Kapitel 11

"Rust" - Evan Call

https://youtu.be/ykFGCve7BTc

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"TaeTae?", wand Ji-Hyun sich an unseren Besuch.

Bis eben hatte er freudig das Abendessen in seinem Mund verschwinden lassen und sich dabei mehrfach von mir ermahnen lassen, dass er bitte auskauen sollte, bevor er von dem Treffen mit seinen Freunden erzählte.


"Ja?", gerade etwas Reis zwischen seinen Stäbchen habend, hielt Tae inne, um Ji-Hyun anzusehen.


Glücklich über die Aufmerksamkeit, lächelte mein kleiner Bruder.

"Kommst du morgen wieder her?", wollte er wissen.

Dabei klang er so selbstverständlich unschuldig, dass ich mich vor Überraschung an meinem Essen verschluckte.


Hastig machte ich eine abwinkende Handbewegung, weil mein Husten die beiden dazu gebracht hatte, mich anzusehen.

Nicht, dass ich nicht eigentlich etwas zu diesem Gespräch beizutragen hatte.

Offensichtlich war es nötig, meinem kleinen Bruder das Konzept von Grenzen noch einmal näher zu bringen.

Allerdings war ich vorerst damit beschäftigt, wieder Luft zu bekommen.

Und auch so war ich nicht gerade unneugierig, wie Taes Antwort ausfallen würde.

Irgendwann musste ich aufhören die Verabredung neuer Treffen Ji-Hyun zu überlassen.

Doch für den Moment...


Bedauernd verzog Tae den Mund.

"Ich befürchte eher nicht...", antwortete er zögerlich.

"Ich hatte Mom versprochen, ihr morgen in der Konditorei zu helfen.", erklärte er.

"Tut mir leid..."


Ji-Hyun stockte ein wenig, versuchte aber, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.

"Achso...", verließ es leise seine Lippen.

"Schade...", lieb lächelte er Tae an.

"Aber da kann man wohl nichts machen.", fügte er hinzu.


Etwas unschlüssig schaute ich dem Gespräch zu.

Ich wusste nicht, was ich davon hielt, dass Ji-Hyun bereits anfing, dieselbe Art Lächeln zu entwickeln, die ich von meinem Spiegelbild kannte.

Noch ging es nur um Momente, in denen nicht das eintrat, das er sich gewünscht hatte.

Allerdings wusste ich, wie schnell dieser Gesichtsausdruck sich verselbstständigte.

Ich wusste schnell man anfing, einfach immer zu lächeln.

Zu sagen, dass alles okay war, auch wenn man innerlich schreien wollte...


Tief in meinen Sorgen darüber versunken, dass mein kleiner Bruder dieselbe Entwicklung durchmachen könnte, wie ich, war ich nicht fähig, in das Gespräch einzugreifen.

Sie lagen mir auf der Zunge.

Sätze wie:

"Dann machen wir uns morgen zu zweit einen schönen Tag."

"Tae kann nun mal nicht jeden Tag herkommen."

"Lass und doch Eis essen gehen."

Sätze, die die Enttäuschung meines kleinen Bruders vielleicht gelindert hätten.


Trotzdem sagte ich nichts.

Irgendwas an der Art, wie Tae gerade sein Gesicht in seine Hand stützte, während er Ji-Hyun ansah...

An der Art, wie er ihm seine volle Aufmerksamkeit schenkte...

Es ließ mich inne halten.

Ich wollte die beiden nicht unterbrechen.


"Bist du morgen nicht mit deinen Freunden verabredet?", wollte Tae wissen.

Dabei klang seine Stimme so weich...

So ehrlich interessiert...


Etwas betreten schüttelte Ji-Hyun den Kopf.

"Die machen etwas mit ihren Familien...", murmelte er.


So sehr wie Taes Art, mit Ji-Hyun umzugehen, mein Herz zum Klopfen gebracht hatte, so schnell brachten Ji-Hyuns Worte es zum Zerbrechen.

Kein Wort der Welt hätte beschreiben können, wie leid es mir tat.

Wie viel ich dafür gegeben hätte, etwas an unserer Situation ändern zu können.

