002
"NEIN!" schreie ich verzweifelt, werfe die Zigarette in meiner Hand hinter mich und springe in seine Richtung. Ich greife nach seinem Arm, ziehe mit aller Kraft, die mir der Adrenalinüberschuss verleiht, den Körper an mich, der von der Schwerkraft nach unten gerissen wird. Mit einem reflexartigem Ausfallschritt, der meinen Fuß vor die metallene Dachkante drückt, stemme ich mich gegen die gewaltige Kraft und schlinge meinen anderen Arm fest um seine Taille. Er sackt kraftlos darum zusammen, bevor er in meine Richtung fällt.
Die plötzlich auf mich zukommende Dynamik kann ich nicht abfangen und stolpere rückwärts gen hartem Boden. Unsanft schlage ich mit dem Ellenbogen auf und kann nicht verhindern, dass sein Kopf das Gleiche tut. Ein schmerzliches Zischen entfährt ihm, das in einem erneuten Wimmern untergeht.
"Nein, nein, nein..." leise winselt er vor sich hin und windet sich in meinem festen Griff, doch ich lasse nicht los.
"G-Grace..."
Ein paar weitere Sekunden wehrt er sich gegen mich, schlägt um sich und auf meine Brust ein. Vorsichtig halte ich seine Handgelenke fest, sodass er in seiner Bewegung stoppt. Kraftlos lässt er den Kopf gegen meine Brust fallen und krallt sich in mein Shirt, als würde er plötzlich Halt suchen. Mein Blick fällt auf das kleine Kreuz an seiner Hand, das meine Befürchtung bestätigt.
Es ist Harry, dem ich gerade das Leben gerettet habe.
Dann wandert mein Blick weiter auf meine Hände und ich erschrecke mich. Sie sind blutverschmiert.
Aus einem tiefen Schnitt quillt die rote, heiße Flüssigkeit durch das verzweifelte Klammern aus seinem rechten Unterarm. Reflexartig drücke ich meine Hand darauf, um es daran zu hindern.
Er zuckt kurz zusammen. Es scheint ihm wehzutun, was ich tue, aber ich will nicht, dass er noch mehr Blut verliert. Immer wieder gibt er ein herzzerreißendes Wimmern von sich, sackt mehr und mehr in sich zusammen, während er immer fester an meinem Shirt reißt.
Auch wenn ich Angst habe, wie er darauf reagiert, entscheide ich mich dazu, ihm den Halt zu geben, den er so verzweifelt zu suchen scheint und drücke ihn mit dem anderen Arm fest an mich. Dieser pocht vor Schmerz durch den harten Aufprall und ich meine, Blut daran herunter laufen zu spüren, aber nichts davon nehme ich wirklich wahr. All meine Aufmerksamkeit gilt dem Mann in meinem Arm, der sich jetzt statt an meinem Oberteil, an mir selbst festkrallt.
Ich suche händeringend nach etwas, das ich sagen kann, um ihn zu beruhigen, aber ich bin komplett überfordert mit der ganzen Situation. Jede Art von 'Alles wird gut' ist in so einer Situation komplett unangebracht. Wäre es so, hätte er sich nicht gerade umbringen wollen.
Aber was sagt man zu jemandem, der sich gerade das Leben nehmen wollte?
Sanft streiche ich ihm über den zitternden Rücken und flüstere "Sssh, Es ist okay, Harry. Es ist okay." Seine Atmung stockt kurz und wird dann etwas ruhiger, als er meine Stimme hört. Warm spüre ich sein Blut nun an meinem Rücken, aber so fest wie er seinen Arm an mich drückt, kann vermutlich nicht mehr viel davon austreten.
"Ich... ich k-kann nicht mehr." flüstert er, während seine Tränen weiter mein Shirt benetzen. "Ich weiß." antworte ich genauso leise und streichle ihm vorsichtig über den Kopf. Auch mir stehen die Tränen in den Augen, das hier ist emotional deutlich zu viel für mich.
Fast geräuschlos schluchzt er weiter vor sich hin und einige Zeit vergeht, bis der Lärm von unten plötzlich lauter wird und ich jemanden meinen Namen rufen höre. "Louis? Bist du da oben?" brüllt Liam gegen den Krach an. Harry schreckt zusammen und hebt den Kopf. Zum ersten Mal nachdem was passiert ist, sieht er mich an und es fällt mir schwer, meine Tränen zurückzuhalten.
