001 | Louis
Louis P.o.V.
Gähnend rieb ich mir die Augen und schlug meine Bettdecke beiseite. Grummelnd machte ich den Wecker aus und begab ich mich mit schlurfenden Schritten in das anliegende Bad.
Ich warf einen Blick in den Spiegel und seufzte, als ich ein neues graues Haar entdeckte. Ich war gerade mal seit 3 Jahrzehnten auf dieser Erde und schon verließ mich die Farbe meiner Haare.
Ich zog mir meine Boxershorts aus und stellte mich in die Dusche. Das Wasser prasselte auf meine Schultern, ich legte den Kopf in den Nacken und genoß die Wärme, welche vom Wasser ausging.
Ich versuchte mich etwas zu entspannen. Heute war meiner erster Arbeitstag seit meiner Knieverletzung. Da ich dadurch ziemlich eingeschränkt bin, momentan zumindest, war eine Versetzung unumgänglich.
Nach dem Duschen erledigte ich noch andere Dinge im Bad, frühstückte und setzte mir einen Tee zum Mitnehmen auf. Immer noch mit einem Handtuch um die Hüften ging ich zum Kleiderschrank und holte die Uniform hervor. Nach einer kurzen Bedenkzeit zog ich die Uniform an und betrachtete mich im Spiegel.
Ob das heute alles reibungslos abläuft wird? Hochsicherheitsgefängnisse sind nicht um sonst keine beliebten Arbeitsplätze.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich dringend losmusste. Ich schnappte mir meinen Tee und die Autoschlüssel.
Nach einer 20 minütigen Autofahrt parkte ich auf dem Mitarbeiterparkplatz. Ich biss mir auf die Lippe als mein Knie zu pochen anfing. Leise stöhnte ich auf und rieb mir leicht mein Knie. Lass mich wenigstens heute nicht im Stich. Ich nahm einen letzten Schluck von meinem Tee und stieg aus dem Auto aus.
Daraufhin begab ich mich direkt in das Gebäude und meldete mich zum Dienst. Nach einer kleinen Rundführung, sowie der Aushändigungen meiner Ausstattung kam ein Mann auf mich zu.
"Hallo, mein Name ist Liam Payne. Du bist bestimmt Louis Tomlinson, richtig?"
"Ja", nickte ich. "Aber nenn mich einfach Louis."
"Schön, also dann Louis, ich bin der leitende Psychologe. Du bist für einen meiner neuen Schützlinge verantwortlich. Bitte hol ihm im Speisesaal ab, er sitzt an Tisch Nummer 7. Alles weitere klären wir dann in meinen Räumlichkeiten, schließlich weiß er auch noch von nichts."
Und schon war er wieder weg.
Etwas sprachlos schaute ich ihm hinter her. Schützling? Etwas überrumpelt bahnte ich mir den Weg zum Speisesaal. Nach ein paar anfänglichen Schwierigkeiten, da ich die falsche Richtung einschlug, fand ich den Speisesaal und betrat diesen.
Tisch 7...Tisch 7... Als ich ihn endlich fand, betrachtete ich den Mann welcher an diesem saß. Er sah relativ jung aus. Seine Locken waren leicht verwuschelt und umspielten sein Kinn. Er sah gut aus. Erschrocken über meine eigenen Gedanken, ging ich langsam auf ihn zu.
"Es geht jetzt zur Therapie." Er schaute auf und ich blickte direkt in seine grünen Augen. Und was für ein unglaublichen grün es war.
"Wo ist John?" Da ich es selber nicht wusste und bevor ich etwas falsches sagte, entschloss ich mich dazu lieber nichts zu sagen.
Ich trat näher an ihn heran und wollte mit dem Schlüssel, der mir beim Rundgang gegeben worden, ist die Ketten öffnen.
"Lass es mich bloss selber machen", brachte er zischend hervor. Ich stockte leicht und schüttelte leicht meinen Kopf. Ein Häftling die Schlüssel geben? Wie kommt er den auf so eine Idee?
"Neu hier? Dich hat anscheinend keiner informiert, huh? Wenn du mich berührst kann ich nicht versprechen das du gesund und munter den Laden nach Dienstschluss verlässt", sagte er mit einem warnenden Unterton in seiner Stimme.
Ich stoppte in meiner Bewegung und atmete kurz durch. Bedacht ihn nicht zu berühren schloss ich die Kette, welche seine linke Hand umschloss auf und verband beide Hände wieder miteinander.
Als er sich aufstellte musste ich aufgrund seiner Körpergröße schlucken. Worauf hatte ich mich da eigentlich eingelassen. Wäre ich doch lieber hinter dem Schreibtisch geblieben. Aber nein, Tommo braucht ja immer etwas Gefahr. Am Schreibtisch wäre der Tacker wohl das gefährlichste gewesen.
