33. Magie

Frische Meeresluft, angenehmes Rauschen, starker Wind, der meine Haare nach hinten pustet und das wunderschöne blaugrüne Meer, das zu meinen Füßen liegt. Meine Beine sind an mich gezogen und meine Arme schlangen sich um sie. Mein Kopf bettete ich auf meinen Knien und meine Augen sind geschlossen. Ich genieße den kalten Wind, der die nackte Haut meiner Füße streift und mir ins Gesicht weht. Meine Schuhe und meine Socken liegen neben mir, sowie auch mein Skateboard. Die hellblaue Jeansjacke, die ich anhabe, schützt mich minimal von der Kälte.

Das ist eines der kältesten Tage für mich, seit ich hier in Ohio bin. Die Monate die ich hier verbracht habe waren ziemlich warm, sogar recht heiß. Es war zwar nicht durchgehend super warm aber mehr als eine Weste oder ein dünner Pullover war nicht nötig. Selbst an Tagen wo es geregnet hat, war es warm.

Sowie vor ein paar Wochen. Ich war bei Jacob und wir haben Pizza mit Aidana und David gemacht. Eigentlich wollten Cruz, Mason und Josephine auch kommen aber sie wurden dann alle verhindert. Cruz musste für ein Mathe Test lernen, da sie den letzten mächtig vermasselt hat. Mason hat sein Auto geschrotet, beziehungsweise ein Freund von ihm war das und sie mussten das Auto zu einer Werkstatt bringen. Und Josephine hat die Aufgabe bekommen auf ihre kleine Nichte Kelsie aufzupassen.

Wir alle haben Cruz unsere Hilfe angeboten, die sie aber abgelehnt hat, da sie behauptet abgelenkt zu werden. Wir verstanden allen und ließen sie alleine lernen. Josie haben wir vorgeschlagen Kelsie mitzubringen, aber sie verneinte dankend und David musst bis tief in die Nacht sein Auto reparieren lassen.

Wir hatten vorgehabt zu einem neuen Shop zu gehen, dessen Name mir verfallen ist und der vor kurzem neu geöffnet hat, da hat es dann angefangen zu regnen. Deshalb blieben wir bei Jacob, haben zusammen Pizza gemacht und uns alle fünf Teile von Shrek reingezogen. Ich muss zugeben das die Filme echt witzig waren, was dazu geführt hat das wir oft in lautem Gelächter verfielen und David fast an seiner Pizza erstickt wäre, hätten wir nicht sofort eingegriffen. Das einzige was mich en wenig verstört hat, war das Esel und Drache Kinder bekommen haben. Sie waren aber echt putzig und am liebsten hätte ich von dem ein Kuscheltier gehabt, einfach, weil die so süß sind.

Selbst als es geregnet hat, war es so warm das wir um ein Haar trotzdem gegangen wären. Zum Glück sind wir dann doch nicht gegangen, denn der Pizzaabend mit den anderen war echt witzig gewesen. Mir war es sowieso lieber gewesen einfach zu bleiben, da ich nicht so gerne shoppen gehe.

Da es anfängt in Ohio kälter zu werden kam es dazu das sich in Mae's Beach keine Menschenseele aufzufinden war. Mir wurde schon gesagt das generell keine Menschen hier sind. Es kommen nicht sehr viele her, was sowieso besser für mich ist. Ich brauchte einfach einen Ort wo ich mich verziehen kann, ohne immer sicher gehen zu müssen das keiner kommt und mich in meiner verwirrenden Lage auffindet.

Mein Kopf platzt gleich. Meine Gedanken lass mich einfach nicht in Ruhe, während das Wasser durch die Luft näher zu kommen scheint. Mittlerweile sind meine Augen offen und starren auf die kommenden Wellen, die zu meinen Füßen landen. Das Wasser zieht sich Zentimeter vor meinen Füßen wieder zurück und ich beobachte es dabei.

Mein Kopf ist einfach voll. Soviel hat sich verändert. Für mich hat sich so einiges geändert, denn die Tatsache das ich plötzlich doch Gefühle habe hat alles verkompliziert und erschwert. Blöderweise empfinde ich nicht nur für eine Person etwas, sondern für zwei. Ist das überhaupt möglich? Anscheinend schon, sonst würde ich jetzt nicht hier sitzen und mir den Kopf um diese zwei Idioten zerbrechen.

