Kapitel 1

Dreaming.

...

'Meine Träume - meinen 19. Geburtstag mit meiner Familie feiern. Carl, meinen kleinen Bruder wachsen sehen. Mum und Dad wieder zusammenbringen. Meinen Abschluss schaffen. Gesund werden.'

Rose sah zu meinem Blatt hinüber und lächelte mich schwach an. Auf ihrem Stück Blatt steht: Abschluss, gut bezahlten Job, Heiraten und Kinder. Mir wurde bewusst dass ich die letzten drei Sachen nie in meinem Leben haben werde. Zwar redeten mir die Ärzte immer ein, dass ich gesund werde, doch innerlich haben sie es auch schon aufgegeben. Ich war mir mehr als sicher.

Nun hatte ich schon seit 480 Tagen einen Gehirntumor - ein Jahr und vier Monate. Immer wieder versuchten es die Ärzte mit verschiedenen Methoden, doch nichts klappte. Eine Operation am Gehirn wäre viel zu riskant, es gab nur eine kleine Chance, dass ich diese Operation überleben würde. Deswegen rieten sie mir auch nicht zur Operation. Nun schluckte ich seit 480 Tagen meine Tabletten und mein Zustand hatte sich nicht verbessert. Ich selber habe mich schon damit abgefunden. Doch ich blieb stark und zeigte meine Gefühle nicht, für meinen kleinen Bruder.

Schon lang funktionierte unsere Familie nicht mehr gut. Dad und Mum haben sich 64 Tage vor meiner Erkrankung geschieden. Mum war immer auf Geschäftsreisen und Dad war immer bis spät abends im Büro, so sahen sie sich so gut wie nie. Doch heute noch, sah man immer wenn sie sich kurz sahen, dass sie sich liebten. Dad hatte bereits zwei andere Freundinnen, doch diese Beziehungen hielten nicht lange. Mum war viel zu beschäftigt für eine neue Beziehung, nicht einmal für uns hatte sie Zeit.

Carl ist sechs Jahre alt, er ist mein Leben. Ich wollte ihm alles geben was ich nicht bekommen habe. In meiner Kindheit hatte ich nicht viel von meinen Eltern, meine Tante - Mum's Schwester - kümmerte sich immer um mich. Als ich klein war fühlte ich mich alleine und zurückgelassen, jeder in meiner Klasse hatte beide Elternteile bei sich. Und ich? Wenn ich Glück hatte, hatte ich sie vier mal in der Woche gesehen - doch man bemerke, ich hatte entweder nur Mum oder nur Dad gesehen. Es gab auch schöne Momente mit Mum und Dad, ganz gut kann ich mich an einen Urlaub erinnern - unseren einzigen Familienurlaub - wir waren zuerst in Disneyworld Paris vier Tage lang und danach flogen wir nach Spanien, Barcelona. Damals war ich neun Jahre alt. In diesen zwei Wochen war ich überglücklich. beide hatten mir versprochen mehr Zeit für mich zu haben, doch nach diesen zwei Wochen, war wieder alles gleich. Ich war bei Tante Betti - die keine Familie hatte, ich mochte Tante Betti, sie war wie eine Ersatzmutter für mich, doch diese Liebe die mir eigentlich eine Mutter geben sollte, konnte sie mir nie geben. Drei Jahre später ist Carl auf die Welt gekommen, und ich dachte wirklich, dass diesmal wirklich alles gut wird. Nein, falsch gedacht. Als Carl zwei Jahr alt wurde hatten wir eine Nanny. Dies hieß für mich - keine Tante Betti mehr. In diesen Jahren brauchte ich Mum ganz besonders, ich war nun zu einem Teenager geworden .. erste Liebe .. Regelblutung . Doch ich hatte keinen. Öfters rief ich Tante Betti um Rat, doch sie konnte auch nicht immer helfen, da sie nun auch eine Tochter geboren hatte.

Auch damals in London, wollte ich nur das Beste für Carl. Wir zogen nach Cheshire kurz nach meiner Erkrankung. Der Grund war, die ganzen Menschen dort bemitleideten mich. Unsere Nachbarn, meine Lehrer, Mitschüler und sogar meine Freunde. Ich wollte aber kein Mitleid. Mum, machte mir einen Gefallen - das erste Mal, doch ich wurde das Gefühl nie los dass sie dies nur machte weil ich eben anders war, krank - und wir zogen um. Ich ließ meine Freunde hinter mir, ich hatte noch Kontakt mit einigen von meinen alten Freunden.

