Into this house
Ich weiß dass es eine blöde Idee ist.
Sinnlos.
Gefährlich.
Dumm.
Und trotzdem stehe ich vor der Beacon Hills High School, die ich jahrelang als offizielle Schülerin besucht habe. Gestern Nacht habe ich mich nicht mehr getraut Scott zurückzurufen. Stattdessen habe ich mich irgendwie dazu entschieden, ihn hier in der Schule zur Sprache zu stellen. Ich habe noch immer die Hoffnung, dass er mich vielleicht wieder erkennt, wenn ich direkt vor ihm stehe. Doch bisher kann ich weder sein Motorrad, noch Stiles Jeep auf dem Parkplatz erkennen. Ich frage mich, ob ich hier warten oder das Schulhaus betreten soll. Jedoch bin ich nicht länger als Schülerin angemeldet und fürchte, von jemanden enttarnt zu werden.
„Sorry."
Ein dunkelhaariger Junge rempelt mich an und seine Entschuldigung kommt schneller als ich die flüchtige Bewegung realisieren kann. Mit schnellen Schritten eilt der Jugendliche an mir vorbei und mit klopfendem Herzen stelle ich fest, dass er mich nicht wiedererkannt hat. Aber er hat mich bemerkt, was mir die Tatsache beweist, dass die Ghostrider meine Existenz zwar aus den Erinnerungen aller Menschen gelöscht haben, sie es jedoch nicht geschafft haben meinem Körper die Präsenz zu rauben. Ich stehe noch immer hier auf dem Pausenhof und plötzlich beschleicht mich der beängstigende Gedanke, dass es vielleicht vielen so gehen kann.
Was ist wenn die Ghostrider die Menschen nicht nur aus den Erinnerungen löschen, sondern sie auch hier zurücklassen?
Scott hatte mir erklärt, dass sie die Menschen mitnehmen, auch wenn er damals noch nicht so genau zu wissen schien, wohin. Doch jetzt habe ich das Gefühl, dass sie niemanden wegnehmen. Dass sie den Menschen stattdessen ihre Identität rauben und ihre verlorenen Seelen anschließend hier zurücklassen.
An wie viele Menschen kann ich mich womöglich nicht mehr erinnern? Wie viele Menschen haben die Ghostrider bereits gefunden und wie viele von ihnen sind noch hier?
Ich schaue mich nachdenklich um und erblicke nahezu sofort zwei Mädchen, die ich nicht wieder erkenne. Sie stehen beide am Schuleingang und sind in einem ungezwungen Gespräch mit einem älteren Schüler verwickelt. Ich kenne sie nicht und glaube, sie auch noch nie zuvor hier im Schulhaus gesehen zu haben. Wurde eine von ihnen vielleicht von den Ghostridern gejagt und ausgelöscht? Waren sie vielleicht meine Mitschüler, Freunde, Geschwister?
Ich kann den erschreckenden Gedanken nicht weiterführen und wende den Blick von den beiden Schülerinnen ab. Mir fällt es noch immer schwer, mir vorzustellen, dass auch andere Menschen von den Ghostrider gejagt und ausgelöscht worden sind. Dass sich noch mehr Menschen in meiner verzweifelten Lage befinden.
Scheiße.
Mein Blick fällt automatisch auf den Parkplatz zurück und verfängt sich nahezu sofort in Scotts grün-weißem Motorrad. Dieses steht in der Zwischenzeit auf dem Parkplatz und in diesem Moment schwingt sich der lockenköpfige Teenager von seiner Maschine. Sein bester Freund Stiles steigt dabei nur wenige Meter entfernt, gefolgt von seiner Freundin Malia, aus seinem blauen Jeep. Eine Welle kribbelnder Freunde durchfährt mich als ich die kleine Gruppe an Teenagern erkenne, die sich in diesem Moment um zwei Personen vergrößert. Bei der einen Personen handelt es sich um unsere gemeinsame Freundin Lydia. Sie hatte mich auf die erste Party meines Lebens eingeladen und mir zum ersten Mal gezeigt, dass Partys Spaß machen können. Sie hatte mir mein erstes Bier in die Hand gedrückt und mich in jedem Thema, vor allem in Fragen von Mode und meiner Männerwahl beraten.