Es sind ein paar Wochen her, das Lion und ich zusammen gesungen haben und ich am Ende in seinen Armen gelegen bin. Die Tränen die über mein Gesicht geronnen haben, hat zum Glück keiner gesehen. Es wäre komisch gewesen, wenn sie es wüssten und die Gerüchte Küche würde noch voller werden, als es sowieso schon ist. Wir sind Gesprächsthema der ganzen Schule und erregen mit jedem Schritt, den wir machen ungewollte Aufmerksamkeit.

Dieses ganze Gestarre nervt mich und lässt mich durchgehend komisch und unwohl fühlen. Ich fühle mich so beobachtet und das nicht nur in der Schule. Eine Zeitlang dachte ich das ich mir das nur einbilde aber jetzt ist es plötzlich anders. Überall wo ich bin fühle ich mich beobachtet, nur hier am Meer nicht.

Ein guter Zufluchtsort, würde ich mal sagen.

Wahrscheinlich übertreibe ich auch einfach nur aber trotzdem verschwindet dieses ekelhafte Gefühl von Beobachtung einfach nicht. Jetzt wo ich gerade so drüber nachdenke bekomme ich Gänsehaut.

Miss Abbot hat meine Tränen zum Glück auch nicht gesehen. Sie hat geklatscht und wir zwei haben uns aus der wärmenden Umarmung gelöst. Alle folgten Miss Abbots Beispiel und klatschten ebenfalls begeistert, was mein Herz erwärmte. Der einzige, der nicht klatschte und auch der Grund ist wieso ich mich dann schlecht fühlte, war Jacob. Er war wie weggetreten. Seine Arme hat er vor der Brust verschränkt und sein Blick galt dem hellbraunen Boden.

»Ich wusste das ihr zwei ein perfektes Team abgeben würdet. Diese Harmonie, diese Leidenschaft, dieser Schmerz in eurer Stimme und der sich in eure Augen widergespiegelt hat... einfach wunderschön und ergreifend. Ich habe lange nicht mehr solche Gefühle gehört, gesehen oder gespürt. Gänsehaut pur.«,schwärmte unsere Lehrerin, als wir uns gesetzt haben und der Applaus verstummte.

Durch die Worte die Miss Abbot ausgesprochen hatte hob Jacob seinen Blick und sah zu ihr. Ich habe ihn von der Seite angesehen, was er sicherlich gemerkt hat aber wissentlich ignoriert hat. Eine Weile sah er Miss Abbot an und dann wanderte sein Blick zum anderen Ende der Klasse. Zu Lion. Er sah ebenfalls zu ihm. Ich konnte deren Gesichtsausdrücke nicht lesen. Da war etwas das ich in ihren Blicken nicht verstand.

Jacob benimmt sich seitdem komisch. Er ist ruhig, nachdenklich und in sich zusammen gekehrt. Wütend war er die letzten Tage auch, weshalb genau weiß ich nicht.

»Der Typ hat einfach nur seine Tage, Sweetheart.«,meinte David lässig und hat versucht mich damit zu beruhigen, was nicht geklappt hat.

Lion und Jacob sind nicht die einzige Dinge die in meinem Kopf rumschwirren. Josie, David und ich hatten am Wochenende über Lidija und meine Kette geredet. Als Josie und ich vor ein paar Monaten im Café saßen hatte sie meine Kette in der Hand gehabt. Sie erzählte uns das die Kette immer heißer wurde, weswegen sie mir die Kette wieder überreicht hat. Sie dachte, sie hätte sich das eingebildet, doch als Lidija meinte, dass es eine tragbare Heizung wäre wusste sie das sie es sich nicht eingebildet hat. Daraufhin haben wir uns in Mae's Beach Café verabredet um es an David und nochmal an Josie zu testen.

Wie auch bei Lidija wurde die Kette plötzlich heiß. Mehrere male übergab ich David und Josie den Diamanten und sah ihnen dabei zu wie sie ihr Gesicht schmerzvoll verzogen und mir ihn wieder überreichten. Das komische ist das die Kette bei mir normal ist. Weder kalt noch warm. Sie hat die Temperatur, die sie haben sollte. Die zwei finden, genauso wie ich das die Kette einen komischen roten Farbton besitzt. Wie aus einer anderen Welt. Wunderschön und unwirklich.

»Vielleicht ist die Kette ja wirklich magisch.«,hat Josie vermutet und ich habe belustigt aufgelacht.

»Magie? Dein ernst?«,lachte ich. Eigentlich dachte ich auch schon dran. Magie... nein, sicher nicht. Das ist einfach nur absurd und nicht Wirklichkeit. Magie gibt es nicht, genauso wenig wie Vampire, Geister oder Werwölfe. Diese Kreaturen entsprechen unserer Fantasie und existieren nur in unseren Köpfen.

