37. Gemeines Herz
»Wieso bist du nicht zur Schule gekommen? Sag mir nicht, du warst krank, denn das glaube ich dir keinesfalls.«, ist der erste Satz von Josie, als ich eines ihrer tausenden Anrufe entgegennahm.
Seit heute Mittag sind Lion und ich wieder zurück in North Carolina. Nach der Verfolgungsjagt und den Schüssen haben er und ich kein einziges Wort gewechselt. Dafür war ich viel zu geschockt und neben der Spur. Was sagt man den nach sowas? War echt cool. Lass es uns irgendwann wiederholen, meinst du nicht? Ganz sicher nicht.
Stunden über Stunden war unser Atem, der knirschende Asphalt und der tobende Wind zu hören. Oft kam es mir so vor als könnt ich nicht mehr hören, oder die Welt wurde auf Stumm geschalten, denn ich war in meinem Kopf so weit weg, dass ich den starken Wind erst später mitbekam. Vielleicht hat Lion mich währenddessen etwas gefragt und ich habe es nicht mitbekommen, aber selbst, wenn ich es gehört hätte, ich hätte keinen Laut von mir gegeben.
Ich konnte und wollte einfach nicht reden, beziehungsweise das laut aussprechen, was geschehen ist. Auch Josie musste ich erklären das ich jetzt nicht kann. Dass ich Zeit brauche, um es richtig zu verdauen, denn es will alles nicht in meinem Kopf. Sie verstand, sagte mir noch, dass sie immer für mich da ist und dass sie mich liebhat. Dann legte sie auf.
Ich bin ihr unendlich dankbar, für alles. Das sie da ist und auch bei mir bleiben möchte, dass sie nach meinem Wohlergehen fragt, das sie mir vertraut, mir glaubt und am meisten danke ich ihr dafür das sie meine Freundin ist. Es ist nicht selbstverständlich so eine großartige Freundin zu haben. Josie hat so viel mehr verdient, nicht mich. Wann habe ich sie zuletzt gefragt wie es ihr geht? Wann habe ich gefragt wie es mit Mason läuft? Ich bin eine schlechte Freundin und trotzdem denkt sie nicht mal daran mich allein zulassen.
Wenn dieses Mädchen nicht alles Glück der Welt bekommt, werde ich dafür sorgen müssen, dass das passiert.
Als wir angekommen sind hatte Onkel Zack auf mich gewartet und mich in die Arme genommen als ich benommen aus dem Auto gestiegen bin. Ich ließ es zu, aber ich umarmte ihn nicht zurück, dafür war ich einfach weg vom Jetzt. Das bemerkte auch er schnell, sah fragend zu Lion und entdeckte den kaputten Seitenspiegel. Da verstand er, ließ mich los und wies mir an mich ins Haus zu geben. Ich fackelte nicht lange rum und ging hinein, während die zwei Draußen redeten.
Mir war es egal über was sie sprachen, weswegen ich mich in mein Zimmer verschanzte, die Tür zusperrte und mich schweigend auf mein Bett setzte. Ich legte mich nicht hin, ich saß einfach so da und starrte auf einem Punkt am Boden. Ich war wie weg, bin ich immer noch, doch nach was weiß ich wie vielen Minuten kam mein Onkel wiederherein ins Haus.
Mein Onkel weiß, wie ich ticke und ist deshalb nicht rauf in mein Zimmer gekommen, um zu fragen ob alles in Ordnung ist. Dafür danke ich ihm auch.
Als die Nacht anbrach, erhob ich mich von meinem Bett, in das ich mich später hineingelegt habe, spaziere ich die Treppen hinunter und steure meinen Weg nach Draußen. Onkel Zack und Camilla, die in der Küche saßen und aßen, sahen mich überrascht an, als ich an ihnen vorbei ging. Ich ignorierte es und spazierte in den Garten, zum Pool.
Ich war bis jetzt kein einziges Mal drinnen schwimmen und hatte es heute auch nicht vor. Ich setzte mich am Rand des Pools und ließ meine Füße im Wasser baumeln. Das Wasser ist angenehm warm und leuchtet türkis durch die Lichter, die angebracht worden sind.
