•2•

"Komm mit." Hyungwon zieht mich am Ärmel, wie er es so oft schon getan hatte, da ich mich strikt weigerte jemandem meine Hände zu geben, die Stufen hinab durchs Treppenhaus.
Ich versuche bei dem eiligen Tempo nicht zu stolpern, zumal ich Ewigkeiten keine Treppen mehr gestiegen war. Aufmerksam sehe ich hinter auf meine Füße und zähle jede Stufe mit.

"Besser ich sehe später noch mal nach ob alles glatt gelaufen ist und du redest in Ruhe mit mir."
Bevor ich es wagen konnte irgendwie zu widersprechen sprintete er die Stufen wieder nach oben, davor zu kingeln hatte er allerdings nicht vergessen. Was soll ich dem Typen denn jetzt sagen? Verwirrt stehe ich vor seiner Tür und Glotze blöd hoch zum Türspion.
Ich erschrecke mich durch das Klicken der Tür etwas zu sehr als geplant.
Vor mir steht ein großer wie stark gebauter Mann, mit einem breiten Kreuz. Seine Haselnuss braunen Haare fallen wüst in sein Gesicht und seine Augen prägten tiefe Augenringe. Seine blass grauen Augen strahlen leichte Panik aus. Doch sie sind nicht geblichen grau, sondern nur seine Iris, es wirkt wie seine natürliche Augenfarbe. Vielleicht hat er auch einfach eine sonderbare Augenfarbe.
Irgendwie entspricht sein Aussehen meinem Geschmack. Wie auch immer ich darauf komme aber er sieht wirklich gut aus.

"Wer bist du?" grummelt er unfreundlich.
"Hyungwon schickt mich."

Er hält mir seine Hand etwas zu energisch hin, dabei streift er meinen Bauch und zieht mein Oberteil ein Stück weit hoch. Dann lässt er die Hand wieder sinken. Es ist mir egal.
"Tut mir so leid. Ich bin-"
"Ich weiß." Schneide ich ihm das Wort ab und legte meine Hand sanft auf seine. Unangenehm. "Yoo Kihyun." stellte ich mich vor.

"Son Hyunwoo." erwidert er und nimmt meine Hand mit seinen beiden Händen. Ich würde sie zu gerne weg ziehen und ihm eine Ohrfeige geben.
Seine sind unwahrscheinlich rau, als würde er zu viel schuften.
Wie erwähnt hasse ich es jemanden an den Händen zu nehmen, aber Hyunwoo war blind er hatte nichts anderes. Seine Finger suchten den Weg in mein Gesicht und ich ließ ihn. Vielleicht war es für ihn eine Art Begrüßung, vielleicht war er auch einfach neugierig. Während seine Finger mein Gesicht erkundeten nutzte ich die Chance auf einige Fragen.
"Warst du schon immer blind?"
"Nein"
"Wie lange ist es schon?"
"Ein paar Tage."

Ich schluckte. Irgendwie Tat er mir grade verdammt leid.
"Du bist hübsch." murmelt er, nachdem er seine Hände endlich runter genommen hat.
"Hyungwon sagt immer ich sehe aus wie eine Puppe." lache ich verlegen. Ich selbst bin mir nicht sicher wie ich aussehe.
"Ich würde das gerne sehen."
Nach einigen Momenten peinlicher Stille macht er ein Handzeichen, das ich als bitte hinein zu kommen deute.
Einige Blicke die ich durch den Flur schweifen lasse zeigen mir, das er vor kurzem erst her gekommen ist.
"Verdammte scheiße!" flucht er plötzlich laut auf.
"Alles in Ordnung?"
"Ich habe mich nur gestoßen, keine Sorge."
Ich seufze. "Kein Wunder das Hyungwon gesagt hat ich soll mich um dich kümmern."
"Hyungwon ist ein guter Mensch." murmelt er lächelnd.
"Pass auf Stuhl." Beinahe wäre er gegen die Lehne gerannt.
"Danke...tut mir leid das ich keinen Gastgeber spielen kann." murmelt er beschämt.
"Schon gut, soll ich dir was bringen?" Erkundige ich mich.
"Es ist noch alles in den Kartons."
Ich orientiere mich an den Aufschriften der Kisten. Allerdings hatte ich lange keinen Tee mehr gekocht oder Essen gemacht, geschweige denn etwas vernünftiges gegessen.
Also nehme ich einfach wahllos irgendeinen Tee raus und öffnete den Kühlschrank um etwas essbares an zu fertigen.

"Warum bist du blind?" frage ich unüberlegt, ohne mich dabei um zu drehen.
Er bleibt eine lange Zeit still.
"Tut mir leid ich wollte nicht unhöflich sein." ich seufze.
Es fühlt sich schon fast an wie eine Verpflichtung auf den Fremden, hilflosen Mann auf zu passen. So muss Hyungwon sich gefühlt haben.

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