Sakura
Als Sasori erneut seine Augen zu öffnen versuchte, war etwas anders, etwas, dass ihn stutzen ließ und in seiner Bewegung innehalten.
Wieso?
Wieso tat es nicht mehr so weh?
Wo war der Schmerz, an den er sich erinnern konnte und nun war es, als wäre er nie dagewesen.
Vorsichtig mit Bedacht und auch einem unguten Gefühl in der Magengegend öffnete er seine Augen schließlich und hörte keine Sekunde später eine Stimme.
War das ein Mann?
Blaue Augen, lange golden, blonde Haare und ein Ausdruck in den Augen, der ihn zusammenzucken ließ.
Was war das und vor allem wer war das?
Wo war er hier?
Besorgt saß Deidara an Sasoris Bett, wich keine Sekunden von diesem ab und erfreute sich, als er endlich die Augen aufschlug und ihn ansah.
"Sasori no Danna, wie geht es Ihnen, hm?", fragte er leise, voller Rücksicht und blickte ihn abwartend und gleichsam geduldig an.
"W..wer?", fragte Sasori schüchtern, sah ihn missverständlich an und fragte sich innerlich, wer das zur Hölle war! Wo war er?
Doch, als ihm der Sinn dieser Worte bewusst wurde, riss er leicht erschrocken und ängstlich seine Augen auf.
Wer war er?
Ohne darauf zu achten, dass er immer noch leicht über ihn gebeugt war, schnellte Sasori hoch und stieß auch gleich mit ihm zusammen.
"Ah..." Wieder dieser Schmerz, da war er auch schon, sicher war er nicht allzu lange weg gewesen.
Was hatte denn sein Danna nur wieder für Sorgen, wieso schaute er ihn so schüchtern an?
Da stimmte etwas ganz und gar nicht, weswegen Deidara leise seufzte und kaum später mit seinem Kopf zusammenstieß.
"Auuuu~... passen Sie halt auf", murrte er und rieb sich grummelnd über die Stirn.
Kaum später stand er auf, schritt zur Tür und drehte sich nochmal um.
"Wollen Sie etwas trinken? Soweit ich weiß, haben wir eine neue Medizinfrau, eine, die sehr gut sein soll", redete er einfach weiter, wusste dabei noch nicht, dass es sich um Sakura handelte, sie Rache an ihm nehmen wollte und das auch nur, weil er Itachi in Schutz genommen und gelogen hatte.
"Ja, bitte und danke", antwortete Sasori leise und nickte schwach, während er sich die Stirn rieb und auf die weiße Bettdecke auf seinen Beinen starrte.
Er fühlte sich hier fehl am Platz, fühlte sich leer und dieser Blonde, oder war das doch eine Frau?
Ein leises Seufzen entwich seiner Kehle, doch hörte er auch gleich eine sanfte Stimme, welche ihn gut sichtbar zusammenzucken ließ.
"Sasori wie geht es dir?" Sakura blickte diesen mit gespielter und trauriger Miene an, setzte sich an sein Bett und befühlte sich seine Stirn.
Gut, dass er nichts mehr wusste, sonst wäre sie jetzt wohl schon so tot, wie er noch vor einigen Stunden.
Sakura hatte schließlich dazu beigetragen, hatte ihn sterben sehen.
Dennoch dachte hier jeder, sie würde freiwillig hier sein, weil sie von Konoha die Nase voll hatte.
Da dachten sie nur alle falsch, glaubten und sahen ihn ihr hohes Potenzial.
Nur war sie hier, um Rache zu üben, um diesem blonden Tonheini alles zu nehmen, was ihm lieb und teuer war.
So wie er ihr Sasuke im Kampf nahm.
"Wer bin ich? Und wer ist... Sasori?", fragte Sasori leise, als sie ihm die Hand auf die warme Stirn legte und immer noch so sanft lächelte.
Innerlich mit den Augen rollend lächelte Sakura ihn dennoch sanft an, hörte sich geduldig seine Fragen an.
"Na du, du bist dieser Sasori. Sag bloß, du hast alles vergessen ... hast mich vergessen?"
Sie setzte einen schmollenden Gesichtsausdruck auf und schob die Unterlippe vor.
"Es tut mir leid", entschuldigte er sich klein laut bei der Rosahaarigen, sah auf seine weiße Bettdecke und krallte seine Hände in diese hinein.
"Alles, woran ich mich erinnern kann, ist dieser Schmerz, diese unerträglichen Qualen und schließlich war alles schwarz um mich herum", erzählte er ihr leise, den Blick von dem weißen Stoff nicht nehmend.
