7. Der Friedenswächter
x/y POV
Seit dem Vorfall im Hob ist nichts mehr, wie es war. Die Leute haben Angst - und das zu recht. An jeder Ecke lauert ein Friedenswächter, sie sind viel präsenter als zuvor. Und es werden immer mehr. Fast täglich kommen neue Friedenswächter aus dem Kapitol hier an, mit lauten, bedrohlich wirkenden Trucks.
Ich verstehe nicht, wieso sie uns nicht einfach in Ruhe lassen können. Ist es nicht schon schlimm genug, dass sie jedes Jahr 24 Jugendliche in eine Arena schicken, damit sie sich dort gegenseitig umbringen, während die reichen Leute aus dem Kapitol vor ihren teuren Fernsehern sitzen und sich das ganze zur allgemeinen Unterhaltung ansehen?
Wieso also müssen sie auch noch in die Distrikte eindringen, sie permanent kontrollieren?
Heute sind noch einmal fünf der Trucks angekommen. Als ob wir irgendein Verbrechen begangen hätten und nun besonders unter Beobachtung stehen würden. Ich glaube, das ist es, was das Kapitol einfach nicht verstehen kann: In den Distrikten würde es Frieden geben, wenn das Kapitol uns nur in Ruhe lassen würde.
Denn um den Frieden zu bewahren, den echten und wirklichen, braucht man keine Friedenswächter.
Es ist noch früh am Morgen und ich husche schnell durch die ausgestorbenen Straßen und Gassen. Ich muss den Zaun um Distrikt 12 ungesehen erreichen, um jagen zu können. Das ist eine Angelegenheit, die in letzter Zeit auch immer schwieriger geworden ist, da die Friedenswächter auch nachts durch das Dorf patrouillieren. Weniger zwar, aber die Gefahr, erwischt zu werden, ist dennoch hoch.
Vorsichtshalber ziehe ich mir die Kapuze meiner Jacke tiefer ins Gesicht, damit ich, falls mich jemand sehen sollte, zumindest nicht erkannt werde.
Bis zum Zaun ist es nicht mehr weit. Ich sehe mich schnell noch einmal um, kann aber keine Friedenswächter in der Nähe entdecken. Das letzte Stück renne ich, dann mache ich mich an dem Loch im Zaun zu schaffen und schiebe schon einmal meine Jagdtasche hindurch.
Gerade in dem Moment, als ich selbst durch das Loch kriechen will, höre ich eine Stimme hinter mir, streng und laut: "Hey, was glaubst du, was du da machst?"
Ich erstarre, mein Herz rast. Jemand hat mich gesehen. Was mache ich jetzt? Soll ich einfach aufspringen und weglaufen? Nein, das ist keine gute Idee, wer auch immer das ist, er wird mich bestimmt kriegen... Meine Gedanken rasen, während ich Schritte hinter mir höre, die immer näher kommen. Mir wird klar, dass ich an der Situation gerade nichts ändern kann.
Langsam richte ich mich auf und drehe mich um. Vor mir steht einer der Friedenswächter. Sein Gesicht ist mir unbekannt, vermutlich ist er einer derjenigen, die erst vor Kurzem angekommen sind. Ich mustere ihn und versuche, keine Furcht zu zeigen, während ich abwarte, was er mir zu sagen hat.
Doch der junge Mann bleibt stumm. Anstatt mich anzuschreien, oder am besten direkt festzunehmen, weiten sich seine Augen, als wäre er gerade zu einer gravierenden Erkenntnis gekommen. "Unfassbar!", ruft er. "Du bist es!"
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