Ich weiß das einige sagen würden, das ich übertreibe, aber sie wissen nicht, wie ich mich fühle. Mein Bruder wurde vor meinen Augen, auf einer Party, das wegen meinem Geburtstag und seinem Eintritt zur Schulband veranstaltet wurde, erstochen. Ich habe alle von mir gestoßen, Freunde verloren und den guten Draht zu meinen Eltern zerrissen. Dann werde ich zu meinem Onkel geschickt, lerne Menschen kennen, verliebe mich wieder und denke das endlich alles gut wird. Kommt die Kette hinzu, die mich anfangen lässt an Magie denken. Fahre ich zurück nach Ohio, treffe den besten Freund meines Bruders, fahre zurück und werde verfolgt und fast erschossen worden.
Also sagt mir nicht das ich übertreibe oder unnötig weine. Sagt mir das erst, wenn ihr in so eine Situation gerät.
Ich merke gar nicht, wie jemand sich neben mich setzt, erst als sie ihren Kopf auf meine Schulter legt und die Arme um mich schlingt. Ich konnte nicht anderes als meine zuckersüße kleine Cousine ebenfalls in den Arm zu nehmen. Cami sieht es als Einladung sich mehr an mich anzukuscheln, was ich okay fand und natürlich erwiderte.
Ich habe schon lange nichts mehr mit ihr gemacht. Ich war so versunken in meinen Problemen, dass ich ihr keine Aufmerksamkeit schenkte. Camilla tut mir unfassbar leid, denn auch sie hat jemanden verloren, aber nicht einen Bruder, sondern ihre Mutter. Die Frau, die sie zur Welt gebracht hat und sie zwei Jahre ihres Lebens geliebt und gesorgt hat.
Ich habe Tante Silvia geliebt, aber zu Onkel Zack hatte ich schon immer den besseren Draht gehabt. Simon hat viel Zeit mit ihr verbracht und ich mit meinem Onkel, dennoch war ich am Boden zerstört als ich die Nachricht bekam das sie bei einem schweren Autounfall starb. Danach dachte ich, ich würde in ein tiefes Loch fallen, was auch geschah aber mein Bruder hat mich da rausgeholt und konnte mich glücklich machen, sowie er es immer tat, wenn es mir schlecht ging.
Im Gegensatz zu mir hatte Camilla niemanden, außer ihren Vater, der zwar durch seinen Job viel mit dem Tot zu tun hat, aber dennoch selbst in tausenden Stücken zerbracht. Onkel Zack tut alles, um ihr das zu geben, was sie braucht und er überschüttet sie mit Liebe, aber es ist trotzdem nicht die gleiche Liebe, die eine Mutter geben kann. Mein Onkel liebt Cami mit jeder einzeln Faser seines Körpers und er würde alles für sie tun. Sie müsste es nur sagen und sie würde es bekommen. Ich freue mich für Camilla, dass ihr Vater sie über alles liebt und immer für sie da ist, aber ich denke, wenn sie älter ist, hätte sie gerne eine Mutter, einen großen Bruder oder eine große Schwester, die sie auffängt.
Man kann nun mal nicht über alles mit seinem geliebten Vater reden.
»Rina?« Ihre süße leise Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. »Hm?«
»Ich vermisse meine Mom.« Der Satz traf mich tief in meinen Herzen. Ich zog sie fester an mich und hielt die Tränen zurück, die sich bilden wollen. »Ich weiß, Prinzessin, ich weiß.«, antworte ich leise. »Sie ist jetzt an einem besseren Ort und passt auf dich auf. Sie sieht, wie stark du bist und sie liebt du vom ganzen Herzen.«
»Ich bin aber nicht stark.« Sie löst sich von mir und sieht mich mit ihren blauen Augen an. »Doch bist du.« Ich streiche leicht über ihre weichen Wangen. Sie schüttelt ihren Kopf, hebt ihren Arm hoch und spant ihre kleinen Muskeln an. »Siehst du? Ich bin noch nicht so stark. Dad und du seid stark. Ich will auch so stark sein.«
Du bist sogar noch stärker als das, denke ich mir, sage aber nichts. Ich lache leise, denn sie ist viel zu niedlich für diese Welt. Noch versteht sie den Satz du bist so stark noch nicht, aber wenn sie älter wird dann schon. Ein kleines Lächeln bildet sich auf ihrem süßen Gesicht und entblößt mir somit ihre weißen kleinen Zähne. Gott, dieses Kind ist viel zu gut und wundervoll um war zu sein.
