30. Mein Fehler
Ich rannte ihm hinterher. Wieso genau, wusste ich selbst nicht. Um mich zu bedanken sicher nicht, denn das hab ich schon getan. Wahrscheinlich weil ich ihn fragen wollte, was das ganze sollte. Erst ignoriert er mich und alle anderen auf diesem Planten und dann hilft er mir meine Kette zurück zu bekommen. Ich komm einfach nicht dahinter was er vor hat. Ich verstehe ihn nicht, obwohl ich es versuche, deshalb muss ich einfach mit ihm reden.
»Lion!«,schrie ich so laut ich kann, doch er zieht es nicht mal in Erwägung, sich um zu drehen. Stattdessen geht er weiter, als würde keiner ihm nach rennen und ihm Flur seinen namen ruft.
»Lion, verdammt! BLeib stehen, bitte.«,versuchte ich es erneut, doch wie schon gedacht lief er seelenruhig weiter. Ich beschleunige meine Schritte, um das dreifache, so das ich ihn endlich am Arm packen konnte und ihn, so gut es geht, zu mir zu drehen. Da er sich genervt zu mir drehen ließ, stütze ich mich keuchend an meinen Knien ab.
Erst jetzt wird mir so richtig klar, wie unsportlich ich eigentlich bin. Vor ungefähr fünfzehn Minuten hatte ich noch Sportunterricht, bei dem wir gemütliche Runden gelaufen sind, doch jetzt wo ich rennen musste, wird es mir klar. Selbst beim Rad machen wackelte ich noch mit meinen eignen Beinen, weil ich mein Gleichgewichtig nicht halten konnte. Schließlich hab ich nicht kommen sehen das Lidija mir, wie ein kleines Kind, das Bein stellt. Bei Deacon war es anders. Da wusste ich das er es machen würde, somit war ich bereit.
»Du bist echt unsportlich, aber ich denke das weißt du selbst.« Für eine Milisekunde waren seine Mundwinkel nach oben gezogen, doch so schnell wie es kam, so schnell verflog es auch wieder.
»Ist mir klar.«,gebe ich zurück. »Was ich aber nicht verstehe bist du.«
Etwas in seinem Blick verändert sich. Er zog die Brauen verwirrt zusammen und sah an mir herunter. Jetzt erst stelle ich mich gerade auf und blicke in seine Braunen Augen.
»Ich verstehe dich nicht. Ich verstehe einfach alles nicht. Du gehst mir aus dem Weg und das ohne jeglichen Grund. Seit ich bei dir Zuhause gewesen bin, wo du mich hingebracht hast, redest du nicht mit mir, weder mit anderen menschlichen Wesen. Und plötzlich, aus dem nichts, nach einem verdammten Monat, in dem ich versucht habe mit dir zu reden, tauchst du auf und hilfst mir meine Kette aus den Krallen dieser Hexe zu befreien. Du...« Lion unterbricht mein schnelles Gerede, indem er eine Braue hoch zog und »Aus den Krallen dieser Hexe?« fragt. Dabei grinste er leicht und alleine dieses Grinsen ließ mein Herz noch höher schlagen, als es sowieso schon tat.
Und leider Gottes musste ich grinsen, doch ich schüttelte meinen Kopf, um ihn mit einem ernsten und festen Blick anzusehen. Was sich als echt schwer erwies, denn wenn der berühmt berüchtigte Lion Arden vor dir steht und dich an grinst, dann ist es echt schwer sich zu konzentieren. Na ja, eigentlich lacht er mich wahrscheinlich in seinem innersten aus.
»Hör auf damit.«,flehe ich ihn verzweifelt an.
»Womit den?« Verwirrt sieht er mich an, doch das Grinsen in seinem Gesicht verschwand nicht.
»Hör auf so zu grinsen. Wie soll ich dir Sachen an den Kopf werfen, wenn dieses bescheuerte Grinsen mich um den Verstand bringt?« Meine Augen weiten sich und mein Mund blieb offen. Hab ich gerade wirklich laut gesagt das sein Grinsen mich verrückt macht? Anscheinend schon den seine Mundwinkel sackten langsam herunter. Auch er hat seine Lippen leicht auseinander gespaltet aber schloss es nach Sekunden, in denen wir uns still ansahen, wieder.
