Into this world
„Und ich brauche eure Hilfe."
„Netter Versuch," Malias Stimme zerbricht die Stille, bevor einer der Anderen ihr zuvor kommen kann, „Aber wir haben momentan genügend eigene Probleme." Sie schenkt mir bei ihrem zynischen Satz noch nicht einmal ein gefälschtes Lächeln. Stattdessen dreht sie sich schwungvoll um und deutet an zu Gehen. Nur die, vorschnellende, Hand von Scott lässt sie in ihrer Bewegung inne halten und eine kurze Welle voller Erleichterung durchfährt meinen nervösen Körper. Auch wenn diese ganz schnell verschwindet, sobald Scott seinen Blick erneut auf mich richtet.
„Du hast mich gestern angerufen."
Ich weiß nicht, ob es eine Feststellung oder eine Vermutung ist. Ich weiß nicht, woher der Teenager es wissen könnte, ob durch den Klang meiner Stimme oder einfach aufgrund logischer Schlussfolgerung. Ich weiß es nicht und trotzdem entscheide ich mich dazu, den Jungen und seine Freunde in diesem Moment die Wahrheit zu sagen. „Ja," ich gebe ein leichtes Nicken von mir und kratze mich peinlich berührt im Nacken. Ich hatte eigentlich nicht vor zuzugeben, ihn gestern Nacht panisch angerufen zu haben. Doch jetzt scheint mir nichts anderes mehr übrig zu bleiben.
„Warum?"
Dieses Mal ist es Stiles der spricht und durch seine ruhige Stimme schlussfolgere ich, dass sein Freund ihm von dem Telefonat erzählt haben muss. Es verwundert mich noch nicht einmal. Schon früher haben die beiden Jungen alles gemeinsam gemacht und es schmerzt in meinem Herz zu wissen, dass mein Bruder auch einmal ein Teil dieser tiefverbundenen Freundschaft war. Selbst ich habe irgendwie einmal dazugehört, doch seit dem Tod von Clay habe ich den Anschluss zu der kleinen Gruppe verloren.
„Weil ich eure Hilfe brauche," ich bemerke wie der fremde Junge im Hintergrund die Arme verschränkt hat und angesichts meiner Worte kritisch die Augenbrauen in Richtung Stirn zieht. Stiles Reaktion ist nicht viel anders. Auch ihm sehe ich sofort das Misstrauen an, wodurch er neben Malia nicht sonderlich groß auffällt. Nur Scott scheint meinen Worten aufmerksam und vorurteilslos lauschen zu wollen, während Lydia neben ihm mich kritisch mustert. Jedoch traue ich mich bei ihr nicht zu vermuten, ob diese Kritik von Misstrauen oder Langeweile herrührt. Denn selbst nach jahrelanger Freundschaft ist mir dieser herablassende Blick noch immer unheimlich. Ich spüre geradezu, wie er mich einschüchtert und die Nervosität in meinem Körper, wie frische Luft ein Feuer zum Auflodern, anregt.
„Wie war dein Name nochmal."
Dieses Mal kommt die Frage von dem fremden Teenager und mit wenigen Schritten steht er neben Scott. Ich sehe an Stiles Blick, dass er den Jungen nicht sonderlich mag und selbst Scott wirft ihm einen kurzen, misstrauenden Blick zu. Seine Muskeln sind angespannt und ich bin überrascht über die offene Antipathie dem fremden Teenager gegenüber. Scott scheint ihm nicht annähernd zu vertrauen, was für meinen Freund sehr ungewöhnlich ist.
„Ilee," ich bin froh, dass meine Stimme das Zittern meiner Muskeln nicht übernimmt und meine Antwort deshalb sehr überzeugend klingt, „Charlotte Ilee aber ihr könnt mich auch...," ich bin kurz davor meinen Spitznamen laut auszusprechen, werde jedoch erneut von einem mulmigen Gefühl gebremst. Ich spüre ein unstimmiges Rumoren in meinem Bauch und höre plötzlich die Stimmen meiner Familie, die mich bei diesem Namen nennen. Früher hatten mich auch Scott, Stiles und Lydia so genannt, doch in diesem Moment kommt es mir unglaublich falsch vor, meinen Spitznamen preis zu geben. Ich räuspere mich kurz, bevor ich meinem, noch unfertig in der Luft hängenden Satz etwas hilflos beende: „Ihr könnt mich auch Charlotte nennen."
