030 | Louis
Louis' P.o.V.
Wirklich erschrocken war ich wegen der Frage nicht. Ich hatte befürchtet, dass mein Chef mir diese Frage stellen würde. Was ich aber nicht gedacht hatte war, dass er dies in Anwesenheit von Harry tat. Des Öfteren hatte ich mir schon eine Antwort überlegt, doch jetzt so damit konfrontiert zu werden war nochmal komplett anders.
Ich hatte mich für das Lügen entschieden und das machte ich auch. Zwar war ich nicht wirklich gut darin, doch Herr Walker kaufte es mir ab. Das sagte mir zumindest mein Gefühl. Zufrieden lehnte ich mich zurück und wagte es nicht eine Sekunde zu lange Harry anzuschauen oder irgendwie mit Blicke darauf aufmerksam zu machen. Allerdings hatte ich meine Hand auf Harrys Oberschenkel und strich kurz auf und ab.
"Gut, denn wenn ich ehrlich sein darf, dann halte ich sie für schlau genug dies nicht zu tun. Sie können jetzt auch gehen. Ich werde alles weiterleiden und ihnen Bescheid geben, wenn die Gerichtsverhandlung startet. Denn das Verfahren wurde eingeleitet. Ich brauchte nur die zusätzlichen Informationen. Wir sehen uns dann erst wieder am Tag der Verhandlung."
Ich nahm meine Hand von Harrys Oberschenkel und stand mit ihm gemeinsam auf. Wir gingen zu Tür hinüber und kurz bevor ich nach Harry das Büro verlassen konnte räusperte Herr Walker sich ziemlich laut, weswegen ich mich verwirrt zu ihm umdrehte.
"Lernen Sie besser zu Lügen Herr Tomlinson, sonst könnte es vor Gericht sehr peinlich für Sie werden."
Etwas perplex blickte ich ihn an. Mein Mund wurde ganz trocken und mein Kopf war wie leergefegt. Was sollte ich denn jetzt darauf antworten? Doch Herr Walker zwinkerte mir auf einmal zu und scheuchte mich aus seinem Büro. "Seien Sie vorsichtig. Das ich das weiß ist nicht das Problem, es werden die anderen, wenn sie es herausfinden."
Benommen nickte ich und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Er hatte nichts gesagt. Überhaupt nichts. Immer noch verwirrt ging ich neben Harry her und öffnete die Zellentür. Ich war vollkommen in Gedanken, dass ich gar nicht merkte wie Harry mich zu sich zog und seine Arme um mich legte. Erst als er federleichte Küsse auf meinem Nacken verteilte erwachte ich aus meiner Starre und schaute zu ihm hoch. "Harry", murmelte ich leise und realisierte erst jetzt was er da überhaupt machte.
Ich legte meine Hände an seine Brust und drückte ihn sanft weg, als er nicht mit den Küssen stoppte. "Was-" Er war auf einmal komplett anders. "Ich habe es geschafft, ich habe geredet." Harry lächelte und steckte mich damit an. Harrys Haltung war auch weit aus entspannter als heute morgen. Glücklich darüber nahm ich meine Hände von seiner Brust und legte sie in seinen Nacken.
"Ja, du hast es geschafft", flüsterte ich und stellte mich auf Zehenspitzen. Bevor ich irgendwas hätte machen können küsste Harry mich. Seine Hände wanderten von meiner Hüfte an meinen Seiten hoch auf meinen Rücken. Ich erwiderte den Kuss und genoss seine Berührungen gerade mehr als alles andere. Wohlig seufzte ich in den Kuss und löste mich, als Harry damit begann mein Hemd aufzuknöpfen. "Was machst du denn?"
"Es darf nicht zerknittern, wenn du dich hinlegst." Nach dem mir Harry das Hemd ausgezogen hatte legte ich auch den Gürtel mit Funkgerät und Handschellen ab. Das Harry so die Initiative ergriff überraschte mich ziemlich, denn er zog mich zu dem kleinen Bett und zog mich fest an sich als er sich hingelegt hatte. Zaghaft legte ich meinen Kopf auf seine Brust. Ganz entspannen konnte ich mich jedoch nicht. Es war komisch, dass er so auf Körperkontakt aus war. Aber vielleicht lag das einfach an seiner guten Laune und da ich nicht wollte das dies aufhört genoss ich es einfach.
Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass Harry bald zum Abendessen musste. Allerdings zeigte mir das auch, dass ich bald Feierabend hätte. Seufzend stütze ich meinem Kopf auf meinem Arm ab und blickte zu Harry hinunter. Er hatte seine Augen geschlossen und war eingeschlafen. Der Tag war für ihn anstrengend genug gewesen.
Vorsichtig strich ich eine seiner Locken hinter sein Ohr und lächelte leicht, als Harry etwas leise im Schlaf murmelte. Ich beobachtete ihn weiterhin, legte meine Hand auf seinen Bauch und strich langsam auf und ab. Die gesamte Zeit behielt ich sowohl die Uhr als auch Harry im Blick. Doch umso länger ich hier lag, desto müder wurde ich und hier einzuschlafen konnte ich mir gewiss nicht leisten. Vorsichtig erhob ich mich vom Bett, zog mir mein Hemd an und legte den Gürtel wieder um.
