05

Genya POV:

Oh Gott. Ich konnte einfach nicht aufhören, auf Muichiros Lippen zu starren. Es war, als ob sie in irgendeiner Art von Magnetfeld waren, das mich einfach anzog. Jeder Zug seines Mundes, jeder kleine Bewegung – ich konnte meinen Blick einfach nicht abwenden. Und dann war da noch dieses cyanfarbene Leuchten in seinen Augen. Sie hatten eine Tiefe, die mich irgendwie so... hypnotisierte.

„Was starrst du so?" fragte Muichiro plötzlich, und ich zuckte erschrocken zusammen, als er mich mit diesen durchdringenden Augen ansah.

„Äh, nichts!", rutschte es mir raus, aber ich wusste, dass er es merkte. Es war nicht zu übersehen. „Ich... äh... hab nur nachgedacht." Ich musste mich echt zusammenreißen, um nicht wie ein kompletter Idiot zu wirken.

Muichiro sah mich mit einem leicht gehobenen Augenbraue an. „Klar, du hast nachgedacht..." Ein Hauch von Lächeln spielte um seine Lippen, aber er sagte nichts weiter.

Ich fühlte, wie mein Herz schneller schlug. Was war nur los mit mir? Normalerweise war ich nicht so, ich hatte keine Probleme damit, mich zu kontrollieren, aber bei ihm war es... anders. Viel, viel anders. Ich hatte das Gefühl, als würde mein Körper irgendwie gegen meinen Verstand arbeiten, als würde mein Herz die ganze Zeit schlagen, als wollte es einfach aus meiner Brust springen.

„Genya?", hörte ich Muichiro wieder fragen, und das riss mich aus meinen Gedanken. „Du bist irgendwie komisch."

„Ich... ich bin nicht komisch!", stotterte ich und versuchte, meine Worte zu ordnen. „Es ist nur... du bist einfach echt..."

„Was?", fragte er, und es war klar, dass er wusste, dass ich am Straucheln war. Ich versuchte, meine Gedanken zu sammeln, aber es war echt schwer, als er mich immer noch mit diesen durchdringenden Augen ansah.

Ich sah auf seine Lippen. Ich konnte einfach nicht aufhören, sie anzustarren. Diese weichen Lippen, die in so einer perfekten Form waren. Warum musste er auch so verdammt gut aussehen?

„Du bist wirklich nervig", sagte ich, um die Situation zu entschärfen, aber mein Herz war noch immer schneller als sonst. Und als ich die Worte aussprach, wusste ich, dass sie einfach zu spät waren. Ich wollte ihm nichts anderes sagen, aber irgendwie waren diese Worte einfach die, die herauskamen.

Muichiro hob eine Augenbraue und schaute mich skeptisch an. „Nervig?"

„Ja, nervig!", stieß ich aus, während ich versuchte, mich auf andere Gedanken zu bringen. „Du machst alles so kompliziert, indem du... so verdammt gut aussiehst!"

Er sah mich nun völlig ungläubig an, als ob er eine völlig andere Antwort erwartet hatte. „Du bist echt ein Fall, Genya."

„Ach, du hast ja keine Ahnung", murmelte ich, dabei in die andere Richtung schauend, als ob das meine Gedanken beruhigen könnte. Aber es half nicht wirklich. Das Zittern in meinen Händen war schon längst da, und das Gefühl, dass ich gleich die Kontrolle verlieren würde, wuchs.

„Was stimmt nicht mit dir?", fragte Muichiro wieder und zog seine Stirn in Falten. Es war fast wie ein Test – als ob er herausfinden wollte, was in meinem Kopf vor sich ging. Aber das war das Problem. Ich wollte nicht, dass er es herausfand. Ich wollte nicht, dass er wusste, wie verdammt verliebt ich in ihn war.

„Nichts ist..." Ich brach ab. Mein Herz raste, und der Gedanke, was ich als nächstes sagen würde, ließ mich fast ersticken. Wenn ich jetzt die falschen Worte fand, dann war es vorbei. Alles war vorbei. Und das konnte ich nicht riskieren. „Es ist einfach..."