Er sieht grauenvoll aus. Seine Augen sind blutunterlaufen und schimmern glasig, die Lider hängen erschöpft darüber, tiefe, dunkle Ränder darunter. Seine Lippen, die vorhin noch so weich und einladend aussahen, sind nun spröde, die untere aufgeplatzt und mit Bissspuren versehen. Sein Gesicht eingefallen. Die Haut fleckig und fahl, an der Schläfe vom Sturz abgeschürft. Wüsste ich nicht, was passiert ist, könnte man meinen, er wäre misshandelt worden.
Leer und verletzt ist sein Blick, als er den Kopf schüttelt und "...bitte." wispert. Auch ohne seine Bitte wäre ich niemals auf die Idee gekommen, auf mich aufmerksam zu machen. Es ist schlimm genug für ihn, dass ihn eine Person in diesem Zustand sieht, jede weitere wäre mehr als zu viel. Ebenfalls mit einem Kopfschütteln will ich ihm symbolisieren, dass ich nicht vor habe, ihn bloßzustellen, als ich plötzlich Schritte auf der Metalltreppe höre.
Harrys Gesicht wird ängstlich, er beißt sich auf die sowieso schon zerstörte Lippe, schließt kurz schmerzverzehrt die Augen, bevor er sein Klammern um mich löst, sich aus meinem Griff windet und zitternd aufsteht. Noch immer ziemlich abwesend stolpert er ein paar Schritte zurück und sieht sich ziellos auf dem Dach um. Ich springe auf und will nach seiner Hand greifen, doch er weicht mir aus, geht ein paar weitere Schritte zurück und eine einzelne Träne läuft ihm über die Wange. Seine Augen zucken panisch zu der Treppe hinter mir, auf der Liams Schritte immer näher kommen, dann wieder rüber zu mir.
Tiefer Schmerz, Angst und Verzweiflung sticht aus seinen Augen, als er mir damit für ein paar Sekunden in meine sieht. Es fühlt sich an, als würde er mit seinem Blick verzweifelt um Hilfe flehen, doch als ich einen Schritt auf ihn zugehe, beginnt seine Lippe zu beben und er dreht schlagartig den Kopf weg. Kurz spannt er so fest seine Arme an, dass die Sehnen hervortreten, bevor er die Augen zukneift und leise winselt. Es ist nur knapp eine Sekunde, in der er aussieht, als würde er gegen den Drang kämpfen, bei mir zu bleiben, bevor er sich widerwillig umdreht und in die andere Richtung verschwindet.
Ein paar Schritte folge ich ihm und meine Stimme bricht weg, als ich leise "H-Harry..." flüstere, doch er wird mit jedem Schritt schneller und ich bleibe stehen, als er durch eine Tür herunter taumelt.
Er will nicht, dass ich ihm folge.
Ich sehe ihm hinterher und rege mich nicht, als Liam hinter mir auftaucht. "Louis, bist du das?" Ich reagiere nicht auf seine Worte, bis er mich am Arm packt. "Hallo? Ich rede mit dir, du Träumer!" Noch immer ist mein leerer Blick auf das grell beleuchtete Treppenhaus gerichtet, durch das Harry verschwunden ist. "Haaaallo, Mister Tomlin-" Liam wedelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum, als er plötzlich die Augen aufreißt. "Ach du scheiße, ist das Blut?!" Er greift nach meinem verschmierten, ausgeleierten T-Shirt, dann nach meinem Arm, auf dem Harrys Blut allerdings bereits angetrocknet und deutlich dunkler ist.
"Louis, was ist hier los, was zur Hölle ist passiert?!" Er stellt sich vor mich und versperrt mir damit den Blick auf das kalte Neonlicht. Unfähig zu antworten sehe ich ihn an. "LOUIS! Rede mit mir, WAS. IST. PASSIERT?" Er hat mich an den Schultern gepackt und durchgeschüttelt, was mich kurz wieder auf dieses Dach zurück holt. "W-Was...?" murmle ich und sehe wieder an ihm vorbei Richtung Treppenhaus. "Was ist da?" fragt er und dreht sich verwirrt um, bevor er sich wieder zu mir dreht.
