Kapitel 7
"Happen again" - Wendy Wang
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Etwas benommen blinzelte ich, als ich am nächsten Morgen wach wurde.
Meine Augen waren noch gar nicht richtig offen, da tastete ich bereits nach meinem Handy, um die Uhrzeit zu sehen.
Kurz vor 12...
Ich wollte mich gerade fragen, warum Ji-Hyun mich nicht geweckt hatte, als die Benachrichtigungsleiste an meinem Handy mich ablenkte.
Ich hatte Nachrichten...
Die meisten davon in unserem Gruppenchat, wo Hobi gerade dabei war, Yoongi zu überreden mit allen zusammen in ein Katzen-Café zu gehen.
Und eine...
Meine Augen weiteten sich, als ich den Absender sah.
Ich hatte eine private Nachricht...
Ohne zu Zögern klickte ich sie an, nur um festzustellen, dass ich nicht so richtig wusste, was ich antworten sollte.
Kookie
Hey ^^
Na wie sind die Ferien bisher?
Einen Moment lang betrachtete ich die Nachricht.
Versuchte zu verstehen, was sie in mir auslöste.
Dass ich mich einerseits darüber freute, dass Kookie mir schrieb, weil ich gestern erst an ihn gedacht hatte.
Dass es gleichzeitig aus exakt diesem Grund immer irgendwie befremdlich war...
Es war okay, wie es zwischen uns war.
Ich war froh, dass wir Freunde sein konnten.
Froh über unsere Gruppe.
Trotzdem war es manchmal sonderbar...
Was sollte man antworten, wenn eine Person, die früher alles für einen gewesen war, einem eine derartig unverbindliche Frage stellte?
Was sollte man tun....wenn das jetzt einfach war, wie es nunmal war?
Wenn die Dinge sich einfach geändert hatten...
Etwas zögerlich kreiste mein Daumen über der Tastatur, bevor ich Kookie einfach schrieb, dass ich wie prophezeit sehr viel im Bett lag.
Anschließend fragte ich, wie es bei ihm aussah.
Dabei war der fixe Anflug meiner gestrigen Idee bereits wieder verschwunden.
Das letzte Mal, das Kookie und ich zu zweit etwas unternommen hatten, lag so lange zurück...
Inzwischen konnte ich mir kaum noch vorstellen, wie es war, mehr Zeit mit ihm alleine zu verbringen, als ein Schulweg mit vorherigem Putzdienst dauern würde.
Es kam mir fremd vor...
Absurd, wenn ich bedachte, wie viel Zeit wir zu viert mit Hobi und Yoongi verbrachten.
Aber so war es nun einmal...
Alarmiert verließ ich den Chat, als ich sah, dass meine Nachricht bei Kookie sofort auf "gelesen" wechselte.
Noch viel zu müde, um mit einem ausgeweiteten Gespräch umgehen zu können, legte ich mein Handy vorerst beiseite.
Ein paar Sekunden lang genoss ich, wie weich mein Bett war, bevor ich mir einen Ruck gab.
Rumliegen war verlockend...
Allerdings hatte ich einen kleinen Bruder, der wahrscheinlich schon am Verhungern war.
"Ji-Hyun?", rief ich, als ich die Treppe nach unten kam.
Wenn er sich mit sich selbst beschäftigte, war es manchmal schwer zu hören, ob er im Wohnzimmer oder bei sich war.
Allerdings waren die Fernseher-Geräusche, die aus dem Wohnzimmer drangen heute ziemlich verräterisch.
"Guten Morgen.", begrüßte mein kleiner Bruder mich mit einem breiten Lächeln.
Wie so oft lagen seine Stifte überall um den Wohnzimmertisch verteilt.
Malen und dabei Serien schauen war sowas wie seine Lieblingsbeschäftigung.
Ganz von selbst brachte dieser überaus vertraute Anblick mich zum Lächeln.
"Wieso hast du mich nicht geweckt?", fragte ich, während ich in die Küche lief, um mir wenigstens kurz ein Toast zu holen.
