Epilog

Harry's P.o.V.

Ich merke, wie sich ein Lächeln auf mein Gesicht schleicht, während ich meinem Freund gedankenverloren durch die Haare streiche. Ich bin so froh, dass er endlich schläft. Natürlich bin auch ich aufgeregt. Seit 5 Wochen - also seit wir die Bestätigung der Therapeutin für den heutigen Termin bekommen haben - bin ich nervös. Aber er war jede einzelne Sekunde davon da. Genau hier, an meiner Seite. 

Und genau dort hat er auch die letzte Nacht kein Auge zu bekommen. Seit gestern Abend steht er komplett neben sich, ich habe ihn noch nie so unruhig erlebt. Natürlich hat er versucht, es sich nicht anmerken zu lassen und sich stattdessen darum gekümmert, dass meine Aufregung keine Überhand nimmt. Aber ich kenne ihn mittlerweile so gut, ich weiß genau, was in ihm vorgeht.

Erneut wandert mein Blick in das Buch auf meinem Schoß. Mit dem Daumen fahre ich vorsichtig über das Polaroid, dass ich vor 2 Wochen beim Essen gehen von ihm gemacht habe. Wir waren bei meiner Mama und Robin zum Nachmittagstee gewesen, haben dann noch die Graffitis angeschaut, die ich vor Jahren mit Zayn designed habe und als Überraschung hat er mich anschließend in den süßen kleinen Italiener in meiner Heimatstadt eingeladen. Er hatte extra vorher einen Tisch in der schönsten Ecke des niedlichen Ladens reserviert, von wo aus man den Sonnenuntergang über dem kleinen, angrenzenden See sehen kann.

Es war das kitschig-romantischste Candle-Light-Dinner das ich mir je hätte vorstellen können und eventuell habe ich deswegen eine halbe Stunde lang nicht aufhören können, zu heulen. Als meine Hände dann endlich wieder wenig genug gezittert haben, um meine Polaroidkamera zu bedienen, ist dieses Bild entstanden. Und wäre es nicht schon schön genug geworden, hat er auch noch diese kleine Nachricht hinterlassen, als ich auf der Toilette war. 

Ich hatte doch damals grade erst aufgehört zu heulen, 'son Mist... 

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20th October, 09:23am
»You make my heart beat faster than adrenaline, You kiss away the pain of all the hell I'm in
You're gonna make me better than I've ever been, 'cause you're my medicine ♡ « 

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Seine Atmung wird langsam etwas unregelmäßiger. Er wälzt sich leicht hin und her, kuschelt sich dann noch etwas näher an mich und schlingt seinen Arm um meine Taille. Erneut muss ich grinsen, lasse dann meine Finger leicht über seine Kopfhaut wandern, nachdem ich das Buch zugeklappt und beiseite gelegt habe. Langsam beginnt er zu blinzeln, bevor er plötzlich zusammenzuckt. Er schreckt hoch und murmelt verschlafen "W-Wie viel Uhr haben wir?!"

Ich streichle ihm beruhigend durchs Gesicht und antworte ruhig "Guten Morgen, Boo. Wir haben halb 10." Erschrocken sieht er mich an und sagt "Was? Aber warum-... Mein Wecker, warum hat mein Wecker nicht geklingelt?" Er reibt sich durchs Gesicht. "Weil ich ihn ausgestellt habe." Komplett verwirrt zieht er die Augenbrauen zusammen. "A-Aber wieso hast du-...? Wir müssen doch-" Doch ich unterbreche ihn. "Lou, mein Termin ist um 2 Uhr nachmittags und wir brauchen keine halbe Stunde zu Dr. Mendes, wir müssen uns keinen Stress machen, hörst du? Aber was du musst, ist Schlafen." Seufzend lässt er sein Gesicht auf meine Brust sinken und gibt ihr einen sanften Kuss auf Höhe meines Herzens.

Ich schlinge meine Arme um ihn und flüstere "Warum bist du denn so aufgeregt? Ich habe doch einen Therapietermin, nicht du." Nachdenklich beginnt er mit meinen Fingern zu spielen. "Das ist ja das Problem. Ich mache mir viel mehr Sorgen um dich als um mich." Ich schüttle den Kopf. "Das ist aber nicht gut, Lou. Du selbst solltest für dich immer an erster Stelle stehen." Erneut höre ich ihn seufzen. "Ich weiß aber-..." Er hebt den Kopf um mir in die Augen schauen zu können. "Ich will so sehr, dass es dir besser geht." Ich gebe ihm ein Küsschen auf die Stirn. "Aber das ist doch der Grund für den Termin heute, das ist doch gut." versuche ich ihn aufzumuntern. "Aber ich habe Angst, Hazza." flüstert er, als er seinen Kopf in meine Halsbeuge drückt.

