[ 4. ] Trauma

Pov. Jackson

Taehyung dreht sich im Bett um und wendet mir den Rücken zu. Er redet die ganze Zeit nur von 'Bunny' aber will mir einfach nicht sagen, wer das ist.

Trotzdem bin ich froh, dass er überhaubt etwas sagt. Normalerweise redet er nämlich gar nicht mit mir. Ich weiß zwar nicht wer oder was dieser 'Bunny' ist, aber Taehyung scheint ihn zu vermissen.

Das ist gut, beziehungsweise neu. Er hat noch nie wirklich Gefühle gegenüber jemanden gezeigt.

Er hat zwar Gefühle und das weiß ich, da er öfters weint oder lacht, aber meistens gelten seine Gefühle nicht anderen Menschen.

Manchmal weint er, weil ihm seine Decke runter gefallen ist, oder er sein Essen zu schnell gegessen hat. Es sind eher außergewöhnliche Gründe, ich weiß, aber Hauptsache er zeigt seine Emotionen.

Für mich als Psychiater ist das sehr wichtig. Ich muss schließlich lernen ihn zu verstehen, um ihm helfen zu können. Nur leider redet er nicht mit mir.

"Taehyung...was ist denn los? Du hast noch nie jemanden vermisst. Ist etwas vorgefallen?" Lange ist es still zwischen uns.

Ich will erneut zum reden ansetzten, da nuschelt er leise in seine Decke hinein. Nur mit viel Mühe kann ich verstehen was er sagt. "Ich will Bunny."

Ein bisschen enttäuscht sehe ich ein, dass es keinen Sinn hat, weiter mit ihm zu reden. Natürlich versuche ich noch irgendwie ein kleines Gespräch mit ihm zu führen, aber es kommt ja doch nichts dabei raus. Ich verabschiede mich also nach einiger Zeit und gehe wieder aus der Tür.

Tja...dann ist es wohl jetzt an der Zeit, Bunny zu suchen...

Ich schlendere den Gang entlang in Richtung meines Büros. Wen könnte ich wohl über Taehyung ausfragen. Die Ärzte? Nein, die haben ja Schweigepflicht.

Sollte ich die Security fragen? Vielleicht wissen sie ja was passiert ist.

Obwohl, nein besser nicht. Taehyung ist dafür bekannt Ärger zu machen. Er ist total agressiv.

Nicht selten werden auch Leute von der Security verwundet. Vielleicht hat jemand etwas gegen ihn und erzählt mir Blödsinn.

Ich sperre meine Bürotür auf und setzte mich hinter den Schreibtisch. Kurz seufze ich auf und hole meinen Laptop aus meiner Tasche.

Ich massiere mir mit dem Mittelfinger die Schläfe und schließe dabei die Augen.

Nach einem tiefen Atemzug öffne ich sie wieder und schalte den Laptop ein.

Ich muss heute noch zu einer Selbsthilfegruppe und habe anschließend noch eine Sitzung mit Yoongi.

Ich klicke mich durch die E-Mails, antworte auf einige und sende noch schnell eine an Minas Eltern. Mina wird nämlich nächste Woche entlassen.

Genau in dem Moment, in welchem ich auf 'absenden' klicke, klopft es an der Tür. Sie geht auf und meine Assistentin kommt herein.

"Ich bringe Ihnen Ihr Mittagessen, Mr Wang." "Danke, das ist sehr nett."

Ich mag meine Assistentin. Sie ist fleißig, sympathisch und bringt nichts durcheinander. Man merkt, dass sie sich Mühe gibt.

Sie stellt einen großen Teller auf meinem Schreibtisch ab und geht wieder. Der leckere Duft des Gerichtes steigt mir in die Nase.

Schnell klappe ich den Laptop zu und widme mich dem Chilli.

Normalerweise mag ich kein Chilli, aber das, was hier gekocht wird, schmeckt unglaublich lecker.

Ich nehme eine große Portion und stecke sie mir in den Mund. Langsam lasse ich den Geschmack auf meiner Zunge zergehen. Ich liebe dieses Chilli!

Nach wenigen Minuten ist es auch schon gegessen. Ich weiß man sollte nicht so schnell essen, aber das schmeckt so gut, da kann ich nicht langsamer.

Nach weiteren zehn Minuten Mittagspause, in denen ich das Essen langsam sacken lasse, widme ich mich wieder meiner Arbeit.

Ich muss noch einige Formulare ausfüllen und mir ein paar Fragen für Yoongi ausarbeiten.

Seuftzend nehme ich also den ersten Zettel vom Stapel und fange an ihn auszufüllen. Einen halben Stapel später klopft es an der Tür. "Herein!" sage ich mit lauter Stimme.

Die Tür geht auf und es kommt abermals meine Assistentin rein. "Was gibts?" frage ich sie sofort.

"Sie hätten doch in einer halben Stunde diese Selbsthilfegruppe." "Ja genau."

In einer halben Stunde erst? Dieser Stapel ging ja schneller weg als gedacht.

"Diese wird heute Mr Kim für sie übernehmen. Sie werden dringend bei einem Jungen benötigt. Er erlitt heute Nacht ein schweres Trauma."

