Like a toad

Theo hatte mir geschrieben.
Ich weiß nicht woher er meine Handynummer hatte oder wieso er mich darüber informierte, dass Scott, Stiles und Liam kurz davor waren eine Dummheit zu tun. Genauso wenig kann ich jetzt sagen, wieso ich mich trotz alledem dazu entschieden hatte, Theos Hinweis zu folgen und zum Lacrosse Spiel der Beacon Hill High School zu gehen.

Die Dunkelheit hat sich erneut über der Schule ausgebreitet, genauso wie die Kälte, die den Herbst mit aller Heftigkeit ankündigt. Laute Rufe und Stimmen werden durch einen sachten Wind vom Spielfeld zu mir herüber getragen und mit unsicheren Schritten steuere ich die Tribüne an. Schon jetzt kann ich erkennen, dass das Spiel kurz davor ist zu beginnen. Die beiden Teams stehen sich auf dem Feld schon gegenüber und für mich ist es eine Leichtigkeit meine beiden Freunden auf der Seite der Beacon High auszumachen. Selbst Liam bemerke ich anhand seiner Trikotnummer. Nur Theo wage ich nicht in der Menge der Spieler zu erkennen. Aber ich bin mir ja noch immer nicht sicher, ob er überhaupt Lacrosse spielt. In diesem Moment legt der Schiedsrichter den kleinen Gummiball vor den beiden Teamkapitänen, einer davon unschwer zu erkennen Scott, ab, macht ein paar Schritte zurück, bevor er anpfeift und das Spiel beginnt. Ich beschleunige meine Schritte und komme erst vor der Tribüne zum Stehen.

Diese ist bereits mit Fans beider Schulen gefüllt und als ich einen Blick über die jubelnden Menschen werfe, bemerke ich hier und da ein paar bekannte Gesichter. Vor allem sticht mir jedoch ein dunkelhäutiger Junger ins Auge, der gedankenverloren vor sich hin murmelt, anstatt die Geschehnisse auf dem Feld aufmerksam zu beobachten. Ich glaube ihn schon einmal in der Schule gesehen zu haben und als er den Kopf kurz hebt und ich einen richtigen Blick auf sein Gesicht erhaschen kann, glaube ich sogar, dass er einer von Liams Freunden ist. Ich hatte ihn schon ein paar Mal mit dem Dunbar Jungen gesehen, auch dann, wenn dieser mit Scott und Stiles verkehrte. Ich glaube für Liam ist der dunkelhäutige Junge so jemand, wie Stiles für Scott ist.

Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, schließt sich plötzlich eine Hand fest um mein Handgelenk und bevor ich erkennen kann, welche dunkle Gestalt mich in diesem Moment ergreift, bahnt sie sich bereits einen Weg durch die Menge und zieht mich dabei erbarmungslos mit. Ich möchte panisch um Hilfe schreien, doch bevor sich mein Mund vollständig öffnen kann, erkenne ich meinen Angreifer.
Es ist Theo.
Trotz dieser Erkenntnis beruhigt sich mein Herzschlag kein bisschen, auch wenn sich mein Widerstand mit dem Jungen mitzugehen etwas legt. Ich passe mich unterbewusst den schnellen Schritten des Teenagers an, der mich in diesem Moment zielstrebig hinter die Tribüne zieht. Diese ist nur mit wenigen Stelzen befestigt, sodass die Fläche unter der Tribüne begehbar ist. Theo scheint das zu wissen und mich dort hinführen zu wollen. Er zieht mich ohne jegliche Erklärung unter die Sitzbänke, die über uns bei jeder Bewegung knarren, und bleibt dann endlich vor mir stehen.

