043 | Louis

Louis' P.o.V

Summend stand ich nur in Boxershorts in der Küche und bereitete für Harry ein kleines Frühstück zu. Es war zwar bereits früher Nachmittag, aber er war erst jetzt aufgewacht. 

Am Freitag und auch gestern hatten wir den ganzen Tag im Bett verbracht. Harry war zwar immer mal wieder aufgewacht, aber auch nicht so richtig... Meist waren wir dann kurz im Bad oder er hatte etwas getrunken. Ich machte mir Sorgen, dass er nur am Schlafen war, aber vielleicht war es seine Art das alles auf diesem Weg zu verarbeiten?

Bevor ich mit dem Teller und einer Tasse Kräutertee für Harry zurückging, machte ich mir eine große Tasse Kaffee. Ich war es überhaupt nicht gewohnt so lange herumzuliegen. Doch Harry wollte ich auch nicht alleine lassen und so wie er sich immer an mir festkralle... Da konnte ich mich nicht einfach von ihm lösen und gehen. 

Ich ging zurück ins Schlafzimmer und sah zu Harry, welcher sich an das Kopfteil des Bettes lehnte und aus verquollenen Augen zu mir sah. Ich setzte mich mit den Sachen zu ihm ins Bett und reichte ihm zuerst den Tee, den Teller stellte ich für einen Moment noch beiseite.

Er trank in Ruhe den Tee, bis ich ihm dann auch den Teller hinhielt. Unschlüssig blickte er auf die kleine Auswahl, weswegen ich nach kurzem Überlegen eine der Brotscheiben nahm und ihm hinhielt. Zögerlich nahm er es mit einem leisen 'Danke' entgegen. Harry war extrem ruhig, seitdem er wach war. Er zitterte aber nicht und der schien auch nicht in Panik zu verfallen.

Nach dem er alles aufgegessen hatte stellte ich den Teller und unsere leeren Tassen weg. "Sollen wir vielleicht an die frische Luft? Uns ein bisschen bewegen?" Harry sah mich nicht an, nickte jedoch langsam.

Erleichtert atmete ich aus und strich über seinen Unterarm, welchen ich nach dem Aufstehen neu verbunden hatte. Die Wunde war nicht mehr so stark entzündet, dennoch brauchte es noch eine Weile, bis sie abgeheilt war. "Lou?"

Ich sah ihn an und nickte. "Ja?" - "Danke", flüsterte er wieder. Plötzlich nahm er meinen Arm, legte ihn sich um seine Schultern und schmiegte sich mehr an meine Seite. Lächelnd musterte ich ihn und gab vorsichtig einen Kuss auf seine Locken. Es war schön, wie er langsam auftaute und mehr meine Nähe suchte. Ich hatte Sorge, dass wir nach dem Zusammenbruch von vorne anfangen müssten. 

"I-Ich fühle mich leichter", gestand er. Harry drehte sich ein wenig in meinen Armen und versteckte sein Gesicht an meiner Brust. Ich zog ihn noch etwas fester an mich und fuhr mit meinen Fingern durch seine Haare. "So soll es auch sein", erwiderte ich. "Es ist schön, dass du dich besser fühlst." Vorsichtig drückte ich Harrys Kinn hoch, sah ihn einen Moment an und drückte meine Lippen schlussendlich sanft auf seine.

Anstatt zurückzuzucken lehnte er sich mir entgegen und erwiderte den Kuss. Als ich mich löste musste ich lächeln und als er mich sogar bat ihn nochmal zu küssen, musste ich etwas lachen. Natürlich kam ich seinem Wunsch nach und nahm seine Lippen wieder in Anspruch. "D-Das tut gut", murmelte er und kuschelte sich wieder an mich.

"Können... Können wir noch etwas liegen bleiben?" - "Natürlich. Hauptsache wir kommen später noch an die frische Luft. Das Treffen mit deiner Mutter habe ich auch auf nächste Woche verschoben." Er nickte und zog die Decke wieder höher. Gestern hatte er darum gebeten und in seinem Zustand hätte ich ihn auch ungern unter Menschen gelassen. 

