32. Only you and me

Jess

Es fühlte sich toll an, in Nialls Arm zu liegen, seine Nähe zu spüren und zu wissen, dass er immer für mich da war. Sich in jemanden zu verlieben, mit dem man bisher nur schriftlich im Internet Kontakt hatte, war eine Sache, doch diesen Jemand dann plötzlich kennenzulernen und herauszufinden, dass er noch viel liebenswerter war als vermutet, ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch aufgeregt umherflattern. Die Tatsache, dass es sich bei Niall um einen Superstar handelte, tangierte mich relativ wenig, da ich immer nur den normalen Menschen in ihm suchte und auch fand.

Sein liebenswerter Charakter war einfach umwerfend, viel besser als ich es mir jemals hätte ausmalen können, ganz zu schweigen von seinem Humor und dem nahezu perfekten Aussehen. Kein Wunder, dass die Frauen für ihn schwärmten und er oftmals von einer Horde kreischender Teenager umgeben war. Ich konnte verstehen, dass er unser ruhiges Zusammensein mehr als nur genoss.

Eng aneinander gekuschelt lagen wir hier zusammen in seinem Bett, als hätten wir dies schon immer getan; trotzdem fühlte es sich aufregend an. Mein Herz pochte so laut, dass ich es selbst hören konnte, meine Augenlider schlossen sich und meine Lippen berührten sanft die seinen. Ich spürte sein Grinsen, als seine Arme sich sachte um meinen Körper legten, so als wollte er mich für alle Ewigkeiten beschützen. Meine Entscheidung, diese Nacht bei ihm zu verbringen, rührte einfach aus einem Bauchgefühl heraus, auf welches ich mich komplett verließ. Einfach nur Kuscheln, mehr wollte ich nicht, und ich wusste, dass Niall die Situation niemals zu seinem Vorteil ausnutzen würde.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, schlief Niall noch tief und fest, wie seine regelmäßigen Atemzüge vermuten ließen. Da ich jedoch den Druck in meiner Blase nicht mehr aushalten konnte, war ich gezwungen, das Badezimmer aufzusuchen. Glücklicherweise hatte Niall meinen Rollstuhl direkt neben dem Bett platziert, doch ich überlegte, ob ich es ohne das Teil schaffen würde, mein Ziel zu erreichen. Irgendwann wollte ich wieder normal laufen können und so gehörte es dazu, dass ich endlich damit begann, hin und wieder auf den Rollstuhl zu verzichten.

Langsam setzte ich mich im Bett auf und warf zunächst einen lächelnden Blick auf den noch immer schlafenden Iren. Selbst mit geschlossenen Augen sah er wunderschön aus, wie ich sofort feststellte. Wie konnte man nur mit zerzausten Haaren eine solche Perfektion verbreiten?

Meine Augen blieben noch einige Sekunden auf ihm haften, dann versuchte ich vorsichtig aufzustehen, wobei ich das Bett zum Abstützen benutzte. Es gelang wunderbar und als ich mit beiden Beinen auf dem Boden stand, machte sich ein unsagbares Glücksgefühl in mir breit. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen; zielstrebig, jedoch ohne Hast und Eile, erreichte ich schließlich das Bad.

Ich zitterte ein wenig vor Aufregung, doch ich war stolz auf mich, dass ich es alleine geschafft hatte. Nach dem Gang zur Toilette wusch ich meine Hände und blickte zum ersten Mal seit langer Zeit in einen Spiegel, der über dem Waschbecken angebracht war, nicht wie sonst, daneben, in einer Blickhöhe, welche ich von meinem Rollstuhl aus betrachten konnte.

„Jessica Meyers, du wirst wieder laufen", wisperte ich leise vor mich hin, als ich mein Gesicht betrachtete.

Ungeschminkt sah ich zwar etwas blass aus, doch das Leuchten meiner Augen war unverkennbar. Dieses verstärkte sich plötzlich immens, als Niall, der sich leise von hinten herangeschlichen hatte, seine Arme um mich legte.

„Du bist ein böses Mädchen, lässt mich einfach so alleine im Bett zurück", flüsterte er, bevor seine Lippen meinen Hals entlang wanderten.

Die Welle, die sich daraufhin in meinem Bauch ausbreitete, war fast nicht zu ertragen.

„Niall", murmelte ich, „wenn du nicht willst, dass du mich gleich tragen musst, solltest du jetzt besser damit aufhören."