Nicht meinetwegen.

Nicht, weil ich einen Haufen Arbeit hatte.

Nicht, weil es mir wehtat.

Weil ich sie vermisste.

Sondern seinetwegen...

Wegen Ji-Hyun.

Auch wegen Dad...

Keiner von ihnen hatte verdient, was unser Verlust sie gekostet hatte.


Auch Tae brachten Ji-Hyuns Worte zum Stocken.

Er wusste immer noch nicht wirklich, was bei uns los war.

Allerdings war wohl kaum zu übersehen, dass wir keinem klassischen Familienbild entsprachen.

Dass wir anders waren.


Gerade überlegte ich, ob ich nicht vielleicht alles erklären und in das Gespräch eingreifen sollte, als Tae weitersprach.

"Naja, wieso...", kurz wanderte sein Blick zu mir.

"Machst du das dann nicht auch?", fragte er Ji-Hyun.

Als dieser ihn daraufhin nur mit großen, ratlosen Augen anschaute, lächelte Tae.

Erneut guckte er zu mir.

"Wenn ihr Lust habt, könntet ihr ja in der Konditorei vorbei kommen...", schlug er vor.

Kaum trafen unsere Blicke sich, wurde er ein bisschen rot.

"Der Kuchen geht auch aufs Haus.", fügte er hinzu, bevor er wieder Ji-Hyun ansah.


Ich brauchte einen Moment, zu verstehen, wie unterschiedlich Tae wirkte, wenn er mit mir versus mit Ji-Hyun sprach.

Wie unendlich viel Wärme in seiner Stimme lag, während er mit einem Kind redete, das er erst seit zwei Tagen kannte.

Dass er gerade wirklich einen Weg gefunden hatte, Ji-Hyun fühlen zu lassen, als würde er im Vergleich zu seinen Freunden nichts missen müssen.


All diese Dinge gingen mir nur schwer in den Kopf.

Ganz im Gegensatz zu meinem kleinen Bruder.

Ich war noch nicht fähig zu antworten, da begannen Ji-Hyuns Augen bereits zu glitzern.


"Jiminie können wir das machen?", mit extra großem Hundeblick schaute er mich an.

"Bitte bitte bitte!", bettelte er.

"Ich möchte sehen wo TaeTae arbeitet.", schob er hinterher.


Immer noch damit beschäftigt zu verstehen, was gerade passierte, blinzelte ich.

Anschließend begann mein Kopf sich von ganz allein auf und ab zu bewegen.

"Sicher...", verließ es etwas abwesend meine Lippen.

"...wenn dich das wirklich nicht stört?", wand ich mich an Tae.

Nicht, dass ich mich darüber beschweren würde, wenn wir uns morgen direkt wiedersahen.

Ich mochte Tae...

Sehr sogar.

Dazu kam, dass ich chronisch unterbeschäftigt war und es meinen kleinen Bruder glücklich machen würde.

Der Plan klang ziemlich perfekt.


Tae lächelte, bevor er seinen Kopf schüttelte.

"Überhaupt nicht.", meinte er.

Kurz wich sein Blick meinem aus, bevor er mich wieder ansah.

"Ich würde mich freuen...", schob er etwas leiser hinterher.


Unwillkürlich bekam ich etwas Herzklopfen.

Ich verstand nicht ganz, wieso Tae mit Ji-Hyung so normal umging, mir gegenüber aber immer so zurückhaltend war.

Gleichzeitig kam ich nicht umhin, es ein bisschen liebenswert zu finden.


"Okay...", ich erwiderte das Lächeln meines Gegenübers.

"Dann kommen wir gern.", kurz schaute ich zu Ji-Hyung und freute mich über die Glitzersterne, die über sein Gesicht tanzten.

Als ich anschließend wieder Tae anguckte, grinste ich.

"Und natürlich bezahlen wir den Kuchen.", betonte ich.

"Der von heute war schon mehr als genug.", fügte ich hinzu.


Alarmiert, weil er bis eben nichts von Taes Mitbringsel gewusst hatte, wurden Ji-Hyuns Augen groß.

"Von heute?", fragte er nach.