Und wieder hatte ich eine winzige Hoffnung .. Das Mum sich vielleicht doch ändert, ich wollte es nicht für mich, sondern für Carl. Für mich war es bereits zu spät und würde sich nichts mehr ändern, meine Mutter war keine Mutter für mich, sondern nur eine Person die mich auf die Welt brachte. Es hört sich hart an doch .. Wer lässt seine Kinder alleine zu Hause? Oft hatte ich Schmerzen, und konnte mich nicht um Carl kümmern. Zwar hatten wir jetzt ein Haus neben meiner Großmutter, doch sie würde auch nicht ewig leben - genauso wenig wie ich. Sie sollte sich ändern für Carl .. Carl verdient eine schöne Kindheit. Mum ist wieder auf Geschäftsreise in Deutschland. Sie würde dieses Wochenende - in vier Tagen - wieder kommen, Carl freute sich schon tierisch.

Seit wir hier in Cheshire leben, sorgte ich mich noch mehr um meinen Bruder. Ich vernachlässigte Rose öfters und mich selber. Schon lang hatte ich mir keine neue Kleidung gekauft, mein ganzen Geld welches ich von meinem Vater bekomme, gab ich für Carl aus, damit er alles bekam was ich nicht bekommen konnte. Ich besuchte mit ihm den Zoo, ging regelmäßig mit ihm ins Kino, ich tat eigentlich alles was meine Eltern hätte machen sollen.

Meinem Bruder gefiel es hier, er hatte neue Freunde in der Nachbarschaft gefunden und lebte sich schnell ein, zuerst hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil er ebenfalls seine Freunde zurücklassen musste, doch ihm gefiel es hier, mehr als mir. Wir waren wegen mir hierher gezogen, doch alles lief schief. Ich hatte nur eine Freundin - Rose. Rose war die Einzige die hier von meiner Krankheit wusste, eigentlich wollte ich es ihr nicht erzählen, doch sie bekam einmal mit wie ich mit meinem Arzt telefoniert hatte. Danach erzählte ich ihr meine ganze Geschichte, wieso wir eigentlich hier waren. Immer erzählte ich ihr, dass Mum hier einen besseren Job bekommen hat. Nie hätte ich gedacht, dass sie so mit meiner Krankheit umgeht, sie war nicht wie meine Freunde in London, sie behandelte mich so wie sie mich auch davor behandelt hatte. Kein Mitleid nichts, klar sie hatte geweint, doch danach fand sie sich wieder und wir machten einfach weiter. Ich kannte Rose jetzt schon einige Monate, und ich konnte mit Sicherheit sagen dass sie die beste Freundin ist die ich je in meinem Leben hatte, nichts gegen meine Freunde in London, doch Rose, sie ist wie ein Engel.

Rose zählte zu den etwas beliebteren in der Schule, Sie hatte wunderschöne lange schwarze Haare und blaue Augen, ihr Aussehen faszinierte mich immmer wieder. Noch dazu war sie groß, sie hatte keine Topmodelfigur - nein sie hatte Kurven, doch dies passte zu ihr, sie war bildhübsch. An meinen ersten Tag hier in der Schule hatte ich sie kennengelernt, sie führte mich durch die ganze Schule und als sich noch herausgestellt hatte, dass wir in der selben Klasse waren, wurden wir sofort dicke Freunde. Rose war meine einzige Freundin hier. Ich brauchte keinen anderen.

Denn die anderen, sie mobbten mich. Ich war nicht beliebt - nein. Da ich mir keine neue Sachen leisten konnte, und meine alten Klamotten trug - die nicht einmal so schlimm waren - war ich anders. Um ehrlich zu sein, wollte ich anders sein, ich wollte mein Leben ganz ändern, ich wurde zum 'Nerd' der Schule, ich wusste nicht wieso aber ich trug eine Brille, die ich nicht einmal brauchte. Meine braunen Haare hatte ich immer zu einem Zopf zusammengebunden und Make-up benutzte ich keines. Für wen sollte ich mich auch zurecht machen? Für keinen.

Um es kurz zu sagen, ich war ein Mobbingopfer und der Nerd der Schule.