»Ja, wieso nicht? Die Kette ist verdammt alt und wird heiß, wenn andere sie anfassen. Wer weiß, vielleicht gab es früher wirklich Magie, die jetzt in deiner Kette steckt.«,meinte David schultern zuckend und hat dabei den Diamanten angesehen, der in der Mitte des Tisches lag, umzingelt von unseren Erdbeermilchshakes.

Danach habe ich einfach nur an meinem Strohhalm gesogen und hab schweigend aus dem Fenster gesehen. Es kann einfach keine Magie sein. Vielleicht ist die Kette wirklich heiß nur ich spüre es nicht, da ich immer so heiß Dusche, das man denken könnte ich dusche mich mit Lava. Und selbst wenn es Magie gibt oder gegeben hat, warum zur Hölle sollte sie in einer Kette stecken? In einer Kette, die meiner Familie seit Generationen gehört.

Da meine Kette unter mein schwarzes Shirt liegt, hole ich sie heraus und nahm sie direkt von meinem Kopf. Obwohl die Sonne sich hinter den Wolken versteckte glänzte die Kette übernatürlich hell. Es lag seelenruhig in meiner flachen Hand und das Wasser berührte währenddessen meine Zehen. Diese Kette ist wunderschön, etwas anderes wäre gelogen.

Ich sah die Kette genauer an. Ein dunkelroter Diamant mit einer silbernen Verfassung. Bis jetzt hab ich mehr auf den Stein geachtet als auf die Verfassung, weswegen ich verwirrt die Stirn runzle, als mir etwas seltsames auffällt. Ich kniff meine Augen zusammen.

Qs
Zayn Stone

Wer zur Hölle ist Zayn Stone und was bedeutet Qs? Vielleicht gehört es jemanden aus meiner Familie. Nein, das kann nicht sein, denn es gibt keinen Zayn in unserer Familie, soweit ich Bescheid weiß. Und dann wurde es mir mit einem Schlag klar. Diese Kette, die sich in meinen Händen befindet, muss Zayn Stone gehören, der wirkliche Besitzer des teuren Diamanten und auch mein Vorfahre.

Was aber immer noch nicht erklärt wieso die Kette für andere Menschen plötzlich und aus unerklärlichen Gründen heiß wird. Jeder, der sie angefasst hat, hat sich daraufhin an ihr verbrannt. Josie war die erste Person. Lidija war die Zweite und David der letzte. Und Lion? Er hat ebenfalls die Kette berührt und hat weder das Gesicht verzogen, noch irgendwie darauf reagiert. Als wäre die Kette das normalste der Welt gewesen, was es auch ist, den es gibt keine Magie.

Wer weiß, vielleicht gab es das früher, aber jetzt?

Wieso hat Lion nicht, sowie all die anderen, genauso regiert? Er hat die Kette wirklich lange in seinen Händen gehalten und hat sie dann mir überreicht. Nicht sowie David, Josie und Lidija, schnell und zischend, sondern ruhig und gelassen. Wahrscheinlich merkt er keinen Unterschied.

Oder, was wenn Josie und David doch recht haben? Die Kette ist sicherlich nicht ganz normal und auch wenn es jetzt dumm klingen mag, ich muss es testen. Also fische ich mein Handy aus der warmen Jacke, entsperre es und rufe die erste Person an, die mir in den Sinn kommt. Es piept eine Weile bis sie schließlich abhebt.

»Stone. Weswegen hab ich die Ehre einen Anruf von dir zu erhalten?«,zwitschert Cruz überaus belustigt ins Telefon.

»Ist wer bei dir?«

Kurz ist es still, bis ein kleines Rascheln ertönt und sie dann endlich redet. »Ja, Aidana ist bei mir. Wieso fragst und wo bist?«

»Ich bin am Meer.«,erkläre ich. »Aber das ist jetzt unwichtig. Wo ist Jacob?«

»Er sollte bei sich Zuhause sein.«,antwortet Aidana für Cruz. Wahrscheinlich hat sie mich auf Lautsprecher gestellt.

»Hol Jacob und kommt zu mir nachhause. Ich brauche Antworten und das sofort.«,erkläre ich den Grund meines Anrufes.

Erneute Stille, bis Cruz leise und verwirrt »Sind unterwegs« murmelt. Ich nicke, obwohl sie mich nicht sehen kann und lege auf. Dann wähle ich den nächsten Kontakt. Mason. Es hat etwas gedauert bis er abgehoben hat.

»Shawty, wie gehts, wie steht's?«,flötet er fröhlich. Wieso sind eigentlich alle so gut gelaunt?

