23. Sudden resolve
Niall
Nachdem ich den letzten Satz an Jess geschrieben hatte, lehnte ich mich ein wenig erschöpft in meinem Kopfkissen zurück. Man würde es vielleicht nicht glauben, doch es hatte mich jede Menge Kraft gekostet, ihr in dieser Situation beizustehen.Sie konnte ihr rechtes Bein wieder spüren; ich hatte seit längerem vermutet, dass dies irgendwann geschehen würde und heute war es so weit.
Ihre Schmerzen im Knie beunruhigten mich immens, diese ähnelten meinen, welche ich vor der OP regelmäßig verspürt hatte. Immerhin halfen die Kühlakkus, sowie die Schmerztabletten ein bisschen, und ermöglichten es Jess, eine Weile zu schlafen. Wie gerne wäre ich jetzt an ihrer Seite gewesen, nur um ihre Hand zu streicheln und ihr zu sagen, dass ich sie niemals im Stich lassen würde.
Ich konnte mich nicht mehr von diesem Mädchen abwenden, zu lange schrieben wir bereits miteinander, zu eng war unser Kontakt. Wir hatten bereits die Grenzen überschritten.
Jess war so unglaublich wichtig für mich und die eben durchstandene Situation verdeutlichte das nochmals. Es fühlte sich an, als ob wir zusammen gehörten.
Was dachte ich da bitte? War das noch normal? Ich hatte sie noch kein einziges Mal gesehen und empfand bereits jetzt mehr für sie, als für meine Fuckbuddies, die ich schon seit Jahren kannte. Der Wunsch, Jess wirklich kennenlernen zu wollen, wurde immer stärker, das konnte ich nicht bestreiten.
Noch vor einer Woche hätte ich diesen Gedanken als Schwachsinn abgetan, doch je mehr ich nun darüber nachdachte, umso stärker glaubte ich daran, dass Jess und ich uns eines Tages sehen würden. Es lag jedoch an uns beiden, ob dieses Treffen stattfinden würde oder nicht. Jess musste sich damit einverstanden erklären, erst dann konnte ich planen, wann es vonstattengehen sollte.
Doch vorher wollte ich einfach nur für sie da sein. Sie brauchte mich jetzt dringend, mehr als je zuvor und deshalb ich wollte ihr den morgigen Tag schenken. Nichts und niemand würden mich davon abhalten.
Plötzlich fiel mir ein, dass morgen der vierte August war und demnach das Treffen mit Nathalie auf meinem Plan stand. Als ich darüber nachdachte, stellte ich fest, dass diese Sache jedoch keinerlei Bedeutung mehr für mich hatte. Jess war so viel wichtiger, denn sie befand sich in meinem Herzen.
Gleich morgen, wenn ich erwachte, würde ich wieder mit ihr schreiben, den ganzen Tag lang, wenn es sein musste, und bis in die Nacht hinein. Dafür ließ ich mein Date mit Nathalie sausen, das hatte ich soeben beschlossen. Wow, was für eine Entscheidung! Noch vor einigen Wochen wäre so etwas nicht denkbar gewesen, aber nun hatte sich alles verändert; meine Einstellung, mein Denken und meine Gefühle.
Also griff ich nach meinem Handy und textete ihr eine Nachricht, die zwar nicht so ganz der Wahrheit entsprach, aber was sollte ich sonst tun?
Hallo Nat, ich liege im Bett, mir geht es nicht gut, muss mich morgen auskurieren. Leider wird aus unserem Treffen nichts. Bitte sei mir nicht böse. Niall xxx
Zwei Minuten später erhielt ich eine Antwort.
Kein Problem, ich wünsche dir gute Besserung, vielleicht klappt es ja ein anderes Mal. Love you, Nat xxx
Da war es wieder, dieses unverbindliche Love you meiner Fuckbuddies. Es hatte absolut nichts zu bedeuten, denn keine von ihnen liebte mich, und ebenso wenig liebte ich sie. Unsere Anziehungskräfte waren rein körperlicher Natur, nicht mehr und nicht weniger.
