12
Genya POV:
„Genya!", donnerte Sanemis Stimme durch den Klassenraum, und ich zuckte so stark zusammen, dass mein Stift mir aus der Hand fiel. „Hör auf, aus dem Fenster zu glotzen und konzentrier dich auf den Unterricht! Oder denkst du, dass du Mathe plötzlich einfach so kannst?"
Ein leises Kichern ging durch die Klasse. Ich schnaubte und murmelte: „Nerv nicht."
Sanemi verzog das Gesicht zu einem breiten, fiesen Grinsen. „Tch. Ich hab's doch genau gesehen. Guckst du etwa zur Mittelschule rüber?" Er lehnte sich über sein Pult und setzte einen falschen nachdenklichen Ausdruck auf. „Warte mal... ist da nicht zufällig dein kleines Mathe-Genie?"
Mein Gesicht wurde sofort heiß. „Halts Maul, Alter."
„Ohh, das ist es also!" Sanemi lachte dreckig. „Was hat er dir gesagt, hä? Hat er dich mit irgendeinem Flirtspruch so sehr aus dem Konzept gebracht, dass du den ganzen Unterricht brauchst, um's zu verarbeiten?"
Mein Kiefer spannte sich. Ich wollte ihm nicht die Genugtuung geben, dass er verdammt noch mal recht hatte. Aber Sanemi wäre nicht Sanemi, wenn er sich nicht sowieso aus meinen Reaktionen alles zusammenreimen könnte.
„Na los, raus mit der Sprache, Kleiner", forderte er. „Was hat dein perfekter kleiner Musterschüler gesagt?"
Ich knirschte mit den Zähnen. Ich wusste, wenn ich es ihm nicht sagte, würde er mich so lange nerven, bis ich aufgab. Also murmelte ich widerwillig: „Er hat gesagt... ich bin die Lösung für all seine Probleme."
Für einen Moment war es still. Dann explodierte Sanemi fast vor Lachen.
„DU—! DU BIST DIE LÖSUNG—?!" Er hielt sich den Bauch, während er sich halb über sein Pult beugte. „HAHAHA! DAS IST ZU GUT!"
Ich ballte die Fäuste. „Du bist so ein Idiot, Alter."
„Nein, Mann, das ist einfach nur verdammt lustig!" Er wischte sich über die Augen, während er sich wieder aufrichtete. „Ich wusste ja, dass der Kleine schlau ist, aber dass er dich mit einem einzigen Satz komplett aus dem Leben kickt—das ist beeindruckend!"
Die Klasse tuschelte inzwischen und kicherte über unsere Unterhaltung. Ich versank fast im Boden vor Scham.
„Kannst du jetzt endlich mit dem Unterricht weitermachen?", fauchte ich.
Sanemi atmete tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. „Ja, ja, schon gut." Doch dann grinste er wieder breit. „Aber hey, pass auf, dass du nicht noch mehr von seinen mathematischen Liebeserklärungen abbekommst. Sonst kannst du bald gar nicht mehr geradeaus denken."
Ich rieb mir genervt das Gesicht.
Ja, genau das war mein Problem.
Ich rannte schnell durch den Schulhof, meine Füße wirbelten den Staub auf. Zenitsu und Inosuke waren mir wieder einmal auf den Fersen. Ich hatte keine Ahnung, was genau in ihren Köpfen vorging, aber sie fanden es offensichtlich sehr amüsant, mich zu nerven. Vielleicht war es die Tatsache, dass ich immer so ruhig war, dass sie ständig versuchten, mich aus der Fassung zu bringen.
„Komm schon, Genya! Du kannst dich doch nicht den ganzen Tag vor uns verstecken!" hörte ich Zenitsu rufen. Inosuke brüllte etwas Ähnliches, nur mit weniger Sinn. Ich versuchte, mich abzulenken, als ich plötzlich ein vertrautes Gesicht erblickte.
Muichiro.