Rose versuchte immer alles zuändern, da sie ja einer der beliebten war, doch keiner hörte ihr zu. Manchmal taten die Wörter die sie sagten richtig weh 'Stirb, du hässliches Entlein.' wenn sie nur wüssten, dass ich sterben werde. Es gab Tage an denen ich es nicht mehr aushielt und eine Rasierklinge in meiner Hand nahm, ich ritzte in mein Oberarm. Dieser Schmerz half mir, den anderen Schmerz zu vergessen. 'Du bist kein Stück Papier hör auf dich zu ritzen' schrie mich Rose immer an. Ich versprach immer wieder, ich würde aufhören, doch immer wieder brach ich das Versprechen.

Ich sah zu wie die anderen in der Klasse etwas auf ihr Stück Papier schrieben. Zuerst fiel mein Blick auf Nicole - sie redete nie viel, Nicole war einer der Einzigen die mich nicht mobbte, sie lächelte mich immer nur an, doch noch nie hatte ich mit ihr geredet, ich konnte von ihrem Gesicht ablesen was sie schrieb 'Abschluss und studieren'. Danach schweifte mein Blick in die letzte Reihe. Da saßen Liam, Niall, Zayn, Louis und Harry. Sie waren die beliebtesten Jungs in unserer Schule, Niall und Liam schienen ganz ok zu sein. Von Zayn wusste ich nicht fiel, er war immer leise, jedoch sah ich ihn jede Pause mit einem anderen Mädchen flirten. Louis, er war anders als die anderen Jungs, manchmal war er lustig aber manchmal war er einfach nur ein Arsch. Rose, ist seit zwei Jahren in ihn verliebt, sie waren einmal - laut Rose - kurz davor in eine Beziehung zu gehen. Doch irgendetwas kam dazwischen, was sie mir bis heute nicht erzählt hatte. Harry, er ist der Schlimmste aus dieser Gruppe, ihn kannte ich, denn er ist mein Nachbar. Mum kannte seine Mum, Anne wenn ich mich nicht täuschte. Jeden Abend hörte ich wie er betrunken nach Hause kam, manchmal mit einem Mädchen - immer eine andere - wenn Anne nicht zu Hause war. Louis und Harry waren einer von denen die mich mobbten. 'Nerd, gib mir die Mathe Hausübung.' oder 'Nerd, starr nicht so. Durchs starren wirst du auch nicht hübscher'

Neben Harry ist Chelsea. Sie war die, die mich, neben Harry, am meisten mobbte. Jeden Tag machte sie sich über mein Aussehen lustig. So weit ich es bemerkt hatte, hatte sie immer eine 'on-off-Beziehung' mit Harry. Sie stritten sich am Morgen und am Nachmittag sah man sie vor der Schule küssen.

Im großen und ganzen, hielt ich nichts von dieser letzten Reihe. Alle waren kurz davor ihren Abschluss nicht zu schaffen. Obwohl ich es mir nie gedacht hatte von Niall und Liam. Sie sahen klug aus. Irgendetwas in mir sagte, dass sie 'runtergezogen werden von den anderen.

Als Harry von seinem Zettel hinauf sah, schaute er in meine Richtung. Gott, er hat gesehen wie ich sie angestarrt habe. Ich sah wie er lachte und sich zu Zayn umdrehte und ihm etwas in sein Ohr flüsterte. Schnell sah ich vor zu meinem Deutsch-Professor.

"Bella wollen sie anfangen mit ihren Träumen?" fragte mich der Professor und legte sein Buch auf die Tischoberfläche, dabei sah er über die Brille zu mir. 

"K-Kann nicht je-jemand ander-es anfangen?" stotterte ich, immer wieder wenn ich dran genommen werde fing ich an zu Stottern, früher war das nicht so doch seit ich hier bin viel mein Selbstbewusstsein in den Keller und somit kam auch die Stotterei. 

"Ach komm schon, fang bitte an." lächelte er mich an, ich denke dass er mir Mut zusprechen will. Doch keine Chance. Wie soll ich das hier bitte vorlesen? 

Ich samelte meinen ganzen Mut zusammen und atmete tief ein und aus: "Mei-Meine T-Träume-" als ich weiterlesen wollte, klingelte, Gott sei Dank, die Schulglocke. "Danke Gott." murmelte ich und packte meine ganzen Sachen ein. Rose und ich schlenderten zur Cafeteria. "Ich habe etwas mitgenommen, ich such uns ein Platz ok?" sagte ich zu Rose, worauf sie nickte. In der Ecke der Cafeteria fand ich ein freien Tisch, schnell packte ich mein Wasser aus und meine Tabletten die ich jeden Tag schlucken musste. Ich nahm eine aus der Verpackung und legte sie auf meine Zunge, schnell spühlte ich sie mit Wasser hinunter. Danach holte ich mir meinen Apfel und mein Sandwich aus der Tasche. Als ich in mein Sandwich hineinbeißen wollte, kam mir Chelsea entgegen. Schon von weiten lächelte sie mich falsch an. Wie ich dieses Mädchen hasste.