Ich nickte schmunzelnd.

"Du kannst dich bei Tae bedanken, dass er uns Kuchen mitgebracht hat und bei mir, weil ich dir die Erdbeertorte übrig gelassen hab.", scherzte ich.


Tae kicherte noch über meine Worte, da war Ji-Hyun bereits begeistert aufgesprungen.

"Wir haben Kuchen da???", wollte er aufgeregt wissen.


Auch mir erfuhr ein kleines Lachen.

"Wenn du ordentlich zu Abend gegessen hast, haben wir Kuchen da.", sagte ich, während ich auf Ji-Hyuns noch halb volle Reisschüssel deutete.

Ich erwartete nicht, dass er immer alles aufaß, was ich ihm hinstellte.

Aber ein bisschen mehr als die paar Happen, die er bisher gegessen hatte, hielt ich für gut, bevor er einen Haufen Creme und Zucker hinterher schob.


Ich konnte dabei zusehen, wie Ji-Hyungs Mimik einschlief.

Wissend, dass es diesbezüglich keine Diskussionen gab, ließ er sich trotzdem widerstandslos auf seinen Stuhl sinken.

"Naguuut...", murmelte er.


Ich hob eine Augenbraue.

"Ist das Kritik an meinem Essen?", wollte ich etwas amüsiert wissen.


Ji-Hyun stutzte, bevor er hastig seinen Kopf schüttelte.

"Nein!", verkündete er sofort.

Schnell griff er sich noch etwas von dem gebratenen Gemüse und verteilte es auf seinem Reis.

Kurz darauf war ein nicht gerade kleiner Happen in seinem Mund verschwunden.

"Fmeckt voll fuper, oder TaeTae?", wand er sich mit vollgestopften Wangen an unseren Besuch.


Tae kicherte über Ji-Hyuns Enthusiasmus.

"Voll super.", stimmt er zu.

Anschließend nahm auch er sich noch etwas.


Meine Mundwinkel zuckten immer weiter nach oben, während ich die beiden ansah.

Ich wusste nicht, wovon ich mehr gerührt war.

Von Ji-Hyuns offensichtlichem Drang, mein Essen nicht schlecht dastehen zu lasen.

Oder einfach davon, wie die beiden miteinander umgingen.

So oder so fühlte mein Herz sich an, als würde es vor Freude überlaufen.


Noch mehr, als Taes und mein Blick sich traf.


Lautlos formte ich mit meinen Lippen ein kleines "Danke" in seine Richtung.

Dabei war ich mir gar nicht sicher, wofür es gedacht war.

Ob ich mich dafür bedankte, dass er Ji-Hyun aufgeheitert hatte.

Oder einfach dafür, dass er hier war...


Ich erhielt ein kleines Kopfschütteln als Antwort.

Gefolgt von einem Lächeln.

Einem Lächeln, so lieb...

Irgendwie friedlich


Als wäre alles in bester Ordnung.


Mir war gar nicht bewusst gewesen...

Ich stockte, als ich bemerkte, wie sehr Taes Blick mich berührte.

...wie sehr ich dieses Gefühl...

Wie leicht er mein Herz werden ließ.

...vermisst hatte.

Wisst ihr dass ich literally Herzklopfen von dieser Geschichte bekomme, wenn ich die Kapitel bei mir nur öffne?
Ich muss sie nicht mal lesen und mein Herz ist schon like 💗💗💗

Ich hoffe das Paicing ist euch nicht zu langsam.
Ich hab das Gefühl, Jimin denkt seeehr viel.
Gleichzeitig macht es in meinen Augen auch irgendwie Sinn.
Ich möchte nur nicht, dass es repetetiv wirkt...
Also falls ihr mir sagen möchtet, wie ihr das wahrnehmt, würde ich mich sehr freuen <3

Und joa...
Sonstige Gedanken zum Kapitel?
Wie hat es euch gefallen? x3
Und was ist süßer?
Taes Umgang mit Ji-Hyun oder seine Shyness gegenüber Jimin?
Diesmal kam die Offensive ja von ihm~

Ich hoffe ihr seid gut in die Woche gestartet <3

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