»Wo bist du?«,frage ich ihn. Mein Blick ist auf das grünblaue Meer gerichtet, dessen Wasser erneut auf meine Füße trifft. Trotz dessen dass das Wasser immer näher kommt rücke ich nicht zurück. Ich genieße die Kälte, die auf meine nackte Haut trifft, weswegen eine Gänsehaut schon ein Weilchen meinen Körper bestückt.

»Ich parke gerade mein Auto ein. Ist alles in Ordnung?« Während er mich besorgt fragt, ob alles okay sei, hörte ich leise Musik im Hintergrund laufen, was bewies das er wirklich im Auto sitzt müsste.

»Stop, hör auf zu parken. Du musst jetzt zu mir fahren. Die anderen sind unterwegs, also beeil dich.«

»Okay.«,zog er verwirrt das Wort in die Länge. »Bin in zwanzig Minuten bei dir.«

Ohne einen weiteren Wortwechsel lege ich auf und starre auf meine Kontaktliste meines Handy. Ich besitze nicht sehr viele Nummern, da ich die meisten entfernt habe. Die einzigen Nummer die ich verschont habe sind die meiner Freunde, Familie, Deacon, Simon und Lion. Wieso ich noch Simon's Nummer habe weiß ich nicht. Vielleicht hoffe ich noch auf ein Wunder. Und bei Deacon, da hoffe ich ebenfalls das er doch irgendwann für mich da sein wird, was eigentlich ziemlich dumm von mir ist.

Ich starre auf seinen Namen, unsicher den Anruf zu betätigen. Dadurch das ich auf seinen Namen starre, ohne es einmal in Erwägung zu ziehen drauf zu klicken, verdunkelt sich der Bildschirm meines Handys. Bevor es aber komplett ausging tippte ich schließlich doch auf seinen Namen. Etwas nervös steigt mein Puls. Doch er hob nicht ab also rief ich ihn weitere Male an, in der Hoffnung das er abheben wird. Aber mit jedem fehlgeschlagen Anruf sank meine Hoffnung in den Keller.

Als mir das ganze piepen an meinen Nerven zerrte seufzte ich und lasse mein Handy sinken, doch kurz bevor ich auflegen konnte nahm er den Anruf an.

»Serina?«, ertönt seine angenehme tiefe Stimme durch mein Handy. Lion ist der einzige der mich nicht Rina nennt und irgendwie gefällt es mir so. Meinen Namen aus seinem Mund zu hören ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch wild umher fliegen.

»Ich brauche Antworten, Lion.« Und wie ich die brauche. Ein Gefühl in mir drinnen lässt den Gedanken nicht los, das er eine große Rolle, in diesem über aus chaotischen Stück, spielt.

Stille. Nicht mal sein Atem war aus dem Gerät zu hören, als würde er die Luft anhalten. Ich sah immer noch das Meer an, mit dem Unterschied das meine Beine nicht mehr an mich gezogen sind. Ich schloss meine Augen, atmete tief durch und erhebe mich vom Sand.

»Ich werde warten.«,flüstere ich und lege auf. Ich weiß, das er kommen wird. Warum genau ich mir da so sicher bin, weiß ich auch nicht.

Ich zog mir meine Socken und Schuhe an, nahm mein Skateboard in die Hand und verließ den menschenlosen Strand. Als ich auf festen Boden stand legte ich mein Skateboard drauf und fuhr Nachhause. Ich weiß, ich werde etwas später auftauchen als die anderen, weswegen ich versuche mächtig Gas zu geben.

Es ist zwar nicht so wichtig vor ihnen anzukommen, aber es wäre besser, dann hab ich mehr Zeit meine Gedanken richtig zufassen. Ich muss auch noch sicher gehen das mein Onkel nicht da ist, oder Camilla. Mein Onkel sollte auf der Arbeit sein und Camilla bei Nana Faye, da ich sie, bevor ich zum Strand gefahren bin, zu ihr gebracht habe.

Heute kann es echt schrecklich peinlich oder sehr hilfreich werden. Entweder ich weiß, das die anderen mich nicht anlügen, oder das alles einfach nur ein blöder Spaß ist.

Oh Gott, lass das alles bitte gut gehen.

Fortsetzung folgt...









Hey, wie geht es euch so?
Falls ihr fragt wie es mir geht: ich bin einfach nur happy. Ich wurde in die Vienna Business School angenommen und ich kann's einfach immer noch nicht fassen.

Wie gefällt euch das Kapitel und was glaubt ihr wird euch noch erwarten?

Bis bald, meine Caramelitos<333

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