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Jisung:
Mein Freund kuschelt sich sofort an meine Brust und vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Seine weichen Haare kitzeln dabei an meinem Kinn und ich muss mich zusammenreißen, um nicht anfangen zu lachen. Ich will ihn nicht wecken.
Es scheint wirklich ein harter Tag für ihn gewesen zu sein und wie ich meinen Freund kenne, ist sein Terminkalender für den nächsten Tag nicht weniger voll.
Immerhin muss er in letzter Zeit eine Menge für sein Comeback vorbereiten, wobei ich ihn natürlich so gut ich kann unterstütze.
Als sein Choreograf und natürlich bester Freund kann ich ihm eine Menge Stress abnehmen, aber trotzdem macht Jaemin diese harte Arbeit vor allem in letzter Zeit extrem zu schaffen.
Hoffentlich wird er nicht krank vor lauter Überanstrengung.
In Jaemins Zimmer angekommen lege ich meinen Hyung auf seinem Bett ab und will mich leicht aus seiner Umklammerung lösen, als er beginnt, leise etwas vor sich hin zu murmeln.
Es dauert eine Weile, bis ich die Worte verstehe, aber mit der Zeit wird sein Gemurmel immer deutlicher und seine Stimme lauter:
"Lass mich nicht alleine... bitte..."
Immer wieder sagt er das, während er sich mit den Fingern in mein T-Shirt krallt und mich so wieder näher zu sich zieht.
Seufzend streiche ich Jaemin die Haare aus der Stirn und hauche ihm einen sanften Kuss auf den Kopf, bevor ich ihn vorsichtig von mir löse und zum Fenster laufe. Draußen ist es noch hell, es ist ja auch wirklich noch nicht spät.
Langsam, um jegliche lauten Geräusche zu vermeiden, lasse ich den Rollladen herunter und verdunkele so allmählich Jaemins Zimmer.
Dabei fällt mein Blick aus dem Fenster hinaus auf das Nachbarhaus.
Von hier hat man eine perfekte Sicht auf die Einfahrt und ich kann beobachten, wie genau in diesem Moment ein schwarzer Van mit abgetönten Scheiben davor hält und zwei dunkle Gestalten mit Kappe und Mundschutz aussteigen.
Neugierig halte ich in meiner Bewegung inne, spähe nach draußen und beobachte das Geschehen dort.
Die erste Person läuft bereits auf das Gebäude zu und zieht einen Schlüssel aus seiner Tasche, während die zweite kleinere Gestalt noch ein paar Worte mit dem Fahrer zu wechseln scheint, bevor er sich kurz umsieht und ebenfalls auf das Haus zuschreitet.
Das sind unsere neuen Nachbarn?
Die scheinen ja noch spannender und geheimnisvoller zu sein, als ich sie mir vorgestellt habe.
Wieso vermummen die sich so, hier ist doch soweiso weit und breit kein Mensch?
Neugierig beobachte ich noch, wie beide im Gebäude verschwinden und das große Auto weiter fährt, bevor ich den Rollladen weiter runter lasse, bis das Fenster komplett verschlossen ist.
Auf dem Weg zur Tür fällt mein Blick noch einmal auf Jaemin, welcher fast komplett von seiner Decke versteckt wird und sich unruhig hin und her wälzt.
Ich beuge mich noch einmal kurz zu ihm runter und streiche ihm beruhigend über die Haare, wobei er im Schlaf nach meiner Hand greift und sich an ihr festklammert.
"Ganz ruhig Nana, du bist nicht alleine. Und wenn du willst, übernachte ich heute bei dir..."
Vielleicht kann er mich ja im Schlaf verstehen und beruhigt sich so ein bisschen. Oder er spürt wenigstens meine Anwesenheit.
Über mich selbst den Kopf schüttelnd löse ich langsam Jaemins verkrampfte Finger von meiner Hand.
Mein bester Freund schläft tief und fest und würde mir ja sowieso nicht antworten. Denke ich.
Aber als habe er meine Worte verstanden wiederholt er wieder sein Gemurmel von vorhin.
"Ich lasse dich nie alleine, das weißt du doch.", antworte ich.
Vielleicht ist es nur Einbildung, aber es sieht so aus, als würde Jaemin im Schlaf wirklich ein wenig ruhiger werden.
Dann werde ich heute also hier schlafen. Ist ja sowieso nichts neues, Jaemin und ich schlafen oft zusammen in einem Bett, weil der Ältere sich nachts alleine manchmal fürchte und Albträume bekommt.
Und ich habe natürlich auch nichts dagegen, bei meinem besten Freund zu schlafen, im Gegenteil. Ich kuschele gerne und mir tut die vertraute Nähe von Jaemin auch sehr gut.
Allerdings bin ich wirklich noch kein bisschen müde, weshalb ich Jaemin noch einmal die Haare aus der Stirn streiche, bevor ich auf Zehenspitzen das Zimmer verlasse.
Nachdenklich lasss ich meinen Blick durch den Flur wandern, bevor ich die Treppe wieder hinunter laufe und auf dem Weg zur Küche das Tablett vom Sofa mitnehme.
Dort angekommen lege ich die Verpackung mit den Keksen zurück in den Schrank und stelle unsere beiden leeren Tassen in die Spülmaschine.
Ratlos setze ich mich anschließend an den Küchentisch.
Es ist noch relativ früh und ich habe noch eine ganze Weile Zeit, bevor ich ins Bett muss, aber ich habe keine Ahnung, was ich jetzt noch tun könnte.
Ich lasse meine Gedanken schweifen und überlege gerade, ob ich lieber alleine einen Film schauen oder nochmal ein paar Choreos durchgehen sollte, als ich aus dem Augenwinkel ein Blinken wahrnehme.
