[ 57. ] Yoongis Sitzung
Pov. Yoongi
Ich sitze nervös auf dem Bett in dieser trostlosen Zelle und warte... Ich sollte bald eine Sitzung mit Mr. Wang haben... vielleicht darf ich dann wieder raus...
Die Zeit scheint sich zu dehnen, während ich darauf warte, dass die Tür sich öffnet. Meine Hände sind leicht verschwitzt, und mein Herz rast vor Aufregung und Angst. Ich hab scheiße gebaut...
Es lief so gut! So gut, Yoongi, und dann musstest du es natürlich wieder vermasseln...
Was ein Idiot...
Hoffnungsloser Fall...
Endlich öffnet sich die Tür und Mr. Wang tritt herein. Er lächelt freundlich, aber ich kann die ernste Miene in seinen Augen erkennen. Nervör kaue ich auf meiner Lippe herum.
"Hallo Yoongi, wie geht es dir heute?", fragt Mr. Wang einfühlsam, während er sich auf einen mitgebrachten Stuhl gegenüber von mir setzt.
Ich atme tief durch und versuche, meine Gedanken zu sortieren. "Keine Ahnung...Es ist schwer, um ehrlich zu sein." Murmle ich niedergeschlagen.
Es lief lange Zeit sehr gut, aber dann letztens- ich hab mich provozieren lassen und...naja eventuell jemanden verkloppt.
Was heißt letztens... gestern, um genau zu sein.
Gestern hab ich verkackt. So richtig.
Ich bereue es, ja, ich bereue es, aber...in dem Moment... Wenn mich die Wut packt, kann ich nicht anders.
Ich hätte schon bald draußen sein können! Ich hätte...alles...alles wäre gut, doch dann...
So ein scheiß Vorfall und ich sitz wieder hier...bei Null angefangen... Wieder ganz am Start.
Das kann doch nicht sein!
"Ich ...fühle mich irgendwie oft total überfordert und...kein Plan. Ich denke es läuft gut und ...irgendwie bau ich dann doch wieder Mist." murmle ich traurig. Spreche meine Gedanken aus.
"Es hat ja doch keinen Sinn..." entgeistert spiel ich mit meinen Fingern. Lasse meinen Kopf hängen.
Mr. Wang nickt langsam, kritzelt irgendetwas nieder und mustert mich dann eingängig. "Yoongi, ich verstehe, dass es eine schwierige Zeit für dich ist. Aber ich möchte, dass du weißt, dass du nicht alleine bist. Wir können an all deinen Problemen arbeiten. Gib bloß nicht auf." meint er dann, steht auf und kommt auf mich zu.
Ich blicke Mr. Wang an, der sich jetzt zu mir aufs Bett gesetzt hat. "Ich will ja besser werden... Ich will diese Aggressionen kontrollieren und diese dunklen Gedanken hinter mir lassen. Aber...ich hab immer das Gefühl, dass ein kleiner Schritt nach vorne direkt von zwei Schritten in die andere Richtung gefolgt wird. Es ist so frustrierend!" rege ich mich auf. Es kann doch nicht sein, dass ich es immer und immer wieder vermassle! Wieso bist du so unfähig, Min Yoongi!?
Jedes mal wieder! Man denkt es läuft, es geht voran, man macht Fortschritte und dann...dann sowas. Man verkloppt irgnedeinen Idioten.
Enttäuscht seuftze ich. "Es ist...als wäre ich in einem endlosen Strudel gefangen."
Mr. Wang nickt verständnisvoll und nimmt wieder Notizen in seinem Block auf. "Ich verstehe was du meinst. Es ist definitiv eine Herausforderung. Aber ich bin mir sicher, dass du die Fähigkeiten und die Stärke hast, diese Herausforderung zu bewältigen. Es wird Zeit und Arbeit erfordern, aber ich bin hier, um dich zu unterstützen. Du schaffst das." ermutigt er mich weiter, doch seine Worte treffen auf eine Wand.
Dunkle Gedanken nehmen mich immer mehr ein. Es hat doch alles sowieso keinen Sinn...
Vielleicht sollte ich es einfach lassen...
Einfach meine Energie sparen...
Vielleicht sollte ich einfach sterben...
Wieso tue ich mir das alles eigentlich an? Nimm ein Messer, stich dich ab und alles ist gut...alles vorbei...das Leiden hat ein Ende.
"Komm schon, Yoongi. Das schlimmste was du machen kannst ist aufgeben! Gib nicht auf! Es ist machbar..." "Sie verstehen nicht! Ich weiß nicht wie!?" rege ich mich auf. Dieser Idiot hat doch gar keine Ahnung wie es mir geht!!
Wie oft hab ich schon versucht es zu erklären?? Red ich so undeutlich oder ist er einfach nur taub?
"Yoongi..." fängt er wieder an und legt dabei beruhigend eine Hand auf meine Schulter. Doch ich will mich nicht beruhigen!
Schnell schlage ich seine Hand weg und springe auf. "Was!?" keife ich und laufe dann angespannt im Zimmer auf und ab.
Na ganz toll, war ja klar, dass ich wieder Aggressionen bekommen!! Argh!!
Nein, fuck. Ich muss...ich muss was kaputt machen, ich muss... Argh!
Ich spüre wie sich unglaublicher Druck in mir aufbaut.
Wie werd ich das los!?
"Genau davon red ich!!" schreie ich Mr. Wang an. Er weiß gar nichts!! Was jetzt!?
"Ich weiß-" "Nein, weißt du nicht!!" "Yoon-" "Aaaaaargh!" schreie ich einfach los, ich kann es nicht hören! Ich muss was kaputt schlagen...ich muss wem wehtun... Ich muss...den Druck abbauen. Irgenwie!