Seine leise, kratzige, noch immer leicht verschlafene Stimme brachte mich fast an den Rand des Wahnsinns. „Willst du denn, dass ich damit aufhöre?"

Unbeirrt wanderten seine weichen Lippen zu meinem Schlüsselbein, was mir ein wohliges Seufzen entlockte.

„Nein", hauchte ich ehrlich, mit geschlossenen Augen.

Es tat so gut, seine Lippen an dieser Stelle zu spüren, ebenso seine Hände, die meine Taille sanft umfassten und mir Sicherheit verschafften. Ich konnte nicht umfallen, denn er hielt mich fest. Doch plötzlich stoppten seine Liebkosungen und der flüsterte mir ins Ohr: „Ich bin stolz auf dich, Jess. Du bist ganz alleine ins Badezimmer gelaufen."

Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich antwortete: „Und ich werde es hoffentlich auch wieder zurück ins Bett schaffen."

Daraufhin fasste Nialls linke Hand nach meiner rechten, während er mich mit erwartungsvollem Blick anschaute. Mutig geworden, begann ich mich erneut in Bewegung zu setzen. Meine Beine wurden langsam kräftiger, ich spürte es mit jedem Schritt, doch ich ging noch immer sehr vorsichtig und gemächlich, was Niall jedoch nicht zu stören schien. Er passte sich wie immer meinem langsamen Tempo an und als wir endlich das Bett erreichten, war eine Verschnaufpause meinerseits angesagt.

„Ich lasse uns dann mal das Frühstück aufs Zimmer kommen", hörte ich Niall sagen. „Hast du irgendwelche besonderen Wünsche, Jess?"

Seine blauen Augen funkelten so sehr, dass ich meinen Blick nur schwer davon zu lösen vermochte.

„Ich möchte Eis essen."

„Zum Frühstück?"

„Nein, aber irgendwann mit dir in einem Eissalon. Also, falls das möglich sein sollte."

Immer wieder entfiel mir, wie berühmt er doch eigentlich war, und dass es für ihn fast ein Ding der Unmöglichkeit darstellte, sich ungesehen in der Öffentlichkeit zu bewegen.

„Ach, das kriegen wir schon irgendwie hin."

Verschwörerisch blinzelte er mir zu, um anschließend unser Frühstück zu ordern.

Ich war wirklich sehr gespannt, wie er es anstellen wollte, mir diesen Wunsch zu erfüllen. Aber dass Niall so gut wie alles möglich machte, hatte er mir schon zur Genüge bewiesen.

Nachdem wir unser Frühstück verputzt hatten, lief der Tag ähnlich ab, wie die anderen beiden, mit einer Ausnahme. Ich durfte Niall zum Fitnesstraining, welches für zwölf Uhr angesetzt war, begleiten. Mark Jarvis, der Trainer der Jungs, war ein unglaublich netter Mensch, der mich sogar einige Übungen mit Gewichtsmanschetten absolvieren ließ, während Niall das volle Programm durchziehen musste. Er geriet ganz schön ins Schwitzen, doch sein gut trainierter Körper kam schließlich nicht von ungefähr.

Natürlich hatte ich den Weg bis zum Fitnessstudio im Rollstuhl zurückgelegt, denn dieser war noch viel zu weit für mich, um ihn im Laufen erreichen zu können. Trotzdem machte sich ein gewisser Stolz in mir breit. Jeden Tag schaffte ich ein kleines Bisschen mehr, wenn es darum ging, meine Beine zu belasten.

Auch das Konzert am heutigen Abend war genial, ich genoss es so sehr, die Jungs und vor allem Niall, auf der Bühne zu sehen. Meine Ansicht, was Boybands betraf, hatte sich zwar nicht grundlegend geändert, doch One Direction bildeten wirklich eine rühmliche Ausnahme im Musikgeschäft.

Als ich später hörte, dass Louis den Text von No Control alleine geschrieben hatte, spendete ich ihm Applaus, und Harrys Abwandlung gewisser Textpassagen von 18 war sowieso nicht zu toppen. Anne verbrachte die meiste Zeit mit dem Lockenkopf, somit musste ich kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich mit Niall zusammen war. Natürlich schlief ich in dieser Nacht wieder in seinem Bett, wobei wir erneut zusammen kuschelten.

Da wir die Jalousien nicht hinuntergelassen hatten, fiel das helle Licht des Vollmondes, der in dieser Nacht über London wachte, direkt auf das Bett und verbreitete eine tolle Atmosphäre.

„Jess?", vernahm Nialls Stimme.

