Kapitel 9
Als wäre die Zeit stehen geblieben, starrten Sasuke und Naruto Deidara an, der ihren Blick erwiederte. Niemand bewegte sich, keiner traute sich zu atmen und ein Windzug, der durch das zerbrochene Fenster wehte war das einzige, was daran erinnerte, dass die Zeit weiter lief. "...Es tut mir Leid..." nuschelte Deidara nach gefühlten Stunden leise und senkte den Blick. Naruto drehte sich zu Sasuke. Der stand einfach im Zimmer. Der kalte Blick immer noch auf den Künstler gerichtet, der sich nicht traute, dem Schwarzhaarigen ins Gesicht zu sehen. Sasuke wirkte so wie immer, nur die verletzte Hand, die zur Faust geballt war, passte nicht ins Bild. Sie zitterte unter dem hellen Stoff, Blut sickerte durch den Bezug und tropfte auf die dunklen Dielen. "Danke, Deidara." sagte Sasuke nur resigniert und ging, ohne ein Wort zu sagen an den beiden Blonden vorbei aus dem Raum.
Seine Füße trugen ihn, er hatte überhaupt keine Kontrolle über seinen Körper. Er lief die Flure entlang, der Kopf wie leer gefegt, bis er vor einer bekannten Zimmertür stand. Ohne zu klopfen öffnete er die Tür und betrat das kleine Zimmer seiner Schwester. Yui sah ihn überrascht an. Sie saß auf ihrem Bett und hatte einen Manga in der Hand, den sie zur Seite legte. "Sasuke?" fragte sie unsicher und musterte den Schwarzhaarigen. Die Tür hinter ihm viel ins Schloss und der Uchiha taumelte die wenigen Schritte nach vorn zu seiner Schwester, die ihn verängstigt ansah. "Ist... was passiert?" Ihre Stimme zitterte und ihr Blick haftete an der notdürftig behandelten Hand. Sasuke ließ sich nach vorn fallen, direkt auf Yuis Bett und zog sie dabei in seine Arme. Er drückte das Mädchen an seine Brust, vergrub sein Gesicht in ihrem Rücken. Das Mädchen drehte sich in der Umarmung. Sie sah aus glasigen Augen in das Gesicht ihres Bruders. "Was ist passiert, Sasuke?" flüsterte sie bloß, sie hatte Angst, ihre Stimme könnte brechen. "Itachi..." begann er, wurde jedoch von einem Schluchzen unterbrochen. Yui schang die Arme um seinen Oberkörper, presste ihr Gesicht gegen seine Brust. Ihre Tränen fraßen sich in Sasukes Kleidung und ihre spitzen Fingernägel krallten sich in seinen Rücken. Er vergrub sein Gesicht in ihren braunen Haaren und zog sie noch etwas näher an sich, um das unregelmäßige Schütteln ihres Körpers zu beenden. Er hatte nicht einmal zu Ende sprechen müssen, damit Yui ihn verstanden hatte. Das war auch besser so. Der Uchiha war sich nicht wirklich sicher, ob er das geschafft hätte. Yui ließ ihren Tränen freien Lauf, sie war schon immer emotionaler, als alle anderen Uchihas gewesen. Sie war sensibel, eine Eigenschaft, die die Uchihas nie hatten. Sasuke und Itachi hatten sie immer damit aufgezogen, dass sie kein richtiger Uchiha sei. Bei dem Gedanken daran zog sich etwas in ihm schmerzhaft zusammen. Wie oft hatten sich die Geschwister gegenseitig beleidigt, wie oft hatten sie sich gestritten und wie oft hatten sie sich wieder über einem Eis vertragen? Sasuke spürte, wie die Tränen in ihm hochstiegen. Entschlossen schüttelte er den Kopf. Er würde nicht weinen. Nicht jetzt. Nicht vor Yui.
"Wer war es?" fragte diese mit zitternder Stimme, als sie aufgehört hatte zu weinen. Ihr Bruder schüttelte bloß den Kopf. "Aber ich werde es herausfinden und Itachi rächen." knurrte er. Das hatte er bereits beschlossen, als Yui zu weinen begonnen hatte. Er hatte geschworen, auf seine Geschwister aufzupassen und er war kläglich gescheitert. "Ich werde dir helfen." sagte das Mädchen nun mit einer festeren Stimme, als sie sich selbst zugetraut hätte. Der Schwarzhaarige sah sie überrascht an. Ein schwaches Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Mädchens. mit einer Hand wischte sie die letzten Tränen weg und löste sich etwas aus Sasukes Umarmung. "Ich muss doch auf dich aufpassen." sagte sie und wollte leise lachen, was aber eher einem Schluchzer ähnelte. Wieder musste Sasuke gegen die Tränen ankämpfen. Er zog seine Schwester zurück in seine Arme. "Danke." flüsterte er bloß auf ihren Scheitel.
