Sicht Elena
"Aufstehen!"
Eine laute Stimme reißt mich aus meinem ruhigen Schlaf. Kerzengerade sitze ich im Bett und blicke mich hektisch im Raum um.
Es ist strahlend hell, die Sonne scheint durch das Fenster hinein und ein kalter Windzug zieht durch den Raum.
Weiterhin sehe ich mich nach der Quelle des lauten Geräuschs um. Wohl eher der Quelle des Schreis.
"Baekhyun, muss das sein?" Grummelnd vergrabe ich mein Gesicht im Kissen, als ich den Asiaten entdecke. Dieser lacht nur. "Komm, steh endlich auf."
"Na immerhin wurdest du nicht von seinem Gesang geweckt." Ein, vollkommen übermüdet wirkender Xiumin schlappt an der Tür vorbei und grummelt leise vor sich hin.
Am Rande bemerkt, Baekhyun hat eine großartige Singstimme und trifft selten einen Ton nicht. Doch morgens, wenn er die anderen wecken möchte, singt er immer besonders schief und extrem falsch. Diese Erfahrung durfte ich auch schon hin und wieder machen, jedoch ist aktuell Fastenzeit.
Ich habe mich dazu entschieden, auf Kaffee und sämtlichen Koffein zu verzichten. Die Folge daraus ist, ich schlafe wie ein Murmeltier und komme morgens überhaupt nicht mehr aus den Federn. Dennoch, der Kaffee Entzug tut mir unheimlich gut. Überraschender Weise.
"Seit wann lässt du dich denn nicht mehr wecken?" Werde ich in der Küche von Kyungsoo begrüßt.
"Fastenzeit." Murre ich müde und reibe mir die Augen. Meine Brille schiebe ich mir dabei auf den Kopf.
Ich lasse mich auf einen freien Stuhl fallen und betrachte den Tisch.
"Ich war heute morgen schon in der Stadt und habe Brötchen gekauft!" Verkündet Chen ganz stolz und zeigt auf eine Tüte auf dem Tisch.
In Seoul gibt es nur einen einzigen deutschen Bäcker.
Koreanische Brötchen sind ungenießbar, zumindest für uns Europäer. Sie sind unfassbar süß, vergleichbar mit einem Rosinenbrötchen.
In Asien werden süße Brötchen häufig als Nachspeise gereicht. Jedoch nicht zum Frühstück oder gar däftig.
"Ich muss heute erst Kaffee kaufen, ich hatte ihn vergessen." Meldet sich Suho zu Wort und stellt eine Tasse Kakao vor meiner Nase. Ich schüttel den Kopf und lächel ihn dankend an.
"Keine Sorge, ich trinke aktuell keinen Kaffee. Die Christen haben Fastenzeit, ich verzichte auf Kaffee. Normal waren es immer Süßigkeiten, doch in der Klausurenzeit werde ich auf Süßigkeiten nicht verzichten können."
Xiumin sieht mich mit großen Augen an. "Wie lange geht sie?"
"40 Tage." Antworte ich ihm und nehme einen Schluck von dem warmen Getränk.
"40 tagelang keine Süßigkeiten? Wie hält man das nur aus?" Sein erstaunter Ausruf lässt viele am Tisch schmunzeln.
"Machbar, aber oft echt nicht einfach."
Als auch endlich der letzte am Tisch sitzt, beginnen wir mit dem Frühstück. Auch jetzt kann ich nicht besonders viel essen, ich bin einfach viel zu nervös. Und von Minute zu Minute, der Zeiger schiebt sich langsam über das Ziffernblatt, steigt die Nervösität.
Das Läuten der Türklingel reißt mich aus meinen Gedanken.
"Elena, beweg deinen Hintern in die Dusche!" Ist das erste was ich höre, nachdem Sehun die Tür geöffnet hat. Anna steht im Türrahmen zum Esszimmer und hat die Hände in die Hüften gestemmt.
"Morgen." Murmel ich als Antwort und erhebe mich langsam.
"Lass die Sachen ruhig stehen, wir räumen eh gleich ab." Hält mich Chanyeol auf, als ich meine Sachen in die Küche bringen möchte. Ich zucke mit den Schultern und stelle sie trotzdem in die Küche.
Dann nehme ich mir im Gästezimmer rasch ein paar Sachen und verschwinde damit im Bad.
Da das Kleid keinen großen Rückenausschnitt hat, konnte ich einen normalen BH verwenden. Auch sonst nehme ich Unterwäsche mit, eine weite Jogginghose und ein großes T-Shirt.
