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Jisung:
"Nana schau mal, da ziehen endlich neue Leute neben uns ein!", rufe ich laut durch unser Haus.
Ich habe die letzten Minuten auf meinem Balkon die Sonne und die Stille draußen genossen und währenddessen ein bisschen gelesen, als plötzlich zwei große Möbelwagen in unsere Straße gefahren sind und die ruhige Atmosphäre draußen beendet haben.
Aufgeregt laufe ich nun die Treppe runter und finde meinen besten Freund in der Küche, wo dieser vor dem Herd steht und in einem kleinen Topf rührt. Neben ihm auf der Tischplatte liegt eine angebrochene Tafel Schokolade und ich kann mir schon denken, was er da zubereitete.
Als er meine Schritte wahrnimmt blickte er auf und sieht mich kurz irritiert an.
"Was hast du gesagt?", fragt er, während er weiter in seinem Topf herum rührt.
"Es sieht so aus, als würde endlich jemand neben uns einziehen!", wiederhole ich begeistert und setze mich schwungvoll neben meinen Freund auf die große Arbeitsfläche neben dem Herd.
Jaemin allerdings scheint meine Begeisterung nicht so wirklich zu teilen, denn auf meine Aussage hin reißt er erst seine Augen auf und verzieht dann sein Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen.
Ich jedoch ignoriere den angefressenen Gesichtsausdruck meines besten Freundes und strecke meinen Kopf in Richtung des Topfes, um genüsslich den Geruch nach heißer Schokolade einzusaugen.
Verträumt schließe ich die Augen und beuge mich auf der Tischplatte wieder zurück, bis ich mit dem Rücken gegen die Wand lehne.
"Ich hoffe es ist kein verklemmtes Ehepaar oder so...", überlege ich laut.
"Obwohl, dann hätten die anderes Zeug geliefert und keine Ikeamöbel in Pappkartons, also spricht das schonmal für unsere neuen Nachbarn. Vielleicht sind sie ja sogar in unserem Alter, das wäre doch cool, oder? Wir könnten zusammen zocken und feiern und Filme schauen und Spiele spielen...", grinsend pikse ich Jaemin in die Seite, während ich mir im Kopf schon ausmale, wie wir im Sommer gemeinsam in unserem Garten campen und die Tage im Pool verbringen werden.
Als mein Freund jedoch immer noch nichts erwidert, blicke ich wieder zu ihm und verziehe meinen Mund zu einer beleidigen Schnute.
"Was ist denn los mit dir? Hat jemand dein Musikvideo gedisliked?
Warte, lass mich raten: es waren unsere neuen Nachbarn und deshalb freust du dich nicht, dass die jetzt hier einziehen, stimmts?", erkundige ich mich scherzhaft, woraufhin Jaemin den Blick wieder von seinem Kochtopf abwendet und mir stattdessen in die Augen schaut.
Er sieht erschöpft aus, was mir vorher vor lauter Aufregung über den Möbeltransport gar nicht aufgefallen ist und ich erwidere Jaemins Blick leicht besorgt.
Dieser seufzt einmal, bevor er mir durch die Haare wuschelt.
Ich schlage gespielt genervt seine Hand weg, obwohl ich diese Berührung meines besten Freundes insgeheim mag.
Wir haben beide in der letzten Zeit wirklich viel Stress gehabt und uns nur selten gesehen, obwohl wir zusammen wohnen und sogar teilweise auch zusammen arbeiten.
Deshalb habe ich meinen Freund schon ein wenig vermisst, was ich natürlich nie zugeben würde.
"Ich freue mich doch Jisungie und ich hoffe auch, dass unsere neuen Nachbarn nett sind und du dich mit ihnen verstehst...
Aber ich bin echt fertig von der Arbeit heute, der CEO macht Stress wegen meinem Comeback und Renjun war krank, deshalb hatte ich für heute einen Ersatzmanager, der nichts auf die Reihe bekommen hat. Ich will einfach nurnoch ins Bett, okay?"
Die Sorge um meinen besten Freund vergrößert sich, als ich ihn so ausgelaugt und erschöpft vor mir stehen sehe.
Leicht überfordert und unsicher, was ich tun soll, springe ich vom Tisch und lehne mich neben Jaemin an den Herd.
Normalerweise ist heute wie jeden Sonntag unser gemeinsamer Filmeabend, den wir auch wirklich nur zu ganz seltenen Anlässen mal ausfallen lassen, aber so wie es aussieht ist Jaemin auch dafür viel zu müde heute.
"Es tut mir wirklich leid, ich weiß du hast dich echt auf heute gefreut, vor allem wegen dem ganzen Scheiß im Moment, aber...", setzt er an zu erklären, allerdings unterbreche ich ihn bevor er fertig aussprechen kann.
"Mach dir keine Sorge Nana, wir holen unseren Abend einfach nach, das ist kein Problem. Du ruhst dich jetzt aus, und ich mache dir die Schokolade fertig, okay?", lächele ich ihn an und unterstreiche meine Worte, indem ich Jaemin kurzerhand von der Herdplatte wegschiebe und ihn dafür auf einen der Küchenstühle setzte.
Mein Freund lacht nur leicht auf.