"Harry." Sanft versuchte ich ihn zu wecken und strich immer wieder durch seine Haare. "Hazza", murmelte ich leise und beugte mich langsam über ihn und legte meine Lippen kurz auf seine. "Wach auf", flüsterte ich, lächelte als er blinzelte und seine Augen aufschlug. Ich nahm etwas Abstand und ließ ihm die Zeit wach zu werden. Als er sich aufsetzte lehnte ich an der Wand. "Es gibt jetzt gleich Abendessen und danach habe ich Feierabend."
Harry rieb sich die Augen und stand langsam auf. "Und morgen bist du wieder da?" Fragend sah er mich an und richtete seine Locken. "Ja, morgen bin ich wieder da." Ich brachte Harry zum Speisesaal und lehnte mich erschöpft gegen die Wand. Gleich sollte ich mich auf jedenfalls noch ausgiebig bei ihm Verabschieden.
"Hey." Erschrocken schaute ich von Harry zu Niall, welcher auf mich zukam und kurz seine Hand hob. "Hey Niall." Er nickte nur und lehnte sich dann ebenfalls an die Wand. Von der Seite beobachtete ich ihn und irgendwas gefiel mir nicht, doch ich konnte nicht genau sagen was mir nicht gefiel.
"Ist alles in Ordnung bei dir?" Niall zuckte leicht zusammen als ich meine Hand an seinen Arm legte. "Was ist los?" Er schüttelte leicht seinen Kopf und nahm etwas Abstand zu mir ein. Ich schnappte mir sein Handgelenk und schob den Ärmel seines Hemdes etwas hoch. Direkt blickte ich auf ein blaues Handgelenk. "Niall? Was ist das?" Ich hielt seinen Arm weiterhin fest und schaute es mir genauer an. Es war bereits geschwollen und unglaublich warm. Mit Sicherheit war es verstaucht oder gar gebrochen. Ich erinnerte mich an das letzte Mal wo er auch schon blaue Flecken hatte und sah direkt zu Zayn. "Er war es, oder? Schon wieder? Verdammt Niall!"
Zayn schaute im selben Moment hoch und setzte ein breites Grinsen auf. Meinen Blick wand ich direkt ab und schaute kurz zu Harry, welcher über seine Schulter hinweg ebenfalls zu Zayn blickte. Seine Muskeln waren vollkommen angespannt und seine Knöchel traten weiß hervor. Ich riss leicht meine Augen auf und biss mir auf die Lippe. Ich hätte vielleicht doch etwas leiser sein soll. Oh Gott, hoffentlich passierte jetzt nichts. Schluckend drehte ich mich wieder zu Niall und sah ihn besorgt an.
"Louis, lass gut sein. Bitte", murmelte Niall und schob den Ärmel wieder hinunter. "Nein, das werde ich gewiss nicht. Du hast auch gleich Feierabend und dann reden wir." Aber so wie ich es erwartet hatte schüttelte mein Kollege seinen Kopf. "Es geht nicht, tut mir-"
"Und wie das geht. Niall, wie ist das überhaupt passiert?"
"Handschellen..."
"Warte was?" Ich atmete tief durch und faste mir an den Kopf. "Was habt ihr gemacht?", zischte ich leise und schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen an. "Er hat das nicht mit Absicht gemacht. Sonst war er auch immer sanft."
Ich riss meine Augen auf und schaute ihn geschockt an. "Wie bitte? Sag mir bitte nicht ihr habt es schon öfter in der Zelle getrieben. Oh mein Gott, Niall!" Beschämt schaute er zu Seite und nickte leicht. "Das mit Zayn ist ein Fehler, ich hoffe du weißt das."
"Ach, du und Styles? Du kannst mir nichts vormachen, schau ihn dir doch mal an. Sein Blick liegt die ganze Zeit auf dir. Und du? Du siehst ihn an wie ein kleines verliebtes Mädchen. Also schreib mir nichts vor." Entrüstet sah ich ihn an. "Wir reden gleich weiter." Da die Zeit um war ging ich schnell ging zu Harry und brachte ihn in seine Zelle zurück.
"Was hat Zayn deinem Freund angetan?" Ich schüttelte meinen Kopf und legte meine Hand auf Harrys Brust. "Das ist meine Sache. Denk bitte nicht weiter darüber nach. Ich möchte nicht nochmal sehen wie du vollkommen blutüberströmt dein Leben verlierst." Harry nahm meine Hand von seiner Brust und nahm sie in seine. "Zayn verdient es." Ich nickte leicht und schüttelte dann mit meinem Kopf. "Ja, womöglich verdient er es, aber du wirst die Finger stillhalten. Du bist kurz davor das hier alles hinter dir zu lassen und ein neues Leben anzufangen."
"Diesmal weiß ich aber wie er kämpft. Ich bekomme das hin."
