03. Who's NJ?
Niall
Gähnend streckte ich mich auf dem Sitz der ersten Klasse des riesigen Airbus aus, der in wenigen Minuten zum Landeanflug in San Diego, Kalifornien, ansetzen würde. Ich hatte fast den kompletten Flug mit schlafen verbracht, bis auf die Zeit, in welcher die Mahlzeiten serviert wurden. Niall Horan ohne Essen ging nämlich gar nicht.
Nun fühlte ich mich frisch, ausgeruht, und zu allen Schandtaten bereit. Da wir bereits am Morgen aus London abgereist waren, trafen wir demensprechend früh in San Diego ein. Es war gerade kurz nach halb zwei nachmittags, als ich meinen Fuß auf kalifornischen Boden setzte. Nachdem wir unser Gepäck in Empfang genommen, und durch die Emigration Kontrolle gelaufen waren, stiegen wir in unseren angemieteten Tourbus, der uns direkt zum Hotel brachte.
Während der Fahrt dorthin verspeiste ich einen Donut, den einer der Security Leute kurzfristig am Flughafen für mich gekauft hatte. Niemand legte Wert darauf, einen vor Hunger quengelnden Niall in seiner Nähe zu haben, deswegen hielt ich die Trümpfe, wenn es um das Essen besorgen ging, stets in meiner Hand.
Ich verspeiste gerade den letzten Bissen, als mein Handy eine SMS ankündigte. Sie stammte von Kelly aus L.A., die mir mitteilte, dass sie nun am 11. Juli in San Francisco eintreffen würde, um unsere Show anzusehen, und sich anschließend mit mir vergnügen wollte.
Der genaue Wortlaut ihrer SMS war folgender: „Hey Niall, reise am 11.7. nach SF, und gehe davon aus, dass du mir Tickets für eure Show besorgst und mich anschließend verwöhnst."
Grinsend textete ich zurück: „Diese Konstellation kannst du vergessen, Babe, ich besorge dir zwar die Tickets aber als Gegenleistung verwöhnst du mich, und nicht umgekehrt, klar?"
Kelly war zwar blond, doch ihre Intelligenz reichte allemal aus, um den Sinn meiner Worte verstehen zu können. Sie hatte ja scheinbar auch kapiert, dass es für sie einfacher war, von L.A. nach San Francisco zu reisen, anstatt nach New Jersey. Ihre Antwort ließ nicht lange auf sich warten und stellte mich vollkommen zufrieden.
„Alles was du willst, Darling!"
„Na also, geht doch", brummte ich zufrieden vor mich hin und lenkte so Zayns Aufmerksamkeit, der direkt neben mir im Tourbus saß, auf mich.
„Was geht?", fragte er sogleich, mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Kelly", erwiderte ich mit einem vielsagenden Lächeln im Gesicht, worauf Zayn zu lachen begann.
„Die Schnitte ist echt heiß", meinte er.
„Na ja, für's Bett ist sie ganz ok, aber eine längere Beziehung möchte ich jetzt nicht unbedingt mit ihr eingehen", gab ich ehrlich zu.
„Musst du ja auch nicht", erwiderte Zayn grinsend, während er seinen Kopf an die verdunkelte Scheibe lehnte.
Mit einem leichten Nicken wandte ich mich erneut meinem Handy zu, um kurz meine E-Mails zu checken. Wie immer kam zuerst der geschäftliche Account an die Reihe, denn wenn ich da etwas verpasste, konnte das schlimme Folgen haben. Dann jedoch schaute ich sofort auf meiner [email protected] Adresse nach, ob vielleicht jemand geschrieben hatte. Mein Herz klopfte schneller und meine Augen weiteten sich, als ich den Absender der einzigen E-Mail ausmachte, welche sich im Posteingang befand. [email protected]. Sie hatte mir tatsächlich geantwortet, ich konnte es kaum fassen. Scheinbar war ich doch nicht so ein Trampel, was der Umgang mit Frauen anging, wie meine Bandkollegen es mir immer einreden wollten.
Gerade als ich im Begriff war die E-Mail zu öffnen, machte der Bus eine Vollbremsung und mein Handy landete auf dem Boden, direkt vor Louis' Füßen.
„Shit!", fluchte ich so laut, dass alle sich umdrehten und Zayn, der inzwischen ein Nickerchen machte, prompt erwachte.