Er stand da, mit den Händen in den Taschen, wie immer ein wenig zurückhaltend, aber irgendwie doch auch so... perfekt. Als er mich sah, blieb er stehen, und ich versuchte, an ihm vorbeizulaufen, ohne aufzufallen. Doch wie das Schicksal es wollte, stolperte ich. Mit einem lauten „Autsch!" landete ich direkt auf Muichiro, und bevor ich mich richtig fangen konnte, knallte mein Kopf gegen seine Brust.
„Muichiro! Tut mir leid!" Ich versuchte mich sofort zu entschuldigen und wollte aufstehen, aber dann sah ich, dass etwas an seinem Gesicht nicht stimmte. Blut. Viel Blut. Es spritzte aus seiner Nase. „Oh Gott, Muichiro! Dein Nasenbluten!"
„Nichts passiert..." murmelte er, sein Gesicht war leicht errötet, aber er versuchte, seine Fassung zu bewahren.
„Das tut mir so leid... Ich... Ich wollte das nicht!" Panik stieg in mir auf. Der Gedanke, ihm wehgetan zu haben, ließ mein Herz schmerzen. Es war der schlimmste Zufall, der mir passieren konnte.
„Genya... es ist wirklich okay", sagte er sanft und versuchte, das Blut mit seiner Hand abzuwischen.
Zenitsu und Inosuke standen hinter mir und lachten. „Wow, Genya, du bist wirklich ein verdammt guter Verführer!" rief Zenitsu, während Inosuke nur grinsend murmelte: „Echt wie im Film, oder?"
„Halt den Mund!" rief ich und drehte mich zu ihnen um. „Das ist nicht witzig!"
Muichiro stand auf und versuchte, sich zusammenzunehmen. Ich konnte sehen, wie er sich sichtlich unwohl fühlte. Vielleicht lag es an der Situation, oder daran, dass ich immer noch mit ihm zusammen war und er sich nicht sicher war, wie er mit dieser ganzen Sache umgehen sollte.
Ich spürte, wie eine unangenehme Stille zwischen uns entstand. Während Zenitsu und Inosuke sich weiterhin über die ganze Situation amüsierten, fühlte ich mich, als würde ich in einem Abgrund versinken. Die Witze, das Lachen... Es war alles zu viel. Und es war nicht das erste Mal, dass ich mich so fühlte. Ich konnte nicht anders, als zu denken, dass Muichiro vielleicht irgendwann genug von mir haben würde. Vielleicht... vielleicht war ich nicht der Richtige für ihn.
„Muichiro, es tut mir leid... Ich... Ich weiß, dass du dich wahrscheinlich unwohl fühlst und..." Mein Herz schmerzte. „Vielleicht... Vielleicht sollten wir besser aufhören. Es ist zu viel für dich. Ich will dich nicht in eine so unangenehme Situation bringen." Ich drehte mich weg, meine Stimme zitterte. Es war schwer, diese Worte zu sagen, aber es fühlte sich richtig an. Irgendwie.
Muichiro stand da, still. Ich konnte nicht sehen, was in seinem Gesicht vor sich ging, aber der Schmerz in meinem Herzen wurde unerträglich.
„Genya... du musst nicht..." Seine Stimme war leise, fast ein Flüstern. „Du musst nicht..."
„Doch. Ich muss. Es tut mir leid. Ich liebe dich zu sehr, um dir ständig solche Peinlichkeiten zuzumuten. Vielleicht ist es besser, wenn wir jetzt auseinander gehen."
Ich konnte nicht mehr hinsehen. Ich fühlte, wie sich mein Hals zuschnürte, und drehte mich weg, um zu gehen. Die Worte schmerzten, aber irgendwie wusste ich, dass es das Richtige war. Ich wollte nicht, dass Muichiro noch mehr unter meiner Ungeschicklichkeit und meinen Fehlern litt. Ich musste ihn loslassen.
