Die Hand, mit der er über seinen Anzug gefahren ist. Die Hand, die keine Krawatte binden kann. Ein kleines Grinsen macht sich auf meinem Gesicht bemerkbar.

Und dann lagen plötzlich seine Lippen auf meinen.

Überrascht lasse ich es über mich ergehen. Seine weichen, warmen Lippen schmieden sich in meinen und etwas Nasses kitzelt an meiner Unterlippe. Seine Zunge. Er erhofft sich Einlass in meinen Mund. Auf gar keinen Fall! Ich stoße ihn mit all meiner Kraft von mir, wobei er allerdings auch aus dem Bett fällt. Ups?

„Wofür war das denn bitte?" flucht er vom Boden aus. Mühsam stemmt er sich nach oben und stützt sich mit einer Hand am Bett ab und mit der anderen hält er sich am Rücken. Oh, das sieht schmerzhaft aus. „Dass es so endet, war nicht mein Plan" gebe ich ehrlich zu und mitfühlend verziehe ich mein Gesicht. „Verzeihung" murmle ich noch hinterher.

„Ich kann es verstehen, wenn ich jetzt gehen soll" Atlas sieht auf und blickt direkt in meine Augen. Seine sind sanft und an den kleinen Falten sieht man, dass er das alles gerade äußerst amüsant findet. Ich greife nach meinem Kissen und werde es an seinem Kopf. „Du Arsch!"

Atlas fängt das Kissen allerdings geschickt auf und lässt es zurück ins Bett fallen. „Ich-" fängt er an und setzt sich auf seine Bettseite. „habe eine Idee, was wir morgen machen können" abwartend sehe ich zu ihm. „Wir gehen shoppen" meine Augen weiten sich. Shoppen? Wie soll ich ihm erklären, dass ich bei der Hälfte der Läden Hausverbot habe?

„Das ist eine schöne Beschäftigung, allerdings musst du nicht noch mehr Geld für mich ausgeben" irritiert legt er seinen Kopf schief. „Wie jetzt, du willst nicht shoppen? Vivianne, mach dir mal wegen des Geldes keine Sorgen. Wenn du wollen würdest, könnte ich dir täglich 10 Häuser kaufen, wenn nicht sogar mehr. Also komm mir jetzt nicht mit der Ausrede, dass du zu viel von meinem Geld ausgeben könntest. Außerdem braucht meine Verlobte angemessene Klamotten"

„Was stimmt mit meinen nicht?" frage ich leicht genervt und probiere die Tatsache zu ignorieren, dass er wirklich eine riesige Menge an Geld besitzt. Bestimmt könnte er auch einfach die ganzen Geschäfte kaufen, dann hätte ich zumindest kein Hausverbot mehr. „Im allgemeinen ist nichts an denen falsch, aber ich habe mitbekommen, dass du gar kein Gepäck hast und somit keine weiteren Sachen"

Scheiße! Daran habe ich nicht gedacht. Wie soll ich morgen in die Stadt gehen? Ich habe nichts zum Anziehen! Panisch ziehe ich die Decke über meinen Kopf.

„Sweetheart" lacht Atlas und zieht die Decke wieder zurück. „Ich habe mitgedacht. Du hast für morgen ein bezauberndes Kleid" erleichtert lasse ich mich aufs Kissen fallen. „Ich glaube, wir sollten jetzt langsam schlafen" flüstert er und deckt sowohl sich als auch mich zu.

„Atlas?" frage ich nach einigen Minuten in die Dunkelheit. „Ja, Sweetheart?" ich spüre seinen heißen Atem an meinem Rücken streifen. Ein Schauer überkommt mich. Warum ist er so nah? Ich drehe mich, um ihn ansehen zu können. Atlas streckt seine Hand aus, damit er mir eine Haarsträhne hinters Ohr streichen kann. „Wieso machst du das?"

„Weil die Strähne dir in dein Gesicht gefallen ist" äußert er Schultern zuckend. Ich kichere. „Das meinte ich nicht. Wieso machst du das alles hier? Wieso lässt du mich hierbleiben?" er räuspert sich. „Weil es sich nun einmal perfekt ergeben hat. Es ist eine Win-win-Situation. Wenn das alles nicht wäre, würdest du nicht einmal mehr in diesem Land sein. Ich hätte dafür gesorgt, dass du untergehst. Das ist mein Job. Aber mach dir deshalb keine Sorgen, ich bin ein Mann, der seine Worte hält. Du wirst deine zustehende Belohnung erhalten" was? Okay, damit hätte ich rechnen müssen.