Er sah mich mit einer Mischung aus Verwirrung und Belustigung an, als ob er meine ganze innere Zerreißprobe gerade miterlebte. Aber ich wusste, dass ich mir nichts anmerken lassen durfte. Wenn er wüsste, wie sehr mich dieser Moment verunsicherte, dann würde ich mich einfach nur noch mehr in Schwierigkeiten bringen.

Aber verdammt, warum war es so schwer, den Blick von ihm abzuwenden? Warum fühlte ich mich so, als ob jeder Blick, jedes Wort von ihm einen unaussprechlichen Druck auf mich ausübte?

„Ich kann dich echt nicht ernst nehmen", sagte er dann schließlich, und ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden.

„Hör auf, mich so anzusehen", stieß ich schnell hervor. „Ich kann mich noch zusammenreißen, wenn du mir nicht dauernd in die Augen schaust!"

Er grinste. „Du bist wirklich ein komischer Typ."

„Das weiß ich", brummte ich. Mein Magen drehte sich um. So langsam verlor ich wirklich die Kontrolle. Wie sollte ich nur mit dieser Situation umgehen, ohne völlig durchzudrehen?

Ich versuchte, mich irgendwie zu fangen, um ihm nicht einfach sofort irgendetwas Unüberlegtes zu sagen. Aber da war dieses Gefühl – dieses ständige, unerträgliche Verlangen, ihn irgendwie näher zu haben. Und das war es, was mich verrückt machte. Denn das war der Punkt, an dem ich mich zusammenreißen musste. Und ich hatte wirklich keine Ahnung, wie lange ich das noch aushalten konnte, ohne einfach aufzugeben.

Ich wollte ihm einfach endlich sagen, dass ich ihn mochte. Aber ich wusste, dass es ein Fehler wäre. Ein riesiger Fehler.

Muichiro POV 

Als das Nachsitzen endlich vorbei war, war ich froh, diesem Raum voller peinlicher Stille und Genyas ständigen Blicken entkommen zu können. Draußen hatte es angefangen zu regnen. Ich stellte mich unter das Schuldach und wartete darauf, dass das Auto meiner Eltern mich abholte. Der Regen prasselte gegen das Dach und schuf eine eigenartige Ruhe, die ich irgendwie angenehm fand.

Doch diese Ruhe hielt nicht lange an. Ich hörte Schritte hinter mir und wusste sofort, wer es war, noch bevor ich mich umdrehte. Natürlich war es Genya. Wer sonst?

„Muichiro," begann er, und ich spürte sofort, dass etwas in seiner Stimme anders war. Irgendwie... nervöser als sonst.

Ich drehte mich um und sah ihn skeptisch an. „Was willst du? Ich dachte, das Nachsitzen war für uns beide schon schlimm genug."

Er sagte nichts, sondern trat einfach einen Schritt näher. Und dann noch einen. Bis ich plötzlich spürte, wie seine Hand nach meinem Arm griff und mich zu sich zog.

„Genya, was machst du da?" fragte ich kühl und sah ihn direkt in die Augen. Doch das war ein Fehler. Seine dunklen, intensiven Augen funkelten vor... irgendetwas, das ich nicht so richtig deuten konnte.

Und dann begriff ich es. Ich war doch nicht dumm. Es war klar wie der Regen, der gerade vom Himmel fiel: Er wollte mich küssen.

„Hör auf mit dem Mist," sagte ich und versuchte, mich loszureißen. „Lass mich los, Genya."

Doch er bewegte sich kein bisschen. Sein Blick flackerte, als ob er kurz überlegte, was er tun sollte. Für einen Moment schien er zu zögern, und ich dachte schon, dass er mich endlich loslassen würde. Doch dann ließ er mich tatsächlich los – und ich konnte es in seinen Augen sehen. Er bereute es. Genya sah aus, als hätte er gerade die größte Chance seines Lebens verpasst.

Ich wollte gerade etwas sagen – vermutlich irgendeinen spitzen Kommentar, um ihn in seine Schranken zu weisen –, da machte er plötzlich einen Schritt nach vorne, packte meine Hand und zog mich wieder zu sich.

„Genya, was–"

Doch bevor ich den Satz beenden konnte, überwand er sich und drückte seine Lippen auf meine.