Bevor ich es verhindern konnte, angelte Louis sich das Handy und warf einen, für meinen Geschmack, viel zu gründlichen Blick darauf.
„Sieht aus, als sei dein Handy in Ordnung", sagte er und tippte mit seinem Zeigefinger auf dem Display herum. „Die E-Mails lassen sich auf jeden Fall noch öffnen."
„Wage es nicht, sie zu lesen!", herrschte ich ihn an, doch das war genau die falsche Methode, um Louis davon abzubringen.
Laut und überaus deutlich kamen die nächsten Worte aus seinem Mund: „Hallo NJ, ich war zuerst etwas verwirrt..."
Weiter kam er nicht, denn ich sprang von meinem Sitz auf, hechtete in seine Richtung, entriss ihm das Handy und schrie wütend: „Gib das sofort her, du Idiot!"
Vier Augenpaare starrten mich völlig entgeistert an und Harry fragte mit dümmlichem Gesichtsausdruck: „Wer bitte ist NJ?"
Meine Gesichtsfarbe glich wahrscheinlich einer reifen Tomate, als ich angepisst antwortete: „Das geht euch einen Scheiß an!"
Anschließend steckte ich das Handy vorsichtig, wie einen kostbaren Gegenstand, in meine Hosentasche, nachdem ich es einfach ausgeschaltet hatte. Ich wollte nicht, dass irgendjemand die Korrespondenz zwischen Jess und mir las, denn dies waren in meinen Augen sehr persönliche Dinge. Doch meine Bandkollegen ließen einfach nicht locker und es war ausgerechnet Liam, der den Nagel auf den Kopf traf, zumindest einigermaßen.
„Schreibst du etwa mit einer Tussi, die nicht weiß, wer du bist?", lautete seine überaus geistreiche Frage, die ich jedoch nicht beantwortete.
„Also ehrlich, Niall, du hast so einen Schaden", kam es jetzt von Zayn, der mir frech entgegen lachte.
Da ich keine Lust verspürte, eine Diskussion mit den Jungs zu starten, platzierte ich einfach meine In-Ears in den Gehörgängen, lehnte mich im Sitz zurück und hörte Musik. Dabei schloss ich meine Augen und versuchte zu erraten, was Jess wohl in der E-Mail geschrieben haben könnte.
Sie war verwirrt gewesen, was ich durchaus verstand, denn mir war es ebenso ergangen, als ich ihre Mail zum ersten Mal las. Die ganze Geschichte mit der fehlgeleiteten E-Mail war ja schon etwas ungewöhnlich und doch eröffnete sie mir eine neue Welt. Die Möglichkeit, mit einem ganz normalen Mädchen zu schreiben, die nicht wusste, dass sich hinter dem Pseudonym NJ in Wahrheit der Sänger einer berühmten Boyband versteckte. Ich konnte voll und ganz ich selbst sein, wenn ich mit ihr korrespondierte. Doch zunächst galt es herauszufinden, ob sie an einem weiteren Kontakt überhaupt interessiert war.
Es konnte durchaus möglich sein, dass sie sich für den Hinweis mit der fehlerhaften E-Mail Adresse bedanken wollte, mich aber nun bat, von weiteren Kontaktversuchen Abstand zu nehmen, was ich ihr aber nicht verübeln würde. Nicht jeder Mensch trug die Bereitschaft in sich, mit fremden Leuten im Internet zu schreiben.
Während ich meinen Gedanken nachging, näherten wir uns endlich dem Hotel, in welchem ich zum Glück mit niemandem ein Zimmer teilen musste. Ab einem bestimmten Jahreseinkommen, das wir schon vor drei Jahren erreicht hatten, gestand das Management jedem ein separates Zimmer zu, wobei man für uns bereits die Suiten in jedem Hotel buchte. Manchmal pennten wir trotzdem zu zweit in den luxuriösen Unterkünften, z.B., wenn wir während einem Film, den wir gemeinsam anschauten, einschliefen. Heute konnte ich mir jedoch, weiß Gott, Besseres vorstellen. Ich war unglaublich scharf darauf, diese E-Mail zu lesen, und zwar ohne störende Gesellschaft.