Umso größer war jedoch die Zuneigung, die ich Jess mittlerweile entgegenbrachte.
Es dauerte endlos lange, bis ich in dieser Nacht einschlief, und als die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg durch die halbgeöffneten Jalousien fanden, erwachte ich schon wieder. Mein erster Blick ging zum Display des Handys, welches sich noch ruhig verhielt. Also öffnete ich das Skype Programm und sendete eine Nachricht an Jess.
„Ich bin jetzt wach, du kannst mit mir schreiben, wenn du möchtest. Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?"
Es dauerte eine ganze Weile, genau genommen fast zwanzig Minuten, ehe sie antwortete. Der Blick auf ihr Profilbild, weiße Ballettschuhe, ließ mich schmunzeln.
„Hey, guten Morgen, ich bin gerade erst aufgewacht. Ich habe ein bisschen Schmerzen, aber kein Vergleich zu gestern."
„Ok, hast du es jemandem gesagt? Du kannst es nicht ewig verschweigen", lautete meine Aussage dazu.
Es war wichtig, dass ihr Knie von einem Spezialisten durchgecheckt wurde, selbst wenn das wieder einen Krankenhausaufenthalt bedeutete, Jess sollte das besser über sich ergehen lassen, als vielleicht noch schlimmere Schäden davonzutragen. Dies ließ ich sie wissen. Zum Glück schien sie recht einsichtig zu sein, denn sie schrieb zurück: „Meine Mum hat schon den Arzt angerufen, der kommt gerade. Ich melde mich dann, wenn er wieder weg ist."
Endlose Minuten vergingen, in denen ich mir das Frühstück aufs Zimmer kommen ließ. Ich traute mich nicht, unter die Dusche zu springen, so lange ich nichts von Jess hörte, denn ich wollte sie nicht warten lassen, wenn sie mir mitteilte, was der Arzt gesagt hatte.
Was dauerte da so lange? Immer wieder warf einen besorgten Blick auf das Display meines Handys, welches inzwischen viertel vor neun am Morgen zeigte. Eigentlich hatte ich heute ausschlafen wollen, doch es war nun alles anders gekommen.
Schlafen konnte ich noch genug, wenn ich wieder zuhause war und meine freie Zeit genießen würde. Jess' Wohlergehen rückte gerade an die erste Stelle meiner Prioritäten, abgesehen von meiner Arbeit. Dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, sah ich, wie sie zu tippen begann.
„Der Arzt hat mir eine Einweisung für das Krankenhaus gegeben, ich heule gerade so, das glaubst du nicht."
„Jess, alles ist gut, ich bin doch bei dir. Die Untersuchungen sind wichtig, bitte lass sie machen, ok?"
„Ich weiß, aber ich habe trotzdem Angst und bin traurig, weil ich nicht weiß, wie lange ich im Krankenhaus bleiben muss. In zehn Tagen ist mein Geburtstag und ich möchte gerne zuhause sein, bei meiner Familie."
Ich konnte förmlich zwischen den Zeilen lesen, wie verängstigt und am Boden zerstört sie war. Etwas, was ich unbedingt ändern und auffangen musste. Niall Horan, der psychologische Betreuung betrieb, war etwas ganz Neues, aber nicht undenkbar.
„Keine Sorge, so lange behalten sie dich ganz sicher nicht im Krankhaus, zumindest nicht für irgendwelche Untersuchungen."
„Und wenn sie mich operieren wollen?"
Meine Antwort erfolgt aus dem Bauch heraus.
„Dann stimmst du nicht zu, ganz einfach. Du bist volljährig, niemand kann dich zu etwas zwingen."
Hoffentlich würde ihr das einleuchten, denn ich wollte nicht, dass man ihr Knie operierte, jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt. Jess war psychisch viel zu labil, um das auszuhalten, außerdem gehörte es in meinen Augen zu den Pflichten der Ärzte, abzuwarten, bis das andere Bein wieder intakt war. Ansonsten würde sie nämlich die wichtige Krankengymnastik nach der OP gar nicht ausüben können.