„Ja?"

„Ich hoffe, du bist mir wirklich nicht böse, weil ich diese ganzen zweideutigen Sachen in den E-Mails geschrieben habe."

Ich musste leise lachen, bevor ich antwortete. „Nein, keineswegs, dann könntest du ebenso böse auf mich sein."

Sein erleichtertes Aufatmen ließ mich breit grinsen.

„Oh Gott, das mit der Penisgröße ist mir so peinlich", stieß er plötzlich hervor, worauf ich prompt konterte: „Deine Penisgröße ist dir peinlich? Warum denn das?"

„Doch nicht die Größe! Sondern, dass ich das geschrieben habe!", kam es sofort zurück.

„Niall James Horan, eines Tages werde ich ein Lineal bei mir tragen und nachmessen, wie groß er wirklich ist. Dann können wir vergleichen, ob es mit den Maßen, die du notiert hast, übereinstimmt", lautete meine Aussage, die Niall laut auflachen ließ.

Er legte seine Arme fester um mich und wisperte in mein Ohr.

„Keine Sorge, Jess, ich hab's nicht nötig dich anzulügen. Ich glaube nicht, dass du enttäuscht sein wirst."

Mit leicht geröteten Wangen vergrub ich meinen Kopf in seiner perfekt behaarten Brust. Meine Gedanken standen nicht still. Ich musste ihm die nächste Frage einfach stellen, nur um sicher zu gehen, wie seine Einstellung zu gewissen Dingen war.

„Niall?", murmelte ich.

„Ja?"

„Würdest du es gerne ausprobieren? Also ich meine, jetzt?"

Ich spürte, dass er ein Stück von mir wegrückte, um in mein Gesicht schauen zu können. Seine blauen Augen ruhten auf mir, als er ruhig antwortete: „Irgendwann, Jess, wenn du richtig laufen und deine Beine ohne Probleme bewegen kannst."

Nun war ich es, die erleichtert aufatmete.

„Weißt du, Prinzessin", fuhr er fort, während er eine Haarsträhne vorsichtig aus meinem Gesicht strich, „es soll ja uns beiden Spaß machen, aber ich denke, dass es für dich und deine Beine noch zu früh ist."

Gott, womit verdiente ausgerechnet ich einen Typen wie Niall? War das vielleicht der Ausgleich zu dem, was ich schon erlebt hatte? Er war so unglaublich rücksichtsvoll und liebenswert, dass sich kleine Freudentränen in meinen Augen bildeten, was er natürlich sofort bemerkte. 

„Nicht weinen, Jess", vernahm ich sein Flüstern, bevor seine Lippen sich auf meine legten.

Unser Kuss war gefühlvoll und unendlich heiß. Niall ließ ein Feuer in mir brennen, wie ich es noch niemals gespürt hatte. Die vier Jahre mit Tim schienen vollkommen bedeutungslos zu sein, denn zwei Tage mit Niall verursachten sehr viel intensivere Gefühle in meinem Innersten; Empfindungen, die ich nicht mehr missen wollte. Keine Macht der Welt würde mich davon abbringen, mit ihm zusammen zu sein, denn er war einfach perfekt. Er hielt mich in seinen Armen, wir kuschelten und schmusten, so lange bis uns endgültig die Augen zufielen.

Der nächste Tag begann mit zahlreichen Sonnenstrahlen, welche in das Zimmer fielen und mich ein wenig blendeten, als ich die Augen aufschlug. Es würde ein schöner Tag im September werden, vermutlich einer der letzten wunderbaren Tage, bevor der Herbst in England einkehrte.
Noch wusste ich nicht, was Niall für diesen Tag geplant hatte, nur, dass wir diesen auf jeden Fall außerhalb des Hotels verbringen würden. Gestern, vor dem Einschlafen, hatte er zumindest eine Andeutung gemacht, welche in diese Richtung ging. Verschlafen räkelte er sich im Bett, wobei sein Gesicht von einem Lächeln erfasst wurde, als er in meine Augen blickte. 

„Guten Morgen, du Schlafmütze", begrüßte ich ihn, worauf er sofort seine Arme um mich legte und mir einen Kuss auf den Mund drückte.

Es fühlte sich himmlisch an, von ihm geküsst zu werden; immer wieder stellte ich das fest. Ein Teil von mir wollte stundenlang mit ihm in diesem Bett liegen bleiben, doch der andere Teil war neugierig darauf, etwas anderes zu sehen. Und Niall enttäuschte mich an diesem Tag keineswegs, was den Einfallsreichtum anging. Doch bevor unsere gemeinsamen Unternehmungen starteten, hieß es zunächst frühstücken.