„Was zur Hölle...," ich reise dem Teenager meinen Arm weg und spüre die pulsierenden Schmerzen an meinem Handgelenk, die sein fester Griff auf meiner geröteten Haut hinterlassen. Ich lege meine eigenen Hand kühlend auf die schmerzende Stelle und reibe mit vorsichtigen Bewegungen darüber. „Was machst du hier?" Theo ignoriert wissentlich meine empörte Frage und baut sich kaum merklich vor mir auf. Dunkle Schatten liegen auf seinem Gesicht und die angespannten Muskeln sind selbst unter seiner schwarzen Jacke nicht zu verkennen. In diesem Moment wirkt er unglaublich bedrohlich und eingeschüchtert senke ich den Blick. „Du hast geschrieben, dass ganze Rudel wäre hier." „Um dich auf dem Laufenden zu halten," er fährt sich aufgebracht durch die braunen Haare, „Wenn sie dich hier sehen, brauchst du eine gute Erklärung. Sie werden dir nicht vertrauen, wenn du einfach überall auftauchst."

„Scott erinnert sich."
Mein impulsiver Einwand scheint Theo zu überraschen. Seine gerade noch verschränkten Oberarme fallen an seinem Körper herab und mit hochgezogenen Augenbrauen mustert er mich. „Er erinnert sich?" „Naja," aus seinem Mund hören sich seine Worte unbeeindruckt an und ich muss mir selbst eingestehen, dass ich mit ihnen etwas zu dick aufgetragen habe, „Er fängt an sich an mich zu erinnern." Ein kaum merkliches Lächeln bildet sich auf seinen schmalen Lippen, während er den Kopf als angedeutetes Kopfschütteln bereits zur Seite dreht und ihn dort für Sekunden verhalten lässt.
„Die Ghostrider werden heute Nacht hier auftauchen und du präsentiert dich mal wieder wie auf einem Silbertablett."
Er richtet seinen Blick zurück auf mich und ein eisiger Schauer läuft mir über den Rücken. Ich weiß nicht, ob er mich mit seinen Wort warnen, oder mir Angst machen möchte. Jedoch zeigen sie bei mir nahezu sofort Wirkung. Mein Herz macht einen nervösen Sprung und Panik steigt in mir auf. Meine Finger zittern und meine gerade noch hoffnungsvoll aufgesetztes Lächeln erlischt zu einem schmalen Strich, als ich meine Lippen fest aufeinander presse. Und zum ersten Mal seitdem mich die Ghostrider ausgelöscht haben, kommt mir der Gedanke, dass sie es wieder versuchen könnten.

Dass sie meine Seele erneut aus der Existenz der Lebenden reisen und dieses Mal ihr misslungenes Werk vollbringen.

„Wir sollten dich hier wegbringen." Theos nachdenkliche Stimme reist mich aus meinen Gedanken und der lähmenden Angst, die sich wie ein eiserner Handschuh um meinen Körper legt. Ich blinzele ein paar mal und spüre wie mein rationales Denken wieder einsetzt. „Was ist mit Scott? Stiles?" „Die sind noch dabei auf dem Feld Helden zu spielen," der Junge schüttelt verachtend mit dem Kopf, als würde er mir damit klar machen wollen, dass es für meine beiden Freunde keine Rettung mehr gibt.
In diesem Moment wird das lautes Geschrei auf der Tribüne geschockt lauter und ohne auf Theos Worte einzugehen, trete ich etwas näher an die Sitzbänke und versuche unter ihnen einen Blick auf das Feld zu erhaschen. Füße stehen mir im Weg. Köpfe bewegen sich in meinem Blickfeld und doch kann ich das Spielfeld und das darauf laufende Spiel sehen. Das Team der Beacon Hills High School hat schon in den ersten paar Minuten etliche Tore kassieren müssen und nicht weit von mir entfernt kann ich den Coach lautstark seine Spieler anbrüllen hören. Meine Augen wandern suchend über das Spiel, bis sie sich zuerst auf Stiles legen. Dieser rammt in diesem Moment einen seiner Teamkollegen um, wodurch dieser den Ball an den Gegner verliert. Der Coach brüllt auf. Die Menschen auf der Tribüne stöhnen auf und ich bin überrascht, dass der Coach Stiles nach diesem tollpatschigen Fehler noch weiterspielen lässt. Generell grenzt es an ein Wunder, dass der Junge heute Abend überhaupt auf dem Feld steht.