Sie lehnt sich wieder an mich und im Stillen danke ich Gott dafür das er mir Camilla als kleine Cousine zugeteilt hat.
So sitzen sie und ich am Rand des Pools, die Füße im Wasser und genossen die Stille, bis Schritte hinter uns zu hören sind. Cami dreht sich um und ich nicht. Es ist sowieso nur Onkel Zack, der Camilla ins Bett bringen möchte, da es schon viel zu spät für ihre Verhältnisse ist.
»Hallo.«, begrüßt Cami ihren Vater. Zumindest dachte ich das es mein Onkel wäre, doch als seine Stimme ertönte, wusste ich sofort, dass es jemand anderes war. »Hey, kleines. Dein Vater ruft dich. Er sagte, dass du jetzt schlafen gehen musst, weil morgen Schule ist und du ausgeschlafen sein musst.«
»Aber Rina muss doch morgen auch zur Schule, wieso muss sie nicht schlafen gehen?«, beschwert sich Cami, die mich immer noch nicht losgelassen hat. »Wir sind groß. Wenn du älter bist, darfst du schlafen gehen, wann du willst aber jetzt musst du. Komm, dein Vater wartet auf dich. Du willst doch nicht das er böse auf dich wird, oder?« Cami scheint das überredet zu haben, denn sie löst sich von mir, wünscht mir gute Nacht, umarmt mich für heute ein aller letztes Mal und verschwindet dann nach drinnen, wo ihr Vater auf sie wartet.
Lange passiert nichts, was mich hoffen ließ, dass er gegangen sein muss, doch zu meinem Pech setzt er sich neben mich hin. Ich wollte niemanden sehe, nicht mal ihn. Cami war eine Ausnahme. Wie hätte ich sie den wegschicken sollen? Und bei Camilla geht es mir besser, sie macht mich glücklich. Auch wenn nur für kurze Zeit.
Minuten vergehen, wenn ich mich nicht sogar irre ist eine halbe Stunde Schweigen zwischen uns vergangen, bis sich zwei Finger um mein Kinn legt und meinen Kopf zu ihm dreht. Erst weigere ich mich zu ihm zu sehen, aber ich konnte nirgendwo anders hinschauen als in Jacobs grünen Augen. So viele Emotionen sind in ihnen zu sehen und das versetzte mir einen Schlag.
»Was ist los?«, unterbreche ich die Stille, da ich mir Sorgen um ihn mache. »Wer hat dich verletzt?«
Er sah mich weiterhin schweigend an und ich verstand das er nicht reden wollte, schließlich hatte er sicher gemerkt, dass ich auch nicht reden wollte und blieb deshalb still. Er streicht sachte mit seinem Daumen über meine linke Wange, in die ich mich ungewollt anschmiege. Wir beide fixierten unsere Augen und konnte einfach nicht mehr wegsehen. Ich bin wie gefangen in seinen dunkelgrünen Augen.
Mein Herz schlug viel zu hoch und droht zu kollabieren als er mir plötzlich näherkommt. Wir sind uns so nahe, dass seine Nase schon längst meine berührt hat. Er schaut immer wieder zu meinen Lippen, die sich leicht gespaltet haben und wieder zurück in meine blauen Augen. Auch ich konnte mich nicht aufhalten auf seine Lippen zu starren und wieder in seinen Augen. Die Zeit scheint still zu stehen, während seine Lippen meinen gefährlich nahekommen.
