Kapitel 2
Keuchend rannte sie durch die leeren Korridore, vorbei an geschlossenen Türen hinter denen bereits unterrichtet wurde. Sie verfluchte alles, die blöden Mädchen, die sich einen Turm mit ihr teilten und es nicht für nötig hielten sie zu wecken, sich selbst, dafür, dass sie nicht früher schlafen gegangen war und vor allem verfluchte sie das unfaire Schicksal. Was hatte sie denn getan?
Als sie den Verwandlungsklassenraum erreichte, versuchte sie ihre Atmung zu beruhigen. "Es tut mir so leid! Ich habe verschlafen, es wird bestimmt nicht noch einmal vorkommen." rief sie sobald sie die Tür geöffnet hatte. Sofort spürte sie alle Blicke auf sich. Von den Slytherins erklang herablassendes Lachen und gemeine Kommentare.
McGonagall sah ihr zu spät kommen aber nicht so eng. Da sie sonst eine so gute und zuverlässige Schülerin war, entschuldigte sie diesen einmaligen Ausrutscher. Hermine setzte sich auf den letzten verbliebenden Platz direkt am Gang.
Nur einen Schritt entfernt saß Draco Malfoy und grinste dümlich vor sich hin. Nur wer genau hin sah erkannte, wie er sich zu diesem Grinsen zwingen musste. Doch er tat es trotzdem. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Hermine, sie war abgelenkt, achtete kein bisschen auf den Unterricht. Ihr Blick war nach unten gerichtet, ihre Lippen zu einem gequälten Ausdruck verzogen und er konnte gerade noch sehen, wie sie mit einer schnellen Bewegung eine Träne von ihrer Wange wischte.
Er lachte leise und vor allem ernsthaft. Es stellte ihn so unglaublich zufrieden, dass sich die große Hermine Granger auch nur hinter einem breiten Lachen versteckte. Es war das beste, was er je gesehen hatte, Zeuge zu sein wie Hermine ihre Maske verlor, bloß weil sie zu spät gekommen war. Er wusste nicht, dass das keineswegs der Grund für ihren Zusammenbruch war.
Außer ihm schien keiner ihr Aufmerksamkeit zu schenken. Niemand bemerkte das fehlende
Lächeln, welches durch den gequälten Ausdruck ersetzt wurde.
Draco griff sich ein kleines Stück Pergament und kritzelte etwas darauf. Als er sich hundertprozentig sicher war, dass niemand in seine Richtung sah, warf er das zusammen geknüllte Papier auf Hermines Tisch.
Hermine schreckte zusammen als es erst die Seite ihres Gesichtes traf und dann beinahe über die Tischkante hinaus, auf den Boden rollte. Mit zitternden Finger hob sie das Pergament auf, wischte sich eine weitere Träne aus den Augen und warf einen kurzen Blick auf Malfoy. Er sah sie direkt an und zwinkerte ihr zu. Schnell senkte sie den Kopf, ihre Haare verbargen die Röte, welche ihr ins Gesicht schoss. Sie hasste Malfoy mit jeder Faser ihres Körpers und ihrer gesamten Seele, doch nicht mit ihrem Herzen. Es klang komisch und sie verstand es selbst nicht, aber sie reagierte ganz seltsam auf alles was er tat.
Sie entfaltete das Pergament und las seine wunderschön geschwungene Schrift.
Deine Fassade hat Risse. Sei froh, dass es noch niemand bemerkt hat.~
Wütend knallte sie ihre flache Hand samt Zettel auf die Tischplatte, sofort drehte sich die ganze Klasse zu ihr und McGonagall warf ihr einen fragenden, aber auch warnenden Blick zu. Hermine lief dunkel rot an und rutschte auf ihrem Stuhl weiter runter, wie gerne würde sie einfach im Erdboden versinken.
Verwandlung zog sich in die Länge, es schien nicht enden zu wollen. Hermine war eine der Ersten, die schließlich aus dem Raum stürzten. Sie wimmelte Harry und Ron ab um nicht von ihnen gestört zu werden. Malfoy gehörte zu den letzten die aus dem Raum schlenderten. Auf seinem Gesicht befand sich ein dreckiges Grinsen. "Alles okay Granger?"
Wütend hielt sie ihm das Pergament unter die Nase. "Was soll das?! Willst du mich fertig machen oder so?!" Malfoy lachte nur leise. "Ich hab dich nur gewarnt, Hermine Granger kann doch nicht ihr perfektes Image ruinieren."
Ohne nach zu denken hatte Hermine, wie aus Reflex, ausgeholt, ihr Schlag traf Malfoy in den Unterkiefer. Unvorbereitet stolperte er rückwärts. Seine Augen waren weit aufgerissen, während seine langen Finger über sein Gesicht fuhren. "Das," sagte er leise und ruhig, ein Zeichen dafür, dass er wirklich sauer war. "Hast du nicht wirklich getan, oder?"
In seinen grauen Augen brach ein Gewitter los, Hermine versuchte sich gegen ihn zu wehren, doch er war eben größer und stärker. Sie fielen nach hinten, Hermines Hände schürften unangenehm über den Boden. Erst als die Blut schmeckte, hatte sie realisiert dass Malfoy sie gerade geschlagen hatte. Der Schmerz explodierte plötzlich und das Blut lief von ihrer aufgeplatzten Lippe über ihr Kinn.
Er drückte ihre Handgelenke zu Boden, also riss sie ihr Knie hoch und rammte es in seinen Bauch. Mit schmerz verzerrten Gesicht rollte er zur Seite, Hermine hob ihr Bein und trat ihm ins Gesicht. Sie hörte das knacken als seine Nase brach. Er stöhnte vor Schmerzen, Sie erkannte ihren Fehler zu spät: Malfoy zu schlagen war eine Sache, ihm die Nase zu brechen etwas völlig anderes.
Sie versuchte aufzustehen und wegzulaufen, doch sie kam nicht weit. Er hatte sie am Arm gepackt und nach vorne geschubst, sie fiel voran gegen eines der Fenster. Das Glas brach unter ihren Händen, ein paar kleine Splitter gruben sich in ihre Handflächen.
"Was zur Hölle geht hier vor sich?! Ihr kommt jetzt sofort mit mir mit! Nachsitzen für euch beide!"
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