Glücklicherweise hatten die Fans noch nicht herausgefunden, in welchem Hotel wir abgestiegen waren und so verließen wir ungestört den Bus, um schnell in das Innere des großen Gebäudes zu laufen. Nachdem wir alle eingecheckt hatten, fuhren wir ohne Verzögerung mit den Aufzügen in das oberste Stockwerk, das sich komplett in unserer Hand befand. Meine Suite lag direkt neben Zayns, dem ich kurz zuwinkte und eine Grimasse schnitt, bevor ich die Tür hinter mir zuzog. Endlich war ich alleine!
Mit einem lauten Seufzer ließ ich mich auf das Bett fallen, nachdem ich meinen Koffer mitten im Raum abgestellt hatte, und griff nach meinem Handy. Jetzt oder nie! Nichts und niemand würde mich stören, wenn ich nun diese E-Mail las, auf die ich wirklich mehr als nur gespannt war. Meine Augen auf den Text geheftet, nahm ich mit klopfendem Herzen die Worte in mir auf.
Hallo NJ,
ich war zuerst etwas verwirrt, als ich die ersten beiden Sätze deiner E-Mail gelesen habe und wollte mich nun dafür entschuldigen, dass meine irrtümlich bei dir gelandet ist. Natürlich könnte ich dir jetzt vorwerfen, dich in Dinge eingemischt zu haben, die dich nichts angehen. Denn spätestens, als der Name Tim fiel, musste dir klar sein, dass der Inhalt dieses Textes nicht für dich bestimmt war. Aber ich muss zugeben, dass die Art und Weise, wie du mir zurückgeschrieben hast, meine Aufmerksamkeit erregt hat.
Mein Ex-Freund ist ein Idiot, und keine Angst, ich habe ihm diese E-Mail erneut zukommen lassen, aber dieses Mal an die richtige Adresse! Ich bin sehr gespannt darauf, ob er mir antwortet. Wenn das passieren sollte, was ich jedoch nicht glaube, werde ich es dich auf jeden Fall wissen lassen.
Du hast mich gefragt, warum ich in diesem Rollstuhl sitze. Die Antwort darauf ist höchst einfach. Tim und ich fuhren nach einer Vorstellung, in welcher ich Ballett getanzt hatte, von London zurück nach Hause. Auf diesem Weg hat er einen Unfall verursacht, weil er viel zu schnell gefahren ist. Das Auto krachte fast gegen einen Baum, überschlug sich, und dabei wurde ich verletzt. Mein eingeklemmter Nerv wurde durch eine mehrstündige Operation wieder freigelegt und muss sich jetzt erholen. Doch das ist nichts das Schlimmste. Denn mein rechtes Knie wurde bei diesem Unfall so beschädigt, dass ich nie wieder tanzen kann, was es für mich ziemlich egal macht, ob ich jemals wieder in der Lage sein werde zu laufen. Manchmal spüre ich ein leichtes Kribbeln in meinen Oberschenkeln, ansonsten sind meine Beine komplett taub. Das mag sich jetzt hart anhören, aber es ist die Wahrheit. Ich sehe keinen Sinn darin zu laufen, wenn ich nie wieder tanzen werde, denn mein größter Traum wurde einfach zerstört, vermutlich innerhalb einer Sekunde.
Es tat gut zu lesen, dass du Anteil an meinem Schicksal genommen hast, obwohl wir uns nicht kennen. Das zeugt in meinen Augen davon, dass du ein sehr emotionaler Mensch bist, wie ich auch. Manchmal könnte ich den ganzen Tag weinen, weil ich mir nicht mehr anders zu helfen weiß, aber das bringt nichts. Jedenfalls ersetzt es meine Beine und mein kaputtes Knie nicht. Aber es kann oftmals erleichtern. Hast du auch schon einmal geweint, weil einer deiner Träume sich nicht erfüllt hat? Wenn ja, dann weißt du wovon ich spreche, wenn nein, sei froh. Ich hoffe, dass es dir nie passiert.
Möchtest du wissen, wie es sich anfühlt, wenn dein Lebenstraum zerstört wurde? Vielleicht werde ich es dir irgendwann schreiben können. Es wäre schön, wenn du dich wieder melden würdest!
Liebe Grüße, Jess
P.S: Bist du wirklich 21 oder vielleicht ein perverser 51 jähriger alter Sack, der sich erhofft, irgendwann Nacktbilder von mir zu sehen? Dann wäre ich mächtig enttäuscht von dir!
Mein Herz raste wie verrückt und mein Körper wurde von einem innerlichen Zittern erfasst, als ich die E-Mail ein zweites Mal durchlas, um sie zu analysieren. Es war viel schlimmer, als ich dachte. Jess hatte sich aufgegeben.
