11
Genya POV
Der nächste Morgen war irgendwie nicht weniger chaotisch als der letzte. Sanemi, wie immer voller Energie und bereit, irgendetwas Dummes zu tun, hatte beschlossen, mir ein paar „süße" Anmachsprüche für Muichiro beizubringen. Weil er das Gefühl hatte, ich müsste „aufholen", was meine „Flirtfähigkeiten" anging. Als ob er die richtige Person wäre, um mich in diesem Bereich zu unterrichten. Aber was will man von einem Mathematiklehrer erwarten, der eher mit Formeln und Zahlen als mit Gefühlen zu tun hat?
„Hör zu, Genya", begann Sanemi, während er mit einer Hand das Lenkrad umklammerte und mit der anderen wild in der Luft gestikulierte. „Du musst bei Muichiro ein bisschen kreativ sein. Mädchen wie ihn mögen es, wenn du ihnen das Gefühl gibst, dass sie etwas Besonderes sind."
„Ja, klar", brummte ich genervt und warf einen schnellen Blick auf ihn. „Aber du bist Mathematiklehrer, Sanemi. Was hast du mit Flirten am Hut?"
„Weißt du, was die beste Art ist, Muichiro zu beeindrucken?" Sanemi grinste, als er seinen Blick auf mich richtete. „Mathematische Anmachsprüche!"
„Du spinnst", seufzte ich. Aber er hörte nicht auf.
„Also, hier ein Klassiker: ‚Sind deine Eltern Mathematiker? Denn du bist eine perfekte Gleichung.'", sagte Sanemi, während er die Worte betonte, als ob er einen goldenen Rat gab.
Ich starrte ihn an, nicht sicher, ob ich lachen oder den Kopf gegen das Fenster schlagen sollte. „Das ist... das ist der dümmste Spruch, den ich je gehört habe", murmelte ich.
Sanemi zuckte mit den Schultern. „Du wirst sehen, dass es funktioniert. Du musst nur wissen, wie du es rüberbringst."
„Ja, genau", sagte ich und rollte mit den Augen. „Vielleicht sagt er ja auch ‚Lass uns eine unendliche Reihe bilden.'"
Sanemi lachte. „Sieh mal, du hast es drauf!"
„Geh mir aus dem Weg, bevor ich verrückt werde", murrte ich und verschränkte die Arme, während ich an das bevorstehende Treffen mit Muichiro dachte. Sanemi setzte den Wagen schließlich in Bewegung, und ich versuchte, meinen Kopf zu sortieren. Es war, als würde mir ständig etwas im Magen umdrehen, wenn ich an Muichiro dachte. Er war so unglaublich hübsch, und ich war mir immer sicher, dass jeder andere Typ, der in der Nähe war, einfach ein paar nette Sprüche draufhatte, die ihn sofort erobern könnten.
Doch die Vorstellung, dass jemand anderes ihn anflirten könnte, ließ mich innerlich zusammenzucken. Was, wenn ich nicht genug war? Was, wenn er wirklich von all den anderen Verehrern umgeben war?
Ich kam schließlich an und parkte den Wagen. Dann stieg ich aus und ging zu der Stelle, an der ich Muichiro treffen sollte – genau zwischen unserer und seiner Schule. Als ich mich ihm näherte, sah ich ihn mit Yuichiro lachen, während sie sich über irgendeinen Witz unterhielten. Ich konnte nicht anders, als zu grinsen, als ich die beiden sah. Sie sahen so aus, als wären sie sich gegenseitig der einzige Mensch, der ihre Witze verstehen konnte.
Muichiro bemerkte mich und winkte mir zu, wobei sich ein schelmisches Lächeln auf seinen Lippen zeigte. „Hey, Genya!" rief er.
„Hey", erwiderte ich mit einem Lächeln, das mir gar nicht mehr so schwer fiel, als ich einfach in seine Augen sah. Ich dachte an das, was Sanemi mir gesagt hatte, und irgendwie, als ob der Spruch in meinem Kopf wie ein Echo widerhallte, brachte ich es tatsächlich zustande, den seltsamsten Satz zu sagen.
„Sind deine Eltern Mathematiker?" fragte ich mit einem etwas unsicheren, aber dennoch grinsenden Blick. „Denn du bist eine perfekte Gleichung."
Muichiro starrte mich für einen Moment an, bevor er anfing zu kichern. Zuerst ganz leise, dann immer lauter. Es war ein so süßes, unbeschwertes Kichern, dass ich fast vergaß, wie peinlich mir der Spruch eigentlich war. „Du bist... du bist so ein Idiot, Genya", lachte er, aber ich konnte den Glanz in seinen Augen sehen. Ich spürte, wie die Spannung in meiner Brust nachließ.
„Und du bist die Lösung für all meine Probleme", erwiderte Muichiro mit einem Grinsen, das mich völlig aus dem Konzept brachte.