"Ich... Ich bin müde, können wir nach Hau-... nach Hause gehen?" stammle ich und schlucke dabei den Kloß in meinem Hals herunter. Ohne auf eine Reaktion zu warten, drehe ich mich weg und laufe auf die Feuertreppe zu, von der er gekommen ist. "W-Was? Louis, warte..." Er läuft mir hinterher und hält mich auf Mitte der Treppe am Arm fest. "Louis, stopp. Du siehst aus, als hättest du jemanden umgebracht, wenn du da jetzt so reinrennst, erschrecken sich alle zu Tode." Ich sehe an mir herunter und mir dreht sich der Magen um. Nicht nur Harrys Blut klebt an mir, auch mein Arm blutet ziemlich heftig und tropft auf meine Vans.
Kurz sieht er mich nachdenklich an, dann zieht er seine Jacke aus und drückt sie mir in die Hand. "Zieh die an." sagt er und ich tue, was er sagt. Schnell schiebt er mich dann unten durch die Menschenmenge. Niall kommt gerade aus seinem Zimmer, wo ich auf der Suche nach Harry hineinstarre, doch es ist leer. Ich merke viele neugierige Blicke auf mir, doch Liam bringt uns schnell bis zum Haupttreppenhaus und zieht mich unsanft die Stufen herunter, über den Hof und vom Unigelände, bis er stehen bleibt und mich ernst ansieht. "Jetzt sag mir endlich was los ist, wo kommt das ganze Blut her, Louis?!"
"I-Ich..."
Noch immer kann ich nicht klar denken. Meine Gedanken sind voll von Harry und dem, was gerade passiert ist. Ich versuche verzweifelt, es irgendwie zu verarbeiten, aber ich bin so fertig, dass ich das Wirrwarr in meinem Kopf nicht sortiert bekomme. "Das ist niemals alles von dir, so groß ist die Wunde an deinem Arm nicht!" Krampfhaft schließe ich die Augen und reibe mir die Stirn. Mein Kopf brummt und ich bin kurz davor, zusammen zu brechen. "Ok, ok... Was auch immer passiert ist, du scheinst nicht darüber reden zu wollen... sag mir bitte nur eins, Louis: Hast du dich strafbar gemacht?" Ich reiße die Augen auf und schüttle wild den Kopf. "Nein! Ich... t-tut mir Leid, ich... ich kann n-nicht..." stammle ich, doch Liam unterbricht mich. "Alles gut, Louis. Wir bringen dich jetzt nach Hause, befreien dich von diesem... diesem ganzen Blut und du beruhigst dich erstmal." Sein Blick ist wahnsinnig besorgt, dann legt er mir den Arm um die Schulter und schiebt mich sanft weiter.
Gottseidank ist es nicht weit bis zu unsere Wohnung, sodass wir schnell zuhause sind. Noch immer habe ich nicht geschafft, einen klaren Gedanken zu fassen, als Liam mir seine Jacke abnimmt und mich erneut kopfschüttelnd mustert. Im Spiegel, der im Flur steht, erschrecke ich mich vor mir selbst. Mein weißes Shirt ist voll von verschmiertem Rot, Harry hat ein kleines Loch hineingerissen und es ist komplett ausgeleiert. An meinen Armen bröckelt das trockene Blut mittlerweile von meiner Haut und ich bin kreidebleich. Ohne etwas zu sagen, schiebt er mich ins Bad, dann befiehlt er mir, mich zu duschen und schließt die Tür hinter mir.
Die plötzliche Stille trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht und ich breche zusammen. Ich sacke auf den kalten Badezimmerboden und die Tränen brechen aus mir heraus. Minutenlang ringe ich nach Luft und es dauert einige Zeit, bis ich mich wieder beruhigen kann. Mit angezogenen Beinen liege ich auf den eiskalten Fliesen und versuche meine Atmung zu kontrollieren. Nachdem all die Emotionen, die ich so lange unterdrückt habe, draußen sind, reibe ich mir durchs Gesicht und richte mich wieder auf, um endlich zu tun, was Liam mir aufgetragen hat.
Ich will mir gerade das Shirt über den Kopf ziehen, als mich ein stechender Schmerz durchfährt. Ich werfe es auf den Boden und blicke in den Spiegel. Nicht nur mein Arm ist aufgeschlagen, auch mein linker Rumpf ist auf Rippenhöhe dunkelblau angelaufen und aufgeschürft. Als ich vorsichtig mit dem Finger darüber fahre, zucke ich zusammen. Vermutlich habe ich mir bei dem Aufprall ein paar Rippen geprellt und mir wird plötzlich bewusst, wie abwesend ich gewesen sein muss, dass ich den Schmerz vorher gar nicht gemerkt habe.