„Alles klar Charlotte...?"
Die Worte des fremden Jungen werden bei meinem Namen fraglich, als wäre er sich bei der Aussprache meines Namens nicht sicher. Ich hatte ihn mit meiner, zugegebenermaßen unkonventionellen, Aussage wohl schrecklich verwirrt. „Warum bist du hier?" Ich habe das Gefühl, dass die Teenager immer nur dieselben Fragen stellen und den Antworten keine Aufmerksamkeit schenken. Dabei hatte ich mir überlegt ihnen den größten Teil der Wahrheit zu erzählen - außer die Wahrheit über unsere gemeinsame Freundschaft, aus Angst sie mit diesem Wissen verschrecken zu können.
„Ich brauche eure Hilfe," ich sehe wie Stiles den Mund öffnen möchte, um genauer nachzufragen, doch unbeirrt spreche ich weiter, „Es geht um die Ghostrider." Es ist zwar nur eine minimale Reaktionskette, die sich über die Gesichter der Jugendlichen zieht, doch für mich ist sie mit Leichtigkeit sichtbar. So sehe ich sofort, wie Scott und Stiles sich mit großen Augen verschwörerische Blicke zuwerfen und Lydias Augen sich minimal verdunkeln und sie mit ihren verschränken Armen eine Haltung des Misstrauens einnimmt. Malia dagegen ist einen Schritt näher getreten und mustert mich mit angespannten Muskeln und einem kritischen Blick. Nur der fremde Junge zeigt keine Reaktion und ich frage mich, ob er tatsächlich keine zeigt oder ob sie mir, angesichts unserer flüchtigen Bekanntschaft, nur entgeht.
„Die Ghostrider haben meine Familie ausgelöscht und jeden, der mich kennt."
Ich habe die Fakten der Geschichten etwas verdreht, um mich selbst vor den misstrauischen Blicke der Jugendlichen zu schützen. Malia würde mich zum Teufel jagen, wenn sie die Wahrheit erfahren würde und Scott und Stiles würden augenblicklich ihr Vertrauen in mich verlieren. Sie hatten in der Vergangenheit schon einige Male lernen müssen, dass die Bösen nicht immer aussehen wie der Feind.
Außerdem erinnere ich mich noch gut an die Geschichte der Ghostrider und befürchte, Scott und Stiles mit zu vielen Informationen davon abzuhalten, sich an mich zu erinnern.
„Und warum bist du dann noch hier?"
Eine Frage, die ich mir gestern Nacht selbst mehr als nur einmal gestellt habe. Die Legende der Ghostrider erzählt, dass sie die Menschen mit auf ihre Jagd nehmen, bis sie sich dann langsam selbst in einen todbringenden Reiter verwandeln.
Bei diesem Gedanken läuft mir ein eisiger Schauer über den Rücken und ich erzittere leicht. Sofort spüre ich den aufmerksamen Blick des fremden Teenagers auf mir, aber auch Malia scheint mein Zögern zu bemerken. Deshalb beeile ich mich und überspiele meine zitternden Reaktion mit einem ehrlichen Schulterzucken.
„Woher weißt du über das alles Bescheid?"
Dieses Mal kommt die Frage nicht von Lydia, sondern von Stiles. Dieser hat seinen forschenden Blick auf mich gerichtet und ich erkenne in seiner Haltung Misstrauen. Ich sehe ihm an, dass er mir gerne vertrauen würde, doch sein Instinkt rät ihm scheinbar zur Vorsicht. Dabei wäre es so einfach, wenn die Gruppe sich doch nur an mich erinnern könnte. Doch ohne dieses Wissen habe ich Angst meine wahre Identität zuzugeben. Zurückweisung wäre wie ein Schlag ins Gesicht und ich weiß nicht, was ich dann noch tun könnte um die Hilfe der Freundesgruppe zu bekommen.