Es war, als hätte die Zeit für einen Moment angehalten. Doch nicht, weil ich das irgendwie romantisch oder schön fand – sondern weil ich völlig entsetzt war.

Ich erstarrte nur für eine Sekunde, bevor ich mich heftig zu wehren begann. „Genya, du Vollidiot, lass mich los!" Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu winden, doch er hielt mich fest, als ob er Angst hatte, dass ich einfach weglaufen würde.

Endlich gelang es mir, mich aus seinen Armen zu befreien, und ohne groß zu überlegen, hob ich meine Hand und gab ihm die wohl härteste Ohrfeige, die ich je jemandem verpasst hatte.

Es hallte unter dem Schuldach wider, und Genya stolperte einen Schritt zurück, während er sich die Wange hielt. Sein Gesicht war eine Mischung aus Schock, Schmerz und... ja, da war auch ein Hauch von Verlegenheit.

„Bist du völlig bescheuert?!" fauchte ich, meine Stimme lauter als ich es wollte. „Was zum Teufel denkst du eigentlich, wer du bist?!"

Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ich schnitt ihm das Wort ab. „Wenn du glaubst, dass du dir einfach erlauben kannst, mich zu küssen, dann hast du den Verstand verloren!"

Genya starrte mich an, seine Wangen wurden rot – sowohl von der Ohrfeige als auch vermutlich von der Scham. „Ich... es tut mir leid, Muichiro. Ich konnte einfach nicht anders."

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn mit schmalen Augen an. „Du konntest einfach nicht anders? Das ist die dümmste Ausrede, die ich je gehört habe."

Er sah aus, als wolle er etwas erwidern, doch ich hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Weißt du was, Genya? Spar dir die Worte. Das war der peinlichste Moment meines Lebens, und ich möchte ihn so schnell wie möglich vergessen. Also bleib mir einfach fern."

Mit diesen Worten drehte ich mich um und ging ein paar Schritte vom Schuldach hinaus in den Regen. Es war mir egal, dass ich nass wurde – Hauptsache, ich musste Genya nicht mehr ansehen.

Doch als ich weiterging, hörte ich hinter mir seine leise Stimme. „Muichiro... es tut mir wirklich leid. Aber ich mag dich. Und das meine ich ernst."

Ich hielt kurz inne, aber ich drehte mich nicht um. Stattdessen rief ich über die Schulter: „Das ist dein Problem, nicht meins."

Dann lief ich weiter, während der Regen stärker wurde. Mein Herz klopfte viel zu schnell, und ich versuchte, die Verwirrung in meinem Kopf zu ignorieren. Was dachte sich dieser Idiot bloß?

Genya POV:

Es tat so weh. Diese Zurückweisung hatte mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Die Tränen liefen einfach, ohne dass ich es verhindern konnte. Sie brannten in meinen Augen, als ich dastehen blieb und Muichiro weiter hinterherstarrte. Ich konnte es nicht fassen. Ich hatte alles riskiert – und das war das Ergebnis. Sieht aus, als hätte ich mir umsonst Hoffnungen gemacht.

Ich stand dort, völlig durchnässt vom Regen, und fühlte mich wie der größte Idiot auf diesem Planeten. Warum hatte ich nicht einfach gewartet? Warum musste ich es gleich tun, ohne Rücksicht darauf, was sie dachte? Es fühlte sich an, als würde mein Herz in Stücke reißen. Jedes Wort, das ich zu ihr gesagt hatte, schien wie ein weiterer Fehler. Alles, was ich wollte, war, dass sie mich verstand, dass sie wusste, wie ich mich fühlte. Aber das war zu viel verlangt gewesen.

Ich hörte das Geräusch eines Autos und sah, wie Sanemi mit seinem Wagen auf mich zufuhr. Endlich, er war da. Doch als er die Tür aufriss und mich ansah, schoss seine Miene sofort von besorgt zu wütend.

„Was ist mit dir los, Genya? Du siehst aus, als hättest du den letzten Funken Lebensmut verloren!"

Ich schluckte, aber die Worte kamen mir einfach nicht über die Lippen. Stattdessen saß ich einfach da, wie ein Idiot, und starrte nach vorne. Ich wollte nichts sagen. Was sollte ich auch sagen? Alles, was mir in den Kopf schoss, war Muichiro und wie ich es vermasselt hatte.