Doch der braunhaarige Junge neben ihr kommt mir nicht sonderlich bekannt vor. Er ist ein fremdes Gesicht, dass nicht so recht in die vertraue Gruppe passen möchte.
Scott, Stiles und Lydia kennen sich seit Jahren. Ich kenne sie seit Jahren. Der fremde Junge dagegen sticht wie eine Leuchtrakete aus der altbekannten Freundesgruppe.
Im ersten Moment befürchte ich, dass er mein Ersatz ist. Doch im nächsten Moment verwerfe ich diesen Gedanken bereits.
Mein erster Instinkt ist es, Scott und seine Freunde anzusteuern, so wie ich es wohl machen würde, wenn heute ein normaler Tag wäre. Doch im letzten Moment kann ich mich noch in der Bewegung ausbremsen, denn mir fällt wieder ein, dass die Jugendlichen mich ja nicht mehr wieder erkennen würden. Schmerzend muss ich mich daran zurückerinnern, wie Scott gestern Nacht noch nicht einmal meine Stimme wiedererkannt hat. Würde es wirklich etwas ändern, wenn sie mich nun sehen würden?
Die kleine Freundesgruppe hat sich in Bewegung gesetzt und kommen nun direkt auf mich zu.
Ich sehe, dass sie gemeinsam das Schulhaus ansteuern und dabei in ein Gespräch verfallen. Scott ist auf der Höhe von Malia und lächelt, als hätte sie einen Witz gemacht. Dabei ist Malia die wohl einzige Person, die keine Witze macht. Stiles läuft neben Lydia und obwohl er, soweit ich weiß, mit Malia zusammen ist, ist nicht zu übersehen, dass er noch immer etwas für die rothaarige Schönheit übrig hat. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, in denen er Scott und Clay versichert hatte, dass sein 10-Jahresplan Erfolg haben wird. Doch 11-Jahre später ist noch immer nichts zwischen den beiden passiert. Schade eigentlich, ich hatte immer das Gefühl, dass die Beiden gut zueinander passen würden.
Der fremde Teenager hat sich zurückfallen lassen und läuft mit etwas Abstand hinter der Gruppe her. Er redet mit keinem der Jugendlichen und hätte ich ihn zuvor nicht mit den Anderen gesehen, hätte ich ihn leicht für einen unbeteiligten Schüler halten können, der nur zufällig denselben Weg eingeschlagen hat wie die kleine Gruppe.
Mein Herz schlägt schneller und ich spüre ein leichtes Zittern in meinen Muskeln. Nervös fange ich damit an meine Finger zu kneten, die daraufhin mit einer unangenehme Hitzewelle reagieren. Ich spüre wie ein warmes Brennen durch meine Finger zieht und sie schwitzend aneinander kleben.
Ich beobachte Scott und bemerke wie sein Blick nach links schweift und er grüßend die Hand hebt und anschließend etwas sagt. Seine Stimme ist zu leise um über den Pausenhof an mein Ohr zu dringen, jedoch bemerke ich sofort, wen er zu begrüßen scheint. Es ist Liam Dunbar, ein jüngerer Schüler und ein verdammt guter Lacrosse Spieler. Ich weiß dass sich die beiden Jungs aus dem Schulteam kennen könnten, sich jedoch wirklich kennen, weil Liam so ist wie Scott. Und jeder, der annähernd so wie Scott ist, scheint ihn zu kennen.
Mein Blick folgt dem von Scott und landet nun ebenfalls auf Liam, der mir hingegen nur flüchtig bekannt ist.
In diesem Moment grüßt er Scott und seine Freunde zurück, bevor er sich wieder einem braunhaarigen Mädchen, seiner Freundin, zuwendet. Ich brauche wenige Sekunden um sie als Hayden wieder zu erkennen. Sie spielt, wie ich, im Hockeyteam der Schule und ist nicht sonderlich nett. Meistens lässt sie sich von anderen Spielen provozieren oder wird impulsiv und verliert die Kontrolle über ihre Wut. Ich glaube sie ist wie Scott, kann es jedoch nicht beweisen. Trotzdem ist sie eine gute Hockeyspielerin und hat unserem Team schon mehr als einmal zum Sieg geholfen.
