041 | Harry

Harrys P.o.V.

Meine Frage war mir etwas unangenehm. Ich wusste, dass ich Louis mochte. Aber was bedeutete es, wenn es mehr als das war? Fühlte er dasselbe wie ich und hatte er deswegen auch gesagt, dass er mich liebte? Ob ich das auch so sagen sollte? Allerdings ich wusste nicht, ob es so angemessen war, ob ich die richtigen Worte fand...

Da Louis noch zu überlegen schien, drehte ich mich leicht weg. Zumindest wollte ich es, aber Louis ließ es mit seinem Griff an meinem Oberarm gar nicht erst zu und zog mich zurück. "Ach Hazza", murmelte er und küsste meine Wange.

Peinlich berührt sah ich ihn nicht an, sondern blickte auf seine andere Hand, welche auf meinem Bauch ruhte. Er zitterte kaum noch. Das war ein gutes Zeichen, ein sehr gutes. Oder?

Doch, das war es.

"Du möchtest also wissen, wie es sich anfühlt, wenn man jemanden liebt?" Kurz nickte ich und sah Louis dann unsicher an. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus und er rutschte noch etwas näher an mich heran. Dabei war das schon kaum mehr möglich.

"Weißt du, jeder empfindet das ein bisschen anders, aber ich kann dir sagen oder vielleicht auch zeigen, was ich in deiner Nähe fühle", fing er an und nahm meine Hand in seine. Mit seinen Lippen verteilte er leichte Küsse auf meinen Handrücken und sah mich mit einem solch liebevollen Blick an, dass ich gar nicht wirklich wusste, wie ich damit umgehen sollte.

Etwas überfordert nickte ich und schluckte. "O-Okay", erwiderte ich leise. Louis setzte sich auf und hielt weiterhin meine Hand in seiner. Unsicher hielt ich meinen Atem an und schaute kurz von seinen blauen Augen hinunter zu seinen Lippen. Womit hatte ich ihn nur verdient? Er war so geduldig, hörte zu und hatte nur gute Absichten.

Wie konnte ich jemals an ihm zweifeln? Louis konnte einfach nicht böse sein.

Niemals.

"Hazza? Du musst mir schon zuhören", grinste Louis und stupste mich leicht an. Entschuldigend sah ich zu ihm auf und nickte. "T-Tut mir leid", wisperte ich. Louis lächelte jedoch nur, ließ meine Hand los und legte beide seiner Hände an meine Wange.

"Wenn ich dich berühre, dann wird mir immer warm." Er lächelte mich an und fuhr mit seinen Händen in meinen Nacken. Sanft strich er weiter über meine Schultern hinunter und legte seine Hände an meine Oberarme.

Alleine durch diese leichten Berührungen spürte ich wie meine Haut anfing zu kribbeln und alles Negative, welches mich von Tag zu Tag begleitete und mich ständig herunterzog verschwand. Es kam erst wieder, wenn Louis nicht bei mir war. Hoffentlich konnte ich bei ihm bleiben.

"Wenn wir uns küssen, dann-" Er nahm meine Hand und legte sie auf seine Brust. Langsam nickte ich und atmete überrascht ein, als Louis sich näherte und unsere Nasenspitzen sich berührten. "Spürst du das?", flüsterte er leise und drückte meine Hand etwas mehr an seine Brust.

Ich musste leicht lächeln, als ich seinen Herzschlag, welcher zunahm umso länger wir hier so eng beieinandersaßen, spürte. "Ja", hauchte ich und erwiderte den Kuss, als Louis seine Lippen auf meine legte. Zurückhaltend fuhr ich mit meinen Händen in seinen Nacken und zog ihn etwas mehr an mich.

Der Kuss war unglaublich sanft und ich mochte die Art und Weise wie Louis küsste. Nicht nur sein Herz schlug immer schneller. Auch meins hüpfte aufgeregt in meiner Brust und ließ mich glücklich aufseufzten.

Während wir uns küssten blendete ich aus, dass Louis noch etwas näher rutschte und sich mit einer Hand auf meinem Oberschenkel abstütze. Erst als ich merkte, wie nah seine Hand meinem Schritt war, zuckte ich zurück und unterbrach somit unseren Kuss.

Ich atmete tief durch und sah Louis mit großen Augen an. "Ich liebe dich Harry", hauchte Louis und beugte sich wieder zu mir herüber. "L-Lou." Doch er grinste nur leicht und verband unsere Lippen erneut miteinander. Mein Herz schlug unaufhörlich gegen meine Brust. Ich hatte das Gefühl, als würde es gleich hinausspringen. Ich legte meine Hände an seinen Oberkörper und drückte ihn von mir.

