➰ 14. KAPITEL ➰
Die Menschen der alten Zeit sind auch die der neuen,
aber die Menschen von gestern
sind nicht die von heute.
(Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach)
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Nach ein paar Straßen verdopple ich mein Tempo und hole Ylvie locker ein. Ich werfe ihr einen Seitenblick zu, während ich neben ihr her jogge. Sie sieht ziemlich geschafft aus und scheint nicht gut Luft zu bekommen.
„Alles okay?", frage ich sie argwöhnisch, stemme den rechten Arm an meine Hüfte und lege noch die linke Hand drauf. Langsam bekomme ich Seitenstechen, das lange laufen zeigt allmählich seine Wirkung. Ylvie kneift die Augen zusammen und biegt ohne Vorwarnung auf den Fußweg ab und springt etwas tollpatschig über ein verrostetes Fahrrad, welches dort bestimmt schon seit ein paar Jahren liegt und gerät ins Straucheln.
Bevor sie sich ganz von mir abwenden kann, nehme ich eine Träne wahr, die gefolgt von anderen die Wange hinunterkullert. Ich weiß schon jetzt, das es nicht die Einzigen bleiben werden.
Ylvie bleibt keuchend vor der Tür stehen und wartet, bis ich neben ihr stehe, sie bückt sich und holt unter einem Blumentopf den passenden Schlüssel heraus. Sie schließt auf und stürzt, gefolgt von mir, hinein. In den Flur ist es deutlich kühler und es riecht nach alten Möbeln und irgendwie nach meiner Oma. Früher da haben wir sie oft besucht und sie hat mir Zitronenbonbons zugesteckt, wenn Mum nicht geschaut hat. „Nichts Süßes vor den Schlafen gehen" hat Mum immer gesagt, aber Oma hat mir trotzdem ständig was gegeben. Sie nannte es: „Betthupferl"
„Deine Hände", bemerkt Ylvie, wischt sich eine Träne aus den Augenwinkel und reißt mich somit aus den Gedanken an meine Oma, diese ist übrigens an ihren neunzigsten Geburtstag gestorben. Friedlich in ihrem Bett eingepennt, mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
„Was ist mit meinen Händen?", frage ich und hebe beide an. Erst da merke ich wieder den Schmerz und mir wird leicht übel beim Anblick meines eigenen Blutes. Eigentlich habe ich kein Problem, wenn jemand blutet, aber bei mir selber ist das eine ganz andere Sache. Ylvie kommt wie ein scheues Reh auf mich zu und deutet dann mit einer leichten Kopfbewegung zu einer Tür, vermutlich das Bad des Hauses. Ich laufe ihr nach und schaue mich dabei ein wenig um, da es so dunkel ist, gewöhnen sich meine Augen erst etwas später daran. Der Flur ist lang und eine Treppe führt hinauf in das nächste Stockwerk. Sie scheint sich richtig gut auszukennen.
Ylvie geht voran und öffnet eine Tür, es ist wirklich ein Bad und sogar die Lampen gehen nach kurzen Flackern an. Ich setze mich auf den Wannenrand und beobachte Ylvie, wie sie in den Schrank unter den Waschbecken herumkramt.
Wortlos stehe ich auf, als sie endlich das findet, was sie sie anscheinend gesucht hat. Ylvie legt einen alten Ersthilfekasten auf ihren Schoß, streicht mit den Fingern über die Farbe, die langsam abblättert und öffnet sie.
„Wasch zuerst den Dreck und das Blut weg", befehlt sie mir und ich nicke nur zustimmend. Aus dem Waschbecken kommt vorerst nur schmutziges Wasser, doch nach ein paar Minuten sieht es wieder ganz klar aus. Es ist kalt und kühlt gleichzeitig die Wunde ein bisschen. Grübelnd schaue ich Ylvie dabei zu, wie sie kleine Kieselsteine mit einer Pinzette aus meiner Hand zieht und ziemlich konzentriert dreinblickt. Mich wundert es sehr, das sie nicht wegrennt oder Angst vor mir hat.
„Achtung", warnt sie mich, „Das tut höllisch weh"
Wenigsten ist sie ehrlich, denn das Zeug, was sie mir da drauf sprüht tut mehr weh als erwartet. Mit zusammengebissenen Zähnen und verdrückten Tränen, bindet sie mir noch schnell einen Verband um beide Hände, sodass ich ein bisschen aussehe wie ein Boxer.
Erschöpft lehnt sich das zarte Mädchen gegen die Wand und schließt kurz die Augen. Ob Harry nach ihr sucht, frage ich mich. Bestimmt. Streng genommen habe ich meine Chancen hier in Infierno zertrampelt. Ich bin allein und das werde ich auch immer bleiben. Genervt stehe ich auf und presche an Ylvie vorbei in ein Wohnzimmer, das ich vorher gesehen habe.