Ich blinzelte, versuchte, mich nicht zu blamieren, als ich mir wirklich klar wurde, was er gesagt hatte. Diese Worte hatten mich in einer Art überrollt, die mein Gehirn praktisch lahmlegte. Mein Herz klopfte schneller, als ich versuchte, die Bedeutung seines Flirts zu begreifen. Was hatte er gerade gesagt? War das ein echtes Kompliment? Oder nur ein Scherz?
„W-was?" stammelte ich, als mein Verstand versuchte, den Flirt zu entschlüsseln.
„Du hast recht, es gibt noch mehr als nur Formeln in der Mathematik", sagte er, seine Augen funkelten vor Spaß. „Manchmal sind es die Variablen, die die größte Lösung bringen."
Ich konnte nicht anders, als zu lachen. Das war nicht nur ein Flirt, sondern ein richtig gutes. Ich fühlte mich wie die größte Dussel der Welt, weil ich nicht bemerkt hatte, wie er mir zuvor schon ein Kompliment gemacht hatte.
„Du bringst mich um den Verstand, Muichiro", brachte ich schließlich heraus, meine Stimme beinahe unsicher.
„Das war ja der Plan", erwiderte er und lachte leise.
Und da war er wieder, dieser Blick in seinen Augen. Er hatte mich nicht nur mit seinen Worten überwältigt, sondern auch mit seiner ganzen Präsenz. Ich wusste nicht, was genau gerade mit mir passierte, aber ich hatte das Gefühl, dass wir uns in diesem Moment irgendwie näher gekommen waren – auf eine Weise, die mehr als nur ein normaler Spruch ausdrückte.
Muichiro POV:
Genya war so süß. Und dieser Spruch... dieser Spruch hatte es wirklich in sich. Ich hatte mich nicht zurückhalten können und hatte einfach geflirtet. Und wie süß er darauf reagiert hatte! Es war fast zu einfach, sein Gehirn in den Stillstand zu versetzen. Aber genau das machte es so süß. Ich konnte nicht anders, als ihn anzusehen und leise zu lachen.
„Du bist echt unglaublich", murmelte Genya und rieb sich den Nacken, als wäre ihm gerade erst bewusst geworden, dass ich ihn so richtig aus dem Konzept gebracht hatte.
„Ich weiß", sagte ich nur und grinste ihn frech an.
„Tch", machte Yuichiro neben mir. „Ihr seid echt peinlich."
Ich drehte mich zu ihm um und verdrehte die Augen. „Ach, halt den Mund. Du bist doch nur neidisch."
„Ja, genau", sagte er trocken. „Weil ich auch unbedingt mit jemandem so schleimig flirten will."
Ich schnaubte, doch dann fiel mir wieder etwas ein. „Oh, Genya, hast du heute Abend Zeit?" fragte ich und sah ihn an.
„Wieso?" Er musterte mich misstrauisch. „Hast du vor, mich mit Mathe-Hausaufgaben zu foltern?"
„Nein, du Trottel." Ich seufzte. „Mein Vater will dich besser kennenlernen."
Genya wurde augenblicklich still. Sein Blick wanderte von mir zu Yuichiro, der nur die Arme verschränkte und grimmig dreinblickte. „Papa hat gesagt, er will seinen zukünftigen Schwiegersohn ordentlich kennenlernen", erklärte ich weiter.
Genya wurde knallrot. „W-was?" Er blinzelte mich fassungslos an. „Schwiegersohn?! Ihr macht Witze, oder?"
Yuichiro zuckte die Schultern. „Glaub mir, ich wünschte, ich würde scherzen. Aber nein, Papa meint das ernst."
Genya wirkte, als hätte man ihn mit einem Eimer kaltem Wasser übergossen. „W-was will er denn von mir wissen?" Seine Stimme klang plötzlich nervös, als wäre er ein Schüler, der sich auf eine Prüfung vorbereiten musste.
„Wahrscheinlich alles", antwortete ich ehrlich. „Also bereite dich darauf vor, dass er dir jede Menge Fragen stellt."
Genya schluckte schwer. „Äh... okay." Dann atmete er tief durch und sah mich an. „Ich schätze, ich hab keine andere Wahl, oder?"
Ich grinste. „Nicht wirklich."
Genya seufzte schwer, doch dann legte sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. „Na gut. Dann komme ich eben heute Abend vorbei."
Ich nickte zufrieden. „Gut."
Dann, ohne weiter nachzudenken, trat ich näher an ihn heran und küsste ihn einfach. Seine Lippen waren warm, und für einen Moment schien er überrascht zu sein. Doch dann entspannte er sich und erwiderte den Kuss, seine Hände legten sich sanft auf meine Taille.
Yuichiro stöhnte genervt auf. „Ernsthaft? Direkt vor mir?"
Ich ignorierte ihn, genauso wie Genya. In diesem Moment existierte nur er. Und ich.
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