"Ich hätte dir Frühstück gemacht...", murmelte ich.
Ji-Hyun zuckte mit den Schultern.
"Müsli und Milch in eine Schüssel tun ist nicht so schwer.", meinte er.
"Außerdem brauchst du den Schlaf bestimmt...", schob er etwas leiser hinterher.
"So viel, wie du immer zu tun hast..."
Ich spürte, wie Ji-Hyuns Sorge mein Herz erwärmte.
Gleichzeitig tat es mir leid...
In seinem Alter sollte er sich noch nicht solche Gedanken machen müssen.
Ji-Hyun sollte mit der Schule, seinen Freunden und seiner eigenen Entwicklung mehr als genug ausgelastet sein.
Ob die restlichen Mitglieder seiner Familie genug Energie hatten, um ihm Frühstück zu machen, sollte in seinem Alter eine seiner letzten Sorgen sein.
Doch so war es nicht...
Wir waren so nicht.
"Was malst du schönes?", fragte ich, während ich mich mit meinem Toast in der Hand hinter ihm auf das Sofa setzte.
Breit strahlte mein kleiner Bruder mich an, bevor er sein Bild nach oben hielt.
"Den Tag gestern.", berichtete er stolz.
"Schau, das sind du, TaeTae und ich beim Abendessen.", er zeigte auf die drei Figuren, die er um das Tisch-ähnliche Gebilde auf dem Blatt verteilt hatte.
Ich stutzte ein wenig, weil Ji-Hyun normalerweise nicht so schnell anfing, neue Menschen in seine Kunstwerke aufzunehmen.
"Taehyung hat bleibenden Eindruck hinterlassen, hm?", fragte ich nach.
Als würde allein die Frage ihn verwirren, guckte Ji-Hyun mich an.
Anschließend nickte er grinsend.
"Er hat mich an dich erinnert.", sagte er.
"Fast wie...", setzte er an.
Ji-Hyun verstummte.
Er blieb ruhig, während er zu überlegen schien, wie er es umformulieren sollte.
Wissend auf wen er hinaus wollte, stockte ich kurz.
"...Kookie?", versuchte ich seinen Satz zu beenden.
Ji-Hyun verzog ein bisschen den Mund, bevor er nickte.
"Entschuldigung...", murmelte er anschließend.
Ich unterdrückte ein Seufzen.
"Alles gut...", sanft streichelte ich über seinen Kopf.
"Du kannst ruhig über ihn reden.", sagte ich.
"Wir sind doch Freunde.", fügte ich hinzu.
Dabei gab ich mir Mühe zu lächeln.
Zu verstecken, wie durcheinander mein Inneres immer noch manchmal war.
Ji-Hyun guckte mich ein paar Sekunden lang an.
Letztendlich schüttelte er seinen Kopf.
"Ich mag nicht, wenn du so guckst.", sagte er.
Etwas ertappt klappten meine Augen auf und zu.
Manchmal war es gruselig, was für ein gutes Gespür Ji-Hyun in Bezug auf andere Menschen hatte.
Vor allem was mich anging, durchschaute er die meisten Dinge sofort.
Es brachte nichts, ihn anzulächeln, wenn es nicht ernst gemeint war.
Es brachte nichts, ihm zu sagen, dass alles okay war, wenn es nicht der Wahrheit entsprach.
Besonders in Bezug auf Kookie...
Ji-Hyun war noch sehr klein gewesen, als Kookie aufgehört hatte, zu Besuch zu kommen.
Dass er sich überhaupt an ihn erinnerte, grenzte an ein Wunder.
Dass er immer noch an ihn dachte...
Andere mit ihm verglich.
Es zeigte, wie gut die beiden sich verstanden hatten.
Wie schwer es auch für Ji-Hyun gewesen sein musste, als ich eine Weile lang überhaupt nicht mehr gut auf meinen ehemalig besten Freund zu sprechen gewesen war.