"S-Stopp", murmelte ich hilflos und atmete tief durch. Ich schluckte, als das Kribbeln in meiner Brust hinunter zu meinem Unterleib wanderte und sich dort ausbreitete. "Nicht", winselte ich und drückte Louis noch ein Stück weiter weg.

"Haz? Alles okay?" Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte durchzuatmen, doch es gelang mir nicht. Langsam tauchten wieder die Erinnerungen auf, als ich das letzte Mal dieses Kribbeln in meiner Lendengegend gespürt hatte. In der Dusche. Im Gefängnis. Danach hatte ich Louis das erste Mal weh getan und kurz darauf nochmal.

"Woran denkst du?", fragte er besorgt und griff nach meiner Hand, welche ich ihm nicht entzog. "A-An das was in der Dusche passiert ist... und dann an das was d-danach..." Ich hörte auf zu sprechen und sah hinunter auf meine Hände, welche anfingen zu zittern.

Mir wurde schlecht und ich biss mir fest auf die Lippe um mich von dem unguten Gefühl, welches sich in meiner Brust ausbreitete, abzulenken. "Love, da haben wir nicht aufgepasst. Da habe ich nicht aufgepasst." Wir? Er? Nein.

Ich sah ihn verständnislos an und konnte gar nicht glauben was er da sagte.

"Dafür war ganz allein ich verantwortlich. Nicht wir zusammen und du ebenfalls nicht." Allerdings schüttelte Louis direkt seinen Kopf. "Ich habe nicht nachgedacht und hätte deinen Versuch direkt ablehnen sollen. Wir sind noch nicht so weit, um etwas in diese Richtung zu machen. Es gibt noch zu viele Auslöser... und wenn wir uns besser kennen und mehr aneinander gewöhnen, eher wissen wie der andere in bestimmten Situationen reagiert, dann können wir es miteinander versuchen."

Verzweifelt sah ich ihn an. "Louis... Das... Nein!" - "Warum denn nicht?", fragte er vorsichtig nach und nahm meine Hand in seine. "I-Ich kann nicht", presste ich hervor und erschauderte bei den Erinnerungen, welche sich aus der hintersten Ecke meines Kopfes in den Vordergrund schoben.

"Hazza? Hey, was ist los?" Jedoch schüttelte ich nur meinen Kopf und keuchte. Ich wollte nicht daran erinnert werden. "Harry, hörst du mich?" Wimmernd strich ich mir durch die Haare und begann über meine Kopfhaut zu kratzen. "G-Geh", forderte ich leise,  widmete mich dann dem Verband und fing an daran zu ziehen.

"Ich werde dich jetzt nicht alleine lassen. Nicht, wenn du gerade versuchst dich mit körperlichen Schmerzen abzulenken." Er löste meine Hand von meinem Arm und behielt sie bei sich.

Fest biss ich mir auf die Lippe und versuchte mich zu befreien, aber Louis' Griff war so fest, dass ich es nicht schaffte. "B-Bitte, lass los", bettelte ich und versuchte erneut mich ihm zu entziehen. "Harry... Love... Ich will dir nichts Böses. Ich möchte dir helfen. Kannst du dich auf meine Stimme konzentrieren? Schaffst du das?"

Bewusst hörte ich ihm nicht zu und versank stattdessen immer mehr in meinen Erinnerungen. Ich spürte wie mir die Tränen kamen und heiß über meine Wangen liefen. Plötzlich hallten meine eigenen Schreie durch den Kopf. Es schmerzte so sehr, dass ich die Orientierung verlor und schluchzend zusammenbrach.

Plötzlich war es mir egal, dass Louis das hier alles mitbekam. Mir war es nicht mehr wichtig das alles vor ihm zu verstecken und immer so zu tun, als wäre alles gut, wenn wir uns länger küssten. Ich spürte, wie in meinem Inneren etwas zerbrach und ich mich mehr an Louis Hand festkrallte. "L-Louis", weinte ich und schnappte nach Luft.

Ich hörte, wie er meinen Namen und noch etwas anderes sagte, doch so wirklich konnte ich mich auf keines seiner Worte konzentrieren. Alles wurde zu viel und ich wusste nicht mehr wo oben und unten war. Mir wurde immer schlechter und mein Magen fing an zu Schmerzen. Mit aller Kraft versuchte ich an meinem Arm zu kratzen.