In diesem Moment nickt auch sie der kleinen Freundesgruppe zu, bevor sie Liam angrinst und ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund drückt. Im nächsten Moment springt sie bereits von der Bank auf, schnappt sich ihre Tasche und eilt in Richtung Sportplatz davor. Ich erinnere mich daran, dass wir am Dienstag Morgen immer Training haben und frage mich im selben Moment wer jetzt wohl meinem Platz im Team eingenommen hat.
Das laute Klingeln der Schulglocke reist mich aus meinen Gedanken und blinzelnd lasse ich meinen Blick zurück auf meine Freunde wandern. Scott ist schon fast auf meiner Höhe und automatisch versuche ich meine Haltung locker aussehen zu lassen. Mit verkrampfen Muskeln und einem rasenden Herz lehne ich mich betont entspannt an die Außenmauer der Schule. Ich senke meinen Blick, behalte die Freundesgruppe jedoch im Auge.
Malia ist bereits an mir vorbei und Scott und die Anderen folgen ihr. Ich sehe wie das braunhaarige Mädchen ihre Haare locker über die Schultern wirft und an Scott gewandt etwas sagt. Mir fällt auf das Scott seinen Schulrucksack locker über einer Schulter trägt und den freien Arm dabei ungewöhnlich gezwungen vor seiner Brust anwinkelt. Ich sehe wie sich seine kurzen Haare im leichten Wind bewegen und sich seine Augen für wenige Sekunden auf mich richten.
Ich sehe wie sich das Sonnenlicht in dem sanften Braun seiner Iris verfängt. Wie sich seine Augenbrauen bei dem Blickkontakt zu mir leicht hochziehen und er seine Nase kaum merklich kräuselt. Für wenige Sekunden bilde ich mir ein, so etwas wie Erkenntnis in seinen Augen zu sehen. Ich glaube geradezu sehen zu können, wie er mich trotz den Ghostridern wieder erkennt. Doch genauso schnell, wie der Moment gekommen ist, hat er sich auch schon wieder in Luft aufgelöst. Scott ist an mir vorbei und die Sekunde, die sich gerade noch angefühlt hat wie in Zeitlupe, verstreicht. Stiles und Lydia folgen ihrem Freund in das Schulhaus, beachten mich jedoch nicht mehr als Scott.
Dann folgt der fremde Junge.
Selbst aus der Nähe erkenne ich ihn nicht wieder, bin mir jetzt jedoch sicher, ihn vor gut einem Jahr bereits schon einmal als Schüler hier in der Schule gesehen zu haben. Wie Scott wirft er mir einen kurzen Blick zu und als sich unsere Augen treffen, durchläuft mich ein eisiger Schauer. Der Junge schlendert locker an mir vorbei und ich kann nicht anders als ihn mit meinem Blick zu verfolgen. Auch er betritt das Schulhaus und folgt somit dem Weg meiner Freunde. Ich beobachte seine eleganten Bewegungen die mich an ein wachsames Raubtier erinnern. Der Junge ist bereits durch die Eingangstüren verschwunden, als er seinen Kopf während dem Laufen erneut zu mir umdreht und mich direkt anschaut.
Er schenkt mir ein verschmitztes Lächeln und ich bilde mir ein, darin zu sehen, dass er etwas weiß.
Dass er etwas über mich weis.
Erneut durchfährt mich ein eisiger Schauer, der selbst dann noch auf meiner Haut zu spüren ist, als der fremde Junge mit meinen Freunden im Schulhaus verschwunden ist.
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Ein eher uninteressantes Kapitel, dass nur dazu da ist euch die Beziehungen zwischen dem Hauptcharakter und den Charakteren der Staffel vorzuzeigen.
Was haltet ihr bisher von der Geschichte und wie denkt ihr könnte sie sich entwickeln?
Lg CoolerBenutzername
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