Muichiro POV:
Ich konnte nicht glauben, was gerade passiert war. Genya hatte sich von mir abgewendet, und ich konnte sehen, wie der Schmerz in seinen Augen größer wurde. Er wollte einfach weglaufen, einfach verschwinden. Es war, als würde mein Herz in tausend Stücke zerbrechen, und ich konnte ihn nicht einfach so gehen lassen. Ich wusste, dass er es nur tat, weil er dachte, er würde mir etwas Schlechtes antun, aber das war nicht wahr. Ich konnte es nicht ertragen, ihn so zu sehen.
„Genya... bitte, bleib hier!", rief ich verzweifelt und packte seinen Arm, bevor er noch einen Schritt machen konnte. Ich konnte nicht zulassen, dass er mich jetzt verließ. Nicht so. Ich zog ihn sanft zurück zu mir, und als er sich nicht wehrte, zog ich ihn in meine Arme. „Du Vollidiot... warum gehst du immer gleich, wenn es schwierig wird? Du bist der Letzte, der mir wehtun würde."
Seine Augen weiteten sich, als er mich ansah, und ich konnte den Schmerz in seinem Gesicht sehen. Aber das konnte nicht der Grund sein, warum er weglief. „Genya... ich liebe dich. Verstehst du das? Ich liebe dich mehr als alles andere. Du bist der einzige, der für mich zählt."
Ich spürte, wie mein Herz raste, während ich die Worte aussprach. Mein Blick war verschwommen vor den Tränen, die ich nicht mehr zurückhalten konnte. „Ich liebe dich so sehr, dass ich nicht ertragen kann, dich zu verlieren. Ich will dich nicht aufgeben, nie."
Er versuchte, sich zurückzuziehen, aber ich ließ nicht los. „Bitte, Muichiro...", murmelte er, seine Stimme zitterte. „Ich will nicht, dass du verletzt wirst. Ich... Ich kann dir nicht immer das bieten, was du brauchst."
„Genya, du bist alles, was ich brauche", flüsterte ich, während ich ihm sanft eine Strähne seines Haares aus dem Gesicht strich. „Ich will dich nicht ändern. Ich liebe dich genau so, wie du bist. Ich will nicht, dass du dich aufgibst."
Ich konnte es nicht länger ertragen, ihn leiden zu sehen, also nahm ich all meinen Mut zusammen und küsste ihn. Ein sanfter Kuss, der all die Gefühle ausdrückte, die ich nicht in Worte fassen konnte. Meine Lippen fanden seine, und ich spürte, wie sich alles in mir beruhigte. Es war, als wäre der Rest der Welt ausgeblendet, als gäbe es nur noch uns beide. Ich wollte ihm klar machen, wie sehr ich ihn liebte, wie sehr er für mich bedeutete.
„Ich liebe dich, Genya. Verstehst du das? Ich werde nie von dir loslassen. Nie."
Er schloss die Augen und erwiderte den Kuss, seine Arme fanden ihren Weg um mich, und ich fühlte, wie seine anfängliche Unsicherheit langsam verschwand. Als wir uns schließlich voneinander lösten, sah ich, wie Tränen in seinen Augen glänzten, aber dieses Mal waren sie nicht aus Angst oder Schmerz. Es waren Tränen der Erleichterung.
„Ich... ich habe so viel Angst, dich zu verlieren, Muichiro", flüsterte er, seine Stimme war fast unhörbar.
„Du wirst mich nie verlieren", antwortete ich leise, meine Hand fand seinen, und ich drückte sie fest. „Ich bin bei dir, immer."
Er nickte langsam und ich konnte sehen, wie er sich endlich entspannte. „Danke, dass du mir zeigst, wie sehr du mich liebst", sagte er leise, und ich konnte den Schmerz in seiner Stimme hören, als würde er sich zum ersten Mal wirklich öffnen.
„Du bist der einzige, den ich je wollte, Genya. Und das wird sich nie ändern."
Wir standen da, in der Mitte des Schulhofs, umgeben von den Schülern, die uns wahrscheinlich beobachteten, aber das war mir egal. In diesem Moment gab es nur noch uns beide. Nur noch Genya und mich. Und nichts auf der Welt würde uns jetzt noch auseinanderbringen.
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