»l-ich... ähh...« Unbeholfen sah ich zu Boden und rieb mir peinlich berührt meinen Nacken. Ich traute mich nicht wieder in seine Augen zu blicken. Warum konnte ich nicht einfach meinen Mund halten, warten bis Lion weiter sprach und sein verwirrendes Verhalten erklärt?
»Es war ein Fehler.«,ertönt seine Stimme ruhig und gelassen. Jetzt zwang ich mich dazu, zu ihm hoch zu sehen. Sofort blickte ich in seine braunen Augen. Und diesmal strahlte er keine Kälte aus oder Hass. Es war was anderes. Etwas das ich nicht einordnen konnte. Unter anderen war Trauer in ihnen zu lesen, was mich schwer schlucken ließ.
»Was... war ein Fehler?«,frage ich ihn leise.
»Es war ein Fehler dich zu mir gebracht zu haben. Es war ein Fehler mit dir geredet zu haben und am meisten war es mein Fehler dich so nahe an mich ran gelassen zu haben.« Seine Stimme ist mit jedem Wort etwas lauter geworden, so das er am Ende hin seine Worte durch das ganze Schulhaus zu hören war. Zu meinem Glück waren nicht viele im Gang, wahrscheinlich weil bald die nächste Stunde beginnt und alle sich zu ihren Klassenräumen begeben.
Aber die Schüler, die noch in den Gängen stehen und nun Lion und mich beobachten, ist nicht das was mir ungewollt das Herz zerbrach. Lion's Worte hallten in meinem Kopf herum und trieben mir schon fast die Tränen in den Augen, doch ich riss mich zusammen, um nicht vor ihm ein weiters mal zu weinen. Aber das es mir das Herz brach konnte man definitiv in meinem Gesicht ablesen, denn Lion schien kurz Reue zu zeigen, aber auch das verschwand dann Sekunden wieder.
Schweigend sahen wir uns an. Alle um uns herum verschwanden in ihren Klassenräumen. Natürlich nicht ohne uns einen Neugierigen Blick zu schenken. Lion ist der Erste der den Blickkontakt auflöst und sich von mir abwendet. Wie erstarrt stand ich da und sah zu wie Lion sich mit jedem Schritt immer mehr von mir entfernt und mein Herz immer mehr zu schmerzen beginnt.
Er bereut es mir geholfen zu haben, an dem Abend, als ich wegen Simon geweint habe. Er bereut es mit mir jemals geredet zu haben und er bereut es mich jemals so nah an ihn gelassen zu haben. Meint er damit die Umarmung vor Camilla? Oder meinte er das Händchen halten, als wir zu seinem Haus gegangen sind? Wahrscheinlich beides.
»Erklär es mir.«,rufe ich ihm nach. »Warum war es ein Fehler?«
Fehler... Dieses Wort hinterlässt einen bitteren Geschmack in meinem Mund, den ich am liebsten ausgespült hätte.
Lion bleibt stehen aber dreht sich dennoch nicht zu mir um. Auf der Stelle bleibt er stehen während ich ihm immer näher komme. »Erklär es mir. Solange lasse ich dich nicht gehen.«,sage ich, als ich mich vor ihm stelle und in seine Augen blicke. Ungewollt war das, was ich gesagt habe, nicht nur auf die jetzige Situation bezogen. Ich weiß nicht wieso aber ich würde ihn nicht loslassen. Jetzt nicht und auch später nicht.
»Er denkt, du könntest dich in ihn verlieben.« Erschrocken sehe ich hinter Lion, wo Jacob, mit verschränkten Armen, aufgetaucht ist. Sein Blick ist eiskalt und desto näher er kommt, ist es, als würde ich die Kälte selbst spüren, die in dem Moment von ihm ausgeht. »Das ist, das was er immer denkt. Er denkt das jedes Mädchen, das an ihm vorbeigeht, sich in ihn unsterblich verliebt und nicht mehr von seiner Seite weichen möchte.«,setzt er fort und hat sich neben mich und Lion gestellt. Natürlich mit etwas Abstand. Jacobs Blick galt Lion, der zu mir sieht.
Ich spüre, dass er mich ansieht, denn seine Blicke brennen auf meiner Haut, aber ich traue mich einfach nicht in seine Augen zu sehen. Nachdem was Jacob gerade gesagt hat rast mein Herz viel zu schnell, dass es schon unmenschlich ist. Er denkt, ich könnte mich in ihn verlieben und er hat Angst davor? Ganz ehrlich, ich habe Angst davor mich zu verlieben aber ich denke nicht, dass das alles ist. Da muss mehr an seinem Verhalten stecken. Schließlich hat er nicht nur mich ignoriert.