"Oh Gott, das tut mir leid. Was ist denn passiert?" "Mir wurde nicht mehr gesagt. Aber ich habe hier seine Akte. Er ist ursprünglich wegen einer Essstörung hier, gestern Abend eingezogen."

Sie überreicht mir ein Klemmbrett mit ein paar Zettel. Schnell überfliege ich diese. "Wann soll ich denn kommen?" "Am besten jetzt gleich. Haben sie Zeit?"

"Ja. Sicher." Gemeinsam mit meiner Assistentin gehe ich zum Lift. Wir fahren in den zweiten Stock und schreiten einen langen Gang entlang.

An einer der letzten Türen bleiben wir stehen und sie klopft dreimal. Langsam öffne ich diese und schiele vorsichtig hinein.

"Hallo Jungkook. Kann ich reinkommen?" ein dünner Junge auf dem Bett nickt und ich mache daraufhin zwei Schritte in das Zimmer.

Meine Assistentin macht die Tür wieder zu und ich höre, wie sich ihre Schritte langsam entfernen.

Langsam gehe ich rüber zum Schreibtisch. Der Junge - Jungkook ist so in seine Bettdecke eingewickelt, dass nur noch sein Kopf zu sehen ist.

"Hey! Ich bin Mr Wang. Freut mich dich kennenzulernen." Ich deute mit einer Hand auf seinen Schreibtischstuhl. "Ist es in Ordnung wenn ich mich setzte?"

Wieder nickt er und ich komme langsam näher, um mich auf den Stuhl zu setzten.

Ich schenke ihm ein aufmunterndes lächeln. "Also, ich habe gehört in der Nacht ist was schlimmes passiert? Möchtest du mir erzählen was genau?"

Einen Moment ist es still, doch dann beginnt der braunhaarige Junge, mit kratztiger Stimme zu sprechen.
"I...ich. Ich...Ich bin d-doch n-nur-" Er unterbricht sich selber, indem er in Tränen ausbricht.

"Alles ist gut... Lass dir Zeit..." murmle ich und werfe nocheinmal einen Blick auf das Klemmbrett. "Ich bin...ich wollte z-zurück-" erneut unterbricht er sich selber.

Nach etlichen Versuchen habe ich es endlich geschafft ihn ein wenig zu beruhigen. Er erzählt mir nach und nach alles was vergangene Nacht passiert ist.

Als er die Person beschreibt, die ihn angriff, geht mir ein Licht auf. Er war wohl gestern bei Taehyung! Er muss Bunny sein!

Oh mein Gott...

Ich war froh darüber, dass er mir alles erzählt, also wollte ich ihn nicht unterbrechen.

Jetzt ist er aber fertig, weshalb ich wieder das Wort ergreife. "Das, kommt jetzt wohl etwas aus dem Nichts doch, ich hätte eine Frage... Hat dich die Person zufällig 'Bunny' genannt?" Jungkook zuckt bei dem Wort ein bisschen zusammen, weitet seine Augen und nickt dann.

"Oh ...ok, hör mir zu. Die Person, die dich gestern angegriffen hat, heißt Taehyung. Ich bin schon seit eineinhalb Jahren sein Psychiater. Es tut mir wirklich leid, die Geschichte zu hören." sage ich, vielleicht geht es ihm besser, wenn er einen Namen zu der Person hat.

"...Taehyung?" fragt er. "Ahm...weshalb...also..."

"Er ist aufgrund von Aggressionsproblemen hier. Du kannst im Internet tatsächlich mehr über ihn herausfinden, er war lange in der Zeitung...vor...ich glaube acht Jahren? Er hat...es wurde vom Gericht beschlossen ihn hier her zu geben, als er...naja er hat jemandem das Leben genommen, verstehst du?"

Jungkook weitet erneut seine Augen. "H-heißt das, ich k...könnte jetzt ...wirklich tot s- s-sein?" stottert er ängstlich. Langsam nicke ich. Ob das so ne gite Idee war, ihm das zu sagen?

"Obwohl du offensichtlich ein Trauma erlebt hast, muss ich sagen, bin ich froh, dass du es so gut überstanden hast. Du hättest auch...naja."

In dem Moment bekomme ich eine Idee. Ich könnte doch eigentlich beiden auf einmal helfen! Wobei...nein...das ist dumm...

Obwohl...

Nein...besser nicht...

Wobei...

Taehyung meinte, er würde nur mit Jungkook reden... Also schicke ich Jungkook mit einem versteckten Mikrofon zu ihm!

Dann kann Jungkook ihm verschiedene Fragen stellen und...das hilft wiederum Jungkook das ganze Geschehen zu verarbeiten.

Also bekomme ich meine Antworten, mit denen ich Taehyung helfen kann und helfe gleichzeitig Jungkook über das Trauma hinweg zu kommen.

"Ich war heute schon bei ihm. Ich weiß nicht wieso, er redet nämlich nicht mit mir, aber er scheint dich zu vermissen. Er hat die ganze Zeit nur gesagt, wie gerne er dich wiedersehen möchte."

Ich weiß ich dürfte das Jungkook gerade gar nicht erzählen, aber ich glaube ich bekomme ihn sonst nicht dazu, Taehyung zu besuchen. Die Idee ist doch genial!

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top