•6•
"Es ist okay, du kannst ja nichts dafür." gab ich zurück.
Hätte er mich jetzt sehen können hätte er mir sicherlich nicht geglaubt. Aber nun war er gezwungen meine Lüge zu glauben.
Ich zog ihm noch vorsichtig seine Schuhe an und ging dann mit ihm in den Park.
"Vielleicht solltest du dir einen Hund zu legen." schlug ich vor.
"Damit du mich nicht mehr rum führen brauchst?"
"Nein damit du auch mal alleine etwas tun kannst, wenn du dich an das blind sein gewöhnt hast."
Er seuftzte.
"Ich finde mich ja nicht mal in meiner Wohnung zurecht, wie soll ich dabei noch gleichzeitig mit einem Hund klar kommen?"
"Es wird dir helfen glaube mir. Und vielleicht solltest du dir so einen Stock besorgen."
"Sonst noch mehr Vorschläge mit denen ich Aufmerksamkeit errege und genug Mitleid bekomme?"
Für eine Weile gingen wir stumm weiter. Hyunwoo an meinen Arm geklammert und gefühlt stolperte er alle zwei Sekunden über irgendein kleines Steinchen am Boden.
Ich verstand nicht warum er sich so wehrte. Klar würde er Aufmerksamkeit erregen, andererseits Tat er es so auch schon. Einmal weil er so gut aussah und zum anderen weil ich ihn führte und wir bestimmt wie ein Pärchen aussahen.
Kurzerhand zog ich den größeren neben mich auf eine Parkbank. Ich hatte eine schöne Sicht auf den Fluss und einige Schmetterlinge, die am Boden von Blume zu Blume flogen.
Die Hände des älteren spielten unruhig mit einander.
"Ist etwas?" ich musterte ihn skeptisch.
"Nein alles gut."
Apropos Pärchen, die waren hier zu 90% auch unterwegs und das konnte man sehen und hören. Ihr eklig hohes kichern und das laute schmatzen wenn sich ihrer Lippen trafen war unüberhörbar. Sicherlich auch für Hyunwoo. Eigentlich war es ein ganz schöner Ort hier, irgendwie war es mir heute aber unangenehm.
Mir fiel auch kein passendes Thema ein, weil mich das so aus der Bahn warf. Sonst hatte mich es nie gestört. Lag es daran das der braun haarige nun bei mir war?
Weil ich nicht wusste was ich tun sollte sprang ich wieder auf. Seltsamer Weise schien auch er sich zu freuen weiter zu können und unwillkürlich fing ich an zu Grinsen.
"Was sind eigentlich deine Hobbys?" fing er unsicher an.
"Ich glaube du hast vergessen das ich obdachlos war."
"Ach ja." gab der ältere kleinlaut murmelnd zurück "wieso eigentlich? "
"Ich hatte es gestern bereits erwähnt. Meine Eltern wollten keinen schwulen Sohn bei sich beherbergen und warfen mich raus. Mein Freund wollte mich auch nicht aufnehmen, könnte auch daran gelegen haben das wir sehr klein waren, also blieb ich dort."
"Ist dir schon mal was zugestoßen?" seine Augen weiteten sich. Wann hörst du endlich damit auf Hyunwoo?
"Klar was dachtest du denn."
Bedrückte Stille drohte wieder die Oberhand zu gewinnen.
"Ich gehe dir jetzt einen Hund aussuchen."
"Was?!"
"Hyunwoo du kannst nicht für immer so Leben."
"Ich will es aber Kihyun."
"Ohne mich."
"Na gut such mir einen Hund aus."
Triumphiert grinsend zog ich uns in die nächste Straßenbahn. Hinter mir begann so ein fetter Alter an meinem Arsch herum zu grabschen. Unangenehm wie es mir war drückte ich mich fest gegen meine Begleitung und versuchte den Mann Weg zu treten. Vergebens.
"Kihyun? Geht es dir gut?"
"Nein" Ich zog den Griff an seinen Schultern noch fester und presste meinen Körper an seinen, um Abstand zu dem grabscher zu bekommen.
An der nächsten Station zog ich uns fast fluchtartig aus dem Wagen.
"Was war das denn grade? Ein Anfall von not Geilheit?"
"Da war so ein ekliger Typ..."
"Weiter."
"Ich wurde begrapscht Mann! Du kannst ja gerne fühlen aber bei mir hat sich nichts getan wenn du mir nicht glaubst."
"Willst du wirklich das ich fühle?"
"Wenn es dir Spaß macht."
"Schon gut lass uns weiter, sonst kommen wir nie dort an wo wir ursprünglich hin wollten."
Seinen Anfall von not Geilheit würde ich ihm noch geben. Ich schnaubte verärgert. So ein blödmann.
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