„Vivianne? Ist alles in Ordnung?" ich nicke und drehe mich wieder um. Eine Win-win-Situation. Nichts weiter. Er hätte mich zerstört, er hätte mein sowieso schon schreckliches Leben noch unausstehlicher gemacht. Warum bilde ich mir irgendwas anderes ein? Wir kennen uns nicht. Er hat gar keinen Grund mich kennenzulernen und ich will es auch gar nicht. Wenn es wirklich sein Job ist, Menschen so etwas anzutun, möchte ich nicht, dass er mich besser kennt. Das erklärt, wie er vorhin an meinen Ausweis kam, er weiß bestens, was er in diesem Gebiet zu machen hat. Es ist sein Fachgebiet. Und mit diesen Gedanken schlafe ich ein.

Die Sonne strahlt direkt in mein Gesicht. Habe ich die Gardinen nicht zugezogen? Mit meiner Hand taste ich neben mich. „Huh?" ich bin allein. So viel dazu. Verwirrt steige ich aus dem Bett und fange an, mich zu strecken. Seine Seite ist ordentlich zusammengelegt. Als ich mich im Raum umsehe, bemerke ich auf einem der beiden Stühle einen zusammengefalteten Stoff, der weinrot ist. Das Kleid, von dem Atlas gestern geredet hatte.

Ich greife mir dieses Kleid und ziehe es mir über. Es passt, wie bereits gedacht, perfekt. Sowohl meine Tasche und meine Schuhe finden wieder ihren Platz an meinem Körper. Mit diesem Outfit verlasse ich das Schlafzimmer. Jetzt muss ich mich nur noch frisch machen. Gerade als ich die Tür öffne, stößt mir ein Geruch von gebratenem Ei und Bacon in die Nase. Verwirrt folge ich dem Geruch und treffe dabei auf Atlas, welcher an dem gedeckten Esstisch sitzt.

„Guten Morgen, Sweetheart. Ich hoffe, du hast gut geschlafen" begrüßt er mich sofort, als er mich sieht. Mit meinen zerzausten Haaren und ein elegantes Sommerkleid stehe ich vor ihm und versuche meine Worte zu finden. „Oh, ich hatte dich doch nicht etwa geweckt" schuldbewusst steht er auf und kommt auf mich zu. „Nein, hast du nicht" die Worte kommen langsam aus meinem Mund. Ich verstehe es nicht. Wieso erzählt er mir, was er eigentlich hätte tun wollen und gibt sich jetzt solche Mühe, mich zu versorgen?

„Vivianne? Geht es dir nicht gut?" er hält eine Hand an meine Stirn. „Hm. Deine Körpertemperatur ist normal. Setz dich und iss. Vielleicht wird es dann besser" Atlas nimmt mir meine Tasche ab und zieht einer der ganzen Stühle zurück. Ganz benommen setze ich mich. „Hier" sagt Atlas freundlich und schiebt das Essen mehr in meine Richtung. Er macht es mir wirklich nicht einfach.

„Hast du das selbst gekocht?" frage ich verwundert. Atlas lacht amüsiert auf. „Oh, nein, ich habe es zubereiten lassen, wir haben hier nicht einmal eine Küche im Apartment" eine andere Antwort habe ich auch nicht erwartet. Atlas und kochen? Das gehört nicht zusammen. Ich greife nach meinem Glas, welches mit Orangensaft gefüllt ist. „Kein Kaffee?" der Mann, welcher sich mir gegenübergesetzt hat, schüttelt den Kopf. „Nein"

Schade. Ich liebe Kaffee, aber sich Atlas zu widersetzen, sollte ich fürs erste vermeiden. „Was ist nun unser Tagesablauf für heute?" frage ich und nehme einen Schluck von dem Orangensaft. Er ist selbst gepresst. „Sobald du fertig bist, fahren wir los"

Ob er wirklich breit ist, sehr viel Geld gleich auszugeben?
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Wie findet ihr das Kapitel?

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