Während ich mir den Kopf zerbrach, was Niall wohl ausgeheckt haben mochte, tippte er scheinbar gelangweilt auf seinem Handy umher, wobei sich ab und zu ein zufriedenes Grinsen auf seinem hübschen Gesicht abzeichnete.

„Jess, wir nehmen deinen Rollstuhl zwar mit, aber ich möchte, dass du versuchst zu laufen, ok? Es sind keine weiten Strecken, die wir zurücklegen müssen, das verspreche ich dir", wies er mich an, als wir fix und fertig angezogen und abholbereit im Zimmer saßen.

Ein bisschen mulmig war mir schon zumute, doch der Teil in mir, der versuchte zu kämpfen, gewann schließlich die Oberhand. Immerhin durfte ich mich im Rollstuhl bis zum Fahrstuhl bewegen, doch als wir in der Tiefgarage eintrafen, stand ein schwarzer Wagen fast direkt vor dem Ausgang zum Lift. Ich holte tief Luft, erhob mich und tastete automatisch nach Nialls Hand. Sofort verschränkten sich unsere Finger ineinander. Als ich den festen, aber dennoch zärtlichen Griff seiner Hand spüre, welche meine eng umschlungen hielt, begann ich einen Schritt vorwärts zu laufen. Es mussten ungefähr zehn Schritte bis zum Wagen sein, das konnte ich wohl schaffen, ohne eine Pause einzulegen.

Am Auto angekommen, war Niall mir beim Einsteigen behilflich, während der Fahrer den Rollstuhl im Kofferraum verstaute. Kurze Zeit später setzte sich das Gefährt in Bewegung. Niall und ich hielten unsere Hände ineinander verschränkt, als wir eng aneinander gekuschelt auf der Rückbank saßen. Kaum verließen wir die Tiefgarage, betrachtete ich aufgeregt die Straßen und Gebäude der großen Stadt. Da die Scheiben im hinteren Teil des Wagens komplett angedunkelt waren, konnte man uns nicht sehen, wir waren jedoch in der Lage nach draußen zu schauen. Somit fühlte es sich ziemlich angenehm an, durch London zu rollen.

Der Weg führte uns in nördliche Richtung, wie ich am Stand der Sonne leicht erkennen konnte und ich fragte mich zum wiederholten Male, wohin Niall mich wohl entführen würde. Gespannt ließ ich meine Augen über den Asphalt und die Häuser wandern, die jedoch immer weniger wurden. Das Bild der Landschaft veränderte sich, es verschlug uns in eine eher ländliche Gegend. Saftig grüne Wiesen, weite Felder, Bäume und kleine Siedlungen wechselten sich ab. Hin und wieder, wenn es mir gelang, warf ich einen Blick auf die Ortsschilder und stellte fest, dass wir uns in der Gegend um Hertfordshire befanden.

„Das gehört aber nicht mehr zu London", sagte ich erstaunt.

„Na ja, zum Großraum Londons, und wer hat gesagt, dass wir in der Stadt bleiben werden?", erwiderte Niall grinsend.

Er schien sich diebisch zu freuen, dass ich keine Ahnung von unserem Ziel hatte.

„Jetzt sag schon, wo wir hinfahren", quengelte ich wie ein kleines Kind.

„Das wirst du noch früh genug erfahren", kam es zurück, worauf ich versuchte ihn zu kitzeln, doch Niall hielt blitzschnell meine Hände fest und zog mich noch näher an sich heran.

Ich lag schon halb auf seinem Schoß und musste plötzlich zu lachen anfangen. Erst als ich seine Lippen an meiner Stirn fühlte, wurde ich ruhig und genoss einfach die zarte Berührung, welche unglaubliche Schmetterlinge in meinem Bauch produzierte. Als meine Augen sich langsam schlossen, stoppte der Wagen plötzlich.

„Aussteigen, wir sind da", meinte der Fahrer grinsend.

Ein wenig verwirrt blickte ich nach draußen, denn wir standen direkt vor einem großen Hoftor, welches jedoch keinen Blick auf das dahinterliegende Gelände freigab.

„Wo sind wir hier?", richtete ich meine Frage an Niall, der prompt antwortete: „Bei mir zuhause."

„Echt?"

