Kapitel 12

"Konfijon Puzzle" - Hiroshi Takaki

https://youtu.be/Orn3Vf0V4Yw

________


"Danke, dass du heute da warst...", murmelte ich, als ich Tae schließlich zur Tür brachte.

Nach dem Abendessen mit dazugehörigem Nachtisch hatten wir noch Zeit zu Dritt mit Ji-Hyun verbracht.

Wir hatten den Abwasch gemacht.

Hatten das neue Partnerbild beendet.

Wie immer hatte mein kleiner Bruder wahnsinnig viel zu erzählen gehabt.

Selbst wenn er nur über seine Lieblingsserie sprach, entwickelte er dabei so viel Enthusiasmus, dass es fast bewundernswert war.



Tae stutzte ein wenig, bevor er kurz zur Seite schaute und mich anschließend wieder ansah.

"...sollte ich mich nicht eher bedanken, dass ich hier dein durfte?", fragte er.

Etwas verlegen kratzte er sich am Hinterkopf.


Ich lächelte.

"Wenn du möchtest~", scherzte ich.

Danach wurde meine Mimik wieder etwas ernster.

"Nein, aber wirklich...", lieb schaute ich mein Gegenüber an.

"Ich weiß, dass Ji-Hyun ziemlich einnehmend sein kann...", sagte ich.

"Deshalb danke, dass du dich so viel mit ihm beschäftigst.", unwillkürlich verfingen meine Augen sich in denen von Tae.

"Das ist nicht selbstverständlich, und...", ich machte eine kurze Pause.

Versank in diesen unbeschreiblich warmen Haselnusskristallen...

"Und ich denke er...", setzte ich schließlich an.

"Ich denke er weiß es sehr zu schätzen.", beendete ich meinen Satz.

"Und...", ich spürte einen Hauch Hitze in meinen Wangen.

"...ich auch...", fügte ich etwas leiser hinzu.


Taes Augen waren ziemlich groß geworden, während ich gesprochen hatte.

Als würde er erst Sekunden später bemerken, was ich gerade zu ihm gesagt hatte, wurde sein Gesicht plötzlich ein ganzes Stück roter.

"G-gerne...", er machte eine abwinkende Handbewegung.

Anschließend atmete er kurz durch.

"Ich find es schön bei euch...", sagte er leise.

"Und ich...", etwas zögerlich wanderte sein Blick zur Seite, bevor er mich schließlich anlächelte.

"Ich freue mich, dass wir uns morgen sehen...", murmelte er kaum hörbar.


Rasant fingen meine Mundwinkel an, sich zu verselbstständigen, weil ich ihn natürlich trotzdem verstanden hatte.

"Ich mich auch.", grinste ich.

Dabei klang meine Stimme vielleicht ein kleines bisschen zu glücklich.

Allerdings konnte ich es einfach nicht verstecken.

Taes Angebot vorhin war so lieb gewesen.

Im ersten Moment hatte ich hauptsächlich an Ji-Hyun gedacht.

Allerdings war mir dann bewusst geworden, dass ich Tae bei sich auf Arbeit sehen würde.

Die Konditorei...

Seine Mom...

Meine Neugier lief ein bisschen über.


Als würde Tae mir diese Gedanken ansehen können, entfuhr ihm ein kleines Kichern.

Er grinste ein bisschen.

Allerdings fing er, anstatt etwas zu sagen, schließlich einfach damit an, seine Schuhe anzuziehen.



"Schreibst du mir, wenn du zu Hause bist?", fragte ich, als er sich wieder aufrichtete.


Tae lächelte, bevor er nickte.

"Mache ich.", versprach er.


Zufrieden guckte ich ihn an.

"Gut~", säuselte ich.


Anschließend folgte ein Moment der Stille.

Ein Moment, in dem wir uns einfach ansahen.

Ein Moment, in dem wir beide stockten...


Ich spürte, wie dringend ich Tae umarmen wollte.

Normalerweise dachte ich kaum über solche Dinge nach.

Doch bei ihm...

Bei ihm war irgendwie alles anders...



"A-Also ich...", Taes Wangen wurden noch roter.

Erneut kratzte er sich am Hinterkopf.

"I-Ich geh dann...", murmelte er.


Seinen unsicheren Blick bemerkend, wurde mir gerade noch bewusst, dass es für heute die letzte Möglichkeit sein würde.

"Okay.", lächelte ich.

Dabei kratzte ich jeden Rest Sozialkompetenz zusammen, den ich in mir finden konnte.

"Gute Nacht..."

Jeden Rest Mut.