Ich ziehe ein weißes Laken von den Sofa und schüttele es kräftig aus, draußen fängt der Morgen an. Durch die Vorhänge kommen die ersten Strahlen, aber ich bin einfach zu müde um jetzt wach zu sein. Schlaftrunkend lege ich mich aufs Sofa und praktisch sofort fallen mir die Augen zu.
→
Wegen einen leisen Schluchzen öffne ich die Augen. Draußen scheint es schon wieder dunkel zu werden, möglicherweise habe ich einen ganzen Tag geschlafen. Nachdem ich gähnen muss und mich ein wenig strecke, vernehme ich schon wieder ein herzzerreißendes wimmern.
Müde sehe ich mich im Raum und entdecke Ylvie, die an dem verstaubten Kamin steht und einen Bilderrahmen fest umklammert. Ich kann kaum glauben, das so viel Flüssigkeit aus einen so kleinen Menschen kommen kann.
„Was ist los?", frage ich vorsichtig und mit gesenkter Stimme. Ihre Unterlippe zittert und ohne Vorwarnung schmeißt sie plötzlich das Bild mit voller Wucht auf den Boden. Das Glas zersplittert in tausend Teile und verteilt sich auf den Boden ... Das erinnert mich an etwas ... Ohne noch was zu sagen verschwindet sie. Ich hebe den Rahmen mit bedacht auf und schaue mir das Bild an. Louis, Harry, Ylvie und ein mir fremder Junge schauen in die Kamera. Louis mal wieder fröhlich grinsend, die anderen drei wohl eher ziemlich neutral ohne ein Lächeln. Eine andere Zeit, andere Menschen!
„Bist du dir sicher?", frage ich zur Sicherheit nochmal nach. Jetzt wo ich weiß, dass Nero die Wahrheit wissen will, bin ich mir nicht mehr sicher, ob das eine gute Idee ist. Ich glaube ich bin viel nervöser als er und wir beide warten auf seine Eltern, die uns was zu trinken holen. Nachdem mich Nero gestern angerufen und mitgeteilt hat, das er nicht warten könne, habe ich ein seltsames Gefühl.
„So sicher wie noch nie in meinen ganzen Leben", brummt er mir zu und stiert auf die karierte Tischdecke vor sich.
Die junge Frau mit den wundervollen Lächeln und funkelnen Ohrringen stellt mir einen Orangensaft hin und setzt sich. Der Mann im Anzug gleich daneben. Die zwei haben nicht die leiseste Ahnung, was gleich auf sie zu kommt.
„So ... was ist denn los, mein Lieber?", fragt sie. Unter dem Tisch greift Nero meine Hand und ich drücke sie sofort um ihn zu zeigen, das ich für ihn da bin. Als kleinen Dank schenkt er mir einen liebevollen Blick.
„Nun?", drängelt die Mutter und schaut kurz unauffällig auf ihre Digitaluhr. Jetzt fallen mir Dinge auf, die ich früher nie gesehen habe. Nero sieht seinen Eltern keineswegs ähnlich. Die blonden schon fast weißen Haare sind nicht zu sehen.
„Ich ... ach verdammt", flucht Nero und steht mit einem Ruck auf , „Wer sind meine richtigen Eltern?"
Geschockt senke ich meinen Blick. Warum fragt er sie einfach so gerade raus? Wäre es nicht besser gewesen sie behutsam darauf vorzubereiten? Das Glas rutscht Neros Ex-Mama aus der Hand und zerspringt auf den Boden. Der Orangensaft vermischt sich mit den Glas auf den Boden.
Die nächsten Worte bekomme ich nicht mehr mit, in meinen Ohren rauscht es und ich spüre nur noch wie Nero meine Hand beinahe zerquetscht. Ich hasse es wenn sich Leute in meiner Gegenwart streiten!
„Sagt es mir", schreit er und schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch. So habe ich ihn noch nie erlebt, das ist was ganz Neues für mich. Die anderen Gläser zittern verächtlich und drohen ebenfalls sich mit dem Boden anzufreunden.
Beide beginnen zu weinen und schließlich steht die Frau nach wenigen schrecklichen Augenblicken auf und kommt komischerweise auf mich zu. Dann legt sie mir ihre Hand auf meine Schulter und holt tief Luft. Bei ihren Blick wird mir schlecht und ich kann nur Ahnen, was jetzt kommt.
„Deine Schwester hast du bereits schon gefunden!"
VERDAMMTE UNICORNKACKAAAA :D Leute ich bin bei FanFiction mit dieser Geschichte unter den Top 200 *-* Wisst ihr was das für ein tolles Gefühl ist?
Ich DANKE euch allen <3 Macht unbedingt weiter so, mit Kommentaren und votes <3
LIEBE EUCH ALLE DA DRAUßEN <3
Sooo was Ebony und Ylvies Geheimnisse betrifft, die werden im nächsten Kapitel gelüftet. DAS war nur der erste Teil xD
BITTE EURE THEORIEN:
- N
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