Kaum merklich nickte Sakura, griff sich eine seiner krampfenden Hände und drückte sie leicht.
"Deine Großmutter, eine sehr gute Puppenspielerin ... sie hat dich fast umgebracht. Daher hast du auch diese Schmerzen", log Sakura und biss sich auf die Unterlippe, bat stumm um Verzeihung, Chiyo hintergangen zu haben.
"Mei ... meine Großmutter? Aber... wieso? Wieso tat sie das? Wieso wollte sie? Was hatte ich getan?", fragte Sasori die Rosahaarige ehrlich, sah in ihre schimmernden grünen Augen und wie sie sich auf die Unterlippe biss, ihre warmen Hände umschlossen derweil die kalten seinen.
"Liebte sie mich nicht?", murmelte er schließlich schon voller unterdrückter Tränen, sah erneut hinunter zu Decke und spürte kurz darauf die kleinen salzigen Perlen seine Wangen hinablaufen.
Wieder ein Nicken ihrerseits, ehe Sakura seine Tränen sah, welche menschlich waren, was sie stocken ließ.
War er nicht selber eine halbe Puppe, warum konnte er dann weinen?
"Sie machte dich immer für den Tod deiner Eltern verantwortlich, sah in dir das Böse, weil du dieser Organisation beigetreten bist, was du aber aus freien Stücken getan hast", log Sakura ihn weiter an, log eiskalt das Blaue vom Himmel und das ohne mit der Wimper zu zucken.
"Aber, wie denn? Ich kann doch nicht einmal kämpfen! Wie sollte ich meine Eltern töten?! Meine... Eltern." Ein Stich durchzuckte seine Brust, als er das Wort 'Eltern' in den Mund nahm und so zuckte er erneut zusammen.
Das ungute Gefühl von vorhin wurde stärker, ließ ihn zittern und die Hände des Mädchens von den seinen abschütteln.
Irgendwie tat es plötzlich weh, als würde ihre warme Haut die kalte seine verbrennen und ihre Anwesenheit ihn in etwas ziehen, dass ihm unbekannt war, etwas, dass hinter dem grauen Schleier verborgen war.
"DU LÜGST! ICH WÜRDE NIE MEINEN ELTERN ETWAS ANTUN! DU LÜGST!", schrie er sie unter Tränen an, wimmernd und schluchzend, zog seine Knie an sich, legte die Hände an die Ohren, um sie nicht mehr zu hören und kniff die Augen zusammen.
Wieso tat sie das?
Was hatte er ihr getan, dass sie so schlimme Sachen über ihn sagte? Welcher Organisation war er hier mal beigetreten und wieso freiwillig?
Das alles verwirrte Sasori, verunsicherte seine Gedanken und führte langsam dazu, dass seine aufkommende Neugierde, was den grauen Schleier in seinem Kopf betraf, erlosch.
Er wollte nicht mehr wissen, was sich dahinter verbarg, welche Dinge sich dort versteckten und leise nach ihm riefen.
Sein Herz schlug hart und schmerzhaft gegen seine Brust, seine Atmung ging schnell und durch das Weinen bekam er kaum Luft, sein Körper verkrampfte sich und die Schmerzen in seinem Kopf kamen ohne Erbarmen in vollem Ausmaß zurück.
Schockiert über seinen Gefühlsausbruch sah Sakura Sasori mitfühlend an, merkte, wie er von ihrer Hand abließ, sich gegen alles wehrte und anfing sie anzuschreien.
"Es tut mir leid Sasori, aber so ist es nun mal gewesen." Sie erhob sich langsam von dem Bett, schritt zur Tür und verließ leise seufzend das Zimmer.
Pain stand an der Tür, als Sakura das Zimmer des Puppenspielers verließ und dabei leise seufzte. "Wie sieht es aus?", forderte er sie auch gleich auf, zu sprechen und doch ließ er sich die Sorge um den Rothaarigen nicht anmerken, schließlich durfte er keine Gefühle, Mitleid oder dergleichen zeigen.
"Leader Pain", erschrak Sakura, als dieser so plötzlich vor ihr stand, nach dem Befinden Sasoris fragte und eine ernste Miene zog, die einen erschaudern lassen könnte.
"Er weiß scheinbar gar nichts mehr, nicht mal, dass seine Großmutter ihn mithilfe seiner ersten Puppen, seiner Eltern getötet hat. Sein Kopf scheint wie leergefegt zu sein", berichtete sie, wie es von ihr abverlangt wurde.
