002 | Harry
Harrys P.o.V
Ich schaute mir die Verankerung im Boden genauer an. Ich wusste das ich angeschaut wurde. Ich wollte die Blicke nur nicht erwidern. Sicherheitsverwahrung, Isolationshaft oder wie auch immer man es neben möchte, ich wollte es nicht. Tagelang niemanden zu sehen ist schrecklich. Gerne ließen sie dann auch das Essen ausfallen. Es lässt dich wie ein Monster fühlen. Vielleicht war das auch der Sinn dahinter.
Der neue hieß also Louis. Was war mit John? Hatte John es satt? Seufzend blickte ich hinauf und schaute direkt in blaue Augen, welche sich schnell von mir abwendeten.
"So, da jetzt etwas Ruhe eingekehrt ist, werde ich mich vorstellen. Mein Name ist Liam Payne. Ich bin dein Psychologe Harry. Wir werden uns mindestens einmal mal die Woche sehen."
Ich schaute ihn entsetzt an.
"Wir werden vorerst über das reden was du möchtest. Zur Eingewöhnung", fuhr er fort. " Louis ist ab sofort dein Wärter. John hat aus familiären Gründen den Dienst vorerst quittiert."
Ich war sprachlos. John war seit dem ich hier war mein Wärter, und das waren schon ein paar Jahre. Er kannte mich in und auswendig. Er wusste wann er was sagen konnte und wann nicht. Er wusste so vieles.
"Ich will keinen neuen Wärter", murmelte ich leise. Es regte mich auf. Es regte mich maßlos auf.
"Harry? Schau mich an, wir schaffen das schon." Jetzt meldete sich der Neue zu Wort. Er schaute mich lächelnd an. Sein Lächeln hatte etwas. Ich wusste nicht was es war, aber es lies mich glauben. Allerdings störte die Wunde an seiner Lippe dieses Lächeln. Vorher waren sie makellos.
"Na bitte, dass klingt doch schonmal gut." Liam durchbrach die Stille. Ich schaute ihn mir genauer an. Seine braunen Augen sahen freundlich aus, seine Haare trug er leicht verwuschelt, allerdings sah es gewollt aus. Unter dem Kittel zeichneten sich Muskeln ab. Sein Griff war außerordentlich stark. Mein Geschmack war es jedoch nicht. Ich mochte Männer, die sich meinen Willen beugten und nicht ihren mir aufzwängen.
Mit der Zeit merkte ich wie unangenehm die Position war in der mich die Ketten hielten. Meine Ungeduld nahm stetig zu. Ich versuchte mich etwas anders hinzusetzen. Das glückte mir jedoch wenig.
"Ich will keine Therapie, ich will keine Hilfe, ich will keinen neuen Wärter und vor allem will ich in meine Zelle zurück."
Liam begann den Kopf zu schütteln. "Harry, ein Angriff auf Staatsdiener wird mit Isolation bestraft. Du hast zwar niemanden schwerwiegend verletzt, jedoch war es ein Akt der Gewalt. Deine Zelle wirst du vorerst nicht wiedersehen." Ich wollte nicht belehrt werden. Vor allem nicht von einem Psychologen.
Meine Laune verschlechterte sich mit jedem Wort ,welches über seine Lippen kam. Ich spannte mich langsam an und zog an den Ketten. In meinem jetzigen Zustand richtete dies natürlich nichts aus. Meine Muskeln waren zu sehr beansprucht. Es fühlte sich wie Muskelkater an.
"Eine Sache habe ich vergessen. Du wirst lernen müssen nicht bei jeder Berührung Gewalt als Ausweg zu nutzen." Liam stand auf und kam auf mich zu. Ich zog die Luft ein und spannte mich bei jedem Schritt den er machte mehr an.
"Ich werde dich jetzt berühren. Ich möchte mir ein genaueres Bild deiner Reaktionen machen." Ich schnaubte.
Das gerade war doch ein genaues Bild.
Angst vor den Schmerzen und vor dem was ich noch anrichten konnte, wandte ich mich auf dem Stuhl hin und her. Ein Anfall pro Tag war schon genug. Ein Weiterer wäre zu viel.
Er hob seine Hand an und legte sie einfach auf meinen Arm. Das bekannte Kribbeln setzte ein, meine Haut spannte als meine Muskeln sich zusammenzogen. Mir tat alles weh. So ein Anfall verlangte meinem Körper einiges ab. "Nimm sie weg", zischte ich.
