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Jisung:

"Hereinspaziert.", lächelt Chenle, während er uns seine Haustür offen hält, um uns in seinen Flur eintreten zu lassen.
"Ich weiß, es sieht noch nicht wirklich wohnlich hier aus, aber fühlt euch trotzdem wie zu Hause."

Mit diesen Worten führt er uns den Flur entlang in die Küche und das angrenzende Wohnzimmer. Überall stapeln sich Pappkartons in dem leeren Raum, in dem nur die Kücheneinrichtung und das große Sofa schon aufgebaut sind. Die restlichen Möbel befinden sich offenbar noch in ihre Einzelteile zerlegt in ihren Verpackungen.

Mein bester Freund hat Chenle beim Frühstück gefragt, was dieser denn heute vorhatte. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich überrascht gewesen, dass Jaemin von sich aus ein Gespräch mit unserem Nachbar begonnen hat, obwohl er davor noch kein einziges Wort mit ihm gewechselt hat. Andererseits ist Chenle einfach unglaublich sympathisch, was auch meinem besten Freund aufgefallen sein muss. Vielleicht hat er sich deswegen getraut, ein Gespräch zu beginnen.

Jedenfalls hat Chenle erzählt, dass er plant, die neuen Möbel aufzubauen und Jaemin und ich haben sofort angeboten, ihm dabei zu helfen. Zu dritt würden wir immerhin sehr viel schneller und einfacher voran kommen, als wenn Chenle die gesamten Möbel in diesem Haus alleine aufbauen müsse.
Da ich heute frei habe und Jaemin ja sowieso noch krank geschrieben ist, haben wir auch genug Zeit dafür.

"Also, los geht's.", ruft mein bester Freund motiviert und klatscht in die Hände, bevor er zu unserem Nachbarn läuft, der schon die erste Pappverpackung aufreißt.

"Jaemin, du denkst daran, dass du dich nicht überanstrengen sollst, okay?", sage ich, weshalb er nur genervt nickt und nach der Aufbauanleitung greift.

Ich spüre Chenles besorgten Blick auf mir und sofort nehme ich wahr, wie meine Wangen sich erhitzen, weil ich an mein morgendliches Gespräch mit meinem besten Freund denken muss.

Das kann doch gar nicht sein. Wir kennen uns literally seit... zwei Tagen? Und haben nur ein paar Stunden miteinander geredet.
Jaemin hat Schwachsinn gelabert und ich war heute morgen viel zu erschöpft und fertig von der unbequemen Nacht auf dem Sofa.
Nur deshalb habe ich so komisch reagiert und mir die Worte von meinem besten Freund so sehr zu Herzen genommen.

Als meine Gedanken zu der vergangenen Nacht wandern, sehe ich sofort wieder Chenle wunderschönes entspanntes Gesicht vor mir, als er mitten im Film plötzlich eingeschlafen ist. Er hat davor schon die ganze Zeit vor sich hin gegähnt, aber darauf bestanden, dass er nicht müde sei und den Film fertig schauen wolle.

Auch nachdem ich ihm versichert habe, dass wir den Film auch an einem anderen Tag fertig schauen könnten, hat er nicht nachgegeben, und tapfer die Augen offen gehalten, bis er wenig später eingenickt ist und sich dabei eng an mich gekuschelt hat.

Mein Herz schlägt mir alleine bei dem Gedanken an die gestrige Situation wieder bis zum Hals und es bildet sich ein warmes Gefühl der Zuneigung in meiner Brust, als ich Chenles Blick erwidere und ihm ein beruhigendes, zuversichtliches Lächeln schenke.

Er erwidert es sanft was nicht gerade dazu führt, dass sich mein erhöhter Puls beruhigt. Dieser Junge ist einfach zu niedlich. Am liebsten würde ich ihn jetzt in diesem Moment in den Arm nehmen und nicht mehr los lassen.

Dieser Wunsch verwirrt mich ziemlich, ich kann mir nicht erklären, woher diese Gefühle kommen.
Sie waren irgendwie plötzlich da, ich habe nicht damit gerechnet und weiß jetzt nicht, wie ich damit umgehen musste.
Vielleicht übertreibe ich gerade auch maßlos. Vermutlich...

Ich sollte das ganze einfach locker sehen, so wie Jaemin sagt. Mir Zeit lassen. Nichts überstürzen.
Dieses Mal nicht.

Dieses Mal soll es anders werden.
Und es würde anders werden.

Chenle ist anders.
Ich kenne ihn zwar noch nicht lange, aber doch gut genug, um das sagen zu können.
Er wird mich nicht verletzten.

Ich atme einmal tief durch, bevor ich mich zu Jaemin und Chenle geselle, die bereits in die Aufbauanleitung des ersten Schrankes vertieft sind.

Mein Nachbar blickt ein wenig verloren auf die Bildchen auf der ersten Seite der Gebrauchsanweisung, während mein bester Freund bereits die ersten Bretter zusammenschraubt.

"Kann ich dir helfen, Lele?", erkundige ich mich lächelnd bei dem dunkelhaarigen, der mir leicht verlegen die Anleitung unter die Nase hält.
"Ich weiß nicht genau...", beginnt er, weiß dann allerdings offensichtlich nicht weiter, sondern gestikuliert stumm in Richtung der vielen Bretter, Nägel und Schrauben. Um seine Nase hat sich eine sanfte Röte gebildet und er kratzt sich ratlos im Nacken.

Hat er etwa noch nie eine Ikea-Kommode aufgebaut?

Zugegeben, das ist schon verdammt süß, wie er da steht und mit großen Augen die Anweisungen auf dem Zettel betrachtet, als habe er noch nie etwas derartiges zu Gesicht bekommen.
Ich muss mich ziemlich zusammenreißen, um nicht vor lauter Niedlichkeit zu quietschen. Am liebsten würde ich ihm in diese weichen Wangen piksen, weil dieser Anblick einfach viel zu cute ist, aber ich weiß nicht, ob diese Geste vielleicht unangemessen ist.

Ach verdammt...

"Also...", setze ich an und greife nach dem ersten Plastikbeutel mit Schrauben und Dübeln, auf der eine große eins abgedruckt ist. "... wir brauchen die hier und die Bretter a, b und c." ich drücke ihm den Plastikbeutel in die Hand, hocke mich vor den geöffneten Papkarton auf den Boden, und lege die benötigten Bretter bereit.

Chenle hockt sich zögerlich neben mich und sucht die auf der Anleitung abgebildeten Schrauben aus der Packung, und reicht sie mir.

Unsere Hände berühren sich dabei leicht und wie in diesen kitschigen Dramen lächeln wir uns kurz gegenseitig an, bevor wir gemeinsam beginnen, die Kommode aufzubauen.

Chenle braucht nicht lange, bis er die Arbeitsanweisungen nachvollziehen kann und so steht in kurzer Zeit das erste Möbelstück fertig vor uns.

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