Und dann geschah es. Er küsst mich und ich erwidere es Sekunden später. Die Schmetterlinge in meinem Bauch faltern wie wild, während wir unsere Lippen aufeinander sachte und vorsichtig drücken und bewegen. Der Kuss ist vorsichtig, aber dennoch wunderschön. Am liebsten hätte er nie aufhören sollen, doch ich musste mich einfach von ihm lösen.
Es ist nicht richtig, für mich. Dieser Kuss war wunderschön und schenkte mir eine Antwort auf eine Frage, die ich nie beantworten konnte. Meine Lippen kribbeln leicht, mein Bauch ebenfalls und mein Herz schlug schnell, das es weh tat. Ich spüre ein Stechen in meinem Herzen, der mir zeigte das er nicht die Antwort auf die frage ist.
Ich liebe nicht Jacob, sondern Lion und das zeigte mir dieser Kuss, der viel mehr als das für mich war.
Ich will Lion nicht lieben, aber ich tue es. Ich sollte Jacob lieben, den Mann, der für mich da war, der mit mir Pizza gemacht hat und mich zum Lachen gebracht hat, der für mich öfters Gitarre gespielt hat, der mich immer fragt wie es mir geht und der immer zu mir kommt, wenn er nur das Gefühlt hat das es mir schlecht geht. Aber nein, ich liebe Lion und das war schlussendlich das was mir dann doch die Tränen wieder hervorruft.
»Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht küssen. Ich-« Ich unterbreche ihn, indem ich meine Hände um seine Wangen lege und ich mit tränenden Augen ansehen. »Nein, nein. Entschuldige dich nicht. Es tut mir leid. So, so leid.« Ich schlurze.
Er hat das nicht verdient. Er hat mich nicht verdient. Ich kann ihn nicht lieben. Ich kann mein Herz nicht dazu zwingen ihn zu wählen, denn es macht das was es will. Ganz tief in mir drinnen wusste ich schon immer das ich viel mehr für Lion empfinde als für Jacob, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Oder ich, beziehungsweise mein Herz war sich einfach noch nicht sicher und hat deshalb genau auf diesen Kuss gewartet, um sich dann zu entscheiden.
»Ich will dich lieben, Jacob. Ich will es wirklich, aber das ist nicht das was mein Herz will und das ist nicht fair.«, rede ich weiter. »Mein herz hätte dich wählen sollen, aber das tat es nicht. Es hat sich für jemanden anderen entschieden und das ist absolut nicht fair. Ich sollte dich lieben, den Kuss weiter genieße und mit dir Arm in Arm warten bis die Sonne aufgeht aber mein dummes Herz will unbedingt die Herzen brechen, von den Menschen, die mir was bedeuten. Verdammt, ich-»
»Sch, sch.«, unterbrach er mich. Er nimmt meine Hände von seiner Wange herunter und legt seine Hände auf meine Wange, um die Tränen zu beseitigen. »Es ist okay.«
»Nein ist es nicht.« Ich schüttle den Kopf, weswegen er seine Hände von mir runternahm. »Es ist nicht okay, verdammt! Wieso ist mein Herz so gemein? Kann es nicht einmal die richtige Entscheidung treffen und kein Leben zerstören?«, rege ich mich weiter auf.
»Rina, es ist okay, wirklich.« Er zieht mich in seine Arme, was ich zuließ und mich an ihn schmiege. »Nein, nein, nein...« Immer mehr Tränen rollen über meinen erhitzen Wangen. Das kann doch nicht wahr sein. Es darf nicht wahr sein.
»Wir müssen uns nochmal küssen. Das... das kann einfach nicht wahr sein.« Ich löse mich von ihm und sehe ihm in die Augen. Auch bei ihm haben sich Tränen gebildet, die er mit einem Lächeln auf den Lippen versucht zu verstecken. Er schüttelt den Kopf und streicht mir über das schwarze lange Haar. »Nein, das müssen wir nicht. Du liebst Lion. Das wussten alle. Nicht mal ein blinder Mensch kann diese Bindung, diese Liebe übersehen.«
War es so offensichtlich, dass ich Lion liebte? Haben alle anderen gewusst für wen mein Herz höher schlägt?