Ihre nächste Nachricht kam, als ich noch darüber nachdachte, was ich sonst noch schreiben konnte, um sie ein wenig aufzumuntern.
„Ich muss morgen ins Krankenhaus einrücken."
„Dann haben wir noch den ganzen Tag Zeit zum Schreiben", lautete meine Antwort, worauf Jess ein lachendes Smiley, mit der Bemerkung: „Dann lass uns loslegen", schickte.
Jetzt war ich wohl an der Reihe, etwas verlauten zu lassen.
„Ich habe gerade gefrühstückt", teilte ich ihr nun mit und begann ausführlich zu beschreiben, was sich alles in meinem Magen befand.
„Oh Gott, mir würde schlecht werden, wenn ich am frühen Morgen so viel zu mir neben würde! Trainierst du das heute irgendwie ab?"
Prompt musste ich schmunzeln, denn eigentlich hätte ich die Kalorien mit Nathalie ganz sicher abtrainiert, doch das fiel ja aus. Aber Mark, unser Fitnesstrainer, konnte da sicher behilflich sein, damit ich keinen Speck ansetzte.
„Mal schauen, vielleicht nachher", gab ich ihr zur verstehen. „Aber wenn, dann erst am Nachmittag."
„Meine Mum hat mir gerade frische Kühlakkus gebracht, der Arzt war übrigens ganz begeistert von dieser Maßnahme", ließ sie mich nun wissen, was ein kleines Lächeln auf meinen Lippen erzeugte.
„Ist dein Knie noch geschwollen?", erkundigte ich mich.
„Ein kleines bisschen, aber nichts gegen gestern."
Froh darüber, dass wir beide das alles so gut hinbekommen hatten, atmete ich erleichtert auf. Es schien, als hätte diese Nacht etwas verändert, wir waren uns noch näher gekommen, viel näher, als ich es jemals vermutet hätte. Ich war jetzt ein Teil ihres Lebens, ihrer Hoffnung und dazu da, ihre Ängste aufzufangen und ihr zu helfen, so gut es ging.
Wir schrieben den ganzen Tag mit nur sehr kurzen Unterbrechungen miteinander, bis Jess am Abend müde wurde.
„Ich bin so froh, dass du da bist, NJ, wirklich sehr froh."
Als ich diese Worte las, wurde mir ganz warm ums Herz und meine Finger tippten die Antwort, welche der vollkommenen Wahrheit entsprach.
„Ich bin auch froh, dass es dich gibt, Jess."
„Es ist so schade, dass wir uns nicht kennen", kam es zurück.
Was sollte ich jetzt darauf sagen? Am besten, das was ich fühlte, um gleich mit offenen Karten zu spielen.
„Es liegt an uns, das zu ändern, Jess. Du brauchst es nicht heute zu entscheiden, aber irgendwann schon."
Intelligent wie sie war, konnte sie zwischen meinen Zeilen lesen und antwortete dementsprechend darauf.
„Das hört sich an, als ob du dich bereits entschieden hättest."
„Ja, das habe ich, aber ich werde mich deiner Entscheidung anpassen müssen, ob ich möchte oder nicht."
Mit klopfendem Herzen erwartete ich die nächsten Sätze, die prompt erfolgten.
„Ich glaube, meine Entscheidung steht auch fest. Wir werden uns irgendwann sehen, wenn ich aus diesem verdammten Krankenhaus draußen bin und du wieder in London verweilst, oder?"
„Gute Entscheidung", tippte ich freudig erregt.
Sie wollte mich wirklich kennenlernen, das war unglaublich toll! Meine Euphorie kannte keine Grenzen, doch zunächst galt es die nächsten Wochen zu überbrücken. Wir hatten gerade erst Anfang August, bis September würde es leider noch eine ganze Weile dauern.
„Ich freue mich jetzt schon drauf! Kommst du mich dann zuhause besuchen?"