Als er seine Hand nicht wegnahm sah ich schwarz. Ich begann schwer zu atmen und wollte seine Hand abschütteln. Ich konnte mich jedoch kaum bewegen. Alles war verspannt. Meine Muskeln fühlten sich an als würden sie jede weitere Sekunde, die er mich berührte, versteinern.
"Hör auf." Das war das Einzige was ich noch über meine Lippen brachte, bevor ich mir so stark auf die Lippen biss, dass das Blut langsam hervorquoll und mir über das Kinn hinunter auf den Boden tropfte. Ich sah im Augenwinkel wie Louis mit gestocktem Gesicht aufstand und ein paar Schritte zurücktrat.
Ich versuchte es zurückzuhalten. Ich versuchte es wirklich.
Doch mit einem Mal platze es aus mir heraus. Die Ketten hielten stand, die Verankerung jedoch nicht und so stand ich blitzschnell auf und legte die Ketten um Liams Hals.
"Ich habe gesagt, dass du aufhören sollst",spuckte ich aus. Mein ganzer Mund schmeckte bereits nach Blut. Ich zog die Ketten zusammen und konzentrierte mich ganz auf den Mann, den ich in meiner Gewalt hatte. Er schaute mich mit wässrigen Augen an und schnappte nach Luft. Ich zog die Ketten enger und genoß das Gefühl wieder die Oberhand zu haben. Es erfüllte mich mit einer gewissen Befriedigung.
Plötzlich fühlte ich etwas kaltes an meiner Seite. Verwirrt blickte ich hinunter und sah wie Louis seine Hand auf meinem Körper platzierte. Seine kleine, schmale Hand befand sich auf der höhe meiner Rippen.
"Atme tief durch Harry." Seine Stimme klang verunsichert.
"Lass ihn los Harry, bitte. Ich weiß das du es kannst." Nun klang er etwas sicherer. Louis nahm seine Hand zitternd von meiner Seite und legte sie nun auf meinen Arm. "Konzentriere dich auf mich. Bitte."
Langsam lies ich die Ketten um Liams Hals lockerer werden. Ich hörte wie er tief nach Luft schnappte und sich anschließend von mir wegdrückte, nur um auf dem Stuhl fallen zu lassen und um seinen Hals abzutasten.
"Ich wusste das du es schaffst", lächelte Louis und nahm seine Hand endgültig weg. Das Kribbeln an dieser Stelle lies langsam nach. Ungläubig blickte ich zu ihm hinunter. Louis nahm wieder einen gewissen Abstand ein.
"Styles kommt in Isolation. Sofort", japste Liam in sein Telefon.
Nach kurzer Zeit kamen drei Wärter. Bedacht darauf mich nicht anzufassen, nahmen sie die Ketten und zogen mich in Richtung der Isolationszellen.
Jeder einzelne Schritt tat weh. Es fühlte sich an, als würde jede Faser meines Körpers schreien. Für mich war es zu viel an einem Tag. Ich wollte Ruhe.
An den Zellen angekommen, wurde die Tür aufgeschlossen. Die Zellen in diesem Teil des Gebäudes waren kleiner als die normalen Zellen. Hier hatte gerade mal ein Bett und eine Toilette mit Waschbecken platz. Ein Fenster gab es nicht.
Murrend lies ich mir die Ketten abnehmen. Als die Wärter verschwanden und die Tür geschlossen wurde, atmete ich durch und begab mich zum Waschbecken. Mit etwas Wasser spülte ich meinen Mund aus und versuchte den Geschmack des Blutes wegzubekommen.
Anschließend setze ich mich auf das Bett und starrte an die Wand.
Sie hatten nicht gesagt wie lange ich hier in der Isolation bleiben soll. Ich dachte daran, dass es mal wieder für ein paar Tage sein wird. Allerdings länger als sonst. Nicht zu vergessen wie sich versuchter Mord auf die Gesamtzeit der Inhaftierung auswirkte.
Tief atmete ich ein und seufze. Ob es mir leid tat?
Da ich nun endlich zur Ruhe kam, merkte ich wie die Müdigkeit mich überrollte und meine Augen immer wieder zufielen. Ich versuchte gar nicht erst Widerstand zu leisten und ließ mich in die harte Matratze fallen.
"The most terrible poverty is loneliness, and the feeling of being unloved."
― Mother Teresa
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1218 Wörter 22/04/2020
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