An actor
„Wo zur Hölle fahren wir hin?"
Ich kralle mich fester in den Sitz und werfe meinem besten Freund einen panischen Blick zu. Es ist dunkel. Ein schweres Gewitter zieht über unsere Köpfe hinweg und er rast mit 80 Stundenkilometer über einen holprigen Waldweg. Die Lichter des Wagens schaffen es nur spärlich die dunklen Schatten der Nacht zu vertreiben und der alte Jeep knirscht und rattert bei jeder Unebenheit jaulend auf. Der Sicherheitsgurt hat sich fest um meine Brust gelegt und verhindert, dass ich durch das Auto fliege. Während ich kurz davor bin, mich zu übergeben, scheint Scott das alles gar nicht zu bemerken. Er hat die Hände fest am Lenkrad und den Blick zielgerichtet aus der Windschutzscheibe gerichtet.
„Scott," meine rechte Hand löst sich aus dem Leder des Beifahrersitzes und greift stattdessen nach dem Haltegriffe über mir. Ich kralle mich daran fest und versuche die Tatsache zu ignorieren, dass die Luft im Auto in der Zwischenzeit bereits nach verbranntem Gummi riecht. Ich erinnere mich daran, dass Stiles die Hälfte seines Motors mit Klebeband repariert. Dieses wird bei dem halsbrecherischen Tempo und den Unebenheiten im Wald wahrscheinlich nicht mehr lange durchhalten. „Wo fahren wir hin?" Ich möchte ihn noch daran erinnern, dass alle unsere Freunde entweder ausgelöscht oder irgendwo in Beacon Hills verschwunden sind. Doch bevor ich noch ein weiteres Wort sagen kann, erhebt der Teenager die Stimme: „Es gibt eine Zugweiche. Hier im Wald. Ich und Liam sind letztens über sie gestolpert. Wenn wir es rechtzeitig dort hin schaffen können wir vielleicht verhindern, dass Beacon Hills eine Geisterstadt wird." Ich verstehe nur die Hälfte seiner Erklärung. Nicht nur weil die lauten Motorgeräusche und das unregelmäßige Hüpfen des Autos meinen Kopf nahezu zum Explodieren bringen, sondern weil ich seine Worte nicht verstehe. Obwohl ich die letzten Tage fast ununterbrochen mit meinen Freunden verbracht habe, scheinen sie noch immer mehr zu wissen als ich.
Manche Dinge werden sich wohl nie ändern.
„Scott vielleicht sollten wir eine Sekunde darüber nach...," meine Stimme erstirbt als das Handy in meinem Schoß aufleuchtet. Sofort lösen sich meine Finger von dem Haltegriffe und umfassen das kleine Gerät, dass bis zu diesem Zeitpunkt zwischen meinen Schenkeln eingeklemmt war. Mein Herz macht einen hoffnungsvollen Sprung, fällt jedoch sofort wieder zurück in den alten Rhythmus als ich Malias Namen auf dem Display sehe. Auf dem Weg. Ich atme leise aus und versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass ich enttäuscht bin. Ich hatte ehrlich gesagt auf eine Nachricht von Clay gewartet und in diesem Moment bemerke ich, wie dumm ich klinge. Meine Freunde sind in Gefahr. Ganz Beacon Hills ist in Gefahr und ich kann nur an meine eigenen Probleme denken.
Eine ruckartige Bremsung.
Ich werde nach vorne geschleudert und nur der Sicherheitsgurt verhindert, dass ich auf das Armaturenbrett knalle. Fast verliere ich bei dem plötzlichen Stopp mein Handy, doch im letzten Moment krallen sich meine Finger haltsuchend um das kleine Gerät und überrascht werfe ich Scott einen Blick zu. Er ist bereits dabei sich abzuschnallen und gleichzeitig aus dem Auto zu steigen. Das Licht der Scheinwerfer ist erloschen und die Dunkelheit macht sich mit einer unheimlichen Geschwindigkeit zwischen uns breit.
„Scott?"
Mein Freund ist schon fast aus der Türe und hektisch versuche ich ebenfalls meinen Sicherheitsgurt zu lösen. Ich brauche drei Versuche bis meine zittrigen Finger genügend Kraft haben, um den Verschluss zu lösen. Bis dahin ist Scott schon längst aus dem Auto gestiegen. Ich habe Angst, ihn in der Dunkelheit zu verlieren, weshalb ich hektisch aus dem Wagen aussteige und dabei fast hinfalle. Nur der Türgriff bewahrt mich vor einem schmerzhaften Sturz ins Unterholz.
„Wir müssen...," Scott dreht sich um sich selbst, bevor er nach Norden zeigt, „da lang." Der Junge wirft mir einen kurzen Blick zu, bevor er sich in Bewegung setzt und den Jeep mit schnellen Schritten umrundet. Er rutscht für wenige Sekunden auf dem feuchten Laub aus, scheint sein Gleichgewicht jedoch schnell wieder zu finden. Er wirft mir keinen weiteren Blick zu und das macht mir Angst. Kurz starre ich ihn an, bevor ich ihm mit schnellen Schritten nacheile. Dabei habe ich Schwierigkeiten seinem Tempo in dem dunklen Wald standzuhalten. Immer wieder stolpere ich über Unebenheiten oder über meine eigenen Füße. Meine Haare verheddern sich immer wieder aufs Neue in herunterhängenden Ästen und mein Schnaufen durchbricht mit jedem neuen Atemzug die gespenstische Stille. Scott dagegen scheinen die fast rennenden Schritte noch nicht einmal anzustrengen und auch die Dunkelheit scheint ihn nicht weiter zu stören. Stattdessen läuft er mit zielstrebigen Schritten durch den Wald und scheint jeder Stolpergefahr instinktiv auszuweichen.