Nach mehreren Minuten, die ich einfach nur regungslos unter der heißen Dusche stehe, löst sich die Verkrampfung in meinem Körper wieder etwas. Es brennt höllisch, als ich das verkrustete Blut und ein paar kleine Steinchen aus der offenen Wunde an meinem Arm löse, aber ich weiß, das ich sie reinigen und verarzten muss, wenn ich will, dass sie schnell abheilt. Ich habe beim Duschen noch ein paar weitere blaue Flecken an meinen Beinen entdeckt, doch ansonsten scheine ich weitestgehend unversehrt. Physisch zumindest. Als ich anschließend wieder in den Spiegel schaue, komme ich mir noch immer fremd vor, aber fühle mich trotzdem ein kleines bisschen gefasster als vorher.
Natürlich habe ich nicht darüber nachgedacht, dass ich keine Klamotten hier habe, also muss ich mit Handtuch um die Hüften durchs Wohnzimmer in meins - und dabei an Liam vorbei. Als ich den Raum betrete, sieht er von seinem Handy auf und reißt schockiert den Mund auf, als er mich sieht. "Oh mein Gott, Louis..." Er hält sich die Hand vors Gesicht und springt auf. Sofort zucke ich zusammen, in der Angst, er könnte mich berühren, wodurch er erschrocken seinen Blick von meinen verletzten Körper hoch zu meinem Gesicht wendet. "Was zu Hölle, ich-" Er legt mir vorsichtig die Hand an den Oberarm und sein Blick ist so besorgt, dass es mir fast Leid tut, dass er mich so sehen muss. "Darf ich mir eben was anziehen?" flüstere ich. Er nickt direkt wild und schiebt mich sanft in Richtung meines Zimmers.
Ein paar Minuten später sitze ich in Oversized-Hoodie & Jogginghose und mit Verband um meinen Arm Liam gegenüber auf dem Sofa. Für einen Moment schweigen wir uns an. "Du wirst mir nicht erzählen, was passiert ist, oder?" flüstert er irgendwann. "Ich... Ich wünschte ich könnte, Liam." murmle ich. Er sieht erst mich an und dann nachdenklich zu Boden. Auf keinen Fall erzähle ich einfach irgendwem davon, was Harry auf dem Dach vorhatte. Auch wenn ich weiß, dass er Hilfe braucht, ist es allein seine Entscheidung, wer davon erfährt. Das ihm die in meinem Fall abgenommen wurde, ist schlimm genug.
"Ich mache mir nur Sorgen weißt du..." sagt Liam und legt mir vorsichtig seine Hand auf den gesunden Arm. "Ich weiß... aber ich kann nicht erklären, warum ich dir nicht erzählen kann, was passiert ist, weil... Ich... kann es einfach nicht, okay?" Er nickt verständnisvoll, aber ich weiß, dass es ihm tief im Innern keine Ruhe lassen wird - würde es mir auch nicht, so wie ich aussehe.
Kurz ist es wieder still, dann fragt er "Waren das Simon's Jungs?" Ich starre ihn an. Die hatte ich komplett vergessen. Schnell schüttle ich den Kopf. "Nein! Nein, die haben damit nichts zu tun."
Zumindest hoffe ich für sie, dass sie daran nicht Schuld sind.
"Sicher?" - "Ja. Wirklich, Liam. Glaub mir, das würde ich dir sagen." Er sieht aus, als würde er mir glauben. "Okay." Kurz schlucke ich und atme tief durch, bevor ich den nächsten Satz ausspreche. "Kannst du mir Nialls Nummer geben?" Er zieht eine Augenbraue in die Höhe. "Nialls Nummer?" - "Ja. Du kannst ihn auch vorher fragen, ob das okay für ihn ist, aber es wäre wirklich lieb, wenn ich sie bekommen könnte." Er nickt nur, scheint aufgegeben zu haben, meine Gedankengänge zu verstehen. Nachdem er sich abgesichert hat, gibt er sie mir und ich verabschiede mich kurz darauf ins Bett. Ich weiß, dass ich heute sicherlich nicht schlafen werde, aber ich halte Liams besorgten Blick einfach nicht mehr aus.
In meinem Zimmer angekommen, versuche ich eine Position zu finden, in der ich den stechenden Schmerz am wenigsten merke. Vielleicht ist meine Rippe doch gebrochen? Ich atme tief durch - stöhne durch den dadurch entstehenden Schmerz leise auf - und schreibe Niall eine Nachricht.