Nicht das es schlecht wäre, wenn er seine Mutter wiedersieht... Aber er war schon sehr verhalten nach der ersten Begegnung, der Zusammenbruch war auch nicht förderlich und den Eindruck den er mir jetzt machte, brauche er einfach noch Zeit sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass seine Mutter wieder in seinem Leben existierte. 

"Ich... Kann... kann ich dir mehr erzählen? D-Dann erdrückt mich das nicht so", fragte Harry und sah mich dabei nicht an. Ich küsste seinen Kopf und drückte ihn kurz. "Du musst nicht fragen. Harry, du kannst mir immer alles erzählen. Ich bin da und höre zu. Versprochen." Er nickte schnell und zufrieden strich ich durch seine Haare.

"Ich liebe dich", flüsterte ich in sein Ohr und küsste seine Schläfe. Als ich ihn ansah, bildete sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. Ich war unheimlich froh, dass er mit mir darüber sprach und dass es ihm auch half. Als er anfing darüber zu reden wie der Tod seines Vaters alles verändert hatte, kuschelten wir immer mehr miteinander.

Harrys Stimme brach auch ein paarmal weg, aber er weinte nicht hysterisch und bekam auch genügend Luft. Froh darüber, dass er nicht so in Panik verfiel drückte ich ihn fest und überhäufte sein Gesicht mit Küssen. "Lou", fing er an zu lachen und drückte mich leicht von sich weg. Ich grinste nur, nahm seine Hand in meine und küsste seinen Handrücken.

Ich war unheimlich froh, dass es ihm wirklich besser ging. Als wir aufstanden hatte er auch nicht mehr diese gekrümmte Haltung und versuchte nicht sich kleiner zu machen. Ich hielt ihm meine Hand hin und gemeinsam gingen wir ins Bad, um uns fertig zu machen.

Zurück im Schlafzimmer suchte ich uns Klamotten für draußen raus. "Lou..." Plötzlich klang seine Stimme wieder traurig. Oh nein... Ich sah zu ihm herüber, doch anstatt das er traurig aussah, umspielte ein kleines Lächeln seine Lippen. Was war denn jetzt los? Etwas perplex sah ich ihn an und konnte kaum glauben, wie breit er auf einmal lächelte.

"Der Pulli, ich... Ich hatte früher auch so einen", erzählte er lächelnd und anstatt ihn anzuziehen drückte er das Kleidungsstück fest an sich. Überrascht zog ich eine Augenbraue hoch. "Wirklich?" Ich hatte mir bei dem pinken Pullover nicht wirklich viel gedacht. Als ich ihn in den Händen hielt musste ich einfach an Harry denken. Deshalb hatte ich den Pullover auch gekauft.

Schneller als ich hinsehen konnte zog Harry sich den Pullover dann an und schlüpfte in die schwarze Hose, welche ich auch noch für ihn hatte. Sie saß unglaublich eng, doch Harry schien mehr als zufrieden zu sein. Froh, dass er gute Laune hatte konnte ich mir eine Träne nicht verkneifen und wischte sie schnell weg. Harry hatte es aber gemerkt und verlor sein Lächeln direkt. "Lou?"

"Alles gut, Love. Ich bin nur froh, dass dir die Klamotten gefallen und du so gute Laune hast", gab ich zu und nahm seine Hand. Wir gingen in den Flur und aus dem Schrank suchte ich noch die Boots raus. "D-Du hast so viel gekauft", murmelte er und blickte auf die braunen Wildlederboots. "Love... Auf Socken wäre es auch echt unangenehm und diese weißen Schuhe... Die habe ich doch noch Freitagabend mit allen anderen Sachen im Gefängnis abgegeben. Du hast also nichts anderes."

An den Abend wollte ich mich gar nicht erinnern. Ich war schnell gefahren nach dem Harry nochmal aufgewacht war. Ich wollte nicht fahren, als er geschlafen hatte. Herr Walker war nicht begeistert von der Tatsache und hatte versucht mich zum Bleiben zu überreden. Er hatte die Hoffnung, dass ich die Kündigung noch zurückziehen würde... Das Gespräch verlief nicht ganz so angenehm und ich war froh später wieder bei Harry zu sein. 