»Aber-« Er unterbrach mich wieder. »Kein aber. Es ist okay. Du kannst dafür nichts und ich danke dir für diesen Kuss. Er bedeutet mir so viel, du hast keine Ahnung. Ich will nur das du glücklich bist und wenn Lion der ist, der dich glücklich machen kann, dann ist es in Ordnung. Es macht mich nur etwas traurig das ich dir nicht genug geben konnte, aber ich bin froh, dass er das kann. Wenn jemand wirklich Lion lieben kann, dann kann er doch nicht so schlimm sein, wie ich denke, oder?« Er grinst am Ende hin und entlockt mir somit für ein paar Sekunden ein kleines Lächeln.
»Es ist trotzdem nicht fair.« Ich schniefe. »Vielleicht, aber es ist einfach so und ändern können wir es nicht.«, sagt er leise und nimmt mich wieder in die Arme. Ich bete meinen Kopf auf seiner Brust, wo mich sein schnell schlagendes Herz empfängt und mir nochmal klar macht das es wegen mir so schnell schlägt.
»Sag mir nur eines, war ich dein erster Kuss?« Ich grinse und nicke. Er ist mein erster Kuss und ich bin froh drüber. Jemanden anderen als ihn als erstes geküsst zu haben, will ich nicht ändern. Er war perfekt und ist es immer noch.
»Gut, denn das kann Lion mir nicht wegnehmen.«
Ich grinse, denn er hat recht, meinen ersten Kuss hat er bekommen und nicht Lion. Das kann er ihm nicht ihm nehmen, vorausgesetzt er will mich überhaupt küssen. Schließlich weiß ich jetzt, wie ich zu meinen Gefühlen stehe, aber was ist mit ihm? Fühlt er etwas in meiner Gegenwart oder spielt sich das alles nur in meinem Kopf ab?
»Ich will ja ungern stören, aber« Ich löse mich erschrocken von Jacob und drehe mich blitzschnell um. »Wir wollen auch Umarmungen.» Ich sah alle drei an. Josie steht mich verschränkten Armen und einem Lächeln im Gesicht neben Mason, der sich etwas unbeholfen die Arme reibt und mich unsicher ansieht. Mal was Neues von Mason. Etwas weiter vorne steht David da und grinst fröhlich über beide Ohren.
Ich ließ mir das nicht zweimal sagen, stand auf und lief auf David zu, der als erstes seine Arme für mich ausgebreitet hat. Es ist so schön ihn und alle anderen wieder in die Arme zu nehmen. Ich habe Josie und David tagelang nicht mehr gesehen und Mason... Na ja, den habe ich zuletzt gesehen als ich mit Lion ins Auto gestiegen bin und flüchtig nach Ohio geflohen sind.
Ich lächle, denn es machte mich glücklich meine Freunde zu sehen, ohne dass jegliches Drama auf uns eintrifft. In letzter Zeit ging alles den Bach runter, bei uns allen. Jetzt fühlt es sich so an, als würde dieser Abend recht angenehm werden, nachdem ganzen Geweine und den chaotisch, zerstörenden Gefühlen.
Und plötzlich frage ich mich wie lange sie dagestanden haben müssen.
Ich löse mich von der Gruppenumarmung und verschränkte die Arme. »Ihr habt alles mitangesehen, oder?« Schuldbewusst reibt sich Josie über die Arme, Mason sieht überallhin außer zu mir und David ist der einzige der mich anlächelt. Wenn auch nur vorsichtig und bedacht.
»Ja.» Er legt beide Hände auf meine Schulter. »Alles.« Na großartig. Ich seufzte peinlich berührt. Eigentlich habe ich nicht vorgehabt vor den anderen meine Gefühle preiszugeben. Ganz ehrlich, sie tun mir leid, weil sie mein Geheule mit ansehen mussten und diese Verzweiflung in allen Worten, die ich ausgesprochen hatte. Wir müssen uns nochmal küssen, habe ich gesagt.
