Alle Whiskeyflaschen der Welt [Howard]
[überarbeitet]
Steve und ich saßen nach einem weniger erfolgreichen Tag in meiner Werkstatt und tranken ein wenig Whiskey, den er mitgenommen hat.
Ich bastle noch so nebenbei am Gewehr von Sergeant Barnes, welches heute den Geist aufgegeben hat, als sie gerade dabei waren, ein weiteres Stück Land einzunehmen.
"Das Manöver war ein absolutes Disaster", murmelte Rogers in sein Glas und musterte die Flüssigkeit.
Das passiert wenn man einen Plan ohne die in ihm mitspielenden Person gestaltet, Colonel Phillips.
"Wen erzählst du das", gab ich zurück und schnappte mir die Zange, die nun als dritte Hand dienen musste.
Bei meinen Versuchen mit der Tesseraktmunition bin ich noch kein Stück weitergekommen und ich bin schon langsam dabei aufzugeben. Ich kann bestätigen, dass es Menschen dadurch in ihre atomaren Teile aufspaltet, da ich es selbst gesehen habe, doch wie man sich dagegen schützen kann, werden mir nur die deutschen Wissenschaftler beantworten können.
"Was hast du den da schon wieder angestellt?", deutete Steve in Richtung Augenbraue.
Ich sah kurz auf, konnte jedoch schlecht mit der Zange im Mund seine Frage beantworten und setzte alles daran, diesen kleinen Kupferdraht anzulöten.
Als ich glaube zu wissen, dass der Draht sich keinen Zentimeter mehr bewegte, legte ich das Lötzinn zur Seite.
"Mim del...", murmelte ich hervor und beendete den Satz mit einem kurzen Schrei, worauf die Zange aus meinem Mund auf die Tischplatte fiel.
Rogers musste sein Lachen hinter dem Lächeln verstecken, worauf ich nur die Hand schüttelte und versuchte die Brandstelle durch die Luft zu kühlen.
Ich schaltete den Lötkolben aus und schob das Werkzeug und die Pistole von mir weg, um für wichtigere Dinge Platz zu machen. Das Glas mit Whiskey.
Ich hob das Glas und inhalierte den Duft der Flüssigkeit. Schon lange hatte ich keinen Alkohol mehr, der von wirklich guter Qualität war.
"Also was hast du so gemacht, während wir am verlieren waren", lachte der Captain und kippte das Glas im zweiten Zug leer.
"Ich habe unversehentlich versehentlich eine Tesseraktkugel gespalten und sie hat mich durch die halbe Werkstatt geschleudert."
Die Glasscheibe, die mich eigentlich schützen sollte, wurde gesprengt und ich durch den Druck in die hinterste Ecke meiner Werkstatt katapultiert. Man muss den Knall kilometerweit gehört haben. Einer der Mechaniker aus den Werkstätten wenige Meter von hier hat vorbeigeschaut und mich nur noch beim Zusammenkehren der kleine Glassplitter vorgefunden.
Um das Gewehr endlich als fertig abzustempeln, wurde noch der Deckel angebracht.
Etwas entsetzt sah ich auf die gebildete Brandblase und zog dem heißen Übeltäter nun den Stecker.
"Brauchst du nicht mal einen Assistenten?", fragte mich Steve und nippte vom braunen Trank. Er musste sich nochmals eingeschenkt haben.
"Hm?"
Ich habe den Satz in meinem Kopf noch nicht wirklich realisiert. Wollte mir Rogers etwa sagen, dass ich das hier alleine nicht schaffe?
Jedoch, wenn ich so in den hinteren Teil der Werkstatt sah, stehen hier so einige Dinge herum, die schon seit geraumer Zeit repariert werden sollen.
"Also wenn du auf den Ingenieur von neulich ansprichst", rümpfte ich die Nase. "Mit dem kann ich nicht arbeiten."
Er war noch jung und hatte wenig Praxiserfahrung. Kurz nach Ende seiner Ausbildung wurde er eingezogen und somit hatte er versucht bei mir seine Praxis, die er zurzeit versäumte, einzuholen.
"Ich bin doch kein Kindermädchen", murmelte ich leise und tauschte wieder das Gewehr gegen das Glas.