"Kann er kämpfen?", fragte Pain einfach weiter, doch seufzte er leise innerlich auf und fragte sich, wieso er all das vergessen hatte? Von einer schwerwiegenden Verletzung am Kopf hatte sie nichts erwähnt und, als Tobi ihn hierher gebracht hatte, war nur hauptsächlich sein Rumpf von Wunden übersät, aber nicht der Schädel.
Diese Frage konnte Sakura selber nicht beantworten, hatte nicht danach gefragt und schüttelte daher ihren Kopf.
"Ich habe nicht danach gefragt, er wirkt zudem sehr weinerlich", gestand sie leise und lehnte sich hinten an die Wand und biss sich unbewusst auf die Lippen.
"Wie weinerlich? Willst du mich verarschen oder was!?", zischte Pain ihr entgegen, als er diese Aussage hörte, öffnete einfach die Tür und sah das Häufchen Elend auf dem Bett sitzen, sich die Augen ausweinend und wimmernd.
"Reiß dich zusammen, Sasori! Du bist ein Akatsuki, also zeig etwas Rückrad, bevor ich meine Geduld ganz verliere und es dir eigenhändig breche!", knurrte Pain diesen an, sah, wie er ihn geschockt ansah und schließlich den Blick wieder abwendete. Super, und nun?
"DEIDARA!", brüllte Pain ungehalten nach dem Blonden und knirschte schon vor unterdrückter Wut mit den Zähnen.
Das hier gefiel ihm ganz und gar nicht!
Sofort eilte Deidara herbei, stieß Sakura zur Seite und betrat das Zimmer. "Sie haben gerufen, Leader", gab er zu verstehen, dass er anwesend war, er ihn gehört hatte.
Dass Sakura noch immer im Flur stand und spöttisch grinste, bekam er durch das Durcheinander um Sasori gar nicht mit, schritt nur langsam auf Pain zu und sah ihn abwartend an.
"Du und Sakura, ihr werdet euch abwechselnd um dieses zu groß geratene Baby kümmern und ich will in zwei Wochen Fortschritte, ansonsten wird er sterben." Beide sah Pain kalt an, sah dann zu dem Rothaarigen, der immer noch da saß und nichts tat, nicht einmal mehr zuckte.
"Sein Leben liegt in euren Händen, viel Spaß!", knurrte er schließlich zum Schluss und dampfte ab.
Bitte was?
Pain würde Sasori einfach ausradieren, wie einen Bleistiftstrich auf Papier?
Fassungslos sah Deidara dem Leader hinterher, dann wieder zu Sakura, welche sich wenig beeindruckt gab.
Warum auch immer, er wurde aus ihr einfach nicht schlau.
"Du hast den Leader gehört", wandte er sich an sie, worauf sie nur nickte und aus dem Zimmer ging.
"Macht euch keine Mühe, lieber sterbe ich als euch zu Last zu fallen", murmelte Sasori leise den beiden zu und verkrampfte seine Hände wieder in der weißen Decke, welche nun mehr als nur zerknüllt war.
"Nichts da, mir predigen Sie auch immer, ich solle nicht aufgeben und jetzt leben sie es selber vor", tadelte er seinen Danna an, verstand nicht, was mit diesem los war, warum er so anders war.
Mit einem Ruck zog Sasori sich die Decke von den nackten Beinen, schwang diese über die Bettkante und versuchte mit wackeligen Beinen aufzustehen, was mehr schlecht als recht gelang.
"Es ist mir egal, ich kenne dich nicht, ich kenne niemanden hier, also was schert es mich?!", regte er sich wieder neu auf und fiel auf die Knie, da seine Beine sein Gewicht nicht mehr tragen konnten.
Deidaras Blick fiel, als Sasori die Decke wegschwang auf seine Beine und starrte diese verwirrt an.
Menschlich, sie waren menschlich und nicht mehr die einer Puppe.
Was zum Teufel war hier los, wer war dieser Kerl und was hatte er mit seinem Danna gemacht?
"Du kennst mich nicht mehr, weißt also nichts mehr und hast schlichtweg alles vergessen?"
Immer noch fassungslos starrte Deidara ihn an, sah zu, wie er auf die Knie fiel und am Boden kauerte.
"Ich denke, ich muss mit Itachi reden", wandte er einen alten Trick an, da Sasori genau wusste, dass er den Uchiha nicht ausstehen konnte, dass er diesen vom ersten Tag an hasste.
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