Vorsichtig klopfte es an der Tür. Die beiden Geschwister setzten sich auf. "Herein." sagte Sasuke in der gewohnten Kälte. Er hatte wieder die totale Kontrolle über seine Emotionen und verbannte sie von seinem Gesicht. Deidara öffnete erneut die Tür, hinter ihm trat Naruto nervös vom einen Bein auf das andere. Der Künstler nickte Yui kurz zu. "Wir haben eine Notfallbesprechung..." Er machte eine kurze Pause und musterte die Uchiha Geschwister. "Meint ihr, dass ihr teilnehmen wollt?" wollte er wissen und Yui fragte sich, ob der Künstler schon immer so mitfühlend war. Sasuke stand auf und zog seine Schwester an der Hand mit sich. " Natürlich nehmen wir teil."stellte er mit fester Stimme fest.
Es war ruhig im Raum, selbst Tobi saß stumm auf seinem Stuhl und rührte sich nicht. Alle Mitglieder Akatsukis saßen an dem großen Tisch, lediglich drei Stühle blieben leer, Kisame, Itachi und Shizuka fehlten. Unter den Anwesenden waren auch Gesichter, die Naruto bisher noch nicht gesehen hatte. Yui und Sasuke saßen nebeneinander, Naruto hatte seinen Platz an Sasuke abgetreten. Beide trugen die emotionslose Maske der Uchiha in ihren Gesichtern, einzig die verschränkten Finger auf der Tischplatte zeugten von ihrer Unsicherheit. Sasukes verletzte Hand war immer noch von dem Kopfkissenbezug eingewickelt. Sie ruhte auf dem Oberschenkel des Schwarzhaarigen und obwohl Naruto wusste, dass er nicht starren sollte, konnte er seinen Blick nicht abwenden. Auf groteske Art faszinierten den Uzumaki die Blutflecken, die ein ebenso kräftiges Rot hatten, wie das Sharingan des Uchihas neben ihn. Erst, als sich Pain mit einem Räuspern erhob, sah Naruto wieder nach vorn. "Da ihr alle hier seid, muss ich wohl nicht erklären, warum wir diese Notfallsitzung einberufen haben." murmelte Pain mehr zu sich als zu der Gruppe. "Vor circa zwei Stunden konnte Kisame sich in unser Haupptquatier retten. Er war in einer derart schlechten Verfassung, dass Shizuka Mühe hatte, ihn nicht auch noch zu verlieren... Sie behandelt ihn gerade." Konan stand ebenfalls auf. "Kisame konnte uns noch mitteilen, dass die Mission gescheitert ist." Sie machte eine Pause und der Mann mit den Piecings ergriff wieder das Wort. "Ihre Mission war es, einen Anschlag auf die Clanoberhäupter des Uchiha- und Hyuuga-Clans zu verüben, jedoch gerieten sie in einen Hinterhalt. Mehr ist bisher noch nicht bekannt." beendete er und wartete auf die Reaktionen der anderen Mitglieder. "Damit ich das richtig verstehe:" Sasori legte die Unterarme auf die Tischplatte und faltete die Hände. "Itachi, eines unserer begabtesten und wahrscheinlich auch stärksten Mitglieder ist einfach so durch einen Hinterhalt ums Leben gekommen?" fragte er zweifelnd. Er warf einen kurzen, besorgten Blick zu Yui, bevor er dann wieder Pain und Konan seine Aufmerksamkeit schenkte. "Das ist uns auch noch nicht klar, Sasori." Stellte Konan klar. Der Angesprochene seufzte und lehnte sich wieder zurück. "Und was haben wir jetzt vor?" fragte der Rotschopf nach einer Weile. Sonst wollte niemand etwas sagen, selbst Hidan verkniff sich jeden Kommentar. "Ich hätte nicht gedacht, dass der seine Klappe halten kann!" Kurama lachte laut. Naruto zuckte leicht zusammen und wurde von Sasuke gemustert. Verdammt, sei leise. Zischte der Blonde innerlich. "Das wissen wir noch nicht genau." gestand Konan. " wir müssen aber davon ausgehen, dass unsere Gegner gewarnt wurden. Es muss geklärt werden, ob wir einen Verräter in unseren Reihen haben und, ob wir uns weiterhin auf unsere Quellen verlassen können." Naruto weitete erschrocken die Augen, warf einen Blick zu Sasuke, der