Ich habe nicht vor, das Kleid gleich direkt nach dem Duschen anzuziehen. Es würde nur an der Haut kleben und mehr Probleme als nötig machen.
"Und wehe du föhnst dir die Haare!" Anna steht auf einmal in der Tür und sieht mich böse an.
"Ist ja gut." Abwehrend hebe ich meine Hände. "Darf ich jetzt bitte duschen gehen?" Sie nickt und schließt die Tür wieder hinter sich. Ich sollte mir echt angewöhnen, die blöden Türen zu verschließen.
Nach dem Duschen trockne ich mich schnell ab, ziehe die Sachen über und trete auf den Flur hinaus.
"Komm ins Gästezimmer. Ich warte schon auf dich." Ruft mir Anna entgegen und streckt ihren Kopf aus besagtem Raum.
Ich trete zu ihr. Auf dem Bett hat sie bereits alles ausgebreitet und aufgebaut.
"Komm, setz dich. Ich möchte heute noch fertig werden."
Ich lächel, löse das Handtuch, welches ich um meine Haare gelegt habe, und setzte mich zu ihr.
Innerhalb des letzten Jahres hat sich bei uns eine tiefe Freundschaft entwickelt. Gerade dadurch, dass ich vor Auftritten oder Sachen, bei denen gefilmt wird, in die Maske soll, habe ich dort doch relativ viel Zeit verbracht. Viel Zeit mit ihr.
Mit unwahrscheinlicher Geschicklichkeit trocknet sie meine Haare, kämmt sie und dreht leichte locken hinein. So wirken sie ein wenig kürzer, aber dennoch sehr elegant.
Schnell legt sie ein wenig Make-up auf mein Gesicht, betont leicht meine Lippen und gibt meinem Gesicht ein wenig Frische und Glanz.
"So, und jetzt das Kleid!" Freut sie sich und klatscht in die Hände.
Sie schließt die Tür und ich ziehe bereits meine Jogginghose und mein T-Shirt aus.
Anna hält mir das Kleid gleich so hin, dass ich möglichst einfach einsteigen kann und schließt es dann am Rücken.
Ich bin sehr froh darüber, dass der Stoff ein wenig dicker und schwerer ist. Draußen ist es noch nicht so warm und die Veranstaltung wird draußen stattfinden.
Zu guter Letzt hilft sie mir noch dabei, die Schuhe anzuziehen. Mit einem sehr langen Kleid kann das durchaus eine Herausforderung sein.
"Seid ihr fertig?" Kai steckt seinen Kopf durch die Tür. Ein breites Lächeln ziert seine Lippen. "Du siehst wundervoll aus."
Bei seinem Kompliment merke ich, wie meine Wangen heiß werden. Ich senke meinen Blick und bedanke mich leise. Ich mag Komplimente einfach nicht. Ich weiß nicht, wie ich mit ihnen umgehen soll.
Genau 25 Minuten später sitzen wir alle im Auto. Es sind genau genommen zwei Vans, damit auch alle mitkommen können.
Die drückende Stille lässt mich kaum atmen. Nervös knete ich meine Hände und spiele immer wieder an den Verschluss meiner Tasche herum.
"Hey, das wird schon." Baekhyun schubst mich leicht an und auch Sehun lächelt mich aufmunternd an.
"Wie geht es eigentlich deiner Schwester? Geht sie immer noch reiten?" Glücklich über seinen Ablenkungsversuch, steige ich auf das Gespräch von Sehun ein und versuche einfach das Kommende zu vergessen. Zumindest für einen kleinen Moment.
"Wir sind da." Verkündet Suho, als der Wagen zum Stillstand kommt. Auch ihm ist ein klein wenig Aufregung anzuhören.
"Oh man, unser kleiner Engel wird erwachsen und wird bald seine eigenen Wege gehen..." er klingt fast schon reumütig. "Herrje, das dürfen ihre Eltern sagen, aber du, reiß dich mal zusammen." Wirft Chanyeol lachend Suho an den Kopf und ignoriert die giftigen Blicke seines Leaders.
"Da seid ihr ja." Ein etwas älterer Mann, er ist mittlerweile Mitte 30, kommt auf uns zu gelaufen und strahlt übers ganze Gesicht. Dabei zeigen sich hervorragend seine Grübchen.
"Hallo Leeteuk. Schön dich wiederzusehen."
Der größere nimmt mich in eine herzliche Umarmung und betrachtet mich kurz. "Du siehst wundervoll aus. Es ist so schön dich wiederzusehen."
Wie immer ist er unheimlich überschwänglich und fröhlich. Es tut einfach gut ihn wiederzusehen.