"Was, wenn du dich bei ihr nicht wohlfühlst? Oder du merkst, dass du generell bei einer fremden Person nicht so offen sein kannst, wie bei mir? Was wenn das alles nichts bringt und du weiter leidest, es tut mir so weh, dass ich nichts tun kann..." Ich hebe seinen Kopf sanft aus meiner Halsbeuge. "Ich habe dir das schon mal gesagt, Lou, aber ich wiederhole es gerne immer wieder. Allein dass du hier bei mir bist, macht Alles schon so viel erträglicher für mich und zu wissen, was du Alles für mich tust, ist das schönste Gefühl der Welt." Ganz leicht heben sich seine Mundwinkel an, bevor er mich an sich zieht und mich küsst. 

"Und wenn es mit ihr nicht funktioniert, dann suchen wir nach jemand anderem. Außerdem bist du während des Termins bei mir, also fühle ich mich auch wohl."

Auch bei mir ist die Nervosität allerdings wieder auf dem Höhepunkt angekommen, als wir im Wartezimmer sitzen. Obwohl ich bisher in dieser Praxis ein wirklich angenehmes Gefühl habe, verschwindet die Aufregung nicht im Ansatz. Sanft malt Louis mir Herzchen auf den Handrücken und lächelt mich aufmunternd an.

Wie jedes Mal, wenn er mich anlächelt, beginnt mein Herz schneller zu schlagen. Manchmal fühlt es sich immer noch so surreal für mich an, dass er wirklich mir sein Herz geschenkt hat. Weil, ich meine, warum mir? Mit Jamie, beispielweise, wäre alles so viel einfacher gewesen für ihn. Aber aus mir nicht erklärlichen Gründen hat er sich tatsächlich in mich verliebt. Bevor er in mein Leben gestolpert ist, habe ich es nie für möglich gehalten, dass sowas überhaupt jemals jemandem passieren würde.

Von dem Moment an, als er sich zwischen mich und Simon's Jungs gestellt hat, ohne überhaupt zu wissen, wen er da gerade verteidigt, kann ich nicht mehr aufhören, an ihn zu denken. Sein Handeln damals war so selbstlos. Und abgesehen davon, wie wahnsinnig es mich angemacht hat, dass er sich nicht nur mit Worten, sogar sogar körperlich behaupten konnte - als er sich dann umgedreht und mich angelächelt hat, war es um mich geschehen.

Hoffnungslos. 

Ich fand diese kitschige Darstellung von 'Liebe auf den ersten Blick' in Büchern und Filmen immer schrecklich, bis es mir selbst passiert ist. Nein, ich fand es danach eigentlich sogar noch schrecklicher. Denn ich wollte das nicht. Es war sowieso schon alles zu viel. So viel zu viel. Wie sollte ich dann auch noch mit einem fast krankhaften Verlangen nach einer Person umgehen, mit der ich keine 5 Sätze gewechselt hatte und die - zu diesem Zeitpunkt - absolut unerreichbar schien? Aber ich hatte keine Chance, dagegen anzukommen. Auch wenn unser Start mehr als beschissen war... was daraus geworden ist, hat einen anderen Menschen aus mir gemacht, den ich ganz langsam ein wenig akzeptieren kann.

"Harry Styles?" blinzelnd sehe ich zu der jungen Frau auf, die mich freundlich anlächelt. "Es freut mich, Sie kennen zu lernen. Ich bin Dr. Mendes, Ihre Therapeutin. Möchten Sie mich begleiten?" Zaghaft nicke ich und spüre wie Louis mir sanft über den Rücken streichelt. "Können Sie mich Harry nennen? Ich glaube, ich fühle mich wohler, wenn man mich nicht siezt." murmle ich. "Selbstverständlich, Harry. Wie es dir am liebsten ist. Ich bin Camila." Ihr Blick wandert rüber zu Louis. "Möchtest du, dass dein Freund mit reinkommt?" fragt sie lächelnd. "Wenn das o-okay ist?" Sofort nickt sie. "Natürlich, es ist mir wichtig, dass du dich so wohl wie möglich fühlst und wenn er dir Sicherheit gibt, darf er selbstverständlich dabei sein." Ich nicke erneut und sehe zu Louis, der langsam aufsteht und mir lächelnd seine Hand hinhält. Als ich neben ihm stehe, schiebe ich meine Finger zwischen seine, fühle für eine Sekunde seine Lippen auf meiner Wange, bevor wir gemeinsam durch die Tür treten. 

Bis ich mich selbst lieben kann, wird es noch ein verdammt langer, steiniger und anstrengender Weg. Aber ich weiß, dass er bei jedem einzelnen Schritt meine Hand halten wird. 

Und ich habe das Gefühl, dass mir das den Weg ein kleines bisschen leichter machen könnte.

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1336 Words

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