Sanemi warf mir einen weiteren skeptischen Blick zu, bevor er sich in den Wagen setzte und den Motor startete. Die Fahrt war ziemlich ruhig, bis er es dann doch nicht mehr aushielt und anfing, mich anzufauchen.

„Hör mal, was ist denn jetzt wirklich los? Du bist komplett anders. Was hast du angestellt, hä?"

Ich seufzte und drehte mich zu ihm. „Es ist nichts... es ist alles nur Mist."

„Du redest ja wie ein Vollidiot", murrte Sanemi und fuhr mit einer Hand durch seine Haare. „Brauchst du irgendwas? Alkohol? Ein paar Kumpels, die dich ablenken?"

Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ich... ich habe es einfach vermasselt."

Sanemi zog eine Augenbraue hoch. „Vermasselt? Was hast du gemacht?"

„Ich... es ist Muichiro. Ich habe ihm zu viel zugemutet. Ich habe ihn geküsst, ohne zu fragen, und... er hat mir einen Korb gegeben." Ich spürte, wie mein Herz wieder einen Sprung machte, und ich biss mir auf die Lippe. „Er hat mir eine Ohrfeige gegeben und ist einfach weggegangen. Einfach so."

Sanemi sah mich einen Moment lang an, dann brüllte er los. „Warte mal... DU hast es wirklich versucht? DU? Bei diesem Typen?"

„Ja, und es war ein totaler Reinfall." Ich rollte mit den Augen und verschränkte meine Arme. „Es tut so weh. Ich dachte wirklich, dass es vielleicht funktionieren könnte, aber anscheinend habe ich die ganze Zeit in einer blöden Fantasie gelebt."

Sanemi schnaubte, aber ich konnte aus seinem Blick nicht genau lesen, was er dachte. Dann brach er in ein unerwartetes Lachen aus. „Warte... DU hast einen Korb bekommen? Bist du dir sicher? Also der Genya, den ich kenne, kriegt bei den Mädels immer, was er will!"

Ich drehte mich zu ihm und starrte ihn an, als ob er verrückt geworden wäre. „Sanemi! Das ist nicht witzig! Du hast keine Ahnung, wie sehr das weh tut!"

„Doch, doch, das ist schon witzig, du Trottel. Glaub mir, ich hätte zu gern gesehen, wie du dich da verhalten hast." Sanemi lachte laut und schüttelte dann den Kopf. „Weißt du, was mich erstaunt? Dass es Muichiro überhaupt noch gibt. Du bist wirklich der Erste, der es wagt, bei ihm den Mut zu haben."

„Was meinst du damit?" fragte ich verwirrt.

„Na, er ist immer so... zurückhaltend, du weißt schon. Aber das ist nicht das Problem. Er hat einfach nie irgendwas mit anderen gehabt. Weder Freunde noch irgendwas anderes. Glaub mir, Genya, du bist nicht der Erste, der bei ihm anklopft."

Ich starrte aus dem Fenster, während Sanemi weiter redete, und ich fühlte mich plötzlich merkwürdig leer. Ich wollte einfach nicht mehr über Muichiro nachdenken. Doch irgendwie konnte ich es nicht lassen.

„Ich will, dass er mich mag, Sanemi. Ich will, dass er mich wirklich mag", murmelte ich und fühlte, wie die Tränen wieder in meinen Augen brannten.

Sanemi sah mich diesmal ernst an. „Du bist ein verdammter Idiot, Genya. Aber es ist nicht zu spät. Vielleicht kannst du das wieder hinbiegen. Und wenn nicht, dann bist du wenigstens am Ende nicht derjenige, der einen Fehler gemacht hat. Sie wird's wissen."

„Du hast keine Ahnung, Sanemi. Keine Ahnung...", flüsterte ich, während ich nach draußen starrte. Es fühlte sich an, als würde mein Herz einfach nicht aufhören, zu schmerzen.

Muichiro POV:

Endlich fuhr das Auto meiner Eltern vor, und ich seufzte erleichtert. Der Regen prasselte immer noch unaufhörlich, und meine Haare klebten mir an der Stirn. Mein älterer Zwillingsbruder Yuichiro sprang aus dem Auto und lief direkt auf mich zu. Bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, hatte er mich schon in eine feste Umarmung gezogen.