Er machte mich sprachlos und gleichzeitig schlug mein Herz voller Freude schneller als gewöhnlich. Mit klopfenden Herzen beobachtete ich, wie er ausstieg, um mir dann seine Hand zu reichen, welche ich sofort ergriff. Noch immer stellte es für mich eine Herausforderung dar, aus einem Wagen zu klettern, da meine Beine sich noch lange nicht so leicht und geschmeidig anfühlten, wie bei einem Menschen, der normal laufen konnte. Doch ich schaffte es schließlich, und als ich den Boden unter meinen Füßen spürte, wurde mein Innerstes von einem gewissen Stolz erfasst.

„Es sind nur einige Schritte bis zum Haus, Jess. Aber wenn du es nicht schaffen solltest, ist das kein Problem, mein Fahrer schiebt den Rollstuhl neben uns her", ließ Niall mich wissen, bevor er mich erwartungsvoll anschaute.

Ich wusste genau, was dieser Blick bedeutete und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Der Weg vom Hoftor bis zum Haus, einem Bungalow, wie ich sogleich erleichtert feststellte, belief sich schätzungsweise auf zwanzig Schritte. Diese nahm ich nun in Angriff. Konzentriert, ohne Hast und mit Nialls Hand, welche mir die erforderliche Sicherheit verschaffte, die ich benötigte.

„Das war super, Jess!" Niall freute sich immens, als wir endlich vor der Eingangstür standen, welche er sogleich aufschloss.

„Willkommen in der Villa Horan", sagte er grinsend.

Meine Augen wanderten kurz über den gefliesten Fußboden, welchen meine Füße nun berührten, bevor ich der Einrichtung meine Aufmerksamkeit schenkte. Das große Sofa geriet sofort in mein Blickfeld, es wirkte ziemlich gemütlich. Seine Gitarrensammlung an der Wand beeindruckte mich ebenso wie der große Flachbildschirm, welcher direkt gegenüber dem Sofa hing.

„Schaffst du es noch einige Schritte zu laufen?"

Nialls Stimme drang in meine Sinne und bewirkte, dass ich ihn anschaute.

„Klar, ich möchte schließlich alles sehen."

„Das höre ich doch gerne."

Er ließ meine Hand nicht los, während wir die Räume, den Essbereich, die offene Küche, sowie das Bad, Schlafzimmer und einen Gästeraum in Augenschein nahmen.

„Es ist toll hier", stellte ich begeistert fest.

Dann allerdings musste ich mich an Niall abstützen, weil meine Beine ein wenig Schwäche zeigten. Der blonde Ire reagierte sofort und ehe ich mich versah, hatte er mich hochgehoben und zum Sofa getragen, wo wir uns nun niederließen. Da der Fahrer inzwischen den Rollstuhl in den Eingangsbereich geschoben, und sich von uns verabschiedet hatte, befanden wir uns vollkommen alleine in seinem Heim.

„Das ist das Beste am heutigen Tag", meinte er verschmitzt grinsend. „Nur du und ich."

Die nächsten Stunden, die wir verlebten, waren einfach nur wundervoll. Niall spielte einige Songs auf einer seiner zahlreichen Gitarren vor und ich lauschte dem angenehmen Klang seiner Stimme. Zwischendurch kochte er etwas zu Essen (er hatte seinem Cousin, der einen Schlüssel zum Haus besaß, Anweisungen erteilt, was dieser alles einkaufen sollte), und verwöhnte mich wohl mit dem leckersten Gericht, das mein Gaumen jemals hatte kosten dürfen. Ich durfte ihm ein wenig in der Küche assistieren, musste mich jedoch hin und wieder auf einem der Stühle niederlassen, da meine Beine an das lange Stehen noch nicht gewöhnt waren.

„Und wann kriege ich mein Eis?", zog ich ihn später auf, nachdem wir alles verputzt hatten und ich mich kugelrund fühlte.

„Du bist so ungeduldig", warf er mir vor und küsste mich auf die Nasenspitze, sodass ich zu kichern anfing.

Es war so leicht, sich in seiner Gegenwart so zu geben, wie ich wirklich war. Wir verstanden uns blind und so dauerte es nicht lange, bis wir schließlich küssend auf dem Sofa lagen. Seine Hände glitten durch meine langen Haare, während unsere Zungen miteinander spielten.

Niall konnte wahnsinnig gut küssen, das musste ich zugeben und die Dominanz, die er dabei ausübte, ließ mein Herz schneller schlagen, sowie meine Atmung unkontrollierter werden. Seine Küsse schienen sich in jeder Faser meines Körpers auszubreiten und mir langsam aber sicher den Verstand zu nehmen.