Ich...muss mir selber weh tun...
Wie soll ich...wo soll ich...?
"Yoongi, hör mir zu!" wird auch Mr. Wang lauter, kommt näher und greift plötzlich fest meine Schultern.
"Brich aus ... Raus aus dem Strudel!" meint er dann laut, mit Nachdruck in seiner Stimme.
Was-
Ich kann nicht-
"Yoongi!" mahnt er wieder, meine Atmung wird schneller.
"Du willst was kaputt machen? Mach den blöden Strudel kaputt! Du kannst das, hau ihn einfach in den Mist!! Los, schlag all die Gedanken kaputt, oder bist du etwa zu schwach dafür? Du? Min Yoongi ist ein Schwächling?"
Was?
Ich!?
Ich bin doch nicht schwach!! Ich...
"Ich bin kein Schwächling!" wehre ich mich, reiße mich dabei erneut von ihm los.
"Ach nein? Nur schwache Menschen lassen sich von dummen Gedanken runter ziehen!" Ich... Argh, scheiß Gedanken!!
Ich bin nicht schwach!
"Ich bin nicht schwach!! Fickt euch! Verpisst euch, ich brauch euch nicht!!" brülle ich im Zimmer herum, ziehe verzweifelt an meinen Haaren.
Ein paar Minuten kreische ich noch rum, ehe ich mich etwas beruhige und überrascht zu Mr. Wang sehe.
"Du machst das toll...jetzt versuch deine Atmung in den Griff zu kriegen." flüstert er leise.
Tief hole ich Luft, der Druck ist weniger geworden.
Erschöpft lehne ich mich an die Wand hinter mir und rutsche diese dann langsam bis zum Boden runter.
"Siehst du? Du machst ja doch Vorschritte. Vor einem Jahr wäre das hier schier undenkbar gewesen." redet nach einigen stillen Sekunden Mr. Wang erneut los. Zuttrig atme ich aus und muss sagen...er hat recht. Vor einem Jahr hätte ich aus dem Bett, dem Stuhl und warscheinlich aich aus Mr. Wang kleinholz gehackt.
Aber ob dieses Rumgekreische wirklich ein Jahr harte Arbeit repräsentiert...ich weiß ja nicht, ob man darauf stolz sein kann...
"Vielleicht solltest du noch mehr über die Ursache deiner Aggressionen nachdenken." meint Mr Wang dann.
"Es passiert oft...wenn ich mich überfordert fühle, oder wenn ich das Gefühl habe, die Kontrolle über mein Leben zu verlieren..." erzähle ich leise. "Ich weiß nicht, wie ich mit diesen starken Emotionen umgehen soll, und sie entladen sich dann in Wutausbrüchen." murmle ich.
"Aggressionen können ein Ausdruck von unterdrückten Gefühlen sein, Yoongi. Du musst lernen, diese Gefühle zu erkennen und auf gesunde Weise damit umzugehen. Sie zu unterdrücken ist kein guter Plan. Eine Möglichkeit, sie raus zu lassen, ist zum Beispiel dieses rumbrüllen." redet er weiter auf mich ein, steht abermals auf und kommt wieder näher, um sich dann vor mir auf den Boden zu setzten.
"Rumbrüllen ist natürlich eine Extremform. Vielleicht könntest du nach und nach versuchen, sie durch Singen, oder soetwas in der Art raus zu lassen?" Amüsiert lache ich kurz auf. Ich und singen...ja klar.
"Wohl eher Rappen." entgegne ich. "Oder das, es gibt verschiedene Möglichkeiten", erklärt Mr. Wang. "Du könntest versuchen, deine Emotionen durch Musik auszudrücken. Es geht darum, einen Ausdruck für deine Gefühle zu finden und ihnen auf eine gesunde Weise Raum zu geben. Ich hab das schon mal gesagt..."
"Ich weiß...aber Sport war wohl nicht das richtige für meine Aggressionen." "Das ist okay, nicht alles kann klappen. Vielleicht versuchst du es ab jetzt mit Musik?"
Das wär mal ein ganz anderer Ansatz...ich kanns versuchen, das stimmt.
Ich überdenke seine Worte und spüre, wie sich ein Funken von Hoffnung in mir regt. "Vielleicht ist das einen Versuch wert...", murmele ich leise. "Ich mag Musik ...Vielleicht kann ich das wirklich irgendwie umsetzten."
Vielleicht könnte sie mir tatsächlich helfen, meine Emotionen zu kanalisieren und einen Ausweg zu finden.
Mr. Wang lächelt ermutigend. "Das klingt nach einem guten Ansatz, Yoongi. Musik kann dir helfen, deine Emotionen auszudrücken. Es könnte auch hilfreich sein, kreative Aktivitäten wie das Schreiben von Texten oder das Malen auszuprobieren. Wir können diese Möglichkeiten in unseren weiteren Sitzungen erkunden."
Ich stimme zu und fühle mich wieder erleichtert. Die Aussicht auf alternative Wege, mit meinen Emotionen umzugehen, gibt mir wieder Hoffnung.
Ich dachte immer ich hätte schon alles probiert, doch heute hab ich gemerkt, dass es noch viele andere Wege gibt mit Emotionen umzugehen. Ich bin gespannt darauf, wie sich Musik auf mich auswirken wird.
Wenn die traditionellen Wege bisher nicht funktioniert haben, dann wird es eben Zeit für etwas neues.
Die Sitzung mit Mr. Wang endet, und ich verlasse sein Büro mit einem leichten Gefühl der Zuversicht. Nur nicht aufgeben.
Nur schwache Menschen geben auf.
Und ich, Min Yoongi, bin kein schwacher Mensch.
Ich. Bin. Kein. Schwächling!
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