Der Satz: Ich sehe keinen Sinn darin zu laufen, wenn ich nie wieder tanzen werde, denn mein größter Traum wurde einfach zerstört, vermutlich innerhalb einer Sekunde, sagte alles aus, was ich wissen musste.
Selbst wenn ihr Nerv sich wieder erholen sollte, würde sie sich wahrscheinlich weigern, gegen das Dasein im Rollstuhl anzukämpfen. Dass ich den Ernst dieser Lage überblicken konnte, lag vermutlich daran, dass ich in den letzten fünf Jahren so viel an Lebenserfahrung sammeln konnte, dass ich meinen gleichaltrigen Mitstreitern, um einiges überlegen war, wenn es sich um solche Dinge handelte. Das traf auch für meine Bandkollegen zu, sie standen mir ins nichts nach, was das anging.
Jeder von ihnen hätte sofort sagen können, dass dieses Mädchen in einem seelischen Tief gelandet war, aus dem sie wahrscheinlich nicht so leicht herauskommen würde. Verlassen und betrogen von ihrem Freund, oder besser gesagt Ex-Freund, ein Traum, den sie begraben musste und vermutlich keine Aussichten auf Hilfe. Ich war zwar kein Psychologe, doch ich wollte unter allen Umständen versuchen, den Kontakt mit ihr zu halten. Dass sie nicht abgeneigt war, hatte sie mir deutlich genug zu verstehen gegeben.
Möchtest du wissen, wie es sich anfühlt, wenn dein Lebenstraum zerstört wurde? Vielleicht werde ich es dir irgendwann schreiben können. Es wäre schön, wenn du dich wieder melden würdest!
Sie wollte, dass ich ihr antwortete, und hatte mir dies in einer Art und Weise mitgeteilt, die mich ansprach. Sie überließ mir die Entscheidung, genauso wie ich es ihr überlassen hatte, mir zu schreiben. Meine Ausgangsposition war perfekt. Ich würde Dinge fragen können, die sie vermutlich nicht so einfach preisgegeben hätte, wenn wir uns auf der Straße begegnet wären. Wahrscheinlich würde ich gar nicht viele Fragen stellen müssen, denn ich konnte fühlen, dass sie förmlich darauf brannte, sich alles von der Seele zu reden, oder besser gesagt, zu schreiben. Ich wollte da sein, um ihr zuzuhören und sie vielleicht ein wenig aufzubauen, so gut es mir möglich sein würde. Das hatte ich mir in jenem Augenblick zur Aufgabe gemacht.
Erneut schweiften meine blauen Augen über den Text auf dem Display meines Handys. Sie konnte sich gut ausdrücken, eine Gabe, die nicht jeder besaß, was darauf schließen ließ, dass sie ein intelligentes Mädchen war. Außerdem konnte ich ihren Humor wahrnehmen, der mich ein wenig zum Schmunzeln brachte.
Sätze wie: Mein Ex-Freund ist ein Idiot, und keine Angst, ich habe ihm diese E-Mail erneut zukommen lassen, aber dieses Mal an die richtige Adresse! Ich bin sehr gespannt darauf, ob er mir antwortet. Wenn das passieren sollte, was ich jedoch nicht glaube, werde ich es dich auf jeden Fall wissen lassen., ließen mich ziemlich breit grinsen.
Die Krönung war jedoch der abschließende Satz, als P.S. angefügt, in welchem sie mir unverblümt zu verstehen gegeben hatte, dass ich nie irgendwelche Nacktbilder von ihr zu Gesicht bekommen würde. Verzweifelt versuchte ich nun, das Bild einer hübschen, jungen Balletttänzerin, mit Körbchen Größe B und wohlgeformten Beinen, aus meinem Kopf zu verbannen. Irgendwie wollte mir das jedoch nicht so ganz gelingen.
„Niall, du bist echt ein Idiot", sagte ich laut zu mir selbst.
Es wurde allerhöchste Zeit, meinen Hormonhaushalt wieder ein wenig auszugleichen. Gott sei Dank lag das Date mit Kelly nicht mehr in weiter Ferne, drei Tage noch, und ich würde sie sehen. Einen weiteren Gedanken verschwendete ich jedoch nicht mehr an die Blondine, sondern wandte mich erneut der E-Mail von Jess zu.