Normalerweise hätte man erwarten müssen, dass zwei Menschen, die sich erst vor drei Tagen zum ersten Mal getroffen hatten, eine große Konversation starteten, um alles voneinander zu erfahren. Doch dies hatten wir beide bereits in den langen und ausführlichen E-Mails erledigt. Bei unserem Kennenlernen standen deshalb ganz andere Dinge im Vordergrund. Ich wollte herausfinden, wie es sich anfühlte, in seinen Armen zu liegen, morgens neben ihm aufzuwachen und vor allem wollte ich wissen, wie sehr er auf mich und meine körperliche Beeinträchtigung einging.

Niall hatte all diese Dinge, oder sollte ich sagen den Test, mit Bravour bestanden. Es gab wohl nichts, was er in dieser Hinsicht nicht bereit war auf sich zu nehmen. Hinzu kam, dass er mich wohl eher unbewusst dazu brachte, unter allen Umständen laufen, und meine Beine wieder richtig bewegen zu wollen. Denn so lange ich diese Aufgabe nicht erfüllte, würde es keinen Sex zwischen uns geben. Nicht dass ich eine Beziehung nur an Sex festmachte, aber ich war derart in Niall verliebt, dass ich es nicht mehr erwarten konnte, bis unsere Körper sich endlich vereinen würden. Nur alleine der Gedanke daran ließ mich innerlich beben. Aber ich wusste, dass er Recht hatte, denn es war nur das halbe Vergnügen, so lange sich meine Beine noch nicht richtig regeneriert hatten.

Ich wünschte mir, dass dieser Tag nie vorübergehen sollte, doch das war leider unmöglich.

„Wann müssen wir eigentlich wieder zurück sein?", erkundigte ich mich, als wir eine kleine Verschnaufpause in Sachen küssen einlegen.

„Irgendwann heute Nacht", erwiderte Niall lächelnd, dessen blaue Augen aufmerksam mein Gesicht fixierten.

„Das ist schön, aber auch irgendwie schade", stellte ich fest und kuschelte mich erneut in seine Arme. Ich hätte mir auch vorstellen können, diese Nacht mit ihm hier zu verbringen.

Niall blies sanft eine Haarsträhne aus meinem Gesicht, bevor er mir ins Ohr flüsterte: „Wir haben noch einige Stunden vor uns, Prinzessin, nur du und ich."

Diese Zeit kosteten wir buchstäblich bis zur letzten Minute aus, denn es war bereits halb zwei am Morgen, als der Wagen uns in der Tiefgarage des Hotels absetzte. Dort holte der Fahrer meinen Rollstuhl hervor, doch ich schüttelte nur den Kopf.

„Ich versuche, so weit wie möglich zu laufen, ok?" sagte ich an Niall gewandt, der daraufhin nickte.

Der Weg zum Aufzug stellte kein Problem dar, da das Auto fast direkt davor parkte, und als wir im obersten Stockwerk eintrafen, hatte ich mich innerlich bereits auf den langen Weg bis zu Nialls Suite eingestellt. Als er mir seine Hand reichte, schauten wir uns an und begannen gleichzeitig zu lächeln. Ich wollte es erneut schaffen, diese Strecke zurückzulegen und Niall würde mir dabei helfen. Langsam und konzentriert ging ich vorwärts, seine Hand in meiner, seinen Atem spürend, der hin und wieder mein Gesicht streifte. Die Sicherheit, die von Niall ausging, übertrug sich auf mich. Ich gab nicht auf, setzte stetig einen Fuß vor den anderen, bis wir die Tür zu seinem Zimmer erreichten.

„Nur du und ich, Jess", wisperte er leise, als ich schließlich meinen Kopf schwer atmend an seine Schulter lehnte.

Er und ich würden es gemeinsam schaffen, das wusste ich.

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Wie gefällt euch das, was die beiden am freien Tag unternomme haben? Ich hoffe, ihr seid mit der Entwicklung zufrieden.

Leute, 9.1 k Reads, ich raste gleich vor Freude aus! Dankeschön, das ist toll! Allerdings ist mir etwas aufgefallen. Ich habe von einigen Lesern Kommentare oder auch private Nachrichten bekommen, dass sie meine Story toll finden, aber gewertet haben sie nicht. Warum wertet man nicht, wenn man eine Story gut findet? Dafür gibt es ja die Möglichkeit hier auf Wattpad. :)

LG, Ambi xxx




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