Doch schnell spürte ich wieder Louis' Hände. Ich wollte sie loswerden, abschütteln, doch sie verursachten nicht so wie in meinen Erinnerungen Qualen, sondern eine Wärme, welche mich lauter aufschluchzen ließ.

Kraftlos sank ich immer mehr zusammen und biss auf meiner Lippe herum, bis ich eine Hand an meinem Mund spürte, welche mich daran hindere sie blutig zu beißen. Ich versuchte die Hand wegzuschlagen und wandte mich hin und her, doch plötzlich ging gar nichts mehr und ich schaffte es nicht mich zu bewegen.

Hilflos weinte ich lauter und fühlte mich unglaublich allein. Ich spürte, wie sich etwas Weiches über mich legte und es im Raum dunkel wurde. Mit verschwommendem Blick versuchte ich etwas zu erkennen, allerdings funktionierte es wegen den ganzen Tränen nicht.

Plötzlich umgab mich der Duft von Louis Parfüm mehr als vorher und ich wurde an eine muskulöse Brust gezogen. Zuerst wollte ich mich dagegenstemmen, doch es fühlte sich auf merkwürdige Art und Weise gut an und ich gab den Versuch mich von ihm zu lösen auf.

Mir wurde durch die plötzliche Ruhe ganz komisch und ich wälzte mich in Louis Armen etwas hin und her, bis sich der Griff um mich verstärke. Direkt stieg die Panik in mir. Doch umso länger der ganze Druck auf mich einwirkte, desto ruhiger wurde ich.

"Harry, ich bin bei dir. Es ist alles gut." Langsam konnte ich seine Worte wieder verstehen und krallte mich mehr an Louis. "I-Ich... I-Ich kann n-nicht. Er-", wimmerte ich und kam vom Weinen kaum noch Luft.

Louis begann mir durch die Haare zu kraulen, wodurch ich ein wenig ruhiger wurde. Trotzdem konnte ich mit dem Weinen nicht aufhören und presste mein Gesicht an Louis Brust. "Ich will nicht- Es... Es soll aufhören", flehte ich und versteifte mich, als die Erinnerungen an den Wald auftauchten.

Daran wollte ich nie wieder denken. Niemals wollte ich so etwas erneut fühlen, doch die Bilder und Emotionen machten sich in meinem Kopf breit.
Der Drang es endlich aus meinem Kopf zu bekommen wurde so extrem, dass ich stotternd anfing alles zu erzählen. Es musste einfach aus mir raus.

Während ich darüber sprach wurde mein Weinen weniger. Ich musste immer wieder aufhören zu reden und neu ansetzten, da es mir die Kehle zuschnürte. Als ich ihm sagte von dem ein Großteil der Narben kam und was vor einigen Jahren im Wald passiert war, sprach Louis kein Wort mehr.

Stumm schlang er seine Arme fester um meinen zitternden Körper und drückte mich an sich. Vollkommen ausgelaugt und aus Angst was er sagen oder auch denken würde, presste ich mein Gesicht an seine Brust und krallte mich an der Decke, welche über uns lag, fest.

"S-Schick mich nicht weg", schluchzte ich. "B-Bitte."

Durch die ganze Anstrengung bekam ich langsam stechende Kopfschmerzen und traute mich nicht mich zu bewegen. Louis fing an mir über den Rücken zu streicheln. Mit der anderen Hand fuhr er durch in meine Locken und strich mir vereinzelt ein paar Strähnen aus dem Gesicht.

"Ich werde dich nicht wegschicken, hörst du? Du bleibst hier. Hier bei mir. Es tut mir so unglaublich leid. Harry, sowas wird nie wieder passieren. Das lasse ich nicht zu."

Anschließend küsste er meine Stirn und kraulte mir wieder durch die Haare. "Nie wieder wird dir jemand solche schrecklichen Dinge antun."

Er... Er war nicht...? Louis war angewidert? Er drückte mich auch nicht weg. Stattdessen legte er seine Hand an meine Wange und strich mit seinem Daumen auf und ab. "Du bist so stark Hazza."

Ich wollte es verneinen, doch dazu fehlte mir die Kraft. Das Gefühl einschlafen zu müssen machte sich breit. Müde fielen mir meine Augen zu und alles nahm ich nur noch gedämpft war.

Ich spürte wie Louis meine Stirn küsste und noch eine zusätzliche Decke über uns ausbreitete. Da ich mich unter den Decken und so nah bei Louis wohl fühlte, verschwand das Zittern langsam. Als er wieder richtig neben mir lag küsste er meine Stirn erneut und zog mich an seine Brust.

"Ich hab' dich. Alles wird gut."
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25/02/2021

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