„Ich äh...," ich kratze mich nervös im Nacken und versuche mir innerhalb weniger Sekunden eine logische Antwort aus dem Ärmel zu ziehen. Doch leider habe ich diese Frage nicht erwartet und habe mir deshalb noch keine Antwort überlegt. Jetzt helfen die abwartenden Blicke der Jugendlichen nicht sonderlich weiter.
Ich spüre wie mein Herzschlag schneller wird und sich kalter Schweiß auf meiner Stirn bildet. Ich knete nervös meine Finger, wodurch die Knochen ein leises Knacken von sich geben. Mein Blut rauscht laut in meinen Ohren nach und ich spüre wie sich in meinem Magen ein nervöses Kribbeln bildet.
„Ich...bin auch eine Banshee."
Es ist die erste Ausrede die mir einfällt und wahrscheinlich auch nicht die Beste. Ich sehe wie Lydia angesichts meiner erlogenen Kräfte überrascht die Augenbrauen hochzieht und auch Scott und Stiles können ihre Überraschung nur schlecht verstecken. Selbst Malia scheint im ersten Moment überrascht von meinem Geständnis. Nur der fremde Teenager lässt sich erneut nichts anmerken. Stattdessen verschränkt er unbeeindruckt die Arme vor der durchtrainierten Brust und mustert mich mit einem undurchschaubaren Blick.
„Ich brauche wirklich eure Hilfe," ich hoffe, dass mein verzweifelter Unterton die Jugendlichen erst einmal von meiner Lüge ablenken, „Ich habe gehört Scott McCall und sein Rudel könnten jeden retten."
Ich richte meinen Blick flehend auf Scott, der meinen Worten tatsächlich zu verfallen scheint. Er war schon immer ein Mensch, der schnell vertrauen gefasst hat und an das Gute im Menschen glaubt. Selbst als Werwolf hatte er diese Gutgläubigkeit nie verloren, was ich mir jetzt versuche zu Nutze zu machen. Umso hilfloser ich wirke, umso eher würde mir der Junge sein Vertrauen schenken.
„Es ist zwar super nett, dass du bei deinem Problem direkt an uns denkst, aber wir haben momentan selbst genügend Probleme," Stiles Stimme drift vor Sarkasmus und ich spüre einen kurzen Stich in meinem Herzen, als er mich abweist. Freundschaft ist ihm wichtig und selbst nach dem Tod meines Bruders hatte er immer viel Wert darauf gesetzt, mit mir im Kontakt zu bleiben. Obwohl ich damals nichts lieber wollte, als allein zu sein.
Lustig, dass ich genau dass jetzt bin.
Alleine.
Scott scheint den Umschwung meiner Gefühle zu bemerken. Er macht einen kleinen Schritt auf mich zu und ich sehe die Besorgnis in seiner Haltung. Stiles ist die Stimme der Vernunft, Scott die Stimme der Menschlichkeit. Er spürt meinen Verlust, meine Trauer, meine Angst und an diese versuche ich nun mit zitternder Stimme zu appellieren.
„Ich habe meine gesamte Familie und alle meine Freunde verloren," ich spreche die Wahrheit und lege dabei möglichst viel Überzeugung in meine Stimme, „Ich möchte sie von den Ghostridern befreien. Ich möchte mein altes Leben zurück. Aber dafür brauche ich eure Hilfe," ich richte meinen tränenverschleierten Blick vor allem auf Stiles und Scott, bevor ich die alles entscheidende Frage stelle, „Also kann ich auf eure Hilfe zählen?"
—-
Hey Leute ich nehme mir seit Tagen vor dieses Kapitel zu posten, habe es aber irgendwie immer vergessen. Deshalb update ich jetzt im Zug auf dem Weg zur Arbeit. Wünsche euch allen einen schönen Tag und ein sonniges Wochenende ☀️
Lg CoolerBenutzername
—-
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top