Ihre Worte ließen mich ein wenig nachdenklich werden, denn eigentlich hatte ich vor, Jess nach London einzuladen, zu unseren Konzerten. Dort würde sie mich nicht hinauswerfen können, falls sie angepisst sein sollte, weil ich ihr meine Identität so lange und ziemlich erfolgreich verschwiegen hatte. Sie brachte mich sogar mächtig ins Grübeln damit, doch es ändert nichts an meinem Entschluss. Es würde besser sein, wenn wir uns in London begegneten. Außerdem konnte ich dann gleich mit diesem Vorurteil, dass Boybands Marionetten seien, aufräumen.
Warum konnte es nicht schon September sein? Mit einem Blick auf den Terminkalender stellte ich fest, dass wir unser erstes Konzert in London am 24. September im O2 gaben. Insgesamt waren es sechs Gigs, die wir dort abhielten und mein Plan sah vor, dass Jess bei allen anwesend sein sollte. Demnach konnte ich nicht früh genug mit den Vorbereitungen für die Planung beginnen, welche ihr eine angemessene Anreise und Unterbringung mit möglichst geringen logistischen Problemen ermöglichte.
Diese Dinge musste ich bereits von hier aus mit unserem Management telefonisch klären, damit alles reibungslos lief. Jess sollte noch nichts davon wissen, ich würde sie irgendwann mit dieser Einladung überraschen, doch zunächst galt es, ihr die nötigen aufmunternden Worte für diesen Krankenhausbesuch zukommen zu lassen.
„Hasst du das Essen im Krankenhaus auch so wie ich? Die Portionen sind viel zu klein", versuchte ich sie ein wenig zum Lachen zu bringen.
„Und wie! Es kommt drauf an, was es gibt, aber meistens sind sie zu klein, da hast du wohl Recht", pflichtete Jess mir bei.
Wir schrieben tatsächlich bis um sieben Uhr abends (bei Jess war es Mitternacht), mit einer zweistündigen Unterbrechung, weil sie ein wenig schlafen wollte und ich diese Zeit nutzte, um mein Training durchzuziehen. Als wir uns an diesem Abend voneinander verabschiedeten, hatte ich das Gefühl, dass Jess ein wenig beruhigter, und nicht mehr ganz so verängstigt wie am Morgen, nun ihren wohlverdienten Schlaf genießen konnte.
Ich stellte meinen Wecker auf drei Uhr morgens, zu dieser Zeit würde sie bereits wach sein, denn sie sollte um Punkt neun im Krankenhaus einrücken, und legte mich dann hin, um noch ein wenig TV zu schauen. Da meine Bandkollegen davon ausgingen, dass ich den heutigen Tag und die Nacht mit Nathalie verbrachte, wurde ich auch nicht gestört.
Es war schon manchmal komisch, wie sehr ich auf mich alleine gestellt sein konnte, wenn ich es darauf anlegte. Aber gerade jetzt hätte ich jemanden zum Reden gebraucht, der mir sagen konnte, ob ich alles richtig machte. Also griff ich nach meinem Handy, um Zayn anzurufen, doch dann fiel mir ein, dass Perrie ja zu Besuch hier war und die beiden wahrscheinlich gerade übereinander herfielen. So etwas nannte man Pech oder eher schlechtes Timing.
Seufzend zappte ich durch die Kanäle und landete schließlich bei einem Sender, der gerade eine Ballettvorführung zeigte. Normalerweise schaute ich mir so etwas nicht an, doch seit Jess in mein Leben getreten war, keimte ein gewisses Interesse in mir auf, was diese Sportart anbelangte. Fasziniert und erstaunt zugleich beobachtete ich, wie die Tänzerinnen scheinbar mühelos fast über dem Boden zu schweben schienen, doch es war harte Arbeit diese Leistung zu erbringen, dessen war ich mir sicher. Ich versuchte mir vorzustellen, wie Jess wohl getanzt hatte, bevor dieser schreckliche Unfall passierte. Mit Sicherheit war sie eine Augenweide gewesen, eine Tänzerin, die ihren Beruf über alles liebte.