ebenfalls zu ihm schielte. Konans unnahrbarer Blick schweifte langsam durch den Raum und fixierte jeden Anwesenden kurz. Als sie den Blonden ansah, blieb dessen Herz für einen Augenblick stehen. Das war nicht die Konan, die vor ein paar Wochen an seinem Bett gesessen hatte, da war sich Naruto sicher. "Wenn Blicke töten könnten, Kleiner." Brummte Kurama amüsiert. Naruto ignorierte den Bijuu, zu viele Fragen schossen durch seinen Kopf. Was hatte Sasuke über Hinata gesagt? Hatte er dem Feind täglich die neuesten Informationen geliefert, ohne es zu bemerken? War er Schuld an Itachis Tod und würde Sasuke ihn verraten? Der Uchiha räusperte sich. Narutos Kopf schnellte in seine Richtung und er sah den Schwarzhaarigen fast schon flehend an. Dieser ließ sich nicht beirren und ergriff das Wort. "Ich denke nicht, dass wir einen Verräter in unseren Reihen haben. Es wäre doch effektiver für ihn, uns leise im Schlaf auszuschalten. Warum sollte er darauf warten, dass Itachi und Kisame einen Anschlag ausüben?" Pain nickte bloß nachdenklich. "Sasori, von wem bekommst du deine Informationen?" hakte nun Yui nach. Sasori sah ihr in die Augen und selbst Naruto konnte da etwas erkennen, was er bei Sasori noch nie gesehen hatte. War das... Wärme? Kurama lachte erneut laut auf. "Wow, ich hätte nicht gedacht, dass das Püppchen überhaupt noch sowas wie Gefühle zeigen kann!" Da hatte Kurama Recht. Auch Naruto hatte sich schon gefragt, was Sasori denn jetzt war.
Puppe?
Mensch?
Naruto blinzelte einige Male, er durfte sich nicht ablenken lassen, Sasoris Antwort war wichtig.
"Die meisten sind kleine Fische, Kanonenfutter, Bauern wenn du so willst." er machte eine abwertende Handbewegung. "Dann wäre da noch Neji Hyuuga." schob er nachdenklich hinterher. "Neji ist deine Informationsquelle?! Willst du mich verarschen, Tomatenbirne?!" erschrocken sah Naruto zu Hidan, der aber von den anderen größtenteils ignoriert wurde. Der Marionettenspieler seufzte, bevor er sich dem Jashinisten zuwandte. "Ja." sagte er ruhig. "Neji Hyuuga, Cousin der Prinzessin und somit Spross des zweiten Familienzweiges." Hidan sprang auf. "Sag mal, arbeitet in deinem Holzkopf überhaupt noch ein Hirn oder haben dir das Holzwürmer weggefressen?" rief er entsetzt. Kakuzu zog seinen Teampartner zurück auf seinen Stuhl. "Ich muss Hidan Recht geben." stellte er dann aber gelassen fest. "Immerhin ist der zweite Zweig des Hyuuga-Clans nur dazu da, um den ersten Zweig zu beschützen." - "und trotzdem kann man sich hundert prozentig auf meine Quellen verlassen." zischte Sasori. Seine braunen Augen formten sich zu Schlitzen, beobachteten den Jashinisten und seinen Partner, von dem er immer noch festgehalten wurde. Deidara legte beruhigend eine Hand auf Sasoris Schulter. " wir wissen,dass deine Quellen immer sicher waren, un. Trotzdem solltest du mal lernen, mit Kritik umzugehen. Das tut einem Möchte-gern-'Künstler' sowieso mal ganz gut." ruckartig drehte sich Sasoris Kopf um 180Grad. Zornig sah er den Blonden an, der die Hand von Sasoris Schulter nahm und mit den Schultern zuckte. " wer ist hier der möchte gern Künstler mit seinen lächerlichen Silvesterböllern,hm?" klackernd drehte sich nun auch der Körper des Rotschopfs in Deidaras Richtung. Dieser war aufgesprungen, die Hände in den Taschen vergraben, in denen der explodierende Lehm ruhte. " oh Sasori-danna, ich mach dich mit meinen 'Silvesterböllern' zu Altholz!" knurrte er und gerade, als die Teamkameraden aufeinander losstürmen wollten, war Shikamaru es, der sie mit seinen Schattenfesseln zurückhielt. "Kriegt euch wieder ein, verdammt! Das ist hier schlimmer als