"Und bis morgen."

Viel selbstbewusster, als ich mich eigentlich fühlte, trat ich einen Schritt auf Tae zu.


Ich umarmte ihn.

Einfach so.

Genauso unverfänglich, wie ich es bei meinen anderen Freunden auch tun würde.

Nur mit viel mehr Herzrasen...


Meiner Herzfrequenz war nur wenig geholfen, als Tae, kaum dass ich meine Arme um ihn legte, förmlich zu Stein erstarrte.

Er zeigte keinerlei Anstalten, meine Umarmung zu erwidern.

Stattdessen rührte er sich einen Moment lang gar nicht.


Etwas überrascht, weil ich nicht erwartet hatte, dass mein Gegenüber förmlich einfrieren würde, sobald ich mich ihm näherte, wollte ich bereits wieder von ihm ablassen.

Allerdings bemerkte ich dann, wie Taes Arme anfingen sich zu bewegen.

Ganz langsam...

Trotzdem spürbar.


"J-ja...", stammelte er nahe meinem Ohr.

Seine Hände bebten förmlich, als er sie an meinen Rücken legte.

"B-bis morgen...", wisperte er.


Nicht so ganz wissend, ob ich ihn direkt wieder loslassen oder warten sollte, bis er sich beruhigt hatte, blieb einfach so.

Die Umarmung mutierte von einer typisch kurzen Abschiedsumarmung zu...einer Umarmung.

Anfangs noch irgendwie unbeholfen und unsicher, schien es mit jeder verstreichenden Sekunde angenehmer zu werden.

Taes Finger gaben mir nicht das Gefühl, dass ich ihn loslassen sollte.

Immer fester krallten sie sich in mein Oberteil.

Mit der Zeit hörten sie auf zu zittern.

Als würde er sich genauso fühlen, wie ich...

Immer ruhiger, je länger wir einander nahe waren.


Ich versuchte zu verstehen, wie gut es sich anfühlte, Tae zu umarmen.

Wie richtig.

Wie gleichzeitig zerbrechlich.

Je mehr Tae und ich miteinander interagierten, desto mehr bekam ich das Gefühl, dass er irgendwas hatte...

Irgendwas, das ihn bedrückte.

Das ihn ungläubig sein ließ, wenn man seinen Lieblingsfilm mit ihm schauen wollte.

Ihn zusammenfahren ließ, wenn man ihn umarmte.

Gemeinsam mit den Fragezeichen in meinem Kopf wuchs meine Neugier.

Das Bedürfnis, all die verunsicherten Reaktionen verschwinden zu lassen.

Leise schlich es sich ein...

Es wurde größer.

Bedeutungsvoller.

Nach nur zwei Tagen bereits so stark, dass mein Herz klopfte, als Tae sich schließlich entspannte.

Als er die Umarmung ganz normal erwiderte.

Mich sogar ein bisschen an sich drückte...


Einen Moment lang fühlte es sich an, als wäre das alles, was ich brauchte.

Als wäre der Grund für Taes Zittern egal, solange er nur in meiner Gegenwart damit aufhörte.


Ich war ein wenig erschrocken von diesem Gedanken.

Stets aufs neue überrascht, dass ich diesen, mir immer noch sehr unbekannten Menschen, bereits so gern hatte.

Dass ich anfing, mir Sorgen zu machen, obwohl ich alles andere als wirkliche Gründe dafür hatte.

Ich schien mich nicht dagegen wehren zu können...



Letztendlich standen wir eine ganze Weile im Flur herum.

Als wir uns schließlich voneinander lösten, guckten wir uns einen Moment lang an, bevor wir beide etwas rot wurden.

Wobei "etwas" bei Tae einer Untertreibung glich...


Überfordert guckte mein Gegenüber auf den Boden, bevor er ein kaum verständliches "Also dann...", nuschelte, sich umdrehte und einfach aus der Tür stürmte.


Komplett überrumpelt, weil die Stimmung so schnell gekippt war, brauchte ich einen Moment, um zu realisieren, dass Tae gerade wirklich weggerannt war.

Dass er erst gezittert, sich dann entspannt und dann weggerannt war.


Ein paar Mal klappten meine Augenlider auf und zu, während ich versuchte, mir einen Reim auf diese Reaktion zu machen.

Sie in Einklang mit all den Seiten zu bringen, die Tae mir bisher von sich gezeigt hatte.

Letztendlich wurde ich nicht wirklich schlau daraus.

Stattdessen war ich umso erleichterter, dass wir uns morgen wiedersehen würden.