»Lion...« Ich drehe meinen Kopf zu ihm, wo mich sein Seitenprofil empfängt. Er sieht jetzt zu Jacob und mahlt dabei mit seinem Kiefer. Wut steht ihm ins Gesicht geschrieben, das er, mit geballten Fäusten, versucht zu kontrollieren. Als ich seinen Namen sprach sah er kurz zu mir und dann wieder zurück zu Jacob.
Er öffnet den Mund, um noch etwas zu sagen, doch Lion zog ihm ein Strich durch die Rechnung. Es ging so schnell, das ein Schrei, den ich mit meiner Hand versucht habe zu ersticken, meinen Hals verließ. Lion hat Jacob am Kragen gepackt und drückt ihn jetzt gegen den Spind. „Fuck.", entfloh es schmerzvoll über Jacobs Lippen.
»Halt die Klappe.«,knurrt Lion und haut ihn ein weiteres Mal gegen die Spinde. Jacob stöhnt schmerzerfüllt auf und seine Augen sind fest geschlossen, als würde er hoffen das die schmerzen so an seinem Rücken verschwinden. Doch gleich darauf öffnet er seine Augen wieder und grinst ihn belustigt an.
»Du wirst mich nicht schlagen. Nicht vor ihr.« Mit einem nicken deutet er zu mir, was mich hart schlucken lässt. Das er Jacob nicht schlagen wird, wegen mir, bezweifle ich stark. Lion ist verdammt Sauer. Das sieht man ihn einfach an und jeder Zeit könnte er die komplette kontrolle verlieren und wirklich zu hauen. Deswegen löse ich mich aus meiner Schockstarre und lege sanft eine Hand auf Lions Arm.
»Lion, bitte lass ihn los.«,flehe ich ihn an und drücke leicht an seinem Arm. Ihr sieht zu meiner Hand, die seinen Arm drückt und dann in meine blauen Augen. »Bitte.«,flüstere ich und spürte dabei wie mir die Tränen langsam und sicher aufsteigen. Die Angst steigt mit jeder Sekunde an, doch als Lion locker lässt atme ich erleichtert auf.
»Ich wusste du würdest mich nicht schlagen, wenn sie...« Weiter kam er nicht den Lion holte zum Schlag aus und traf ihn am Unterkiefer. Erneut verließ ein Schrei meinen Hals. Ich schlug mir meine Hände an den Mund und versuche damit einen weiteren Schrei zu ersticken, denn Lion holte erneut aus und traf ihn an seinen Wangen Knochen. Lion ließ ihn los und Jacob sackt an den Spinden herunter. Seine Unterlippe ist aufplatzt und Blut quoll langsam heraus. Jacob fasst sich stöhnend am Kopf und kniff fest die Augen zusammen. Dann fasste er sich an der Lippe und wischte sich das Blut mit seinen Daumen ab.
»Anscheinend kannst du es doch.« Er grinst, während er sich erneut über die blutende Lippe fährt. In diesem Moment wirkt er für mich ganz anders. Etwas Angriffslustiges und Provozierendes blitzt in seinen Augen auf. Er legt es echt darauf an verprügelt zu werden. Lion, neben mir, knurrt gefährlich und will erneut auf ihn zu gehen, doch dieses Mal ließ ich es nicht zu. Ich packe ihn an Arm und ziehe ihn zurück. Ich sah zu ihm rauf, aber sein wütender Blick, der Menschen echt erdolchen könnte, lag auf Jacob, der auf dem Boden sitzt und sich aufrappelt.
Ich lasse Lion los und gehe auf Jacob zu. Ehe ich mich versehen habe lag ich fest in seinen Armen gedrückt. Sein Duft, der mich an Regen erinnert, umhüllt mich, weswegen ich seinen Geruch tief einsauge. Ich drücke Jacob so fest an mich das ich sogar gespürt habe, das er lächelt. Ich sah zu ihm rauf und stütze dabei mein Kinn an seiner Brust ab. Tatsächlich lächelt er, was mich ein wenig erleichtert.
Ihm gehts, sowie es aussieht, gut.