Noch leicht in Gedanken versunken zog ich an der Kette, um ihn zu signalisieren das wir los mussten. Anstatt hinter ihm zu laufen, lief ich vor und versuchte mich an den Rundgang zu erinnern. Glücklich darüber, den Weg dann doch noch gefunden zu haben machte ich vor den Räumlichkeiten im Therapietrakt halt und drehte mich dabei um. Ich streifte mit meiner Hand leicht den Oberarm des Häftlings. Zu meinem Erstaunen fühlte sich seine Haut unglaublich warm an. Angenehm warm.
Ich blickte nach links und rechts und versuchte Liam ausfindig zu machen. Vermutlich kommt er gleich. Plötzlich fühlte ich mich ziemlich behaglich und schaute zu dem Häftling. Seine Körperhaltung war auf einmal ganz anders, seine Augen veränderten sich.
"Oh nein." Was passiert hier gerade? Etwas entsetzt schaute ich ihn mit großen Augen an.
"Lauf. Ketten halten nicht ewig." stieß er keuchend aus.
Laufen.. Ganz schlechte Idee, ich konnte vielleicht höchstens etwas schneller gehen.
Er begann seine Arme anzuspannen und an den Ketten zu ziehen. Ein lautes peitschen erklang als der die Handschellen um seine Handgelenke durchbrachen. Ich drehte mich um und wollte Hilfe holen als mich zwei große Hände an meinen Schultern packten und rumrissen. Der Druck an meinen Schulter nahm stetig zu und vor Schmerzen fing ich an mein Gesicht zu verziehen. Ich wollte etwas sagen, aber meine Stimme blieb weg. Ich hätte mich für den Tacker entscheiden sollen.
Ich hörte auf einmal schnelle Schritte hinter mir und Liam tauchte in mein Blickfeld auf.
"Harry, tief Luft holen. Versuch dich zu ent-" Ihm wurde das Wort abgeschnitten, als Harry sich aufbäumte und mit einer Faust unglücklich seinem Kiefer traf. Dieser keuchte auf und zog die Luft ein, drehte sich jedoch schnell um seine eigene Achse und stand hinter Harry.
Ohne lange zu überlegen nahm ich genügen Abstand zu den beiden Männern vor mir ein. Liam legte seine Arme um das Genick von Harry und flüstere ihm etwas zu.
Was passiert hier gerade?
Harrys Körperhaltung schien sich nicht zu entspannen, jedoch machte er keine Bemühungen aus dem Griff zu entkommen.
Blut lief mir mittlerweile zum Kinn runter.
"Louis geht es? Geh schonmal in den Raum und setzt dich. Ich schaue mir das gleich mal an."
Verwirrt fasste ich an meine Lippe und merkte das ich sie aufgebissen hatte. Ich öffnete die Tür auf die Liam zeigte und schaute mich etwas um. Eine Liege und etwas medizinische Ausrüstung in verschlossenen Schubladen, sowie ein großer Schreibtisch und mehrere Stühle an der einen Wand füllten den Raum aus.
Liam kam mit Harry, immer noch fest im Griff hinein und setzte ihn auf einen der Stühle nieder. Nahm neue Handschellen und verankerte die Ketten in einer Vorrichtung am Boden.
"Louis setz dich bitte." Ohne lange nachzudenken tat ich dies, mein Kopf fing langsam zu pochen an. Wegen dem Stress gerade meldete sich auch mein Knie wieder.
Liam kam mit ein paar Tüchern auf mich zu und hielt sie mir hin. "Sonst ist dir nichts passiert?"
"Nein.. sonst ist nichts passiert", murmelte ich und drückte die Tücher gegen meine Lippen. Ich fuhr langsam mit meiner Zunge über die Unterlippe und zischte leise, als es an einer Stelle brannte.
"Aufregender erster Arbeitstag, oder?", schmunzelte Liam. "Tut mir leid, ich hab nur die Mitteilung bekommen, dass ich einen neuen Patienten habe. Hätte ich vorher in seine Akte geschaut, hätte ich dich auf keinen Fall ihn abholen lassen. Wie gut das ich doch nochmal reingeschaut habe. Ich hoffe dich verschreckt es nicht."
Jedoch hörte ich ihm nicht wirklich zu sondern beobachte Harry, welcher seinen Blick auf den Boden gerichtet hatte. Er wirkte vollkommen abwesend und sein Blick war leer. Das grün in seinen Augen war auch dunkler und matter, als zuvor.
Ich entschloss mich dazu ihm zu helfen, um dieses wunderbare grün in seinen Augen eines Tages für immer sehen zu können.
"One of the most important things you can do on this earth is to let people know they are not alone."
― Shannon L. Alder
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1305 Wörter 17/04/2020
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