Jaemins Handy liegt auf der Tischplatte neben mir und fängt kurz darauf auch an zu vibrieren, weshalb ich danach greife und einen Blick darauf werfe.
Eingehender Videoanruf von 'Renjunieee' steht auf dem Display, weshalb ich kurzerhand auf den grünen 'Annehmen' Button drücke und sogleich ein verschlafen aussehender Renjun auf dem Bildschirm erscheint.
"Hey Jisungie.", dringt seine Stimme leicht verzerrt aus dem Handylautsprecher und ich winke ihm fröhlich zu.
"Wie geht es dir Hyung? Jaemin hat erzählt, dass du krank bist?", erkundige ich mich bei dem älteren.
"Schon viel besser, morgen bin ich wieder fit, ist nur ne leichte Erkältung gewesen.
Ist Nana auch da? Oh gott, störe ich euch bei eurem Filmeabend? Ich kann auch später nochmal anrufen, kein Problem..."
"Haha, alles gut.", unterbreche ich ihn.
"Jaemin schläft schon, er war echt müde und außerdem genervt von deinem Ersatz heute.", erkläre ich, woraufhin mein Gesprächspartner das Gesicht verzieht.
"Oh je, das war doch nur ein Tag...
Jedenfalls, warum ich Anrufe:
Ihr sollt beide morgen um 6 Uhr im Entertainment sein, ich hole euch ab, seid bitte pünktlich fertig."
Stöhnend verziehe ich mein Gesicht.
"Warum so früh...?", beschwere ich mich, woraufhin Renjun mit den Schultern zuckt.
"Der CEO möchte was mit euch besprechen, ich hab aber auch keine Ahnung, was genau, weil ich ja heute nicht da war."
Genervt verdrehe ich die Augen, nicke dann aber und verspreche Jaemins Manager, pünktlich fertig zu sein.
"Dann ist ja alles klar.", grinst dieser.
"Und wie geht es dir so Jisungie?"
Ich überlege kurz.
"Eigentlich ganz gut, aber ich mache mir Sorgen um Jaemin. Ihm scheint es nicht so gut zu gehen in letzter Zeit.", entschließe ich mich schließlich zu sagen.
Klar, mein bester Freund hat generell einen anstrengenden Job und ist öfter mal erschöpft nach einem langen Arbeitstag, aber in letzter Zeit habe ich immer deutlicher das Gefühl, dass er sich mit Absicht von allem in seinem Leben abkapselt und Abstand hält. Wann immer ich ihn mal zu Gesicht bekomme, ist er unmotiviert und irgendwie traurig.
Vielleicht weiß Renjun ja genauer, was mit ihm los ist, denn mit mir redet Jaemin ja nicht mehr.
Ich beobachte, wie dieser besorgt die Stirn runzelt.
"Ja... Das hab ich auch gemerkt...", murmelt er nach einer Weile Stille.
"Er hatte anscheinend neulich auch wieder Stress mit Mr Zhong, aber ich weiß nicht genau, worum es da ging."
"Oh man, dieser Typ meckert in letzter Zeit auch nurnoch rum, wie soll Jaemin denn auch anders damit umgehen?", beschwere ich mich über den CEO unseres Entertainments.
"Naja, es gab wohl ein paar Probleme mit seinem Sohn... Der soll gestalkt und angegriffen worden sein oder so, ich kann mir schon vorstellen, dass Mr Zhong deshalb sehr gestresst ist...
Aber es ist natürlich trotzdem nicht okay, seine schlechte Laune an Jaemin auszulassen.", erklärt Renjun, weshalb ich nachdenklich die Stirn runzele.
Komisch, von einem Angriff habe ich garnichts mitbekommen. Normalerweise würde sowas doch bestimmt in den Nachrichten kommen.
"Naja, was auch immer er mit euch besprechen will, morgen wird der Tag auf jeden Fall entspannter.
Ihr habt ab halb sieben dann Training und Jaemin hat um 12 einen Termin mit einem Producer wegen einem neuen Lied, da kannst du dann schon wieder nachhause.
Und abends hat Jaemin noch ein kurzes Interview und das wars."
Ich nehme die Informationen auf und nicke als Bestätigung, dass ich alles verstanden habe.
Wir tauschen noch ein paar Sätze miteinander aus und dann verabschiedet sich der Ältere auch schon von mir, weil er nun auch schlafen gehen will.
Er ist immerhin noch deutlich angeschlagen und ich finde es auch nicht wirklich gut, dass er morgen schon wieder zur Arbeit will.
Allerdings kenne ich Renjun mittlerweile auch gut genug, um genau zu wissen, dass dieser nie wegen etwas wie einer Erkältung länger als unbedingt notwendig zu Hause bleibt.
Und es ist ihm auch immer egal gewesen, wenn Jaemin und ich ihn zwingen wollten, sich zuhause auszuruhen.
Ich schalte das Handy aus und hänge es ans Ladekabel, bevor ich in Richtung Terrassentür laufe.
Ein bisschen frische Luft vor dem Schlafengehen schadet schließlich nie.
Angenehm streicht mir der kühle Abendwind übers Gesicht und ich laufe ein paar Schritte über das Gras zu meiner Hängematte, wo ich mich niederlasse und entspannt in den blauen Himmel blicke.
Ich kann beobachten, wie sich langsam immer mehr Wolken über mir bilden und den Himmel allmählich verdunkeln lassen.
Es ist faszinierend mit anzusehen, wie der Himmel sich langsam auf die Nacht vorzubereiten schien.
Ein paar einzelne Vögel zwitschern noch leise vor sich hin und in dem nahe gelegenen Wald kann ich schon die Grillen zirpen hören, während meine Augen langsam zu fallen.
~
Huang Renjun:
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