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You, 01:21am
»Hey, hier ist Louis. Ich weiß, das kommt jetzt sicher ziemlich komisch, aber... wärst du so lieb, mir eben Bescheid zu geben, wenn Harry zuhause ist? Egal, wie viel Uhr es ist...«
Niall, 01:23am
»Klar, mache ich. Bei dir alles okay?«
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Mir war klar, das Liam ihm erzählt haben muss, was mit mir los ist und ich vermute, er hat ihm ebenfalls gesagt, dass er sich über komische Fragen nicht wundern soll.
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You, 01:24am
»Danke dir! Und ja, bei mir ist soweit alles gut, mach dir keine Sorgen (:«
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Das Letzte ist eine glatte Lüge, aber das muss ich ihm ja nicht auf die Nase binden. Ich bin einfach froh, dass er keine Fragen stellt.
Auch wenn ich weiß, dass es hoffnungslos ist, versuche ich, etwas zur Ruhe zu kommen. Ich winde mich hin und her, aber bekomme kein Auge zu. Unabhängig von meinen Gedanken finde ich auch keine Position, in der meine Rippe nicht fürchterlich wehtut. Ich sehe irgendwann ein, dass ich damit morgen zum Arzt muss, auch wenn ich Erklärungsnot haben werde, woher die Verletzung kommt. Ich werde sagen, ich bin gestürzt, was im Grunde ja nicht mal gelogen ist.
Nachdem ich mir in der Küche etwas zu trinken geholt habe, lege ich mich wieder ins Bett und scrolle durch mein Handy. Natürlich werde ich die Sorge um Harry nicht los, aber ich will mich irgendwie ablenken. Gegen ca. 4h morgens werfe ich mein Smartphone genervt neben mich. Nur kurze Zeit dauert es, bis es plötzlich aufleuchtet. Niall hat mir geschrieben. Panisch greife ich danach und öffne innerhalb von Sekunden seine Nachricht.
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Niall, 04:16am
»Hey, Harry ist gerade ins Zimmer gekommen. Ich habe ihn gefragt, wo er war und ob alles ok ist, weil er ziemlich fertig aussah. Er meinte, er wäre nur etwas spazieren gewesen und dass es ihm gut geht. Er hat sich jetzt schlafen gelegt.«
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Erleichtert atme ich auf. Er scheint es kein zweites Mal versucht zu haben und ist jetzt sicher zuhause. Dass '...dass es ihm gut geht.' eine Lüge ist, geht Niall ja auch nichts an. Als ich gerade überlege, wie ich Harry helfen kann, vibriert mein Handy erneut.
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Niall, 04:18am
»Ok, hör zu, ich weiß nicht was heute Abend passiert ist, aber du bist laut Liam komplett neben der Spur und verletzt und Harry ist noch komischer drauf, als sonst und hat ebenfalls eine Wunde im Gesicht. Ich weiß, es geht mich nichts an, aber Louis, ich mache mir echt Sorgen... kann ich irgendwas tun?«
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Mir war klar, dass er Harry anmerkt, dass etwas nicht stimmt. Schließlich sind die beiden Zimmernachbarn und es klang vorhin so, als würde er ihn schon länger kennen. Sonst wüsste er nicht, dass er mal weniger verschlossen war.
Trotzdem weiß ich nicht, was ich antworten soll. Am liebsten würde ich ihm sagen, er soll ihn nicht aus den Augen lassen, denn mich lässt die Angst nicht los, dass er es erneut versuchen wird, aber andererseits wird Harry natürlich bemerken, wenn Niall ihn beobachtet und ich will nicht, dass er denkt, ich hätte ihn verraten.
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You, 04:21am
»Das ist lieb Niall, aber ich denke du kannst gerade nicht viel tun. Tut mir Leid, dass du dir Sorgen machst...«
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Mehr kriege ich gerade nicht zustande. Seufzend lasse ich das Handy sinken und versuche zum gefühlt tausendsten Mal heute einen klaren Gedanken zu fassen - genauso erfolglos wie die vergangenen 999 Versuche.
Was ich weiß, ist dass ich alles dafür tun werde, um zu verhindern, dass er es erneut versucht. Ich bin mir sicher, dass das emotional nochmal um einiges heftiger wird, als das heute schon war. Aber irgendwas in mir will Harry helfen. Ich werde nicht aufgeben, bis er wieder sein wunderschönes Lächeln trägt.
Selbst wenn ich meins dabei verliere.
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3118 Words
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