„Muichiro, du bist ja komplett durchgeweicht! Warum hast du nicht angerufen? Wir hätten früher kommen können!" Seine Stimme klang wie immer ein wenig genervt, aber in seinen Augen lag Sorge.

„Ich wollte keinen Stress machen", murmelte ich und schob ihn sanft weg. Mein Gesicht war ausdruckslos, aber innerlich kochte ich vor Wut.

Was fiel Genya eigentlich ein, mich einfach so zu küssen? Woher nahm er sich das Recht? Wir hatten uns gerade erst wiedergesehen, und dann sowas?

„Komm schon, steig ein, bevor du noch krank wirst", sagte Yuichiro und drängte mich Richtung Auto. Ich stieg ein, warf meine Tasche auf den Sitz und verschränkte die Arme vor der Brust. Meine Eltern drehten sich um, und meine Mutter sah mich mit einem Lächeln an.

„Alles okay, Schatz? Du siehst ein bisschen bedrückt aus."

„Ja, alles okay", log ich und starrte aus dem Fenster.

Yuichiro schnaufte und setzte sich neben mich. „Okay? Du siehst aus, als hättest du gerade eine ganze Schlammschlacht verloren. Was ist passiert?"

„Nichts", antwortete ich schroff und biss die Zähne zusammen.

„Muichiro, ich bin nicht dumm. Ich kenne dich seit, na ja, immer. Also raus mit der Sprache."

Ich drehte mich zu ihm und funkelte ihn an. „Es war nur... jemand an meiner Schule. Genya."

Yuichiro zog eine Augenbraue hoch. „Genya? Warte, meinst du den Genya? Deinen alten Freund von früher?"

„Ja, den."

„Und? Was hat er gemacht? Dir ein paar dumme Sprüche gedrückt oder so?"

Ich zögerte, bevor ich antwortete. „Er hat mich geküsst."

„Was?" Yuichiros Augen wurden riesig, und ich konnte spüren, wie die Temperatur im Auto plötzlich stieg – nicht wegen der Heizung, sondern wegen Yuichiros Wut.

„Er hat was?" wiederholte er, diesmal lauter. Unsere Eltern warfen uns irritierte Blicke zu, sagten aber nichts.

„Beruhig dich, okay? Ich habe ihm direkt eine geklatscht", erklärte ich, meine Stimme kühl.

Yuichiro begann zu lachen, ein trockener, sarkastischer Laut. „Natürlich hast du das. Ich hätte dasselbe getan. Was denkt der Typ sich eigentlich? Er hat echt Nerven."

„Das sag ich doch! Wir haben uns seit Jahren nicht gesehen, und dann kommt er einfach daher und meint, er könnte mich einfach so küssen!" Ich merkte, wie meine Stimme zitterte, obwohl ich versuchte, ruhig zu bleiben. „Ich meine... ich verstehe nicht mal, warum er..."

Yuichiro legte eine Hand auf meine Schulter und grinste plötzlich. „Du bist eben unwiderstehlich, kleiner Bruder. Tja, so läuft das, wenn man so ein Engelsgesicht hat."

„Hör auf damit!" fauchte ich und schlug seine Hand weg. „Das ist nicht witzig."

„Schon gut, schon gut", sagte er, aber sein Grinsen blieb. „Aber mal ehrlich, Muichiro... du hast ihn also echt geohrfeigt?"

Ich nickte. „Und zwar richtig. Es war verdient."

„Hm. Vielleicht sollte ich mit ihm reden. Mal sehen, ob er danach noch Interesse hat, sich dir zu nähern."

„Lass es, Yuichiro", sagte ich und lehnte mich zurück. „Ich will einfach, dass er mich in Ruhe lässt. Ich brauche diesen ganzen Mist nicht in meinem Leben."

„Wie du meinst." Yuichiro sah mich von der Seite an, aber ich ignorierte ihn und starrte weiter aus dem Fenster. Der Regen trommelte immer noch gegen die Scheiben, und ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen.

Warum fühlte ich mich trotzdem so unruhig? Warum konnte ich diesen dämlichen Kuss nicht aus meinem Kopf bekommen?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top