Eine Sekunde länger hätte ich dort wirklich nicht mehr ausgehalten.

Ich schlüpfte schnell in meine Vans und griff nach den beiden Jacken an der Garderobe. "Die ist tatsächlich nur geliehen. Ich dachte wir können dir in den nächsten Tagen deine eigene Jacke kaufen."

"Aber so viel Geld..." - "Hazza, du brauchst Klamotten. Außerdem bist du mir das alles mehr als nur wert." Er nickte noch etwas unschlüssig, zog sich dann aber Marks Jacke über. Sie passte wie angegossen. Wäre auch echt blöd gewesen, wenn nicht. In meine Jacke würde er nicht mal mit einem Arm hineinpassen.

Ich schnappte mir seine Hand und gemeinsam gingen wir an die frische Luft. Wir liefen ein wenig durch die Straßen und kamen nach einer Weile an einen kleinen Park an. Es war nicht ganz so viel los, dennoch verfestigte sich Harrys Griff um meine Hand. "Es ist so ungewohnt", flüsterte er leise und hielt meinen Arm auch noch mit seiner anderen Hand fest.

Unsicher ließ er seinen Blick schweifen und schaute schlussendlich auf den Boden. Wir liefen noch einen Moment, bis Harry abrupt stehenblieb ich automatisch anhielt. "Harry?"

"Bin ich dir zu viel Arbeit?"

"Was? Oh Gott nein! Denk sowas doch nicht. Hazza, du bist mir nicht zu viel Arbeit. Wie kommst du denn darauf?" - "Das Wochenende... ich... Du warst die ganze Zeit bei mir und hast nichts anderes getan. Ich hab' dich von allen möglichen Sachen abgehalten und-"

Ich schüttelte meinen Kopf, stellte mich auf Zehenspitzen und drückte ihm ein kleines Küsschen auf die Lippen. "Wir haben das Wochenende beide gebraucht." Harry sah nicht gerade begeistert aus und schüttelte seinen Kopf. "Ich bin zu viel Arbeit." Seufzend legte ich meine Hände an seine Wange. 

"Hör mir jetzt ganz genau zu. Ich würde alles für dich tun. Wenn ich nicht die kommende Woche anfangen würde zu arbeiten würde ich auch nochmal mit dir so lange im Bett liegen. Es macht mir absolut nichts aus. Ich bin es vielleicht nicht gewöhnt einfach mal herunterzufahren, aber ich liebe dich Harry. Ich stehe dir immer bei und helfe dir. Egal was es fordert." 

Er schniefte leise und legte seine Hände auf meine. "D-Danke", wimmerte er leise und schloss seine Augen. "Wollen wir uns kurz hinsetzen?", fragte ich leise und nickte in Richtig einer Bank, welche in der Sonne stand. Harry zögerte, doch nach ein paar Sekunden stimmte er zu. Gemeinsam setzten wir uns hin, Harry war immer noch ein bisschen angespannt, doch das änderte sich plötzlich.

"Louis, schau mal", sprach er etwas aufgeregt und rüttelte an meiner Schulter. "Mhm?" Ich öffnete meine Augen und sah zu Harry, welcher breit strahlte. Das war jetzt ein erschreckender Wandel. So kannte ich ihn gar nicht. Etwas gruslig war das jetzt schon.

"Jetzt schau endlich mal", bat er mich und zeigte auf eine Katze, welche sich nicht weit von uns an einem schattigen Platz hingelegt hatte. Ich verzog leicht mein Gesicht. "Mhm." - "Du magst keine Katzen?", fragte er leise und sah mich traurig an. "Ich mag Haustiere allgemein nicht."- "Wirklich nicht?" Ich nickte. "Irgendwie... Keine Ahnung." Ich zuckte mit meinen Schultern, schloss meine Augen und genoß die Sonne auf meiner Haut.

"A-Also bekomme ich keine Katze, wenn ich mir eine w-wünsche?"

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03/03/2021

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