Ich sah auf seine geplatzte Lippe. »Hast du große Schmerzen?«frage ich sanft. Sein Lächeln wurde breiter, während er mir eine Strähne aus dem Gesicht streicht und sie hinter mein Ohr klemmt. Dann zieht er mich wieder an sich und drückt mir einen sanften Kuss auf die Schläfe.
»Ja, alles gut. Ist nur etwas...«,er hielt inne und strich sich erneut mit dem Daumen über seine blutende Lippe. »Blut.«
Etwas Blut ist gelogen. Wahrscheinlich hat er blaue Flecken am Rücken davon getragen und auf sein linken Wange wird sich hundertprozentig blau bis lila färben. Ich ließ es trotzdem nur so stehen und danke Gott im stillen, das ihm nichts schlimmeres passiert ist. Es hätte auch noch schlimmer ausarten können. So sauer wie Lion jetzt gerade war, hab ich ihn noch nie erlebt und ein Gefühl in mir sagt, dass das noch nicht mal seine ganze angestaute Wut ist.
Ich hob meinen Kopf leicht an, nur um zu sehen wie Lion lautlos in der nächsten Ecke verschwindet. Keine Sekunde später kommen Josie und Cruz angerannt, die in der Ecke, in die Lion verschwunden ist, stehen bleiben und ihm verwirrt hinterher sehen. Josie ist die erste die ihren Blick von Lion löst und stattdessen zu uns sieht. Sie stößt Cruz heftig mit ihrem Ellbogen und zeigt mit einem Kopfnicken zu uns. Nachdem Cruz uns auch entdeckt hat, rennen beide auf uns zu.
»Was zur Hölle ist passiert?«,fragt Cruz und sieht uns geschockt an. Weder Jacob noch ich antworten auf Cruzs frage. Stattdessen schlang ich meine Arme fester um ihn und vergrub mein Gesicht in seiner Brust, die sich regelmäßig anhebt und wieder senkt.
»Wo ist Mason?«,fragt Jacob und streicht mir durch das Haar. Ich öffne meine Augen und sehe wie Josie's Gesichtsausdruck sich verändert. Sie sieht traurig zu Boden und beißt sich auf die Lippen.
»Er ist Lidija hinterher gegangen, sowie du Lion.«,klärt uns Cruz uns.
»Lass uns gehen.« Ich hab einfach keine Lust auf diesen Ort. Ich will einfach nachhause, mich in mein Bett verkriechen und diesen bescheuerten Tag vergessen. Ich will mich nicht über Lidija aufregen, die was auch immer mit meiner Kette anstellen wollte und am wenigsten möchte ich nicht über Lion nachdenken.
»Wohin?«,meldet sich zum ersten mal Josie, die schweigend da gestanden hat.
»Raus. Einfach raus aus diesem Gebäude.« Ich lasse Jacob los und sehe die zwei Mädels an. »Falls jemand fragt, wo wir sind, sagt ihnen bitte, das wir nachhause gegangen sind, weil es uns nicht gut geht oder sowas ähnliches.«
Beide nicken und so verabschieden wir uns alle mit einer schnellen Umarmung. Jacob und ich haben uns auch für heute abmelden lassen. Gemeinsam verlassen wir das Schulgebäude und sprachen dabei kein Wort, bis Jacob mich am Arm packt und mich somit beim gehen aufhielt. "Hey, soll ich mit zu dir kommen?",fragt er mich.
»Du musst sogar.« Verwirrt zog er seine Brauen zusammen, weswegen ich es ihm erkläre. »Ich muss dich doch verartzten.«
»Nein, musst du nicht.«,erwidert er.
»Aber ich will, also los. Gehen wir.« Ohne auf seine Antwort zu warten gehe ich schon auf sein Auto zu und bleibe vor der Beifahrertür stehen. Kopfschüttelnd und mit einem Grinsen öffnet er, mit einem Hupen, das Auto. Gleichzeitig öffnen wir die Türen und setzten uns in sein Auto hinein. David und Josie haben mich heute in der Früh abgeholt, also ist es eigentlich gut, das er mich nachhause fährt und auch bleibt.
So machen wir uns dann auf dem Weg zu mir.
Fortsetzung folgt...
Bin wieder back mit einem Kapitel hehehe
Ich hoffe es gefällt euch:)
Ich hab heute nicht viel zu sagen alsooooo bis bald, meine Caramelitos<333
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