Nachdem das Ballett zu Ende war, schaltete ich den Fernseher aus und legte mich hin. Sogleich fielen meine Augen zu, der Tag war irgendwie anstrengend gewesen, obwohl ich die meiste Zeit in meinem Bett verbracht hatte. Eigentlich sah mein Plan dies auch vor, jedoch auf eine völlig andere Art und Weise. Aber das Leben besaß manchmal seine eigenen Pläne, wie ich immer wieder feststellte.
Nach ungefähr fünf Stunden Schlaf holte mein Wecker mich um drei Uhr morgens in die brutale Realität zurück. Jess musste heute ins Krankenhaus. Vermutlich war sie schon super aufgeregt und ich sah es als meine Aufgabe, ihr die Angst ein wenig zu nehmen. Ohne Zeit zu verlieren, begann ich ihr zu schreiben.
„Hey, Jess, bist du schon wach?"
Prompt erfolgte ein Erstauntes: „Ja, klar, aber warum schläfst du nicht? Bei dir ist es doch noch mitten in der Nacht!"
„Drei Uhr morgens, ich wollte dir Glück wünschen, bevor du ins Krankenhaus einrückst."
Ihre nächsten Worte zauberten ein Lächeln auf mein Gesicht.
„Das ist unglaublich lieb von dir! Vielen, vielen Dank! Ich kann das auf jeden Fall gebrauchen, aber das du dafür deinen Schlaf opferst, macht mir schon ein schlechtes Gewissen."
Das brauchte sie nun ganz und gar nicht zu haben, schließlich tat ich es freiwillig, deshalb antwortete ich ihr: „Das ist schon ok, ich tue es gerne, also mach dir bitte Gedanken. Ich werde nachher noch ein bisschen schlafen."
„Du musst doch heute arbeiten, oder nicht?", erkundigte sie sich sofort.
„Ja, aber erst später, ich kann bis zwölf Uhr im Bett bleiben", ließ ich sie wissen, um ihre unnötigen Gewissensbisse endgültig zu beseitigen.
Dies funktionierte zum Glück recht gut, denn Jess meinte dann: „Ok, dann wünsche ich dir eine angenehme Ruhe, ich melde mich später. Schlaf gut, NJ."
Diesem Satz fügte sie noch einen hinzu.
„Danke, dass du für mich da warst und es immer noch bist. Ich weiß das sehr zu schätzen und manchmal kommt es mir so vor, als ob ich das alles nur träume. Du bist zu gut für diese Welt."
Das war ich mit Sicherheit nicht, denn auch ich besaß meine Macken.
„Bis später, Jess", textete ich, noch immer ganz angetan von ihrer Aussage.
Und dann erfolgte die unendlich süße Antwort, die mir so viel bedeutete: „Ich hab dich lieb, NJ."
„Ich hab dich auch lieb, Jess."
Nachdem ich das Handy wieder weggelegt hatte, schloss ich meine Augen. Ich konnte nur noch an Jess denken, und wie gerne ich jetzt bei ihr gewesen wäre, um ihr beizustehen.
Was würden die Ärzte wohl sagen? Wie würden die Untersuchungen verlaufen? All diese Fragen quälten mich und erschwerten das Einschlafen erheblich. Trotzdem fielen mir irgendwann die Augen zu. Ich versank in einen tiefen, jedoch sehr unruhigen Schlaf, welcher mich zwischendurch immer wieder erwachen ließ. Kein Wunder, dass ich mich wie gerädert fühlte, als mein Wecker um Punkt zwölf Alarm schlug. Das Geräusch ließ mich fast senkrecht im Bett stehen, außerdem fand ich mich im ersten Moment überhaupt nicht zurecht.
Ich hatte von einem Krankenhaus geträumt, mehr wusste ich nicht mehr. Doch der Traum hatte sich ziemlich real angefühlt, denn in meiner Nase saß dieser typische Geruch fest, der in jedem Hospital vorzufinden war. Langsam öffnete ich meine Augen und starrte an die Decke. Mein Körper befand sich in einem Luxushotel in den USA, doch mein Geist schwebte in einem Krankenhaus in England, und meine Seele wanderte irgendwo dazwischen. Eine ziemlich merkwürdige Konstellation, das musste ich zugeben.