Konzentriert überflog ich den Text nun ein drittes Mal, so, als ob ich noch etwas finden könnte, was mir vielleicht beim vorherigen Lesen entgangen war. Sie spürte manchmal ein leichtes Kribbeln in den Oberschenkeln. Vielleicht handelte es sich dabei um die ersten Anzeichen, dass wieder Leben in ihre Beine einkehrte, und der eingeklemmte Nerv sich erholte. Ich musste einfach abwarten, wie sich die ganze Sache entwickelte, der Kontakt zu ihr, und auch ihre gesundheitliche Verfassung. Ich wollte nichts überstürzen, aber etwas in mir verlangte danach, so viel wie möglich über Jess zu erfahren. Es war mir wichtig, sie durch diese Emails kennenzulernen. Das hörte sich zwar total verrückt an, aber es entsprach meinen Empfindungen. Es war das, was ich dachte und fühlte.
Nun war ich an der Reihe zu antworten, damit die Sache weitergehen, und vielleicht heranreifen konnte. Gerade als ich mir den ersten Satz überlegt hatte, mit welchem ich die Mail an Jess beginnen wollte, klopfte es an meiner Zimmertür. Welcher Idiot war das denn jetzt?
„Wer ist da?", rief ich in Richtung Tür, um kurz darauf die Stimme unseres Tourmanagers zu vernehmen.
„Niall, wir treffen uns gleich zu einer Besprechung, oder hast du das vergessen?"
Es war mir in der Tat entfallen und so fragte ich erstaunt: „Was bedeutet gleich?"
„In zwei Minuten. Zimmer 1047."
Diese kurze Zeitspanne reichte nicht aus, um eine E-Mail an Jess zu schreiben, denn jeder Satz musste genau durchdacht werden. Ich wollte sie ja nicht mit einer unüberlegten Formulierung meinerseits erschrecken, oder ihr gar zu nahe treten. Der Kontakt mit ihr setzte ein gewisses Fingerspitzengefühl voraus, das begriff selbst ein Laie wie ich.
Seufzend steckte ich mein Handy weg und machte mich dann auf den Weg zu Zimmer 1047, welches am Ende des Ganges lag. Dort warteten bereits meine Bandkollegen, sowie die engsten Security Mitarbeiter, und natürlich Pauly auf mich.
„Ah, endlich bist du da, Niall! Wir dachten schon, du seist auf dem Bett eingepennt", zog Letzterer mich auf, worauf ich nur grinsend den Kopf schüttelte.
Das Lachen verging mir jedoch in der nächsten Sekunde, denn Liam sagte mit einem Augenzwinkern: „Ich glaube, Niall hat die E-Mail an NJ gelesen".
Das war natürlich eine prima Vorlage für die anderen, um erstens, in einen unkontrollierten Lachflash zu geraten und zweitens, mich mit Fragen zu bombardieren, nachdem dieser wieder abgeklungen war.
„Was schreibt sie denn so an NJ?"
„Wie lange geht das denn schon?"
„Weißt du, wo sie wohnt?"
„Willst du dich mit ihr treffen?"
Schnaufend wandte ich mich an meine Bandkollegen und brummte: „Meine Antworten lauten, geht euch nichts an, geht euch nichts an, nein und nein!"
Dann kreuzte ich die Arme demonstrativ vor meiner Brust und wartete einfach ab, bis Pauly zu reden begann.
Unsere Besprechung dauerte fast vierzig Minuten und als sie endlich beendet war, erhob ich mich, um direkt in meine Suite zu stürmen. Auf Harrys lautes Klopfen reagierte ich zunächst nicht, doch als er durch die geschlossene Tür rief: „Niall, wir wollten jetzt an den Pool gehen! Kommst du mit?", antwortete ich nur: „Ich komme in einer halben Stunde nach, ok?"
„Ok", kam es zurück.
Wenigstens einer, der nicht ganz so penetrant war.
Seufzend holte ich mein Handy hervor, setzte mich auf das Bett, und begann nun die E-Mail an Jess zu schreiben. In England war es zu jenem Zeitpunkt bereits halb eins in der Nacht. Wahrscheinlich würde sie diese Mail erst am nächsten Tag lesen, was bedeutete, dass ich länger auf ihre Antwort warten musste, als es mir lieb war.
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Danke für die zahlreichen Wertungen und Kommentare!
LG, Ambi xxx
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