Mein Blick verfängt sich in Scott, der sich in diesem Moment ungeschickt unter dem Ball hinweg duckt und stattdessen zu einem Mitspieler rennt. Ich beobachte den Jungen weiter und sehe, wie er aus Versehen in seinen Teamkollegen rennt und mit ihm auf dem feuchten Gras landet. Die Fans über mir zucken erschrocken zusammen und ich kann hören, wie ein schriller Pfiff ertönt. Schwacher Jubel. In der Zwischenzeit ist ein Tor gefallen und Scott rappelt erst sich auf und hilft dann seinem überrannten Mitspieler. Der Coach schreit meinen Freund wutentbrannt an und droht ihm mit irgendetwas, dass in einer erneuten Jubelwelle untergeht. Das Spiel geht weiter und anstatt das Tor zu verteidigen, hat Liam einem Teamkollegen den Schläger aus der Hand geschlagen. Der Ball ist ein weiteres Mal ins Netzt gegangen und der Jubel auf der Tribüne wird lauter.

„Was machen die da draußen?" frage ich mit zusammengezogenen Augenbrauen, ohne das Spielfeld aus den Augen zu lassen. Ein Schuh schiebt sich vor mein Gesicht und empört möchte ich ihn zur Seite schieben. Doch Theos Stimme hält mich auf. „Sie glauben die Ghostrider werden heute Nacht diejenigen jagen, die gestern auf der Party waren," ein humorloses Lachen verlässt seine Lippen und ich drehe mich dem Teenager zu, „also so gut wie das ganze Lacrosse Team - und deshalb wollen sie die Spieler jetzt auf dem Feld beschützen, während Lydia und Mason versuchen herauszufinden, wie man sie stoppen kann." Das würde erklären, wieso Liam und Scott keine Tore werfen und Stiles noch schlechter spielt als sonst. „Und wir sollten jetzt endlich gehen," Theo richtet seinen Blick prüfend in den dunklen Himmel und als ich seinen Augen folge, bemerke ich die dicken Gewitterwolken über uns. Ich hatte das Wetter in den letzten Minuten ausgeblendet und den aufziehende Sturm nicht bemerkt.

„Sie kommen."
Meine Stimme bebt und als würde das Wetter meine Worte unterstützen wollen, kommt plötzlich ein starker Wind auf, der an meinen Klamotten zerrt und meine offenen Haare zerzaust. Theo macht scheinbar einen unterbewussten Schritt auf mich zu, um sich ebenfalls dem Windschutz der Tribüne zu sicher, der jedoch nicht annähernd so gut ist wie erwartet. Der Wind erfasst auch den Stoff seiner Klamotten und seine kurzen Haare fallen ihm störend und Gesicht. Die Kälte der Luft dringt durch meine Klamotten und in diesem Moment fängt es auch noch an zu regnen.
„Wir sollten gehen," Theo spricht mit einer drängenden Stimme auf mich ein und wirft erneut einen kurzen Blick zum Himmel. In diesem Moment tauchen bereits die ersten Lichtblitze am Himmelszelt auf und erhellen immer für wenige Sekunden das Spielfeld und die kleine Ecke, in der ich und Theo uns noch immer vor neugierigen Augen verstecken. Der Regen prasselt in der Zwischenzeit in Strömen auf uns herab und die Sitzbänke über uns, bieten nur geringen Schutz.
„Jetzt!"
Theos Hand schließt sich fest um mein Handgelenk und mit einer kräftigen Bewegung zieht er mich unter der Tribüne hervor.