Müde von allem fahre ich mir durch die langen offenen Haare. Meine Wangen glühen und sind wahrscheinlich tomatenrot, wie auch meine verheulten Augen, die weh tun. Wann habe ich zuletzt richtig schlafen können? Ich weiß es nicht mehr, aber was ich weiß ist das ich den unbedingt brauche. Ich sehe wahrscheinlich wie ein wandelnder Zombie aus. Blass, Augenringe, gebückter Gang und toter Blick. Gute Voraussetzungen für eine Zombierolle in einem Film.
»Wieso seid ihr eigentlich alle hier?«, frage ich sie. »Freust du dich nicht das wir da sind?« Josie kommt einen Schritt grinsend auf mich zu. »Doch, doch... Ich freue mich.« Ich zwinge mich zu einem Lächeln, der überraschenderweise sehr leicht auf meinen Lippen geleitete.
»Wir haben dich vermisst und wir haben uns Sorgen gemacht. Denk nicht wir würden das alles nicht sehen. Wir wären sonst blind, wenn wir das offensichtliche nicht sehen würden.« David legt einen Arm um mich und wuschelt mir durch die Haare. »Hey!«, beschwere ich mich und versuche vergeblich meine Haare wieder ordentlich zu richten.
Mason tritt hervor und richtet für mich meine Haare. Er zögert, als hätte er angst ich würde ihm bei seiner nächsten Bewegung erdolchen. »Josie hat mich gezwungen zu kommen. Sie kann nicht ohne mich.«, berichtet er nebenbei, während er sich auf meine Haare konzentriert, die David ein weiters mal durcheinanderbrachte, als er sie richtete.
»Ach, so ist das?« Ich sehe von Mason hinweg zu Josie, die mit erröteten Wangen zu Boden sieht und auf einem Bein zum anderen wippt. »Seid ihr zusammen?«
Durch das Wissen, das ich über Josies Lage weiß, überrascht es mich ein bisschen, dass sie ihn mit hierhergebracht hat. »Ja.«, antwortet David während Josie im gleichen Moment mit »Nein« antwortet. Mason sieht daraufhin zu David und dann zu Josie, deren Wangen einen stärkeren roten Ton annahm.
»Doch, sind wir«,grinst Mason sie an. Josie öffnet den Mund als würde sie nicht glauben was er da gerade von sich gab. »Das wünscht du dir.«, zischt sie. »Ja« er grinst diabolisch und kommt langsam und gefährlich auf sie zu. »Vielleicht ein bisschen.«
»Mason, stehen.« Sie hebt ihr Hand an und geht langsam nach hinten. Er schüttelt den Kopf und kommt immer näher auf sie zu. Jacob, der sich neben mich gestellt hat, beobachtet die zwei dabei aber scheint ganz weit weg in seinen Gedanken verschwunden zu sein.
Plötzlich wandte er sich zum Gehen an. David hat immer noch seinen rechten Arm um meine Schultern gelegt, weswegen ich sie von mir abschüttle und Jacobs Arm ergreife. David versteht sofort, schenkt mir ein kleines Lächeln und rennt auf Mason und Josie zu, die in lautes Gelächter verfielen.
»Jacob.« Ich zog ihn zurück zu mir, was er wiederwillig zuließ. Er sah auf meine Hand, die seinen Arm festhält. »Sieh mich an.« Ich lege meine andere Hand auf seine Wange und erlange somit seine Aufmerksamkeit.
Seine grünen Augen präsentieren mir seinen Schmerz, den ich verursacht habe. Ich hab etwas getan was ich nie wieder mehr tun wollte. Ich habe ihn verletzt. Einen Menschen, der mich glücklich hätte machen können. Eine Person, die das beste in mir sah, meine traurige Aura überwand und mich mag sowie ich bin.