Steve schmunzelte nur ein wenig und blickte etwas nach hinten, wo die ganzen zu reparierenden Gewehre, Maschinen und Fahrzeuge lagen.
Ein paar Sekunden der Stille und des Genießens kehrten ein, bis sich Rogers wieder mit seinem Assistentenvorschlag bemerkbar machte.
"Wie wäre es mit deiner Nichte? Die ist doch auch Ingenieurin."
Mackenzie.
Nein, bevor ich sie in den Krieg zerre, nur um mir zu helfen, nehme ich lieber diesen Möchtegern-Ingenieuren.
"Ich schaff' das auch ohne Assistent", schnaubte ich und leerte das Glas, bevor es knallend auf der Tischplatte aufkam.
Wie auf ein Stichwort klopfte Bucky am provisorischen Holzrahmen und schob die schwere Plane zur Seite.
"Funktioniert sie wieder Mr. Stark?"
Ich deutete nur mit der Hand auf die Waffe vor mir und Barnes bediente sich selbst.
Das Klacken von verschiedensten Möglichkeiten irgendwelche Schalter umzulegen erfüllte den Raum und der Schuss, welche Kugel sich in den Türrahmen bohrte, bestätigte das funktionieren.
Bucky legte das Gewehr zur Seite und steuerte auf einen Kasten zu, aus dem er ein leeres Glas zog.
Ich sah ihn nur etwas überrascht an, da Rogers vorhin auch ziemlich zielsicher sich dort die beiden Gläser geholt hatte. Erklären konnte ich es mir, warum sie dies wussten.
Sie sich doch die einzigen, die mich regelmäßig am Abend besuchten und etwas mit mir tranken.
Der letzte noch vorhandene Sessel wurde herangezogen.
Steve schenkte Bucky ein, während ich durch den Tritt von Rogers ins Schienbein aufgefordert wurde, zur Tür zu sehen.
Ich verschüttete etwas Whiskey auf meiner Hand und der Tischplatte und drehte mich zu Peggy. Sie wartete offenbar bis ihr jemand anbot hereinzukommen.
Mit einem Hauch von Skepsis betrachtete sie die Männerrunde mit der Flasche in der Mitte und rollte mit den Augen.
"Auf dass ihr morgen noch aufnahmefähig seid."
"Jawohl, Ma'am", kam es im Einklang und sie schnaubte genervt vom sarkastischen Unterton, der ihr entgegen geschwappt war.
Peggy kam nun auf mich zu und hielt mir einen Brief unter die Nase. Sie sagte, er sei gerade angekommen.
Ich nahm ihn entgegen, sie machte auf dem Absatz kehrt und ließ uns wieder allein.
Noch ein paar Meter waren ihre klappernden Stöckelschuhe zu hören.
Auch Bucky scheint der kleinen Aufbruchsstimmung zu folgen und bedankte sich nochmals bei mir. Er salutierte noch mit einen Finger zu Steve, der dies erwiderte und verließ mit der Pistole in der Hand die Baracke.
Nur der Captain scheint noch bleiben zu wollen.
Ich tastete meine Taschen ab, fand aber nichts Spitzes. Im Werkzeugkasten müsste noch so etwas wie ein verrosteten Taschenmesser liegen, auf den ich mich auch zu bewege. Man hörte das Kramen zwischen allem Möglichem, musste mich aber mit einem einfachen Messer zufrieden geben.
Ich ging wieder zum Tisch zurück, wo sich Rogers nochmal einschenkte.
"Ich dachte, der muss den ganzen Krieg reichen", erinnerte ich ihn an seine Worte von vor einer halben Stunde und er lachte nur. Zur Provokation leerte er das Glas in einem Zug und füllte es erneut.
"Für dich würden alle Whiskeyflaschen der Welt nicht reichen", bemerkte ich noch und ließ mich auf dem Sessel nieder, bevor ich mit Sorgfalt den Umschlag öffnete.
"Dann hättest du was gegen das nicht betrunken werden tun sollen", erwiderte er nur lächelnd.
Ich schank mir auch noch einmal nach und zog den Brief heraus; legte das Kuvert beiseite.
Und als ich Lieber Onkel Howard! las, wurde mir warm ums Herz.
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