Schnell schüttelte ich meinen Kopf. „Harry ich bitte dich! Streich dir das aus dem Kopf. Bitte denk nicht weiter darüber nach. Ich flehe dich an. Stell nichts Dummes an, solange ich weg bin."
"Ich möchte dich nicht enttäuschen. Bist du denn bei meinem neuen Leben dabei?"
Bei Harrys Worten fing ich an zu lächeln und nickte schnell. "Ja, wenn es das ist was du willst." Harry nickte schnell und legte seine Arme um mich. Ich glaube den heutigen Tag werde ich nicht vergessen. Harry hat heute so viele Fortschritte gemacht, dass es mir regelrecht Angst machte. Nicht, dass er sich wieder zurückzog. Aber momentan gab es ja keinen Anlass dazu. Hoffentlich blieb es dabei.
"Ich muss dann jetzt los und mit Niall reden. Wir sehen uns morgen." Ich stellte mich auf Zehenspitzen und küsste ihn kurz, drückte ihn nochmal fest und ging dann aus der Zelle. Naja, eigentlich wollte ich das, denn Harry hielt mich zurück und murmelte etwas. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und bat ihn seine Worte zu wiederholen.
"Ich mag dich. Sehr sogar."
Mit großen Augen schaute ich ihn an und setzte an etwas zu sagen, doch ich war vollkommen überrumpelt. Nach einem kurzen Moment hatte ich mich wieder gefasst und trat näher an ihn heran. "Ich dich auch Harry." Er begann zu lächeln und schob mich dann aus der Tür hinaus. "Geh zu deinem Kollegen. Wenn ich Zayn schon nichts antun darf."
Keine zehn Minuten später stand ich an mein Auto gelehnt auf dem Parkplatz und zog an meiner Zigarette. Den heutigen Tag würde ich niemals vergessen. Vielleicht sollte ich dafür sorgen, dass Harry immer gute Laune hatte. Sein Verhalten heute war jedenfalls eine unglaubliche Verbesserung. Ich atmete erleichtert auf, als Niall hinauskam und vor mit stehenblieb.
Ich schnippte die Zigarette auf den Boden, trat sie aus und schaute zu ihm. "Setzten wir uns rein und fahren zu mir. Dann reden wir ganz in Ruhe." Doch sobald sich Niall auf den Beifahrersitz gesetzt hatte begann er an zu weinen und versteckte sein Gesicht in seinen Händen. Etwas überfordert versuchte ich ihn mit aufbauenden Worten zu trösten. Immer wieder strich ich vorsichtig über seinen Oberschenkel und legte meine andere Hand auf seine Schulter.
"Es tut mir so leid", murmelte ich und biss mir fest auf die Lippe. Ihn so zu sehen tat unglaublich weh. "Er- Er hat-" Ich schüttelte meinen Kopf. "Ich kann es mir schon denken. Du musst es nicht aussprechen. Hast du noch weitere Verletzungen?" Da er nickte entschloss ich mich dazu ihn ins Krankenhaus zu bringen. "Wir fahren ins Krankenhaus, die müssen dich untersuchen." Niall riss seinen Kopf hoch und schüttelte diesen. "Nein, Nein!" Da ich jedoch derjenige war, der hinterm Steuer saß fuhr ich direkt Richtung Krankenhaus. "Louis! Hör auf, lass das. Ich will das nicht." Er bettelte immer weiter. Doch ich blieb stur und hielt erst wieder an, als wir am Krankenhaus ankamen. "Hast du Schmerzen?" Ich schaute zu Niall, welcher mit dem Kopf schüttelte. "Ich- Ich habe Schmerztabletten eingeworfen."
"Wie viele?" Doch daraufhin sagte er nichts und schaute aus dem Fenster. Seufzend stieg ich aus, ging um das Auto herum und öffnete die Beifahrertür. "Komm, wir gehen rein." Zuerst sträubte er sich, doch ich redete ihm ins Gewissen und konnte ihn davon überzeugen mit mir zu den Ärzten zu gehen.
Es hatte Stunden gedauert bis ich endlich vor dem Wohnkomplex parken konnte, doch ich stieg nicht aus. Vollkommen übermüdet strich ich mir durch die Haare und kramte mein Handy hervor. Schnell speicherte ich Nialls Nummer ab, welcher er mir noch mitgegeben hatte und schrieb eine Nachricht.
01:53: Hallo Niall, ich bin's Louis. Ich komme morgen zum Mittagessen vorbei. Versuch dich auszuruhen.
Als ich in meine Wohnung trat, ging ich direkt ins Bad und riss mir förmlich die Klamotten vom Leib. Schnell stellte ich mich unter die Dusche. Das Wasser stellte ich so heiß ein, dass es schon auf der Haut brannte.Geschafft lehnte ich meinen Kopf gegen die Fliesen und atmete schwer aus.
Zayn hatte dafür gesorgt, dass Niall nicht nur ein gebrochenes Handgelenk, sondern auch leichte innere Blutungen und eine eingerissene Darmwand hatte.
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2107 Wörter 24/09/2020
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