"Wollen wir?" Auch Siwon und Donghae sind mit von der Partie. Ich bin wirklich froh, dass einige Freunde, trotz ihrer stressigen Arbeit, Zeit dafür gefunden haben heute dabei zu sein.
"Ja, die Presse wartet bestimmt schon." Sofort tritt ein klein wenig Angst in mir hervor. Diese muss ich wohl auf meinem Blick widerspiegeln, denn Donghae klopft mir beruhigend auf die Schulter.
"Ach, das wird schon. Viel falsch machen kannst du ja nicht."
Sein Spruch lässt mich kurz Lächeln. Da hat er wohl recht, was kann man schon falsch machen, wenn man einen Stein auf den Boden setzt?
Das Grundstück ist groß, der Rasen existiert bereits. Ich bin mir jedoch sicher, durch die Bauarbeiten wird er sicherlich wieder komplett ruiniert.
Die ersten Fundamente sind bereits gegossen. Hier werden in der Zukunft große Bauten stehen.
An einem der hinteren Fundamente ist ein kleines Podium aufgebaut. Jede Menge Presse steht davor und auch noch andere, wichtig scheinende Leute... Natürlich weiß ich, wer dort steht, aber es auszusprechen, alleine den Gedanken zu greifen... ich würde dort vorher sicherlich kein einziges Wort mehr über die Lippen bringen. Geschweige denn mich dorthin bewegen.
"Knete die Tasche noch ein wenig mehr und du hast sie zu Mus verarbeitet." Verwirrt blicke ich auf meine Hände. Diese habe ich in meine Tasche gekrallt. Ich sollte wirklich nicht so nervös sein. Mein Herz schlägt auch schon ganz schnell. So überlebe ich das ganze nicht.
Mit zittrigen Schritten meinerseits, fest im Schritt der anderen, bewegen wir uns auf das kleine Podium zu. Meine Freunde bleiben neben dem kleinen Podest stehen.
Ein älterer Mann tritt zu uns, er teilt mir kurz mit, dass er zuerst ein paar Worte an die Presse richten möchte, dann bin ich daran. Natürlich ist das für mich okay, alles was meinen Auftritt ein wenig hinauszögert, nehme ich gerne in Kauf.
"Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Presse, anwesende Freunde und auch sehr geehrte Frau Kim. Mein Name ist Moon, ich bin das Staatsoberhaupt, der Präsident dieses Landes. Dies heute ist ein wichtiger und bedeutender Tag, nicht nur für Frau Kim, sondern auch für uns. Es ist ein großer Schritt, ein spannendes Projekt und ein mutiger Sprung einer jungen Frau, welche eine Vision hat. Ich bin wirklich stolz, dass sie diese Vision in unserem Land umsetzen möchte, dass diese Vision ihr in unserem Land kam und sie auch hier lässt.
Wir erhoffen uns und versprechen uns wirklich viel von diesem Projekt und werden es mit allen Mitteln unterstützen, welche uns zur Verfügung stehen.
Wir hoffen natürlich auch, dass es gut von der Bevölkerung und den Beteiligten aufgenommen wird. Von der Zielgruppe.
Ich denke, ich habe nun genug geredet, Frau Kim, möchten Sie nicht nach vorne treten?"
Der Präsident dreht sich zu mir um. Ich zitter bereits vor Nervosität und Aufregung.
Warum muss er noch einmal diese Wichtigkeit betonen?
Warum legt er noch mehr Last auf mich?
Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, betrete ich die kleine Tribüne. Ich sehe gar nicht erst zu den Leuten hinab, mein Blick gleitet sofort zu meinen Freunden.
"Vielen Dank für diese lobenden und einleitenden Worte. Ja, es ist ein wirklich großes Projekt, ein gewagter Sprung und hat ein großes Ziel. Ich bin wirklich dankbar dafür, dass mir das ermöglicht wurde. Ich bin gespannt wohin das führen wird und ich stecke all meine Hoffnung hinein. Mein Ziel ist es, die Leute zusammenzubringen. Gerade in der Musikbranche herrscht eine große Einsamkeit. Warum setzt man sich dann nicht zusammen, arbeitet zusammen und lernt voneinander? Dies waren meine Gedanken, als ich dieses Projekt ins Leben rief. Ich bin wirklich sehr glücklich darüber, dass ich nun heute hier stehen darf und den ersten Grundstein setzen darf."
Die Menge applaudiert. Die Reporter machen Unmengen an Fotos und ich lächel möglichst liebreizend in die Runde. Meine Hände habe ich ineinander verschränkt. Bloß nicht bewegen... Sonst sehen Sie deine Nervosität.