„Scott ich glaube nicht, dass...," versuche ich meine Befürchtungen während meiner schnaufenden Atmung erneut zu äußern, doch plötzlich bleibt der Junge stehen und dreht sich ruckartig zu mir um. Vor Überraschung gerate ich ins Stauchen und kralle mich hilfesuchend an einem Baumstamm fest. „Charlotte," fällt er mir nun kopfschüttelnd ins Wort, „Es könnte unsere einzige Chance sein um Beacon Hills zu retten." Er starrt mich an. Mit großen Augen und einem flehenden Blick. Über uns grellen zwei Blitze auf und das helle Licht spiegelt sich in seinen glänzenden Pupillen wieder. Ich bemerke, dass seine Schultern leicht zittern. Dass seine Muskeln angespannt sind und dass es ihm schwer fällt, in diesem Moment inne zu halten. Seine Brust hebt und senkt sich deutlich und ich kenne ihn inzwischen lang genug, um die Unruhe in jeder Faser seines Körpers - selbst aus der Entfernung - zu erkennen.
„Sie haben meine Mom," er zeigt in die Richtung, in der er die Weiche zu vermuten scheint, „Und Stiles. Hayden. Mason. Wir müssen ihnen helfen." Ich höre ein verzweifeltes Zittern in seiner Stimme. Seine Haare hängen ihm umgemacht in die Stirn und erneut glaube ich den Anflug an Hoffnungslosigkeit in seinen Augen zu sehen. Es scheint tatsächlich die letzte Chance für uns zu sein. Ich schlucke schwer. Er hat Recht und doch höre ich die Stimme der Angst in mir. Was wenn alles schief geht?
„Aber wenn es uns nicht mehr gibt, können wir ihnen nicht helfen," murmele ich jetzt leise und streiche mir nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich muss an Clay denken, der in diesem Moment nur am Leben ist, weil ich aus der Realität gerissen wurde. An Theo, der sich für uns geopfert hat und nun ebenfalls in einer grünen Wolke aus Rauch verschwunden ist. Was ist sein Opfer wert, wenn wir uns nun halsbrecherisch in einen Kampf stürzen, den wir unmöglich gewinnen können? Mein Blick fällt wehmütig auf meine Hände. Das schwarze Narbengewebe zieht sich über meine Haut und glänzt leicht im grellen Aufblitzen des Gewitters auf. Ich muss an Theos Worte denken und stelle fest, dass es für mich sowieso schon zu spät ist. Wenn der Junge Recht hat, wird es mich nicht mehr lange geben.
„Vertraust du mir?"
Die Frage meines besten Freundes überrascht mich. Er klingt verbittert und doch scheinen seine Worte in den letzten Sekunden ruhiger geworden zu sein. Er atmet tief durch. Schließt die Augen und legt den Kopf in den Nacken. Es tut weh ihn so verzweifelt zu sehen und plötzlich bereue ich es, meine Zweifel laut ausgesprochen zu haben. Scott ist mein Freund. Ich vertraue ihm. Er wird genau wissen, was er tut.
„Ja."
Die Antwort kommt mir schneller über die Lippen als ich darüber nachdenken kann. Doch ich kann Scott ansehen, dass er spürt wie ehrlich ich in diesem Moment bin. „Ich habe dir schon immer vertraut." Ich nicke und mache einen kleinen Schritt auf den Jungen zu. Das gefärbte Laub knirscht unter meiner Bewegung und ich muss meinen Blick leicht heben, um meinem Freund in die Augen sehen zu können. Er erwidert meinen Blick und für eine kurze Sekunde glaube ich, etwas in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Als würde er hinter die neue Charlotte schauen und die alte Charley, seine beste Freundin, sehen. Mein Herz macht einen hoffnungsvollen Sprung und angespannt halte ich die Luft an.
Ein lauter Donner bricht über uns hinweg und erschrocken zucken wir beide zusammen. Wir werden aus unserem intensiven Blickkontakt gerissen und Scotts Kopf fährt herum. „Wir müssen uns beeilen," ich nicke ihm zu und dieses Mal habe ich keine Zweifel. Seine Frage hat mich daran erinnert, was es bedeutet Freunde zu sein. Ich würde ihm bis in die Hölle folgen. Ohne zu Zögern. Denn Freundschaft bedeutet nicht, auf Nummer sicher zu gehen. Es bedeutet, einander zu vertrauen und alles zu tun, um einander zu beschützen. Auch wenn dieser Schutz bedeuten könnte, selbst in Gefahr zu geraten.
„Dann los...," ich schenke ihm ein mutmachendes Lächeln, „Ich bin direkt hinter dir." Trotz der gefährlichen Situation verziehen sich sich seine Lippen zu einem kurzen Lächeln, bevor er mir dankbar zunickt und sich in Bewegung setzt. Ich folge ihm. Dieses Mal ohne auch nur einen einzigen Zweifel.
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Hey Leute, es tut mir unglaublich leid, dass ich momentan so inaktiv bin und relativ lange zum updaten brauche. Aber momentan geht es in meinem Leben darunter und drüber und mir fällt es schwer mit diesem Gedanken- und Gefühlschoas an dieser Story weiterzuschreiben. Zudem arbeite ich im Hintergrund bereits an einer neuen Story, die mir schon jetzt viel bedeutet. Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen und etwas länger auf die nächsten Kapitel warten. Ich gebe mir Mühe und ehrlich gesagt verhelfen mir v.a. euch lieben Kommentare und Votes zu neuen Kapiteln. Danke für eure Unterstützung <3
Lg CoolerBenutzername
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