Ich hatte ihm nie wirklich erklären können, warum Kookie plötzlich nicht mehr zu uns gekommen war.
Warum ich eine Zeit lang nicht hatte über ihn reden wollen.
Auch wenn die Dinge sich inzwischen ziemlich entspannt hatten, konnte ich es Ji-Hyun nicht verübeln, dass er Kookie immer noch für ein Tabu-Thema hielt.
"Tut mir leid...", ich setzte mich zu meinem kleinen Bruder auf den Boden, damit ich ihn besser anschauen konnte.
Ganz von selbst wurde mein Lächeln echter, während ich meinen Blick über seine Bilder schweifen ließ.
"Ich freu mich, dass du gestern so einen schönen Tag hattest...", versuchte ich zu unserem ursprünglichen Thema zurückzukommen.
Ji-Hyun nickte.
Anschließend fing er an, in seinen Bildern herumzukramen.
"Dabei wollte ich das TaeTae noch mitgeben...", murmelte er, während er das Partnerbild von gestern hervorholte.
Mein Herz klopfte ein bisschen, weil ich meinen kleinen Bruder so niedlich fand.
"Dann gib es ihm doch beim nächsten Mal.", sagte ich.
Das kleine Grinsen auf meinen Lippen, weil ich mir inzwischen sicher war, dass es ein nächstes Mal geben würde, konnte ich nicht verstecken.
Auch Ji-Hyun schien die Zuversicht in meiner Stimme sofort wahrgenommen zu haben.
"Er kommt wirklich nochmal her??", wollte er aufgeregt wissen.
Dabei begannen seine Augen so intensiv zu glitzern, dass es mir ein kleines Kichern entlockte.
"Hat er doch gesagt.", verließ es extra selbstverständlich meine Lippen.
Dass ich mir bis zum Ende des gestrigen Abends selbst nicht sicher gewesen war, musste ich meinem kleinen Bruder ja nicht auf die Nase binden.
"Wenn du keine Probleme machst.", erinnerte ich ihn mit rausgesteckter Zunge.
Als Ji-Hyun mich daraufhin sehr beleidigt und mit sehr verengten Augen anschaute, musste ich lachen.
"Ist ja guut.", kichernd zog ich meinen kleinen Bruder auf meinen Schoß und begann ihn ein bisschen zu kitzeln.
"Eventuell hab ich nochmal nachgefragt und Taehyung meinte, dass er gern nochmal kommen würde.", erzählte ich.
Ji-Hyun gab sich die größte Mühe, seine Schmoll-Miene unter meinen Kitzeleinheiten aufrecht zu erhalten.
Er hielt in etwa eine Sekunde durch, bevor er auch zu lachen zu begann.
Die Bestätigung, dass er Taehyung gestern nicht zum letzten Mal gesehen hatte, schien ihr übriges zu tun.
"Wann kommt er?", wollte er sofort wissen.
Aufgeregt legte er seine Hände auf meine Schultern und guckte mich an.
"Heute?", bohrte er nach.
Etwas überfordert mit diesem doch recht engen Zeitrahmen, verzog ich den Mund.
"Also ich hatte nicht unbedingt vor...-", setzte ich an.
Weiter kam ich nicht.
"Warum nicht?", unterbrach Ji-Hyun mich.
"Ich bin doch nachher wieder weg und dann bist du den ganzen Tag alleine.", sagte er.
Sanft tätschelte seine kleine Hand meinen Kopf.
"Sommerferien sind nicht zum alleine sein da...", erinnerte er mich.
Sprachlos, weil mein kleiner Bruder sich offensichtlich Sorgen um mein soziales Wohlergehen machte, guckte ich ihn an.
Ich konnte nicht leugnen, dass meine Pläne für heute gegen Null liefen.
Wenn man normalerweise immer vollständig ausgelastet war, boten Sommerferien fast gruselig viel Freizeit.
Jeden Tag das Haus zu putzen machte keinen Sinn.