Vorsichtig steige ich von dem kleinen Podium hinab. Nun steht der feierliche Teil an. Die zwei Reden wurden gehalten.
Den Stein gilt es nun zu legen.
Den ersten Stein.
Den ersten riesig großen Schritt.
Es wird wirklich wahr werden.
Es wird wirklich real...
Ich kann es gerade einfach nicht wirklich glauben.
Die letzten Tage, Wochen, Monate...
Es war so surreal.
Es war immer nur auf dem Papier.
Nichts Reales was man anfassen konnte.
Und jetzt? Jemand hat mir einen kalten Stein in die Hand gelegt. Ich halte das kalte Element fest und trete an das Fundament.
Alles ist sehr schleimig und matschig. Ich würde definitiv hinfallen.
Einen Moment lang starre ich noch auf das Fundament... Dann zucke ich mit den Schultern und streife mir die Schuhe einfach von den Füßen. Ich sehe einige verwirrte Blicke, ignoriere sie jedoch.
Mit einer Hand halte ich den Stein fest. Mit der anderen hebe ich meinem Rock ein wenig an, sodass er nicht im Matsch hängen bleibt.
Ich steige auf das nasse kalte Fundament. Himmel ist das eisig kalt.
Zähne zusammenbeißen und durch. Ich sollte mich nicht so anstellen.
Ein anwesender Arbeiter zeigt mir genau, wo ich den Stein hinsetzen soll. Vorsichtig platziere ich ihn auf dem Fundament und lächel glücklich. Der erste Stein ist Gesetz. Der erste richtige Stein liegt. Es wird real. Es wird wirklich Wirklichkeit.
Ich kann es einfach nicht fassen.
Weiterhin ist das laute Klicken und Blitzen der vielen Fotoapparate zu hören. Doch ich ignoriere es. Es kann mich nichts mehr nervös machen. Ich bin einfach nur noch glücklich. Der Stein ist gelegt.
Nun sehe ich auch die etwas überrumpelten, aber auch anerkennenden Blicke der Reporter. Sie haben wohl nicht mit einer solch pragmatischen Lösung gerechnet. Ich meine, es hätte sicherlich eine ganze Menge amüsanterer Bilder gegeben, hätte ich mich in diesem Matsch auf die Nase gelegt. Jedoch lasse ich mich nicht so vorführen.
"Das hast du großartig gemacht." Loben mich meine Freunde und ich strahle sie mit einem Lächeln an, was bestimmt die Sonne neidisch machen würde.
"Halt dich fest." Jun, für seine 19 Jahre ist er unheimlich groß gewachsen, und Suga, neben Jun wirkt der zurückhaltende Rapper fast schon wie ein Zwerg, halten ihre Arme hin und geben mir Halt. „Mann, gut, dass ich an ein Handtuch gedacht habe." Donghae kniet vor mir und versucht meine Füße zumindest ein wenig von der braunen, ziemlich flüssigen Substanz zu befreien.
Kai hält meine Schuhe in den Händen und zieht sie mir an, sobald Donghae mit seinem Werk halbwegs zufrieden ist. Meine Wangen haben sich unterdessen feuerrot gefärbt.
Oh Gott, ist mir das unangenehm. Ich hätte doch auch bis zum Auto barfuß laufen und sie dann selber sauber machen können.
"Jetzt stell dich nicht so an, es ist nicht schlimm, wenn man mal Hilfe bekommt." Wie so oft habe ich das Gefühl, dass Suga meine Gedanken lesen kann. Dies sorgt nur dafür, dass meine Wangen nur noch dunkler werden und ich wahrscheinlich jeder Kirsche Konkurrenz machen könnte.
_________
So, das war dann auch das zweite Kapitel. Ich hoffe, wie immer sehr, dass es euch gefallen hat.
Aktuell sieht es sogar noch so aus, als würde ich es schaffen nur 10 Kapitel als Basiskapitel zu machen... Mal gucken, ob das klappt XD
Ich neige einfach dazu, immer viel zu viel zu schreiben.
Dazu muss ich noch am Rande bemerken, mich fasziniert es immer wieder, wie unheimlich schlecht Fanfictions bei mir laufen.^-^"
Nun ja, wir sehen uns beim nächsten Kapitel,
Liebe Grüße
Ellen^-^
Mitglieder Super Junior, die in diesem Kapitel vorkommen:
Leeteuk/ Park Jung Soo
Choi Siwon
Lee Donghae
Mitglieder von BTS, die in diesem Kapitel vorkommen:
Suga/ Min Yoongi
Mitglieder von U-Kiss, die in diesem Kapitel vorkommen:
Jun/ Lee Junyoung
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