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Jaemin:

Zwei Wochen später betrete ich zum ersten Mal wieder das Entertainment und werde direkt von Renjun und Jisung in das Büro des Älteren geleitet. Ich freue mich, endlich wieder arbeiten zu können, freue mich auf meine Arbeit, die mich hoffentlich endlich von meinen Gedanken ablenken wird.

Die vergangenen Tage habe ich damit verbracht, mit Jisung und Renjun Zuhause zu sitzen und ihren Fragen auszuweichen,

Ich weiß doch selbst nicht, was passiert ist. Ich kann mir meine Gefühle nicht erklären, als ich das Foto neben dem Bett meines Nachbarn gefunden habe. Ich weiß auch immer noch nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich weiß nur, dass ich Chenles Freund unbedingt kennenlernen möchte.

Der Nachbarjunge hat unglaublich viel Zeit bei uns verbracht, hat Jisung und mich fast jeden Tag besucht. Der kleine ist wirklich ein Engel.
Ein paar Mal hat er gesagt, dass er seinen Freund mitbringt, aber der scheint offensichtlich unglaublich beschäftigt zu sein, jedenfalls ist ihm jedes einzelne Mal etwas dazwischen gekommen.

Aber jedes Mal wenn geplant war, dass er uns besuchen kommt, bin ich fast verrückt geworden.
Mittlerweile habe ich unglaubliche Angst davor, ihn zu sehen. Ich habe das Szenario unserer ersten Begegnung so oft durch meinen Kopf spielen lassen, habe jedes Mal mehr Panik bekommen, war jedes Mal verzweifelter. Irgendwann habe ich beschlossen, das alles zu ignorieren.

Let's face it, ich bin ein viel zu großes Weichei, um meinen ursprünglichen Plan durchzuziehen.

Passend dazu kommt mir jetzt die geplante Zusammenarbeit mit Renjuns Freund, von dem ich den Namen schon wieder vergessen habe, sehr gelegen und mir ist sogar egal, dass ich dazu mit dem unfreundlichen Typ zusammenarbeiten zu müssen.
Meine beiden Freunde haben sich geeinigt, dass ich die nächste Woche noch kein reguläres Tanztraining habe, um meinem Körper noch ein wenig Ruhe zu gewähren. Stattdessen geht es ans Aufnehmen und natürlich ans Songwriting.

Ich muss sagen ich bin sogar echt motiviert. Ich freue mich, meinen ersten eigenen Song zu schreiben. Aber ich bin auch verdammt nervös. Erfahrung habe ich in diese Richtung nämlich noch überhaupt nicht und ich hoffe, dass ich mich trotzdem nicht allzu dumm anstelle.

Viel zu schnell ist die Besprechung mit Renjun und Jisung vorbei und ich stehe vor Studio Nummer 7.
Meine Finger zittern und ich versuche seit bestimmt fünf Minuten, mich zum Anklopfen zu überwinden. Für andere Leute muss ich einen unglaublich komischen Anblick bieten, wie ich hier auf dem Flur stehe und nichts tue, aber zum Glück sind nur ein paar wenige Menschen an mir vorbeigelaufen.

Erneut nähern sich Schritte und sofort klopft mein Herz noch schneller.  Ich greife nach meinem Handy und tue so, als würde ich einen Anruf entgegennehmen, bis die Schritte wieder verklungen sind. Dann wende ich mich wieder der Tür zu und bin gerade dabei, endlich klopfen zu wollen, als die Tür aufschwingt und ich plötzlich wieder dem Jungen aus Eingangshalle gegenüber stehe.

Überrascht hebt er die Augenbraue, als er mich erblickt und grummelt leise etwas, das wie "Da bist du ja endlich" klingt, bevor er mich genervt in den Raum winkt.

Verunsichert bleibe ich in der Mitte des Studios stehen, traue mich nicht, mich hinzusetzen, warte eigentlich darauf, dass der Producer mir einen Stuhl anbietet, aber der setzt sich wortlos vor seinen Bildschirm und klickt auf der Maus herum.

Er schließt die offenen Fenster und schaut dann irritiert zu mir. "Worauf wartest du? Erst zu spät kommen und dann..."

Der Rest ist unverständlich und ich lasse mich schnell auf dem Stuhl neben ihm nieder, halte möglichst viel Abstand und spiele mit meinen Fingern, unentschlossen, was ich jetzt tun soll.

Der Junge neben mir wirkt genervt, ich traue mich nicht, ihn anzuschauen. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass er weiter auf der Tastatur tippt, aber er sagt nichts.

Soll ich...?

"Entschuldigung für meine Verspätung", murmle ich leise, aber er winkt nur ab.

"Passt schon Kleiner."

Ernsthaft? Kleiner?
Ich bin höchstens ein paar Zentimeter kleiner als er.
Zeit, mich darüber zu beschweren bleibt mir aber gar nicht, denn er redet schon weiter.

"Renjun hat mir gesagt, dass es dein erstes Lied ist, also gehen wir das ganze in aller Ruhe an. In welche Richtung soll's denn gehen?"

Überfordert zucke ich mit den Schultern, verfluche mich dazu, dass ich es nicht schaffe, den Mund aufzumachen, aber zum Glück scheint... Jeno - so heißt er doch? - es mir nicht allzu übel zu nehmen.

Stattdessen öffnet er Spotify und fragt mich nach meinen Lieblingsliedern. Kurzerhand zeige ich ihm meine Playlist und er geht die Lieder durch. Ich meine sogar, für den Bruchteil einer Sekunde eine Art Lächeln auf seinen Lippen zu sehen, bevor er wieder ernst wird.

Dann startet er sein Soundprogramm und zeigt mir ein paar seiner Beats, und ich muss zugeben, dass er echt Talent hat. Reden fällt mir trotzdem schwer und nach kurzer Zeit ist Jeno ziemlich genervt von mir.

Ich weiß noch nicht, was für einen Song ich will, kann mich weder auf eine Stilrichtung, noch auf einen Beat, noch auf ein Thema festlegen, weshalb Jeno irgendwann seufzend in seinem Stuhl zurück sinkt.

"Also eine grobe Idee solltest du schon haben. Und egal was du jetzt entscheidest, kann ich hinterher immer noch ändern, wenn es dir doch nicht gefällt. Es ist nur ein Song okay? Also sag einfach zur Abwechslung mal deine ehrliche Meinung, das würde uns schon sehr weiter helfen."

Er nimmt mich nicht ernst. Behandelt mich wie das dumme Idolbaby, was ich nunmal irgendwie bin, und obwohl ich diese Art von Behandlung schon längst gewöhnt bin, tut es bei ihm irgendwie weh.
Denkt er, ich mache das zum Spaß? Einen Song schreiben, weil es alle machen? Das tue ich nicht, ich möchte wirklich lernen, wie das geht. Endlich meine eigene Musik machen und nicht mehr die Lieder von anderen Menschen singen.

Aber was habe ich auch erwartet?
Ich wusste doch von Anfang an, dass diese Zusammenarbeit nichts wird.

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