Kochen dauerte auch nicht den ganzen Tag.
Selbst Ji-Hyun hatte besseres zu tun, als sich die ganze Zeit mit mir zu beschäftigen...
"Musst du nicht noch was essen, bevor du losgehst?", beschloss ich, das Thema zu wechseln.
Mein kleiner Bruder war der letzte, vor dem ich mich dafür rechtfertigen wollte, dass ich nichts zu tun hatte.
Als hätte ich ihn auf eine große Sache aufmerksam gemacht, weiteten sich Ji-Hyuns Augen.
Kurz schaute er mich an.
"Reisomelette...", verließ es schließlich seine Lippen.
Plötzlich nichts anderes mehr im Kopf habend, begann er ein bisschen an meinen Schultern zu rütteln.
"Bitte bitte bitte..", extra lieb schaute er mich an.
"Können wir Reisomelette essen?", bettelte er.
Ich kicherte über seine nicht vorhandene Aufmerksamkeitsspanne, sobald es um Essen ging.
"Wenn du mich aufstehen lässt...", grinste ich.
Noch bevor ich mich versah, waren die paar Extra-Kilos von mir heruntergeklettert.
"Ich fang schonmal an, mich fertig zu machen.", beschloss er.
Und schon war Ji-Hyun aus dem Wohnzimmer gestürmt.
"Und deine Stifte willst du sicherlich auch noch zusammenräumen!", rief ich ihm hinterher.
Kopfschüttelnd stand ich anschließend auf.
"Kinder...", murmelte ich.
In der Küche angekommen, wollte ich mir ein bisschen Musik zum Kochen anmachen.
Ich entsperrte mein Handy.
Ich sah die Benachrichtigungen.
Wieder der Gruppenchat und...er.
Ein paar Sekunden lang schaute ich Kookies und meinen Chat an.
Einen paar Sekunden lang überkamen sie mich...
Die Erinnerungen an die Zeiten, in denen meine Sommerferien weniger einsam gewesen warn.
Zeiten, in denen es normal für mich gewesen war, jemanden anzuschreiben mit: "Hey. Was machst du heute?^^", nur um kurz darauf ein Treffen zu vereinbaren.
Zeiten, die ein Teil von mir wahnsinnig vermisste...
Nicht wirklich willig, mich mit dem Gefühl zu beschäftigen, das es in mir auslösen würde, wenn ich Kookies Chat anklicken würde, ließ ich die Nachricht ungeöffnet.
Stattdessen wanderte mein Blick ein paar Zeilen nach unten.
Hin zu einem Chat, dessen letzte Nachrichten von gestern Nacht waren.
Wie versprochen hatte Taehyung Bescheid gesagt, als er zu Hause gewesen war.
Anschließend hatten wir uns beide eine gute Nacht gewünscht.
Unwillkürlich zuckten meine Mundwinkel nach oben, während ich an ihn dachte.
An seine unsichere, doch so liebenswerte Art.
An sein Lächeln.
An all die Fragen, die ich hatte...
Winzige Ewigkeiten verstrichen, während ich Taehyungs Chat anstarrte.
Letztendlich war es wie ein Reflex.
Es passierte...
Jimin
Hey ^^
...einfach so.
Jimin
Was machst du heute? ^^
Und wieder ein recht spätes Update ^^
Uff uff...
Mein Lieblingskapitel bisher, um ehrlich zu sein.
Ich liebe wie knuffig es ist, dass es mit Kookie aber auch irgendwie eine etwas melancholische Note hat.
Und generell liebe ich, dass das hier eine Vminkook-Geschichte ist und Kookie irgendwie präsent ist, obwoh er gar nicht da ist.
Love love x3
Aber Eigenlob beiseite ^^
Wie hat euch das Kapitel gefallen? <3
Habt ihr Gedanken dazu?
Noch ein paar Zahnarztrechnungen, die ich übernehmen soll? xD
Ich wünsche euch süße Träume <3
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