Dass ich schauen können würde, ob sich etwas verändert hatte.

Ob ich vielleicht irgendeine Grenze übertreten hatte...


Hastig schüttelte ich meinen Kopf hin und her, um den nächsten Grübel-Anfall loszuwerden.

Ich nickte mir selbst zu, während ich mir sagte, dass alles okay war.

Ich mich daran erinnerte, dass auch mein Verhalten Tae gegenüber nicht unbedingt das normalste war.

Dass ich heute mehrfach weggetreten gewesen war, weil mich etwas an Kookie erinnert hatte.

So wie ich auch, würde Tae sicher seine Gründe haben, so zu reagieren.

Und so wie bei mir hatten diese vielleicht überhaupt nichts mit uns zu tun.



Ein letztes Mal zwang ich mich, es gut sein zu lassen, bevor ich nach oben in mein Zimmer ging.

Ich ließ mich auf mein Bett fallen.

Anschließend holte ich mein Handy hervor.


Unwillkürlich zuckte mein Mundwinkel ein bisschen nach oben, als ich bemerkte, dass ich Kookie noch antworten musste.

Diese Bedrängnis, die ich manchmal spürte...

Die Verwirrung, die mich auch heute früh davon abgehalten hatte, ihm zu antworten.

Gerade fühlte sie sich nicht so stark an.

Eher im Gegenteil.

Nachdem ich heute mehrfach an unsere gemeinsame Zeit erinnert worden war, hatte es plötzlich etwas seltsam beruhigendes, dass Kookie nicht verschwunden war.

Dass er, wenn auch viel schwächer, immer noch irgendwie ein Teil meines Lebens war.


Wahrscheinlich hatte ich Stimmungsschwankungen.

Trotzdem freute ich mich, dass es sich gerade nicht so seltsam anfühlte, ihm zu antworten.

Nach gestrigen Bekundungen in Bezug auf mein Bett, hatte er gefragt, ob ich heute irgendwas vor hatte.

Ich tippte einen kleinen Text ein, in der ich ihm sagte, dass mein Tag ziemlich schön gewesen war und mich nach seinem erkundigte.

Sehr oberflächlich.

Sehr unverfänglich.

Freundschaftlich.

Trotzdem nicht persönlich.

Genau unsere Ebene...


Für den Moment war es okay.

Ich legte mein Handy beiseite.

Verfiel nicht in den nächsten Gedankenstrudel.

In dieses endlose Loch der Schuldgefühle...



Obwohl die Haken bei Kookie praktisch in dem Moment, in dem ich die Nachricht abgeschickt hatte, blau geworden waren, blieb mein Handy ruhig.


Das nächste Vibrieren erklang eine halbe Stunde später.

Es war Tae, wie er mir mitteilte, dass er gut zu Hause angekommen war.

Danach noch eine Nachricht mit dem Standort der Konditorei seiner Mom.


Nicht zuletzt, weil er seinen rasanten Abgang komplett unerwähnt ließ, brachte seine Nachricht mich zum schmunzeln.


Tae schien jemand zu sein...

Ich freute mich.

...der seine Versprechen hielt.


Well well...
Ich, beim versuch kurze Umarmungen zu schreiben.
Das klappt nie so wirklich xD
Zugegebenermaßen könnte es in diesem Kapitel mit dem blush-shy-cuteness-krams auch etwas eskaliert sein, weil ich es geschrieben hatte, während ich "Sasaki und Miyano" geschaut hatte.
Das ist so ein Boyslove-Anime mit ganz viel glitzer und einem fast schon belastend langen Slowburn. xD
Und er hat sehr deutlich abgefärbt.
But that's fine ^^
There can never be too much cuteness <3

Wie hat euch das Kapitel gefallen?
Habt ihr Gedanken zu Taes Reaktion?
Oder zu Kookie und Jimin, mit den ganzen kleinen Teasern am Ende?
Selbst wenn das Kapitel euren Tag nur ein bisschen besser gemacht hat..
I would love to know <3
(Wirklich. Ich hab heute die letzten Meter von meiner Hauarbeit vor mir. So den Stuff, auf den man immer gar keinen Bock hat und den man bis zum Ende schiebt. I could need some positive energy T-T <3)

Und yeah...
Abschließend noch...
Das Ende war ein Teaser. ^^
Ein Teaser für etwas, das erst sehr viel später in der Story wichtig wird.
Aber Tae und seine Versprechen...
Literally der Titel dieser Geschichte.
Vielleicht behaltet ihr es im Hintekopf 🤭

Ich hoffe ihr habt einen schönen Tag <3

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top