"Also das hätte ich auch gerade noch so alleine geschafft.", murmelt er, woraufhin ich nur den Kopf schüttele und nebenbei im Topf rühre.
Die Schokoladenstücke sind schon fast vollständig geschmolzen, es wird also nicht mehr lange dauern, bis unser Getränk fertig ist.
"Nichts da, du ruhst dich jetzt aus!", befehle ich meinem Freund, drehe mich um und hebe Jaemin wieder vom Stuhl hoch und trage ihn wie ein kleines Baby zum Sofa, wo ich ihn sanft absetze.
Zufrieden beobachte ich, wie sich aufgrund meiner Aktion ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht geschlichen hat, bevor ich ihn auch sogleich mit einer Kuscheldecke zudecke und in Richtung Küche zurücklaufe.
"Ihre Bestellung kommt sofort!", rufe ich noch über meine Schulter in Richtung Sofa, bevor ich wieder in der Küche angekommen auch sogleich die fertige heiße Flüssigkeit in zwei große Tassen schütte und mit ein bisschen Schlagsahne aus dem Kühlschrank verziere.
Ich stelle die Tassen auf ein Tablett, lege noch eine Packung Kekse dazu und trage dieses daraufhin auch schon in Richtung Sofa.
Ein Lächeln legt sich auf mein Gesicht, als ich Jaemin mit geschlossenen Augen und zufriedenem entspanntem Gesichtsausdruck dort liegen sehe.
Er öffnet die Augen aber sogleich wieder, als ich das Tablett neben ihm auf dem Sofa abstelle und mich selbst daneben platziere.
"Wow, wie hab ich denn diesen Service verdient?", erkundigt er sich grinsend, wobei er bereits nach seiner Tasse greift und sogleich das dampfenden Getränk probiert.
"Naja, du hast die Schokolade gemacht, also bedank dich dafür bei dir selbst. Ich hab sie nur in die Tasse geschüttet, mehr war das garnicht.", winke ich ab, woraufhin Jaemin leicht auflacht und wieder einen Schluck aus seiner Tasse nimmt.
Er seufzt zufrieden und reibt sich mit der freien Hand über die Augen.
"Was ist denn jetzt eigentlich mit dem Haus...", fange ich wieder mit dem Thema vom Anfang an, weshalb mein Freund verwirrt aufschaut.
"Ich glaub dir nicht, dass deine Begeisterung für neue Nachbarn nur daran liegt, dass du müde bist.", erkläre ich sofort, weshalb Jaemin erneut seufzt, dieses Mal aber weniger zufrieden sondern eher das Gegenteil.
"In dem Haus hat niemand mehr gewohnt, seit ich ein kleines Kind war, es wird einfach ungewohnt für mich sein... Außerdem bedeuten neue Leute immer die Gefahr, dass irgendwelche verrückten Fans herausfinden, wo ich wohne, und darauf habe ich echt kein Bock.
Ich möchte wenigstens hier meine Privatsphäre haben.", erklärt er, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass er irgendetwas verschweigt.
Ich kenne ihn immerhin mehr als lange genug um sowas zu erkennen und bin ehrlich gesagt etwas enttäuscht, dass er mir nicht die ganze Wahrheit erzählt.
"Ich hab einfach keinen Bock Umziehen zu müssen, ich mag es hier. Aber neue Leute und so... Das muss halt echt nicht sein.
Ich weiß, dass du gerne neue Leute kennen lernst, aber ich kann sowas einfach nicht.", führt er kurz weiter aus, wobei er erschöpft seine Augen schließt.
"Warte doch erst mal ab bis du sie kennenlernst...", schlage ich ihm leise vor. "Bestimmt sind sie nett und dann werden sie niemandem erzählen, dass der große tolle Jaemin hier wohnt. Und dann wird es dir auch leicht fallen, sie kennen zu lernen. Und zwar als Nana und nicht als Jaemin, wolltest du das nicht auch immer?"
Ich nehme einen großen Schluck aus meiner Tasse, genieße die leckere Süße der Schokolade auf meiner Zunge.
"Ich meine, versteh mich nicht falsch, du bist toll als Jaemin, hast viele Fans auf der ganzen Welt, ein starkes Stage Image, aber warum zeigst du nicht mehr Leuten, wie du wirklich bist? Einfach nur du selbst? Nana und nicht das Kpop-Idol, weißt du?"
Ich genehmige mir erneut einen Schluck heiße Schokolade, während ich auf Jaemins Antwort warte.
Von diesem kommt jedoch lediglich ein leises Seufzen, weshalb ich nach einer Weile zu ihm hinüber blicke und feststellen muss, dass er, die Tasse fest umklammert, im Sitzen eingeschlafen ist.
Sein Mund ist leicht geöffnet, der Kopf zur Seite gerutscht und die blauen Haare hängen ihm wirr ins Gesicht.
Ich beobachte ihn eine Weile, wie er da liegt und ruhig schläft, bis ich meine heiße Schokolade leer getrunken habe und die Tasse zurück aufs Tablett stelle. Vorsichtig nehme ich auch Jaemin die Tasse aus der Hand und stelle sie zu meiner, bevor ich ihn erneut hochhebe und mit ihm auf dem Arm in Richtung Treppe laufe.
~
Na Jaemin:
Park Jisung:
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