Der erste Griff erfolgte natürlich zu meinem Handy und siehe da, Jess hatte mir bereits über Skype geschrieben. Ich war so unglaublich froh, dass ich ihr meinen Skype Namen gegeben hatte, es vereinfachte so vieles zwischen uns.
„Hallo NJ, bitte schreib mir, wenn du wach bist! Es ist so langweilig im Krankenhaus", lautete ihre Aufforderung, der ich umgehend nachkam.
„Hey, Jess, ich bin gerade wach geworden. Wie geht es dir?"
Während ich auf eine Antwort wartete, bestellte ich mein Frühstück aufs Zimmer. Somit konnten wir nämlich länger, und vor allem ungestört, miteinander schreiben.
„Na ja, ich muss bis zum 7. August hier bleiben, das sind drei Tage, obwohl der erste jetzt schon fast herum ist. Bei uns ist es schon siebzehn Uhr, es gibt also gleich Abendessen, viel zu früh meiner Meinung nach, denn ich werde bestimmt um zehn Uhr wieder Hunger kriegen."
Das konnte ich total verstehen! Die Ärmste tat mir ja so leid! Nun wollte ich aber wissen, ob man bereits Untersuchungen mit ihr angestellt hatte.
„Warst du schon beim Arzt? Hat er dich schon untersucht?", lautete deshalb meine Frage.
„Er hat nur das Knie ein bisschen abgetastet und Blut abgenommen. Morgen wird ein CT gemacht, dann sehen wir weiter."
„Das CT ist nicht schlimm, du brauchst keine Angst davor zu haben", versuchte ich ihr gut zuzureden.
Es war die reine Wahrheit, ich hatte es selbst schon über mich ergehen lassen müssen, und um ehrlich zu sein, handelte es sich hierbei um eine der angenehmsten Untersuchungen überhaupt. Keine Schmerzen und es dauerte nicht lange. Jess würde es sicher ohne Probleme überstehen.
Wir schrieben noch eine ganze Weile, genauer gesagt, bis ich mich endlich für den heutigen Tag fertig machen musste. Bevor ich mich verabschiedete, ließ ich sie wissen, dass ich am heutigen Abend erst sehr später wieder ins Hotel zurückkehren würde, was für Jess jedoch kein Problem war. Sie schien an meine merkwürdigen Arbeitszeiten gewöhnt zu haben. Wie immer wünschten wir uns eine gute Nacht, mit den bereits in Fleisch und Blut übergegangenen Sätzen von beiden Seiten.
„Ich hab dich lieb."
Wo würde das hinführen, wenn wir uns im realen Leben kennenlernten?
In dieser Nacht konnte ich lange nicht einschlafen, ständig musste ich an Jess denken. Hoffentlich kam bei dieser Untersuchung nichts Schlimmes heraus, das war meine größte Sorge.
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Niall ist also entschlossen, Jess zu treffen. Endlich, ihr habt sicher schon lange darauf gewartet. Es wird zwar nicht im nächsten Kapitel passieren, doch es rückt in greifbare Nähe. :D
Ich hoffe, dieses Kapitel hat euch gefallen! Danke für die vielen Kommentare und Votes, die ihr immer hinterlasst!
Wie ihr vielleicht bemerkt habt, hat Promise me! ein neues Cover bekommen! Dafür möchte ich ganz herzlich meiner Leserin Little_Ophelia danken! Das Cover ist wundervoll, Süße und deswegen widme ich dir dieses Kapitel!
Und ich habe jetzt bei jedem Kapitel oben (also im Header), Bilder eingefügt, die, denke ich, ganz gut zu dem jeweiligen Kapitel passen! Wie findet ihr das? Ich würde mich über ein Feedback freuen!
LG, Ambi xxx
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