„Was ist mit Scott und Stiles?"
Meine besorgte Stimme wird vom Wind fast vollständig davon getragen und doch bin ich mir sicher, dass Theo sie trotz des Windes problemlos verstanden hat. Ich werfe einen gehetzten Blick über meine Schulter und erkenne, dass das Spiel unterbrochen wurde. Dicke Tropfen fallen vom Himmel und die Nässe, die ich bis zu diesem Zeitpunkt ausgeblendet habe, sickert langsam durch meine Klamotten. Die Zuschauer auf den Tribünen halten schützend ihre Jacken über den Kopf oder fliehen bereits in Richtung Schule. Die beiden Lacrosse Teams bleiben stattdessen ratlos auf dem Feld stehen. Die meisten versuchen mit Blicken in Richtung Schiedsrichter oder Teamcoach herauszufinden, ob das Spiel trotz des Unwetters weitergehen wird. Jedoch finden meine Augen ziemlich schnell Scott, Stiles und Liam, die sich ihre Helme bereits vom Kopf gezogen haben und sich über das Zischen des Sturms etwas zuzurufen versuchen.

Ein greller Blitz erhellt das dunkle Himmelszelt und ein lautes Wiehern dringt an meine Ohren. Mein Blick schweift ruckartig nach vorne. Ich stolpere und nur Theos kräftiger Griff verhindert, dass ich neben ihm im inzwischen matschigen Boden lande. Meine Augen sind von den schweren Regentropfen verklebt und ich muss einige Male blinzeln, bevor ich das schwarze Pferd mit dem gesichtslosen Reiter darauf erkennen kann.
Sie sind da.
„Theo," meine Stimme zittert und ich stolpere ein weiteres Mal. Dieses Mal schafft es der Junge nicht meinen Sturz anzufangen, sodass ich mit der Brust voraus im Matsch lande. Ich kann meinen Sturz nur schwach mit einer Hand anfangen, während mir die andere durch Theos eisernen Griff unangenehm schmerzhaft verdreht wird. Dreck spritzt an mir hoch und ich spüre den kalten Schlamm an meiner Wange.

„Steh auf!"
Ich glaube in Theos Gesicht Angst zu sehen. Er zieht mich mit einer kräftigen Bewegung zurück auf die Beine und möchte mich weiter ziehen. Doch ich stemme mich mit aller Kraft dagegen und reise mich aus seinem Griff los. Schreie werden hinter mir laut und ich vermute, dass die Ghostrider damit angefangen haben, die Menschen, die sie sehen können, zu jagen. Mein befreites Handgelenk pulsiert schmerzhaft vor sich hin und ich kann noch immer den Druck von Theos Fingern auf meiner Haut spüren. Ich werfe dem Jungen noch einen kurzen Blick zu und sehe die fassungslose Überraschung in seinem Gesicht.

„Sie brauchen unsere Hilfe," ich werfe bei meiner Erklärung einen kurzen Blick über die Schulter und sehe, wie drei der Ghostrider es bereits geschafft haben Scott und die anderen Lacrosse Spieler des Teams zusammen zu treiben. Sie alle stehen eng zusammen in einem Kreis und werden von den drei schwarzen Pferden immer weiter zusammen gerückt. Ein weiterer Ghostrider kommt dazu und ich kann sehen, wie sie nacheinander ihre Waffen ziehen. Wenn ich nicht schnell etwas tue, dann werden Scott und Stiles gleich genauso enden wie ich.

„Sie brauchen unsere Hilfe," wiederhole ich meine eigenen Worte, bevor ich mich in Bewegung setze und mit schnellen Schritten auf meine Freunde zu renne, die in diesem Moment nicht hilfloser hätten aussehen können. Ich höre Theo noch ein letztes Mal verzweifelt nach meinem Namen schreien, bevor auch seine Stimme in den Geräuschen des Unwetters und in dem schnellen Schlag meines eigenen Herzes untergeht.

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Etwas mehr Action und etwas mehr Einblick in den Charakter von Charlotte. Hoffe euch gefällt das Kapitel und damit wünsche ich euch einen schönen Abend und eine gute Nacht. 💤

Lg CoolerBenutzername
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