"Ops." rief sie falsch und schüttete mit Absicht ihren Joghurt über meine Haare. Toll. "Das wollt ich nicht, es tut mir leid." lachte sie, ich hörte andere auch lachen. Mein Blick schweifte durch den Raum, jeder sah mich an und lachte. Chelsea beugte sich hinunter zu mir "Ich würde aufhören Harry immer so anzustarren. Du kriegst ihn nie Nerd."

Von was redet sie? Ich will Harry nicht einmal und wollte ihn auch nie. Bevor ich etwas sagen konnte war Rose da. "Chelsea bist du noch normal? Was tust du da." Sie knallte ihr Tablett auf den Tisch und sah Chelsea bedrohlich an. 

"Sie soll gefälligst ihre Finger von meinen Freund lassen! Sonst töte ich sie!" schrie Chelsea Rose an doch ihr Blick blieb an mir haften.

'Töte ich sie' wieso wollte jeder hier meinen Tod? Nie habe ich wem etwas angetan. Ich spürte warme Tränen aus meinen Augen fließen. Schnell nahm ich meine Tasche und rannte weg. Nein, mich darf keiner weinen sehen. In der Schultoilette wusch ich mir den Joguhrt aus den Haaren und trocknete meine Haare mit den Händetrockner. Als ich hörte, dass jemand die Tür hineinkam, schloss ich mich in einem WC ein. "Bella?" Ich hörte wie sie jede einzelne Tür aufmachte, als sie bei meiner die Türklinge hinunterzog bemerkte sie dass die Tür gesperrt ist, Rose sagte: "Bella mach auf bitte."

"Du kommst zu spät zum Unterricht. Geh bitte." schluchzte ich und wischte meine heißen Tränen aus meinem Gesicht. 

"Du bist meine beste Freundin, ich lasse dich nicht alleine." flüsterte Rose und ließ den Türgriff los.

Ich bin ihre beste Freundin. Langsam stand ich auf und schloss die Tür auf. Sie fiel mir um den Hals und sagte: "Wenn es dich beruhigt ich habe ihr 'unabsichtlich' Milch über ihre Hose geschüttet."

"Das hast du nicht?" ich löste mich von unserer Umarmung und sah sie an, ich versuchte mein Lachen zu verkneifen, was mir aber nicht gelang.

"Und wie ich das gemacht habe. Wer glaubt sie, wer sie ist?" lachte sie und wischte meine Tränen aus meinem Gesicht.

"Du bist die beste Rose." umarmte ich sie noch einmal und atmete tief ein und aus. Rose ist wirklich die beste. 

"Ich bin immer für dich da ja? Du machst das hier nicht alleine durch, ich bin an deiner Seite. Merk dir das." sagte sie während sie mich fest in den Armen hielt. Noch nie hatte mir wer gesagt dass ich mit dieser Situation nicht alleine klarkommen muss, noch nie hörte ich diese Worte aus einem anderem Mund. "Lass uns jetzt in die letzte Stunde und dann komm ich zu dir und wir lenken dich bisschen ab. Wir können mit Carl in die Stadt oder ins Kino. Was meinst du?" fragte mich Rose.

"Carl würde es lieben." lächelte ich, löste mich aus der Umarmung und wischte noch einmal die frischen Tränen weg. "Danke."

"Bedanke dich nicht Bella. Ich habe bereits gesagt, du wirst das hier nicht alleine durchstehen müssen. Mit dem meine ich auch deinen Tumor. Bella, ich bin hier bei dir. Für immer." sie lächelte mich an und legte ihre Hand um meine Schulter. Erst jetzt verstand ich was Freundschaft bedeutet, besser gesagt beste Freundin. Rose, ist die beste Freundin dich ich je hatte und haben werde.

(Das war das erste Kapitel von 'promise me'. Eure Meinung? Gut? Schlecht? Was soll ich verbessern? Und was meint ihr passiert noch alles? Über Kommentare und Votes freu ich mich immer :) - Sonntag gehts weiter!)

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