»Ich liebe dich, Jacob.« Tränen zeichneten sich in seinen Augen, wie auch in meinen. Er schüttelt den Kopf und lächelt mich bitter durch die Tränen an. »Aber nicht sowie du mich liebst.«
Ich liebe ihn, das tue ich wirklich. Aber nicht auf diese Art, die wir uns beide erhofft haben. Auch wenn ich ihm nicht die Liebe geben kann die er verdient hat, will ich ihm wenigstens etwas lieben können. Als ein Freund. Ich will das er weiß das er wichtig für mich ist. Ich hab ihn meinen ersten Kuss geschenkt. Niemand anderes hat ihn mehr verdient als Jacob. Nicht mal Lion.
»Ich weiß, ich weiß.« Er lächelt, während sich mehr Tränen bilden. Es bricht mein Herz ihn weinen zu sehen. Diese Tränen habe ich erschaffen. Durch mich wurden sie gebildet und durch meine Worte rinnen sie seine Wangen herunter. Seine Tränen brennen in meiner Seele und zerreißen mein Herz.
»Es tut mir leid.« Er entfernt meine Hand von seiner Wange, drückt sie kurz und ließ sie dann los. »Ich muss gehen.« Ich nicke verstehend, wische meine Nässe vom Gesicht und lächle ihn an. Auch er zwang sich zu Lächeln. Ein Lächeln das so viel Schmerz preisgab, obwohl er es hätte verstecken wollen.
»Ich liebe dich.« Er hat es zwar nur geflüstert, dennoch hörte ich es, als hätte er es in mein Ohr geschrien.
Ein Stich, schmerzvoll, zerreißend und quälend traf mein Herz mit voller Wucht. Ich wusste das er mich liebt aber diese drei kleinen machtvollen Worte zu hören zerbrach mich endgültig. Er hatte es gesagt und jetzt hasse ich mich noch mehr.
Ich konnte darauf nicht antworten. Dafür bin ich viel zu sprachlos. Er dreht sich um, ohne die anderen zu beachten. Er zieht sich seine Kapuze über den Kopf, vergräbt seine Hände in den Hosentaschen und geht in das Haus hinein, deren Lichter ausgemacht worden sind.
Ich starre eine Weile auf die Stelle wo zuvor noch Jacob gestanden ist und mir gesagt hat das er mich liebt. Doch als ein Schrei ertönt fahre ich herum und sehe Josie und Mason dabei zu wie sie kreischend in das Pool fielen. Mit einem lauten platschen landen sie in das lauwarme Wasser. Das Wasser das durch den Aufprall vom Pool flog, landete auf mir und David, der weiter vorne vor mir stand.
Ich, sowie auch David hoben unsere Hände hoch, um so wenig wie möglich nass zu werden. Als die zwei wieder auftauchten verfielen Mason und David in lautes Gelächter.
»Idiot«, rief Josie empört und reibt sich die Augen dabei. Mason lacht nur lauter und spritzt Wasser auf sie. »Lass das!« Auch sie setzte zum Angriff an und spritze ihn ebenfalls mit Wasser an.
»Wasserschlacht!«, schreit David und zieht das Shirt aus. Das David einen leichten Sixpack besitzt, war mir schon eine Weile bewusst. Er schoss sein Shit auf mich, das ich gekonnt auffing und wieder zu Boden fallen ließ.
»Komm lass uns rein und Teil der Schlacht sein.« Er hält mir seine Hand hin, die ich zögerlich annahm. Er lächelt, drückt meine Hand ganz leicht und zog mich zum Pool. Zusammen sprangen wir beide rein und wurden Sekunden später vom lauwarmen Wasser empfangen, das uns gleichzeitig die Luft zum Atmen nahm.
Luft zum Atmen. Wer hat das schon?
Fortsetzung folgt...
Happy Birthday to me lmao.
Gefällt euch das Kap? Bei Gott, es tat mir so leid Jacobs Herz zu brechen. Er ist purer Zucker nh.
Btw bin gerade in der Schule und dachte mir, wieso kein Kap posten, da ich ja bis 18 Uhr Schule habe.
Alsoooo joa, bis bald, meine Caramelitos.
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