im Kindergarten!" sein Blick wanderte erst zu Pain und Konan, die nicht den Anschein machten, die Streithähne zur Ruhe zu zwingen. Von dort aus sah er zu Kakuzu und Hidan. "Auch, wenn ich es ungern zugebe.... Gebe ich den beiden Recht. Es muss eine undichte Stelle geben und die muss gefunden werden. Wer Schuld an diesem Dilemma ist, spielt doch erstmal keine Rolle. Sollte sich jemand bei der Suche nach dem Maulwurf zurücknehmen, steht fest, dass er für Itachis Tod verantwortlich ist. Und sollte diese Person uns aus Eigenschutz bei der Suche helfen, schneidet er sich ins eigene Fleisch." Er löste seine Schattenfesseln. "Ich denke, dass es eine gute Idee wäre, sich mal mit diesem Neji zu unterhalten." beendete er und sah zu Pain und Konan. Der Mann mit den orangenen Haaren massierte dich den Nasenrücken, hatte die Augen geschlossen und seufzte. "Shikamaru, ich bin froh, dass du dich uns angeschlossen hast. Wir brauchen fähige Mitglieder." mit seinen durchdringenden Augen musterte er die Künstler und Hidan. "Okay, hiermit werden alle laufenden Missionen eingestellt und es wird sich vollkommen auf die Suche des Maulwurfes konzentriert." eröffnete Konan den Mitgliedern. "Ihr dürft jetzt gehen." stellte sie fest und setzte sich wieder. Stühle quietschten und bald war der Raum so gut wie leer.
"Darf Tobi Yui Kekse backen?" fragte der Mann mit der Maske und sah das Mädchen aus großem Auge an. Sie hatte Sasuke dazu überredet, sich die Hand behandeln zu lassen und kam gerade aus Shizukas Zimmer, das eher einer winzigen Arztpraxis ähnelte. "Was machst du denn hier, Tobi?" fragte sie verwundert, doch Tobi griff nur nach ihrer Hand und zog sie die Flure entlang in die Küche. Dort standen bereits Milch, Mehl und Eier auf der Arbeitsfläche. "Yui sollte nicht so traurig sein. Tobi bringt dich jetzt zum lachen!" rief er überzeugt und band sich eine Küchenschürze um die Hüfte. Yui lächelte traurig. Itachi war ein mieserabeler Koch gewesen. Sie schüttelte den Kopf und stellte sich neben Tobi. "Danke." flüsterte sie und griff nach einer der Schüsseln.
Die zwei Männer betraten die völlig zerstörte Eingangshalle. Sie sahen sich um. Schutt und Deckenplatten lagen auf dem Boden, begruben Tote und Verletzte. Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Brünetten. "Immerhin haben wir jetzt gegen die Akatsuki einen Vorteil." stellte er fest und beugte sich zu einem der leblosen Körper vor ihnen. "Hast du wirklich keinen Verdacht gegen Itachi gehegt, Fugaku?" fragte er, als er den Puls des Mannes vor ihm überprüfte. "Hegst du denn einen Verdacht gegen deine Kinder?" kam die Gegenfrage. Kopfschüttelnd erhob sich der Mann mit den braunen, langen Haaren. Lächelnd sah er den Mann mit den schwarzen Irden an. "Meine ältere Tochter würde es sich nicht trauen, uns zu hintergehen und meine Jüngste ist mit vollem Eifer dabei, unsere Siegeschancen zu erhöhen." ließ er ihn wissen. "Außerdem konnten wir durch ihre Informationen diesen Anschlag weitestgehend verhindern, oder nicht?" der Angesprochene quittierte die Stichelei mit einem bloßen "Tzz.", bevor sie ihren Weg fortsetzten. "Unsere Gegner sind verunsichert und geschwächt. Wir sollten einen Angriff starten, um sie vollends außer Gefecht zu setzen, was meinst du?" fragte der Brünette nach einer Weile des Schweigens. Sein Partner nickte stumm. "Ich habe eine Idee, wie wir Akatsuki endgültig aus dem Weg schaffen können." brummte Fugaku, was den anderen zum lachen brachte. "Auf euch Uchiha ist wirklich verlass." stellte er fest, als er das Lachen wieder unterdrücken konnte.
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